Mittwoch, 7. August 2019

Wiedersehensfreude

Wie schön ist es sich wieder in einen
Roman zu ganz vertiefen und dabei
Alte Bekannte wiederzutreffen
Wie es mir gerade geschieht in
Pawel Hueiles Castorp mit dem
Vertrauten Freund Hans Castorp
Der im Zauberberg einst mir zuerst
Begegnet war und nun jünger noch
Als fahrender Student auftaucht
Welch faustische Anspielung
Unterwegs nach Danzig um
Dort sein Studium fortzusetzen

Manches klang schon vertraut
Wie das Gespräch mit Konsul
Tienappel im heimischen Hamburg
Der Reisen in den Osten kritisch
Gegenübersteht aber Hans doch
Wie immer streng hanseatisch dabei
Beisteht seinen Weg zu gehen
Ihn aber vorm östlichen Charakter
Der dem norddeutschen fremd sei
Doch weitsichtig warnen möchte
Den Suchenden aber nicht halten kann
Der seinem Studium angemessen
Mit einer Schiffsreise auf einem Frachter
Des Norddeutschen Lloyd beginnt

Wie sehr taucht Hueille schon in der
Ersten Beschreibung der Rituale an Bord
In die besondere Welt des Zauberberg ein
Der sich von der Zeit völlig gelöst längst
Über die Rituale einen Rahmen gab
Den Mann mit viel Humor so genial
Beschrieb mit den kleinen menschlichen
Katastrophen wie sie Hans auf dem Weg
Nach Danzig nun auch auf der Merkur
Erlebt wo Charaktere mit ihren ganz
Besonderen Eigenarten die Mahlzeiten
Quasi rituell prägen als hier Passagiere
Was dort Patienten schon waren die
Im Schatten des Todes noch lebten um
Ihre mehr oder weniger großen Schatten
Die der dort Kapitän Hofrat Behrens
Mit vorgeblicher Fachkunde als Arzt
Zu entdecken wusste wenn er nicht
Als Maler dilettierte am Oberkörper
Den er mit rheinischen Kommentaren
Die er distanzlos zum besten gab
Sonst der Gesundheit wegen durchleuchtete

Ist nun der Maschinist der Merkur der
Hans mit in den Maschinenraum nimmt
Der sonst keinen interessiert der neue
Mentor als rational nüchterner Ingenieur
Ein Wiedergänger von Settembrini auf
Jenem Frachter nach Osten der doch
Genial schon den Namen des Gottes
Der Frechheit trägt den wir auch als
Hermes kennen als halbgebildete Bürger
An Nadolnys Roman dabei noch denkend
Was ahnen lässt wohin die Reise führt
Die Hans nach Danzig nur bringen soll
Wozu es keine Kenntnis hermetischer
Geheimnisse bräuchte in diesem so
Wunderbaren Roman voll alter Freunde
Bei dem ich mich später schon auf die
Polnische Gräfin freue die älter als Hans
Diesem über die Effi Fontanes zu seiner
Östlichen Obsession werden soll
In der er sich erstmals schon völlig
Aus guter norddeutscher Ordnung verliert

So werden mir bei der Lektüre diesmal
Manch vertraute Freunde indirekt wie
Kaum verkleidet noch begegnen
Freue mich sehr auf dies Flanieren
Mit alten Bekannten durch Danzig
Um das Grass auch noch in seiner
Blechtrommel in Momenten genial
Kreiste auch wenn dieser häufiger
Sich verlor als Mann oder bis jetzt
Hueile der wundebar mannsch plaudert
Knapp über 33 Seiten erst und doch
Öffnete sich schon ein Universum
Das mit Verbindungen so sehr spielt
Wie die Literatur auf die Suche schickt
Nach der verlorenen Zeit die auch
Ein Echo am Ende des langen Stegs
Der den Titel so genial hier ziert
Findet der dem leidenschaftlichen Leser
Ein Universum der Literatur neu öffnet
Es polnisch neu spiegelt um damit
Wiederum östliche Brücken zu bauen
Was eigene wie alte Geschichte weckt
Und so freue ich mich als Leser voller
Anregungen und Gedanken auf die
Reise durch vertraute Welten
Fühle mich längst Zuhause

Hans selbst trat schon gewohnt nüchtern
Als echter Humanist im Diskurs auf der
Hier sein schüchtern erster öffentlicher
Auftritt war und gab ihm so jünger noch
Die Haltung des Literaten Settembrini
Machte ihn quasi zum eigenen Mentor
Offenbarte so eine wunderbare Welt
Die ich als Leser voller Gedanken
Bei den Brücken zwischen Kulturen
Nun weiter lustvoll antreten werde

jens tuengerthal 7.8.2019

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