Dienstag, 27. August 2019

Geistbegeistern

Für den Geist zu begeistern
Bringt auch schlichte Geister
Plötzlich dazu Montaigne den
Großen Essayisten vom Ende
Der Renaissance der noch so
Sehr in ihrem Geist aufwuchs
Mit Begeisterung zu lesen lässt
Sogar sonst überzeugte Linke
Die Größe des adeligen Denkers
Erkennen über seine Bescheidenheit
Wie seinen scharfen Sinn für Ironie
Gar sein soziales Denken gegenüber
Indianern oder Sklaven aus den
Gerade neu entdeckten Kolonien
Wie dann plötzlich ein Montaigne
Für sonst dogmatisch linke Menschen
Die Brücke zur Antike wieder baut
Mit seinen Zitaten aus dem Lukrez
Was Geistbegeisterten Buchhändler
Gleich den logischen Bogen auch
Zu Epikur schlagen lässt in jenen
Garten der Freunde der als erster
Wie einziger bis zum Beginn der
Moderne teilweise sogar bis heute
Frauen wie Männer gleich zuließ
Unter Freunden dort über die Lust
Als Lebensprinzip debattierte um
Die Bedeutungslosigkeit des Todes
Zu erkennen der Lebende nicht
Berührt was aber jeden berührt
Egal wie seine sonst Einstellung
Zur Organisation der Gesellschaft
Sterben und sich damit abfinden
Müssen wir alle irgendwann doch
So schafft die Begeisterung für einen
Großen Geist plötzlich einen vorher
Bloß Laden in einem Einkaufszentrum
Zu einem geistigen Ort zu machen
Weil der große Geist Montaignes
Brücken immer noch bauen kann
Erlebe es und betrachte es dankbar

jens tuengerthal 27.8.2019

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