Freitag, 2. August 2019

Literaturbrücken

Effi Briest liebte ihre Schaukel
Fontane lässt sie als eine seiner
Starken Frauenfiguren vom Leben
Kräftig durchschaukeln wenn die
Leidenschaft sie zu Maior Crampas
Treibt was diesen am Ende umbringt
Sie ausgestoßen einsam werden lässt
Die willenlos die Jugendliebe ihrer
Mutter heiratete als eine gute Partie
Der alte Briest noch hilflos vom weiten
Feld das eben alles sei raunt nimmt
Pawel Huelles die Geschichte als Pole
Zu dessen Land auch Danzig heute
Gehört auf und lässt den einst noch
Danziger Studenten Hans Castorp
Sie in Liebeswirren lesen um sich
Wie die deutsche Bovary völlig im
Gefühl für die reiche polnische Erbin
Die zehn Jahre noch älter ist als er
Deren Geliebter ohne Duell ermordet
Völlig überrascht verwirrt zu verlieren
Wobei er ganz der Ingenieur plötzlich
Den vorher langweilig empfundenen
Roman ganz genau untersucht
Auf seinen Konstruktionsplan hin
Der ihn Parallelen wie geniales
Selbst betroffen entdecken lässt
Um schließlich der verehrten Polin
Nachzureisen mit ihr gemeinsam
Den Roman zu lesen der so zur
Brücke für kurze Zeit ihnen wird
Auch wenn es erotisch nicht über
Einen Kuss auf die Stirn hinausgeht
Stehen Fontane und Mann als
Große Paten einer deutsch-polnischen
Liebesgeschichte und wer sähe nicht
In jener Wanda Pielecka auch eine
Clawdia Chauchat die als Frau aus
Dem Osten auch einfach im Nichts
Als wäre sie nie alles gewesen ihm
Verschwindet die treue deutsche Seele
Völlig verstört bis ins Bordell treibt
Wovon nur die Rückkehr in die gute
Bürgerliche Existenz nach Hamburg
Ihn wieder rettet um wenig später
In Davos am Zauberberg der Welt
Trotz des Aufklärers Settembrinis
Verloren zu gehen allem Zeitmaß
Längst im Sanatorium entglitten
Wieder von östlicher statt nordischer
Also klarer Liebe völlig wie betäubt
Stehen wir nordisch geprägten
Menschen betroffen daneben
Fragen was von Treue uns bleibt
Aber sehen auch plötzlich die
Großen Brücken die Literatur baut
Einander besser zu verstehen
So hallen viele verlorene Lieben
Plötzlich parallel in mir nach
Die Märkerin die ihren östlichen
Mann mit mir betrog oder die
Geliebten und Liebsten mit mal
Östlichen Wurzeln denen ich
Einfach verschwand oder die mir
Spurlos entglitten genau wie jene
Aus dem tiefen Westen dafür
Katholisch wie alle die mir je so
Wortlos verschwanden was mich
Der große Pläne schon hatte wie
Sie Huelles Castorp noch in
Fontanes Effi einst entdeckte so
Verwirrt wie fassungslos zurückließ
Bis ich die relative Brücke entdeckte
Die alle großen Geschichten am Ende
Doch als geteilten Traum verbindet
Auch wenn manches nie lebbar
Endet was nicht sein soll eben
Im Nichts um Raum für neue
Brücken über dieses frei zu machen
Die ihrem eigenen Plan folgen wird
Alles Leben eines Tages Geschichte
Ohne Urteil über diese schafft große
Literatur es stets Brücke zu werden
Was mehr könnten wir je sein wollen
Als eine Geschichte der Literatur die
Brücken zwischen Kulturen baut als
Vielleicht nach Norden dazu schauen

jens tuengerthal 2.8.2019

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