Sonntag, 2. Dezember 2018

Ehemoral

Die erste Aufgabe des Moralkodex
Ist die Regelung des ewigen Kampfes
Der Geschlechter als Quelle der Zwietracht
Die Ehe ist die grundlegende Sexualregelung

Sie ist eine Verbindung von Gefährten
Zur Pflege der erhofften Nachkommen
Dabei kannte sie als veränderliches Institut
In der Geschichte alle erdenklichen Formen

Erfunden haben die Ehe schon die Tiere
Die teilweise sogar in Monogamie leben
Womit sie älter als der Mensch schon ist
Selten sind Gesellschaften ohne eine Ehe

Doch finden sich an vielen Orten der Welt
Immer wieder auch Spuren freien Lebens
Ohne jede Form der Ehe bei der teilweise
Frauen als Gemeingut benutzt wurden

Spuren dieser Form des Zusammenlebens
Finden sich in allen Kulturen besonders da
Wo Monogamie als unnatürlich bezeichnet
Wie der zeitweisen Lockerung der Schranken

Bis heute findet sich dies etwa im Karneval
Dem Brauch dem Gast die Ehefrau anzubieten
Auch im ius prima noctis zeigte es sich als
Vermutlich Überbleibsel alter Stammesrechte

Verschiedene Formen der Probeehe sind
Ausdruck sexuell ungebundenen Lebens
Bei dem teilweise Mädchen vor der Ehe
Mit jedem Mann des Stammes verkehrten

Die leichte Auflösung solcher Probeehen
Erinnert etwas an heutiges Beziehungsleben
Manche Stämme wechselten wöchentlich
Tacitus berichtet es zyklisch von den Germanen

In einigen Kulturen galten Ehen solange
Keine Kinder vorhanden waren als frei
Jederzeit wieder auflösbar bis dahin
Konnte frei wieder gewechselt werden

Auch Marco Polo berichtete uns schon
Von Stämmen in denen den Partnern
Bei mehr als zwanzig Tagen Abwesenheit
Zustand sich einen anderen zu nehmen

Es gibt auf der Welt jenseits unserer Moral
Alle Formen der Ehe bei der jedes Experiment
Von der Gruppenehe bis zum freien Tausch
Wie es Cäsar schon in Britannien beschrieb

Warum haben Kulturen dann später anstelle
Der Promiskuität die individuelle Ehe gesetzt
War diese doch gegen die sexuelle Natur
Die es natürlich zur Vielfalt immer zöge

Vermutlich gab das Eigentum den Ausschlag
Der Mann erhielt mit der Ehe billige Sklaven
Verhinderte die Übertragung seines Eigentums
An die Kinder anderer Männer stärkte seine Brut

Teilweise hatten Frauen auch mehrere Männer
Was überall da geschah wo Männer zahlreicher
Als Frauen in der Bevölkerung waren was zeigt
Die Moral wurde den Umständen angepasst

In vielen ursprünglichen Gesellschaften gab es
Aufgrund des Todes bei der Jagd und im Krieg
Einen Überschuss an Frauen worauf die Moral
Mit einer Anpassung der Ordnung reagierte

Je mehr Frauen und Kinder ein Mann hatte
Als desto reicher galt er noch in patriarchalen
Gesellschaften und gilt dies teilweise bis heute
Dort war nur der arme Mann zwangsweise monogam

Verminderte Gefahren und Gewalttätigkeiten
Beim sesshaften Ackerbauleben glichen mit
Fortschritt der Kultur den Unterschied aus
So wurde Polygamie ein Privileg der Reichen

Gegen die Polygamie wirkten weiterhin
Die Eifersucht und das Bedürfnis nach
Ausschließlichkeit wie die Verhinderung
Einer späteren Aufteilung des Eigentums

In Europa brachte erst das Christentum
Die Monogamie als gesetzliche Form der
Geschlechtlichen Verbindung aber sie ist
Wie Schrift und Staat eine künstliche Form

Wie auch immer Ehe dann gestaltet wurde
Wurde sie unter vielen Völkern obligatorisch
Ein Junggeselle galt danach als halber Mann
Auch Exogamie galt fast allen als zwingend

Männer holte sich danach ihre Braut
Möglichst immer aus anderen Stämmen
Ob dies aus Angst vor Inzucht geschah
Oder zur Stärkung ist relativ unklar

Nur Pharaonen und Inkas widersetzten sich
Pflegten auch die Geschwisterehe die jedoch
Schon im römischen Recht verboten war
Was bis in unsere Tage im Recht gilt

Wie sich ein Mann eine Frau aus einer
Fremden Sippe nahm differiert danach
Ob matriarchale oder patriarchale Ordnung
Aufnahme in der Sippe oder Bezahlung

Teilweise wurde die Raubehe praktiziert
Die billig nützliche Sklaven verschaffte
In Russland und Serbien  wurde sie noch
Bis ins 19. Jahrhundert regelmäßig genutzt

Eine Spur dieser Unsitte findet sich noch
Im bei Hochzeiten teilweise heute üblichen
Brautraubs in ländlichen Regionen wieder
Auch wenn kaum einer noch davon weiß

Mit zunehmendem Reichtum wurde dann
Der Raub durch den Kauf ersetzt der so
Weniger Risiko von Fehden in sich barg
Geld löste so schnell viele Konflikte

Die Kaufehe war überall weit verbreitet
Auch Frauen schätzten sie ebenfalls
Weil ein hoher Kaufpreis ihnen Wert gab
Als Gegengeschenk kam die Mitgift auf

In all diesen ursprünglichen Formen
Der Ehe spielt die romantische Liebe
Noch keinerlei Rolle wenn es auch
Schon früh seltene Ausnahmen gab

Die romantische Liebe dagegen taucht
In höher entwickelten Kulturen auf die
Dem Begehren Schranken setzen durch
Moral und Reichtum Romantik ermöglicht

In manchen Kulturen fand sich kein Wort
Für Liebe weil diese im Überlebenskampf
Keine Rolle spielte noch genug Zeit war
Solche Dinge schon zu berücksichtigen

Dort wurde geheiratet weil sie eine Frau
Brauchen um sie zu versorgen sowie
Auf Reisen ihre Sachen zu tragen was
Wenig Platz für Romantik nur lässt

Die Ehe diente für viele Naturmenschen
Nicht der geschlechtlichen Befriedigung
Sondern wirtschaftlicher Mitarbeit warum
Eher Nützlichkeit und Fleiß erwartet wurden

Die Ehe war eine einträgliche Partnerschaft
Um zu zweit mehr Wohlstand zu erzielen
Wo Frau kein ökonomischer Gewinn war
Verfiel schon bald die Ehe und die Kultur

Zu fragen wie es angesichts unseres
Heutigen Verständnisses von der Ehe
Um unsere Kultur bestellt ist könnte
Die romantischen Träume verdüstern

Andererseits entspricht unser Begriff
Von Freiheit und Gleichheit ganz dem
Ideal der romantischen Liebe was so
Zum Zeichen hoher Zivilisation wird

Absurd scheinen arrangierte Ehen
Uns im Zeitalter von Tinder längst
Auch wenn sie Teile der Welt noch
Praktizieren als seien sie normal

So pallen in der Ehe die Kulturen
Aufeinander ohne sich zu verstehen
Oder sicher zu wissen ob unser
Individualismus die beste Lösung ist

Kulturhistorisch betrachtet zeigt sich
Die Ehe viel vielfältiger als unser nur
Monogames christliches Modell was
Immer nun für wen am besten ist

Zumindest scheint die Entwicklung
Zur monogamen Ehe Ausdruck der
Höheren kulturellen Differenzierung
Jenseits des alten Aberglaubens

Inwieweit die hohe Scheidungsquote
Auf ein Scheitern dieses Modells
Hinweist oder natürliche Folge ist
Beurteilen kommende Generationen

Spannend wird im Verhältnis zur Ehe
Wie sich die Umstrukturierung von
Einer patriarchalen Gesellschaft zur
Matriarchal geprägten verhalten wird

Wie überkommene Modelle zu einem
Veränderten Verhältnis der Geschlechter
Passen wird über die Zukunft der Ehe
In postfeministischen Zeiten entscheiden

Bedenken wir wie frei Sartre und Beauvoir
Als Existenzialisten noch die Ehe sahen
Was hier die Kommune 1 daraus machte
Scheint sich etwas verändert zu haben

jens tuengerthal 02.12.2018

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