Samstag, 10. Mai 2025

Freitag, 9. Mai 2025

Friedensruhe

Friedensruhe

Zum Gedenken an Margot Friedländer
Die große lebensmutige Überlebende
Zitate und Bilder von ihr um damit die
Erinnerung immer lebendig zu halten
Sich vor ihr zu verneigen voller
Respekt Bewunderung Liebe
Nach einem langen Leben
Das heute endete


“Seid Menschen!”

“Schaut nicht auf das, was euch trennt, sondern auf das, was euch verbindet.”

“Ich verstehe nicht sehr viel von Politik. Aber ich sage immer: So hat es damals auch angefangen. Seid vorsichtig. Macht es nicht. Respektiert Menschen, das ist doch das Wesentliche.”

“Wir dürfen niemals vergessen, doch Erinnern allein reicht nicht.”

“Schaut auf das, was euch verbindet. Seid Menschen. Seid vernünftig!”

“Wir werden die Demokratie gegen ihre Verächter und Feinde verteidigen. Verantwortung kennt keinen Schluss-Strich.”

“Ihr seid klüger, ihr habt gelernt, ihr wisst, was Menschlichkeit ist, was sich gehört, was wir sind. Dass Menschen, ganz egal, welcher Hautfarbe, welcher Religion, als Menschen respektiert werden müssen.”

“Wir sind alle gleich - es gibt kein christliches, muslimisches, jüdisches Blut. Es gibt nur menschliches Blut. Ihr habt alle dasselbe. (...) Seid doch Menschen!”

“Was war, können wir nicht mehr ändern. Aber es darf nie wieder geschehen.”

“Wir trauten dem Frieden nicht. Es herrschte eine seltsame Stimmung, niemand freute sich, niemand jubelte. Wir verrichteten unsere Arbeit wie an jedem anderen Tag.”

“Ich habe nie gedacht, ich habe immer gemacht. Das mache ich auch heute noch. Mittlerweile habe ich allerdings einen Rollator. Aber 102? Nein, ich bin keine 102. Das kann doch nicht stimmen, oder? (lacht) Solange es geht, geht es. Und wenn mal etwas wehtut, dann tut es meistens nach einer Stunde nicht mehr weh. Es geht mir also gut.”

“Wir sind doch alle Menschen, kommen alle auf dieselbe Art und Weise auf diese Welt. Wir müssen menschlich sein.”

Lektürentagebuch 9.5.25

Lektürentagebuch 9.5.25

Über Briefpapier schreibt dabei
Sehr schwärmerisch Franz Hessel 
Der sich noch an die Aufregungen
Erinnert die Briefe mit sich brachten 

Raunt von edlem Briefpapier
Das aus Bütten oder Leinen noch
Den Worten einen edlen Rahmen gab 
Der mit Gravur und Siegel edel wurde

Erzählt von den unterschiedlichen
Farben der Umschläge wie deren
Tiefer symbolischer Bedeutung noch
Im Zeitalter der Backfische

Leider sei mit dem Aussterben dieser
Gattung junger Damen die meistens
Durch Herauswachsen sich verloren
Auch deren Romantik verschwunden

Jene leicht verschwitzte Aufregung
Die mit feuchten Händen nacheinander
Greift ohne sich zu trauen wirklich
Mit echter Lust schon zuzugreifen 

Heute schreibt Hessel dabei voller
Bedauern ersetzen Telefon oder
Telegramm den schönen Brief 
Wer hat schon noch die Zeit

Dabei gibt dieser uns noch die
Spuren echten Lebens mit wie es
Feuchte Flecken am Rand zeigen
Ob Tränen Schweiß oder Lust 

Sie romantisch noch zu erinnern
In handgeschriebenen Gedichten
Wie Zeilen voller Lust aus der Ferne
Zeigen wie wertvoll Briefpapier ist

Denke an die ganze Sammlung von
Liebesbriefen die ich einst mit einer
Heute Staatsanwältin noch über die
Kontinente der Studien hinweg schrieb

Sie gibt es noch und ein Griff genügte
Die feuchte Erotik mit der blonden
Irgendwie ostpreußischen Prinzessin
In der Erinnerung zu wecken

Wie hohl ist dagegen die Sammlung 
Von Nacktbildern auf WhatsApp die
Andere große Lieben hinterließen
Auch wenn so vielfältig schöner

Briefe mit viel Gefühl verlieren auch
Über viele Jahre nie ihren Zauber 
Elektronische Nachrichten dagegen
Finden solchen wenn nur selten


Unter dem Titel der Fanatiker erzählt
Gustave Flaubert im Bücherwahn
Vom blassen Buchhändler Giacomo
Der in Barcelonas dunkelster Gasse lebt

Wie er der einmal ein Mönch war sich 
Ganz den Büchern verschrieb für die
Er das kostbarste seinem Gott aufgab
Wie Flaubert es dramatisch beschreibt

Nach seinem Glauben dessen Verlust
Eher ein großer Gewinn an Freiheit mir
Als Atheisten schien verspielte er für
Seine Liebe zu den Büchern sein Geld

Dies nächst kostbare nach Gott wie
Flaubert mitt genügend Ironie schreibt
Steckte in seiner großen Sammlung
An alten und uralten Handschriften

Diesen galt seine besondere Liebe
Nächtelang konnte er noch in ihnen
Stöbern und sie im Kerzenschein
In den hohen Regalen umsortieren

Seine Nachbarn besuchte der bleiche
Fanatische Sammler nur wenn ihm
Ein Windstoß die Kerze löschte
Ansonsten blieb er lieber für sich

Alles Geld Gut sogar die Gefühle
Bewahrte er für seine Bücher auf
Er galt allen als weiser Sonderling
Nur mit dem Lesen hatte er Mühe

Auf diesen beinah Schlusspunkt
Steuert die märchenhafte Erzählung
Vom Fanatiker im Bücherwahn zu
Mit erstaunender Überraschung

Schon zu Anfang beruft sich der
Autor Flaubert hier auf E.T.A. Hoffmann
Dessen Traumgestalten Giacomo der
Fanatiker im Bücherwahn ähnelt

Lese es lächelnd und denke an meine
Ausgabe vom Bouquinisten aus Paris
Die ich mit der schönen Verlobten
Als da geliebter Prinzessin kaufte

Die Hinweise häufen sich und der
Berliner Richter und Romantiker
Wartet nach bald dreißig Jahren
Darauf endlich gelesen zu werden

Fern allem romantischem Glauben
An höhere Zeichen nehmen ich diesen
Hinweis aus der Bücherwelt lächelnd hin
Es genügt jederzeit lesen zu können

Dabei stelle ich lächelnd fest beide
Ausgaben stammen aus der DDR 
Der Hoffmann ist Aufbau 1958
Flaubert Der Morgen Ostberlin 1975

jens tuengerthal 9.5.25

Bilderrahmen

Bilderrahmen

Bilderrahmen geben Kunstwerken
Den notwendig beschränken Raum 
In dem sie Aufmerksamkeit bekommen
Die ihr Grundnahrungsmittel immer ist

Ob daraus folgt dass uns Beschränkung
Erst groß machen kann oder diese zu
Schlichte Dialektik zu kurz griffe fragt 
Nach der Wirklichkeit hinter dem Schein 

Manche Kunstwerke überwuchern gerne
Den üblichen Rahmen oder auch sogar 
Den Rahmen des üblichen um damit
Besser in Erinnerung zu bleiben

Wenn sich alles noch im Rahmen hält
Wurde vorher wohl gut kalkuliert nur 
Was jeden Rahmen sprengt bleibt
Dafür dauerhaft in Erinnerung

Wer aus dem Rahmen fällt hat den
Zusammenhang wohl verloren nur
Ist unklar ob dies mit Gewinn geschah
Oder diesem lieber abhold blieb

Alles was noch im Rahmen bleibt
Ist wohl gut kalkulierbar damit auch
So berechenbar wie langweilig das
Interessiert nur noch tumbe Masse

Ungerahmt dagegen werden die
Meisten Bilder zu nur Postern
Welche mit dem Wänden eins 
Wenig Perspektive nur haben

Wohlhabend wirken die Rahmen
Geben so falschen Anschein der
Doch gute Absicht bekundet im
Rahmen des kollektiven Strebens

Am Ende ist der Rahmen nur die
Verkleidung eines Bildes welches
Aus dem Anschein Wert schöpft 
Schlichte Holzleisten vergoldet 

Braucht es wirklich die Verkleidung
Den Dingen einem Wert zu geben
Sonst wären alle paradiesisch nackt 
Denkt der Anarchist in mir und lacht

jens tuengerthal 9.5.25

Aufmerksamkeiten

Aufmerksamkeiten

Kleine Aufmerksamkeiten erhalten
Liebe und Freundschaft auf Dauer
Sofern sie noch wer bemerkt im
Ständigen medialen Strom der
Wichtigen Neuigkeiten die alle
Lautstark beworben werden wollen

Wundert sich seltsam genug noch
Wer dass Aufmerksamkeitsdefizit
Zur Volkskrankheit aller Sensiblen
Wurde was asoziale Netzwerke
Mit ihrer kranken Kommunikation
Noch exponentiell beschleunigen

Weil Aufmerksamkeit zur Währung
Wurde deren Sklaven wir willig zu
Werden allen AGB gleich zustimmen
Einen Deal um unsere erfundene
Seele mit den Teufeln von Musk
Bis Zuckerberg jubelnd schließen

Die uns die Illusion von Aufmerksamkeit
Für unsere bei ihrer Werbung verkaufen
Was ein wahrhaft faustischer Pakt auch
Wenn keiner davon zu Ende studiert ist
Egal ob Jurisprudenz Informatik oder
Gar Theologie braucht keiner mehr

Wissen muss nur wissen wo es steht
Oder sich mit lauter Dummheit um die
Aufmerksamkeit der Masse bewerben
Weil diese unsere Währung wurde im
Vernetzten Zeitalter erhalten nur noch
Laute Aufmerksamkeiten Beifall während

Leise kleine meistens leer ausgehen
Dafür dann ihre Ruhe auch haben
Was ich immer mehr vorziehe um
Mit keinen Idioten reden zu müssen
Habe ich alle Impfgegner Querdenker
Wie ihr esoterisches Umfeld längst

In ihrer hohlen Leere begraben
Bin lieber einsam als noch mit 
Solchen in Zukunft gemeinsam
Weil weniger davon mehr gibt
Viele Aufmerksamkeit erspart
Die nur mehr Leere hinterließ

jens tuengerthal 9.5.25

Freiheitsliebe

Freiheitsliebe 

Liebe und Freiheit
Verstehen sich nur selten 
Aber tun gern so

jens tuengerthal 9.5.25

Wichtigtuer

Wichtigtuer

Wichtigtuer sind
Selten irgend bedeutend 
Darum tun sie so

jens tuengerthal 9.5.25

Erholung

Erholung

Mehr Erholung in
Weniger Schlaf zu finden
Nenne ich effektiv

jens tuengerthal 9.5.25

Habemuspapam

Habemuspapam

Nun stieg weißer Rauch auf aus
Der Sixtinischen Kapelle in Rom
Damit hat die römische Sekte wieder
Einen neuen Vorsitzenden gefunden

Dabei wählen nicht die Mitglieder
Sondern eine ausgewählte Elite
Die dies als Kardinäle dürfen 
Einen absolutistischen Herrscher

Der als Stellvertreter ihres Gottes
Dadurch spirituelle Gestalt wird 
Es ist also auch eine Form von
Hokuspokus katholischer Art

Bei der Wahl des Bischofs von Rom 
Dieser Teil des Aberglaubens
Geht nur die Gläubigen etwas an 
Spannender ist wo Leo XIV. steht

Der vorher Kardinal Prevost ist
Ein geborener US Amerikaner aus
Chicago der lange schon dort
Nicht mehr lebt sondern Bischof

In Peru war wie von Franziskus 
Gerade zum Kardinal ernannt
Dessen Wunschkandidat war
In Rom studierte und dort zum

Chef der Augustiner wurde also
Wie Franziskus ein Ordensmann ist
Sich als  ausdrücklicher Kritiker der
Regierung Trump im Netz zeigte

Er ist zugleich auch Peruaner und
Dankte seiner Gemeinde auf spanisch
Gilt als diplomatischer Reformer der
Keine Revolution beginnen wird aber

Den Weg von Franziskus fortsetzen
Könnte mit vorsichtigen Reformen
Wie sie ihren Verein organisieren
Sollen die Mitglieder entscheiden

Erstaunlich ist nur dass eine Kirche
Die sich tausenden Fällen von
Missbrauch gegenübersieht einen
Wählt der von Opfern verdächtigt

Wird der Beteiligung oder Vertuschung
Vor dem ausdrücklich gewarnt wurde
Darin könnte sich ein gewisser Trotz
Wie die Wirkung seines Vorgängers

Der sich für ihn aussprach zeigen
Ein Lateinamerika zugeordneter
Ehemaliger Missionar den der
Verstorbene Papst gerade erst

Zum Kardinal erhob und nach Rom
Als Manager zu sich holte ist
Zumindest keine Verneigung 
Vor der peinlichen Regierung Trump

Sondern eher das Gegenteil auch
Sein Alter von nur 69 Jahren spricht
Für eine Fortsetzung des Kurses
Vorsichtiger Reformen unter ihm

Im übrigen ist der Vorsitzende
Des größten mafiösen Vereins 
Für organisierten Missbrauch damit
Teil einer kriminellen Organisation

Die gerne heilig spielt was genug
Über alles was kommt uns sagt
Anderes ist nicht zu erwarten und
Es geht zu viel um Aberglauben

Den die Vernunft künftig doch endlich
Überwinden sollte aber daran gemessen
Hätte es schlimmer kommen können
Könnte Leo XIV Geschichte schreiben

jens tuengerthal 8.5.25

Donnerstag, 8. Mai 2025

Lektürentagebuch 8.5.25

Lektürentagebuch 8.5.25

Drei Büchergeschichten in einem Band 
Noch dazu bibliophil gestaltet kamen
Nodier Flaubert und Asselineau hier
In der Liebe zu Büchern zusammen

Als ich diesen Band im Netz eher
Zufällig antiquarisch entdeckte war
Klar ich musste ihn haben der dazu
Weniger kostete als der Versand

Begann mit Der Bibliomane von
Charles Nodier die der Nekrolog
Auf einen eigentümlichen Freund
Der die Bücher über alles liebte ist

Wie dieser nach mehreren schweren
Schlaganfällen sich mühsam erholte
Ein herbeigerufener Arzt ihm das
Bibliomanenfieber erstmals attestierte

Darüber sogar einen Artikel verfasste
Der nur dem parallel erscheinenden
Zum morbus cholera unterlag darum
Nicht die nötige Aufmerksamkeit bekam 

Wie er mit ihm noch einen letzten ersten
Spaziergang unternahm der am Ufer der
Seine bei den Bouquinisten entlang ihn
Ein wenig aufmuntern noch sollte

Doch hatte er für die neuen Werke dort
Als bloße Massenware für Touristen nur
Spott und Herablassung übrig beklagte
Natürlich den Verlust der guten alten Zeit 

Damals hätte es gelegentlich noch
Entdeckungen gegeben beim einen
Oder anderen der alten Händler die
Nach bibliophilen Unikaten rochen

Heute nur noch billige Nachdrucke die
Alte Kunst halbherzig nur imitierten
Worauf sie die Bouquinisten verlassen
Ein Auktionshaus zu betreten

Doch auch hier kommen sie zu spät
Die Versteigerung ist abgeschlossen
Die verkauften Bücher werden von 
Den Händlern zum Versand verpackt

Sein Blick fällt auf einen Band an den
Er seinen Zollstock als Maß hält der
Eine ganz spezielle Unterteilung hat
Es handelt sich um Oden des Horaz

Diese besondere Ausgabe im dazu
Großdruck ließ ihn erbleichen wie
Sein Gesicht sich grün verfärben
Dann legte er den Maßstab an 

Gerade noch hätte er den bereits
Bewusstlosen Théodore auffangen 
Können der ohnmächtig umfiel vom
Schrecken der ihn ergriffen hatte

Als er wieder zu sich kam murmelte er
In den Armen des Freundes dieser Vergil
Von 1676 im Großdruck habe glatt eine
Drittellinie an Höhe mehr als seiner

Von diesem Schock erholt er sich trotz
Verschiedener Versuche der Familie
Wie von Freunden ihn abzulenken
Nicht mehr und so waren auch

Seine letzten Worte noch jene von
Der Drittellinie ließ sich in Parodie
Einer Grabinschrift von Franklin als
Als guter Folioband bestatten

So lebte und starb ein Bibliomane am
Vermutlich Bibliomanenfieber als ihn
Der Schlag ob einer Ausgabe traf ach
Welcher schöner Tod des Büchernarren

Ist der Schlag aus lächerlicher Konkurrenz
Ein Unglück oder nur beste Konsequenz 
Mit der aller Wahn ein Ende findet auch
Wenn die Grabinschrift anders klingt

Das lächerliche Bedürfnis der Menschen
Ihr natürlich begrenztes Sein noch mit
Hokuspokus wie Denkmälern unnötig
Zu verlängern bleibt nur komisch

Völlig genügte die Reste sauber zu
Entsorgen zufrieden zu enden doch
Lag Bescheidenheit den Erfindern
Von Religion und Göttern bisher selten 

Ein echtes Buch ist gut gebunden
Lässt den Druck noch fühlen wenn
Der Finger über die Seiten streicht 
Taschenbücher sind nur Altpapier

Verstehe den Wahn nach besonderen
Selten Ausgaben schon sehr gut
Doch auf relativ niedrigem Niveau
Zu dem bescheidene Mittel zwingen

Daran nichts zu ändern könnte die
Wirkungsvollste Impfung gegen das
Bibliomanenfieber womöglich sein
Denke ich dankbar für poetische Armut

So rettet mich vor schlimmstem Elend
Was ich nicht habe und nicht kann 
Also Grund genug zur Freude ist die
Sich am Bestand erfreuen darf


In Konsequenz nahm ich als Reaktion
Auf dem Tod des Bibliomanen der ich
Genauso hätte sein können sogleich
Huizmanns Gegen den Strich zur Hand

Elend geht es dem Herzog der am
Großen Magenschmerzen leidet wie
An der Hitze die ihn schwitzen lässt
Was ihn noch wahnsinniger macht

Er sucht dazu ständig neue Auswege
Lässt sich anderes essen kommen
Was er dann doch nicht essen kann
Geht schließlich in den Garten

Dort sieht er dem sich nebenan
Balgenden Jungen zu die schlichtes
Brot mit mit Käse und Zwiebeln essen
Um das sie sich dazu noch balgen

Darauf möchte der Herzog das auch
Schickt die Diener ins Dorf es dort
Zu besorgen und lässt es zubereiten
Will es dann aber doch nicht essen

Er lässt das Brot vermutlich ohne
Silberteller unter die Jungen werfen 
Damit sie etwas für ihre Leben lernen
Geht wieder in sein Arbeitszimmer

Dort beginnt er mit einem deutschen
Astronomischen Instrument zu spielen
Das er in Paris erwarb nach dem Besuch
Einer Ausstellung von Kloster Cluny dort

In dieser hatte er ein anderes ebenfalls
Astronomisches Instrument gesehen
Das Spiel und der Gedanke an die
Ausstellung beruhigen ihn endlich

Finde Huysmans immer schnell eher
Schwer erträglich in seiner Verdichtung
Der Decadence als Epoche geht er mir
Nach einem Kapitel schon auf die Nerven

Werde nach dem heutigen 13. Kapitel
Vermutlich wieder ein halbes Jahr Pause
Brauchen bis zum nächsten Kapitel
Auch der Gedanke an Proust löst nun

Eher Brechreiz als Vorfreude noch aus
Die Franzosen können manchmal schon
Ziemlich nervig sein denke ich aber staune
Wie stark sie mich doch wieder berühren

Rieche das Baguette und den Rotwein
Den Huysmans erwähnt spüre damit
Auch seinem Herzog weiter nach der
Sich von der Welt doch zurückzog

jens tuengerthal 8.5.25

Bouquinisten

Bouquinisten

Die Bouquinisten am Ufer der Seine
Sind ein Stück Pariser Kultur welcher
Bücherliebhaber der je in Frankreich
War kennt sie nicht denke ich dabei

Mit wehmütig schönen Erinnerungen
Wenn ich die E.T.A. Hoffmann Ausgabe
Die ich dort erwarb in meinem nun
Berliner Bücherregal stehen sehe

Die ich damals noch mit meiner so
Wunderschönen Verlobten die dort
In einem kleinen Schloss lebte erwarb
Was sich fast wie ein Märchen anhört

Auch wie der Berliner Romantiker über
Paris und Heidelberg nach Berlin also
Seine alte Heimat zurückgekehrt ist
Gibt diesen Bänden ein Flair das

Mit dem teils phantastischen Inhalt
Gut in Konkurrenz noch stehen kann
Denke an den Bücherflohmarkt am 
Ufer der Spree den ich doch viel

Häufiger besuchen sollte um die
Stimmung alter Bücher zu genießen
Wie ich an die Bouquinisten denke
Bei denen schon mein Großvater

Im Paris der Zwanziger Jahre wie
Später in den Sechzigern dann als
Diplomat bei der NATO einkaufte
Aber nur ganz bescheiden wie er

In Gegenwart der Großmutter dazu
Zu gerne immer wieder betonte
Weiß nicht mehr was die deutsche 
Ausgabe des Berliner Romantikers

Beim Pariser Bouquinisten kostete
Vermutlich nicht allzuviel war ja
Bei Büchern meist eher bescheiden
Doch freue ich mich heute daran sie

Mit Blick auf Notre Dame damals
Verliebt in die süße von O doch 
Mitgenommen zu haben bis Berlin
Wo ich gern an Paris denke wie
Die Liebsten die sich verloren

jens tuengerthal 8.5.258