Mittwoch, 30. April 2025

Walpurgisriesling

Walpurgisriesling

Auf einen magischen Riesling
In der Walpurgisnacht heute
Ganz überraschend umme Ecke
Ins Crossroads gegangen

Bei angenehm milden Temperaturen
Noch draußen Platz genommen wieder
Wie mit mir fast 20 andere darunter
Einige der üblichen Stammgäste hier

Phil II und Tino schmeißen die Bar in
Dieser von manchen für magisch
Gehaltenen letzten Nacht des April
Die viele aus den Häusern lockt

Gerade kam der Schweizer vorbei
Der hier seine Märchen verkauft
Erzählte in Kreuzberg sei alles
Voller Polizei auch eine Tradition

Am Tisch mit der Bank sitzt heute 
Ferdinand mit anderen Nachbarn
Gerade nahm ein Herr mit vier 
Sehr jungen Damen hier Platz 

Sie verzogen sich nach kurzer
Unruhe so schnell wieder wie 
Sie gekommen waren denen
War es wohl zu langweilig hier

Eine einzelne Dame mit bereits
Silbernem Haar liest noch ein 
Manuskript und raucht und trinkt
Dazu ebenso konzentriert schnell

Gemischte Paargruppen an den
Anderen Tischen wirken auch etwas
Überdreht erwartungsvoll und dann
Noch drei hübsche junge Damen

Die drei wären sehr sehenswert
Säßen sie nicht zu weit weg dann
Beginnt der große Aufbruch von
Gleich vier Gruppen mit Unruhe

Zwischendurch kommt noch einiges
Spannendes Nachtpublikum vorbei
Das immer wieder einen Blick wert ist
Heute aufgebrezelter als sonst 

Langsam wird es ruhiger nur die
Amerikaner im Rücken mit Zigarre
Nehmen sich weiter zu wichtig aber
Verschwinden im Klang der Nacht

Der Zauber geht in die übliche
Ruhige Stimmung an der Kreuzung
Über dazu läuft im Hintergrund
Buena Vista was die Laune hebt 

jens tuengerthal 30.4.25

Lektürentagebuch 30.4.25

Lektürentagebuch 30.4.25

Von der Hafenpause erzählt Franz Hessel
Mit vielen bunten Bildern die sich im steten
Trubel eines Hafens zeigen beginnend im
Café mit den geringelten Metallstühlen

Über die Ansicht riesiger Schiffe vor der
Beladung nach der Entladung unter
Frei schwingenden Kränen dort wie
Den Gang entlang der öden Zollhalle

Ein Denkmal von Henri VII dem letzten
König aus dem Hause Lancaster der
Mit einer Anjou verheiratet war was
Vielleicht Grund des Denkmals ist

Erzählt vom Krabbenbrötchen wie dem
Salzigen Geschmack von Meer und Ferne
Der schon beim Gedanken mich ekelt
An vermoderte Köpfe denken an lässt

Der Blick der Straße folgend endet im
Weiten Blau des Meeres was manche
Lieben worin andere sich verlieren was
Egal wie einfach blau nur bleibt

Denke bei Häfen an tote Fische die
Bauch oben in Hafenbecken faulen 
Empfinde eher Ekel als Sehnsucht
Nach der Ferne bei gelben Schornsteinen

Der Besuch der bereits halbleeren
Fischhalle kündet vom räuberischen
Konsum der Lebewesen dort die keine
Zukunft haben als Scheiße zu werden 

Empfinde zugegeben wenig Romantik
Beim Gedanken an Häfen sondern bin
Froh die Schiffsparkhäuser schnell wieder
Verlassen zu dürfen ohne Seegang 


Das unerwartete Zusammentreffen mit
Settembrini und seinem Nachbarn Naphta
Aus dem der Italiener anfangs noch am
Liebsten geflohen wäre wird Lehrstunde

Kirche und kritischer Humanismus
Streiten sich in ihren beiden Vertretern
Vor den Vettern die zunächst kaum
Wissen was ihnen dort geschieht

Mit feinem Humor lässt Thomas Mann
Im Zauberberg die Welten kollidieren
Von mittelalterlicher Mystik bei Naphta
Zum kritischen Humanismus Settembrinis

Die Vettern finden sich dazwischen wieder
Mal dem einen dann dem anderen näher
Gut bürgerlich um Zivilisation bemüht doch 
Von schlechterem Gemüt dabei

Dennoch gelingen manchmal Treffer
Die den Diskurs überraschend anheizen 
Zwei Intellektuelle spielen ihre Rolle
Vor den noch neugierigen Schülern

Naphta lädt die beiden zum Abschied ein
Doch wiederzukommen wovon Settembrini
Aus formalen Gründen eher abrät was den
Reiz dazu für Hans natürlich nur erhöht

Settembrini der Zivilisationsliterat über den
Sich die Betrachtungen eines Unpolitischen
Noch empört erhoben haben wird dabei
Zum Verteidiger des Humanismus

Die Art wie die beiden klugen Köpfe
Hier aufeinander einschlagen ist von
Feinstem Humor geprägt aber zeigt
Den geistigen Wandel des Autors

Wo steht Mann zwischen dem hier
Als freimaurerisch beschimpften alten
Lehrer Lodovico Settembrini den sein
Gegner Naphta Meister vom Stuhl nennt

Was der Name des Vorstehers einer 
Loge ist und für die Kirche ein Ketzer 
Zumindest die Römer während sich die
Protestanten damit bald verbündeten

So sind in der anglikanischen Kirche
Regionale Bischöfe Großmeister der
Englischen Grand Lodge also dem
Quasi Vatikan der Freimaurer weltweit

Zwischen Rousseau dem Romantiker
Der kritischen Aufklärung und Kant wie
Den Enzyklopädisten suchen beide in
Pädagogischer Absicht ihre Position

Diese Streitgespräche zu lesen ist
Doppelt lohnend zum einen als
Spiegel abendländischer Dialektik
Dann des mannschen Humors wegen

Es beginnt mit dem Lotterbett des
Aberglaubens dem sich der rege
Nach Erkenntnis strebenden Humanismus
Als immer fleißig gegenüberstellt

Es zeigen sich als antisemitisch wohl
Interpretierbare Stellen die jedoch eher
Der Charakterisierung Naphtas in der
Nähe seines Vorbilds dienen

Nicht Hans sondern Joachim der so
Korrekte Militär den Settembrini als
Leutnant schon vorstellt wie es die 
Italiener bei Titeln gern übertreiben 

Nennt die Nase von Naphta jüdisch
Wie seine Erscheinung so unangenehm
Dass die inhaltliche Nähe egal wird 
Solidarität mit Settembrini näher lag 

Diese erstaunliche Beobachtung weist
Auf ein Phänomen der Solidarität hin
Die weniger durch Inhalte noch als 
Durch Traditionen begründet wird 

Zumindest beschließen die beiden zum
Abschluss auf dem Rückweg ihre
Besuche bei beiden nun fortzusetzen
Was Hans Joachim erst vorschlägt 


Die Spannung zwischen den Eheleuten
In Mercede und der Meisterschmied wird
Unerträglich als Mercede spürt das mit
Gavino etwas nicht stimmt nach dessen

Besuch bei dem verkrüppelten Freund
Wie dieser den Brief lange noch nicht 
Öffnen kann von seinem Bruder der
Bei den Wahnsinnigen gelandet ist

Wie er ihm ganz vernünftig erklärt
Wann und warum es dazu kam ist
Teil des Briefes den er viel später
Allein in seinem Bett lesen wird

Lebendig aber tot sei er nach
Allem was er erlebte im Wahnsinn
Bevor er diesen Brief liest kocht 
In Mercede die Verzweiflung hoch

In dann Wut über die Michele nun
Vorwirft er hätte den Tod der beiden
Anderen verschuldet einst was nie
Ein Thema zwischen den beiden war

Kein Gefühl ist so intensiv wie der
Hass der aus der Liebe kommt sich
In Verzweiflung seine Wege sucht
Ihr Mann sagt lieber nichts und isst 

Dabei fasst er den Beschluss den er
Ihr gleich mitteilt Gavino zu verletzen
Damit er nicht einhezogen wird was
In der Werkstatt leicht möglich wäre

Monate schon hörten sie nichts von
Luigi Ippolito und die Verzweiflung
Über das Nichts nach den vielen
Briefen zuvor wird immer größer

Während die Eltern sich über dem
Plan ihn zu verletzen versöhnen 
Liest Gavino den Brief des Bruders
Der seinen Wahnsinn berichtet

Er überlässt es ihm dies auch
Den Eltern zu erzählen oder nicht
Gavino wird es für sich behalten
Auch als Luigi's Sarg kommt

Was der Krieg mit den Menschen
Wie ihren Angehörigen macht wo
So viele Leben zerstört werden zeigt
Marcello Fois eindringlich spürbar

Eine Lektüre die mitnimmt und stärkt 
Vor der es mir graute die mit dem wohl
Freitod von Luigi eine gute Wendung im
Schrecken noch bekam bleibt hart 

Denke an all die Menschen die ich
In den Tod begleitete oder deren
Reste ich von der Straße kratzte
Wie den unendlichen Frieden danach

Dies fühlbar zu machen mit den beiden
Gesichtern des Todes dem schönen
Was von Erlösung flüstert und der
Angst vor dem Ende dennoch ist groß

jens tuengerthal 30.4.25

Gedenktage

Gedenktage

Gedenktage sind irgendwie seltsam
Heute gedenke ich meiner ja was
Eigentlich und frage mich schon
Wie ich das Ding nennen soll

Wiedergeburt ist esoterischer Unsinn
An so etwas glaube ich lieber nicht
Reanimation erforderte eine anima
An die Seele aber glaub ich nicht

Wiederbelebungsgedenktag mit der 
Nummer Achtundreißig klingt doof
Also lasse ich es lieber einfach so
Irgendwann ist es wieder vorbei

Immerhin scheint die Sonne und
Es ist warm in Berlin auch wenn mir
Kalt irgendwie lieber wäre aber
Irgendwas ist ja immer

Mehr nicht nur überlebt halt so
Irgendwie und sonst geht es
Weiter wie immer interessiert
Vermutlich eh keinen mehr 

Das ist nicht schlimm sondern
Gut so weil spurlos verschwinden
Unser aller Ziel sein sollte nur
Manche brauchen noch etwas

jens tuengerthal 30.4.25

Liebeshandel

Liebeshandel

Liebe handelt gern
Mit ganz großen Gefühlen
Als bloß Hauptgewinn

jens tuengerthal 30.4.25

Dealermakel

Dealermakel

Dealer handeln mit
Drogen ehrliches Geschäft
Mit Illusionen

Makler verkaufen
Verträge mit anderen
Als eigenen Deal

Dealer haben den
Makel Makler Gewinne
Ganz ehrlich gesagt

jens tuengerthal 30.4.25

Genossengenuss

Genossengenuss

Genossen haben
Es mehrheitlich genossen
Macht zuzustimmen

jens tuengerthal 30.4.25

Liebesmagie

Liebesmagie

Liebe verzaubert die Welt
Lässt alles wunderschön scheinen
Geliebte Menschen sind für uns
Perfekt was natürlich Unsinn ist
Wie alle Magie nur Hokuspokus
Für unfreie Narren ohne den Mut
Sich aus ihrer Unmündigkeit mit
Vernunft zu befreien logisch ist
Dennoch wollte ich auf diesen
Großen Zauber ungern nur 
Verzichten der verliebt mein
Leben glücklich scheinen lässt
Wenn also die selbst gewählte
Närrische Unfreiheit mich zu
Einen glücklichen Menschen macht
Zumindest zeitweise für Momente
Kann diese Magie ausnahmsweise
Etwas Gutes für mich sein das
Sich jeder Erklärung entzieht 
Von dem ich dennoch denke
Es wäre unvernünftig ihm nicht
Mit Liebe und Lust zu folgen 
Vielleicht ist diese Illusion
Schon Ausdruck der Magie
Deren Erfüllung zu erstreben
Teil unserer Natur auch ist
Die uns vielfältig gut tut
Ohne an Fortpflanzung dabei
Gleich wieder zu denken weil
Sex in der Liebe nicht alles ist
Der meiste ohnehin entbehrlich war
Betrachteten wir es einmal rational
Was in der Magie müßig ist
Womit oben gesagtes gilt 
Die Liebe bleibt magisch
Ganz egal ob es das gibt

jens tuengerthal 30.4.25

Geisterseher

Geisterseher

"Das Schattenreich ist das Paradies der Phantasten. Hier finden sie ein unbegrenztes Land, wo sie sich nach Belieben anbauen können. Hypochondrische Dünste, Ammenmärchen und Klosterwunder lassen es ihnen an Bauzeug nicht ermangeln." 
aus: Träume eines Geistersehers von Immanuel Kant 

Lebe nahezu nur noch in geistigen Welten 
Bücher zu lesen finde ich der Erkenntnis 
Förderlicher als durch die Welt zu laufen

Auch die Liebe ist ein rein geistiges Ding 
Für die ich mein Leben immer gelebt
Auch wenn sie nicht rational erklärbar

Doch liegt mir nichts ferner als mich
In spirituelle Welten je zu begeben 
Die ich für unfreien Hokuspokus halte

Träume eines Geistersehers nannte Kant
Seine Auseinandersetzung mit Svedenborg
Der dessen heute wohl spirituell genannte
Suche nach Erkenntnissen widerlegt weil
Sie nicht den Ansprüchen rationaler
Erkenntnis genügen kann woran sich
Bis heute nichts geändert hat doch
Noch immer halten Menschen ihre rein 
Subjektiven spirituellen Welten für eine
Höhere Form von Erkenntnis was sie
Gemessen am kritischen Denken wie
Eines aus der Unmündigkeit befreiten 
Menschen also im Sinne der Aufklärung
Nie war sondern stets eine eher dem 
Religiösen ähnliche Form der Unfreiheit
Was sich viele bis heute noch nicht
Bewusst gemacht haben weil es ihnen
An Mut mangelt ihre Welt auf sich allein
Zu stellen statt höhere Wesen zu erfinden
Die immer untauglich waren um ein
Moralisches Verhalten zu begründen
Weil dies nur am Gewissen zu messen 
Nicht durch autoritäre Regelungen
Begründet werden kann warum die
Träume eines Geistersehers heute
So aktuell sind wie zu ihrem Erscheinen
Im Jahre 1766 auch die 10 Gebote
Kein moralischer Ansatz sind sondern
Eine autoritäre Weisung damit ohne
Jeden ethischen Wert auch sind den
Nur ein aufgeklärtes Verhalten hat
Was sich aus der Unmündigkeit
Durch kritisches Denken mutig befreite 
Warum sapere aude also habe Mut
Zum Motto der Aufklärung wurde die
Ihre Welt moralisch ganz auf sich stellt
Damit mögen religiöse Regeln wie
Die Ausübung ihrer Rituale einen
Traditionellen Wert haben ethisch
Dagegen bleiben sie völlig wertlos
Weil sie sich auf bloß erfundene
Rational nie belegbare Quellen
Beziehen statt allein auf das Gewissen
Was uns leitet nur das zu tun was für
Jeden Menschen zu jeder Zeit an
Jedem Ort also als ein dann 
Allgemeines Gesetz gültig sein kann
Was mit den Erkenntnissen aus dem
Schattenreich nie möglich sein wird
Warum diese ethisch wertlos sind 
Noch dazu verführen diese angeblich
Höheren Wahrheiten zur Unfreiheit
Weil sie Erkenntnis an Aberglauben
Ohne rationale Belege knüpfen 
Befreien wir uns aus dieser nur
Traditionellen Unfreiheit um in
Aufgeklärter Welt frei zu leben
Statt spirituelle Sklaven der
Geisterseher noch zu bleiben
Gott ist tot es kommt nun
Allein auf uns an

jens tuengerthal 30.4.25

Dienstag, 29. April 2025

Lektürentagebuch 29.5.25

Lektürentagebuch 29.5.25

Unter dem Titel Alfonso misst erzählt
Franz Hessel vom königlichen Besuch
Im deutschen Pavilion auf der wohl
Weltausstellung in Barcelona

Vielleicht war es auch irgendeine nur
Die sich ähnlich gebärdet als sei sie
Eine Weltausstellung wie jene welche
Die Welt einst nach Hannover holte

Das muss uns in Berlin nicht weiter
Peinlich sein immerhin war es nicht
Bielefeld sondern das Hauptdorf der
Niederen Sachsen die gutmütig sind

Auf solchen Ausstellungen ist er doch
Eher selten schreibt Hessel doch die
Verdienstvollen Fotografen der Zeitungen
Gleichen diesen Mangel wieder aus

Zumindest vermeintlich ist er so auch
Mitanwesend beim Besuch von König
Alfonso der dort eine nackte weibliche
Figur deutscher Künstler wohl vermaß 

Er tat dies mit erhobenem Arm wie
Dabei geöffneter Hand um so die
Proportionen richtig zu vermessen
Offen bleibt ob ihn dies befriedigte

Die mit ihm hinter ihm den Pavillon
Besuchende Königin schaut dagegen
An deutscher Nacktheit lieber vorbei
Wie von einer Bourbonin zu erwarten 

Ob die einst Habsburger auf dem
Spanischen Thron noch mehr für
Nackte Deutsche übrig hatten verrät
Uns Hessel so wenig wie der Fotograf

Der Statue dagegen scheint die hier
Königliche Aufmerksamkeit peinlich 
Eher zu sein ihr Blick ist gesenkt auf
Ihren Schoß egal ob goldener Schnitt

Wie Franz Hessel es wieder schafft
Aus einer kleinen Notiz wie einer
Bild Unterschrift einer Berliner Zeitung
Eine Geschichte zu zaubern ist groß

Er nimmt den Leser der auch für
Gewöhnlich eher seltener noch mit
Königlichen Majestäten Ausstellungen
Besucht mit in die Tiefe eines Fotos

Fragt ob Maß nehmen gleich auch den
Goldenen Schnitt meint und weckt so
Andeutungsweise Gedankenwelten die
Über ein Klatschbild weit hinaus reichen


Hans Castorp philosophiert gegenüber
Seinem Vetter Joachim Ziemßen über
Die Zeichen des Tierkreises und wofür
Sie im Lauf des Jahres für uns stehen

Nicht etwa astrologisch was schon vom
Wort her eine contra dictio wohl ist weil
Dieser Aberglaube in nichts logisch ist
Dafür gefährlicher Hokuspokus immer

Sondern eher astronomisch wie dabei
Am Lauf der Welt noch orientiert die
Sich bekanntlich elliptisch irgendwie
Um unseren Stern die Sonne bewegt

Staunt wie mit der Sommersonnenwende
Die nun kurz bevorstand der Sommer
Die Zeit der langen Nächte beginnt die
Dann doch längst wieder abnehmen

Also mit dem Sommer der Herbst kommt
Wie die dunkle Zeit des Winters sich nun
Pausenlos wieder nähert während dann 
Wenn es am dunkelsten gerade ist der

Frühling mit längeren Tagen beginnt was
Logisch ist da alles irgendwie kreisförmig
Aber doch jedes Jahr wieder uns sehr
Erstaunlich doch vorkommt eigentlich 

Während sie so miteinander plaudernd
Durch Davos Dorf schreiten erregen 
Sie die Aufmerksamkeit zweier vor
Ihnen im Gespräch vertiefter Herren

Kenner der Materie wissen natürlich
Hierbei handelt es sich um die zwei
Antagonisten Settembrini und Naphta
Denen ich mich morgen dann widme

Wie Thomas Mann im Zauberberg aus
Einer kleinen Plauderei einen Diskurs
Zur Philosophie der Natur entwickelt
Zeigt die historische Größe des Romans

Diese kleinen Exkurse aus dem Nichts
Eines spontanen Gedankens sind es
Die an Michel de Montaigne erinnern
Den Krankenhausroman ewig machen


Aus den Schweizer Bergen geht es
Wieder nach Ägypten und durch die
Zeit zu Joseph und Dudu die sich im
Gespräch der Herrin langsam nähern

Stelle mir die Freude vor mit der ein
Puppenspieler Thomas Mann hier den
Dialog von Dudu und Joseph entwirft
Der die biblische Geschichte belebt

Wie Muth des Potiphar Ehefrau ihm
Als älteren Diener des Hauses nun
Auftrug mit Joseph Frieden zu schließen
Um gemeinsam der Sache zu dienen

So solle der ältere den jüngeren der
Ganz fraglos der schönste sei schützen
Hier verwendet Mann wieder die Wendung
Von den sieben Bergen aus dem Märchen

Diese ist auch nicht im ägyptischen Mythos
Verwurzelt oder bekannt sondern aus den
Weniger alten deutschen Märchen was
Den Humor Manns deutlich uns zeigt

Soll diese freche Anleihe bei den
Brüdern Grimm für sein biblisches
Epos diesem Ewigkeit geben oder
Ist es wieder augenzwinkernder Humor

Vermutlich beides wie eine große
Spottlust eines Erzählers der das
Biblische Thema gern komisch erzählt
Der ein lachender Zauberer auch war

Die Lügen werden immer dreister
Haben jedoch teils einen wahren Kern
Nicht überführt zu werden dabei so
Wird schon ein Treffen geplant

Die von einem solchen ausgehende
Gefahr für alle Beteiligten der großen
Verführung legt es nahe zu misstrauen
Was Joseph auch deutlich macht

Den radikalen Kurswechsel nimmt er
Dudu doch nicht ab und äußert dies
Auch so klar gegenüber dem Zwerg
Aber will der Herrin gerne gehorchen

Sie wolle gerne regelmäßig von ihm
Über die Dinge des Hauses als dem
Zuständigen Hausmeier wie Mann 
Die Aufgabe nennt informiert werden

Der Glaube an zumindest einen Teil
Von Dudus Lügen lässt dessen Plan
Besser als erwartet aufgehen was 
Ihn dreist immer weiter gehen lässt

Die Zurückweisung der Freundschaft
Kann er lächelnd weltmännisch nehmen
Solange der Rest der Inszenierung passt
Wie damit die böse Rechnung aufgeht

Wenige Zeilen nur in der Bibel hat
Mann hier zum großen sozialen Drama
Im Haushalt des Potiphar inszeniert das
Im Epos viel über Menschen erzählt 

So die großen Fragen von Religion über
Liebe und gesellschaftliche Stellung
Mit höfischen Intrigen dazu humorvoll
Zu behandeln hat ganz viel Klasse 


Auf der Flucht von Hermann und Ulrike
Im gleichnamigen Roman von Wenzel
Wirft ihnen der Graf erst einen Zepter
Hinterher der dabei zerschmettert wird

Wie er dann doch noch den Bauernrock
Der zur Flucht verkleideten Baronesse
Zu greifen bekommt und diese darum
Trotz Heldenschwüren misslingt ist zu

Komisch beschrieben wie auch der danach
Cholerische Anfall des Grafen den erst die 
Gräfin mit gespielter Unterwürfigkeit wieder
Ausbügeln kann zum dann besseren

Nun soll Ulrike nach Leipzig und Heinrich
Ist lebenslänglich vom Grafen verbannt bis
Sich alles wieder beruhigt hat zeigt die
Situation doch fein absolutistische Willkür

Ein wenig immer übertrieben teils fast
An eine Komödie schon erinnernd hat
Wezel zugleich noch vor der Revolution
Eine deutliche Kritik geschrieben

Dieser Spott über den Absolutismus
Lokaler Fürsten die nur Grafen waren
Zeigt sich an den Begriffen Herrschaft
Statt der Land verwendet wird

Der Graf will Henrich aus seinem Land
Verbannen dass er nicht mal hat als
Graf nur im Besitz einer Herrschaft 
In der er aber richterlich auch urteilte

Diese feine Unterscheidung der im
Reich gültigen Strukturen der Macht
Bei zugleich Spott über die Anmaßung
Des durch Lügen gelenkten Grafen 

Zeigen den aufklärerischen Anspruch
Der nur scheinbar komischen Geschichte
Die doppelbödig doch viel Humor zeigt
Welcher tiefer geht als der Klamauk zeigt


Am Bett seines Freundes Josto der
Mit halbem Gesicht und nur einem Bein
Heimkehren durfte erfährt Gavino mehr
Über den Wahnsinn seines Bruders

Wie diese bewusste Momenten haben
Dann aber wieder dahin dämmern ganz
Ohne Hoffnung auf Heilung nicht tot
Aber auch nicht mehr lebend sind

Nach diesem längeren Vorspiel endlich
Gibt Josto ihm einen Umschlag mit
Seinem Namen darauf und er fragt sich
Was er den Eltern erzählen kann

Der Bruder lebt aber ist nicht mehr
Ist wahnsinnig geworden während
Die Massen niedergemetzelt oder 
Würgend im Giftgas erstickten

War dieses Dasein eine Freude
Weil das eigene Kind noch lebt
Oder eine Schande eigentlich doch
Von dem lieber keiner wissen will

Wäre ein Heldentod leichter für die
Eltern zu verkraften als der Wahnsinn
Des geliebten klugen Sohnes der
Manchmal nur wusste wer er war

Es sind diese großen existentiellen
Fragen die Marcello Fois in seinem
Roman Mercede und der Meisterschmied 
So stark in die Geschichte einbaut

Ein sardischer Roman steht auf dem
Pappschuber der Anderen Bibliothek
Ein Familienepos wäre auch in treffend 
Für diese große Stück Literatur

jens tuengerthal 29.4.25

Postnational

Postnational

Die Pläne zur Annexion von
Kanada und Grönland weckten
Den jeweiligen nationalen Geist 
Gegen die Großmacht USA 

Doch wären Vereinigte Staaten
Von ganz Amerika nicht eine
Große Chance für alle dabei
Statt nationaler Kleinstaaterei

Nationen sind ein Unsinn der
Seine große Anziehungskraft
Erst mit der in Romantik erreichte
Ohne darum vernünftig zu werden

Sie bedienen ein bloßes Gefühl
Das sich nach Gemeinsamkeit
Mit anderen ähnlicher Art sehnt
Wird so leicht instrumentalisierbar

Nationen und Grenzen sind nichts
Irgend natürliches sondern ein nur
Ersatz zur Kompensation eigener
Minderwertigkeitskomplexe meist

An den Rändern zerfleddern sie gern
Jede Abgrenzung bleibt willkürlich was
Das Projekt der Annektion des ganzen
Amerikanischen Kontinents künftig

So spannend wieder macht auch wenn
Trump noch das Gegenteil spielt wären
USA von Feuerland bis zur Arktis ein
Geradezu unschlagbarer Kontinent 

Die alten Kolonien Europas könnten
Vom europäischen Vorbild lernen wie
Ein Staatenverbund demokratisch geht
Damit alle davon profitieren können

Auch Putin mit seinen sowjetischen
Feuchten Träumen sucht eigentlich
Ein postnationales Gebilde das wie 
Europa erfolgreich funktionieren würde

Wir können die Narren bekämpfen
Die in Moskau oder Washington über
Nationale Größe noch schwadronieren
Oder sie postnational lieber umarmen

Die EU ist das erfolgreiche Modell einer
Demokratischen Integration zu einem
Starken Wirtschafts und Kulturraum
Dessen Identität synchron wächst 

Postnational funktioniert weltweit wie
Grenzenlos effektiv dabei schafft nach
Gemeinsamen Vorbild die Integration
Welche zum ewigen Frieden uns führt

Das neue postnationale Konstrukt
Mit geteilten Prinzipien für Märkte 
Welche Freiheit und Demokratie
Im Schlepptau bringen ist es dann

Europa ist nicht die Welt sondern
Nur ein kleiner nördlicher Zipfel davon
Aber seine postnationale Konstruktion
Hat mehr Zukunft als vereinte Nationen

jens tuengerthal 29.4.25

Wahlhelfer

Wahlhelfer

Die Liberalen gewannen in Kanada
Dank Donald Trump die Wahlen so 
Stärkten dessen Pläne zur Annektion
Der nördlichen Nachbarn eine längst
Abgewählt geglaubte Regierung die
Ihren Sieg dem nationalen Stolz der
Kanadier verdanken die aber nun
Nicht national konservativ wählten
Sondern eher liberal progressiv
Hauptsache nur gegen Trump
Der erfolgreich seine Gegner stärkt
Wie kein Mensch mit Anstand noch
Einen Tesla je fahren wird ohne sich
Als Nazi beschimpft zu sehen weil
Stimmungen die Welt verändern
Manchmal auch zum Guten als
Reaktion auf zuviel Lärm

jens tuengerthal 29.4.25

Stromausfall

Stromausfall

Der südliche Stromausfall hatte
Vermutlich viele Gründe sicher
Nur ist Erneuerbare waren es
Die den Wiederaufbau sicherten
Schlimmeres verhindern konnten
Was nachdenklich alle machte
Die nicht nur Monopole verteidigen 
Also auf Dezentralisierung mit 
Erneuerbaren Energien zu setzen
Die Atomkraftwerke boten keinen
Schutz mussten sogar anstatt mit
Diesel Aggregaten gekühlt werden
Was uns wieder deutlich zeigt die
Zukunft und Stabilität ist Grün
Wer auf anderes setzt hat keine
Wie zu viele alte Männer noch
Die dem Klimawandel voraus 
Sterben werden

jens tuengerthal 29.4.25

Liebeshoffnung

Liebeshoffnung

Hoffnung auf Liebe 
Vertraut bloßen Gefühlen
Als wären sie was

jens tuengerthal 29.4.25

Morgengrauen

Morgengrauen

Grauenvoll beginnt
Was ebenso endete
Schon perspektivlos

jens tuengerthal 29.4.25

Erwachen

Erwachen

Erholt erwachen
Statt ewig erschöpft kämpfen
Ein Traum im Alter

jens tuengerthal 29.4.25