Dienstag, 8. April 2025

Flaneurosophie

Flaneurosophie

Wie denkt der Flaneur
Welche Haltung bestimmt sein Sein
Gibt es eine Philosophie die für alle
Flaneure passt oder bleiben sie
Stets Individualisten deren Denken
Sich nicht einfach subsumieren lässt
Überlege ich und frage mich dabei
Was uns alle verbindet und wie
Dies das Denken prägen könnte

Von Franz Hessel und Walter Benjamin
Über Immanuel Kant und Nietzsche
Bis zu mir liegen sicher einige Jahre
Wie manch wichtige Unterschiede
Doch gemeinsam ist uns wir beobachten
Was ist und genießen diesen Zustand
Der unbeteiligt bleibt statt mitzumachen

Ein Flaneur beobachtet das Sein der
Anderen und nimmt gerne nicht teil
Geht vorüber ohne sich zu beteiligen
Genießt diese Rolle als Beobachter
Was in Zeiten der Polarisierung zum
Seltenen Unikat macht das in keine
Schublade passt und sich lieber
Einer Meinung enthält um dafür
Besser beobachten zu können

Ob die Welt viel besser wäre würden
Weniger meinen und dafür mehr nur
Beobachten was passiert weiß ich nicht
Enthalte mich dazu wie im übrigen
Was gegen alles Zeitungslesen spricht
Die von mitreißenden Schlagzeilen leben
Außer wir bleiben dabei Beobachter 
Dafür ein gelassenes Leben schenkt

Das Glück der bloßen Beobachtung
Als Flaneur ist Geschenk genug
Im übrigen enthaltsam zu bleiben
Was die streitbare Demokratie die
Ständig um ihre Werte ringt kaum
Gutheißen kann aber dafür dieser
Viel mehr inneren Frieden schenkte
Woran es mehr mangelt mögen die
Politisch engagierten sich streiten
Der Flaneur bleibt nur Beobachter

Mit Sorge sah ich früher manchen
Begegnungen entgegen weil sich
Konträre Meinungen begegneten
Als Flaneur tangiert mich die nur
Meinung der anderen nicht mehr
Was ich sehr beruhigend finde

Streife durch die Stadt wie durch
Das Leben ohne mich davon als
Flaneur tiefer berühren zu lassen
Muss nirgendwo noch hin sondern
Schaue wie ich einfach ungestört
Beobachte und mich daran freue
Zumindest ist dies meine Absicht

Ob der Flaneur noch leidenschaftlich
Lieben kann oder andere Lust sucht
Als er zu sein wie es ihm entspricht 
Was genauso auch für sie wohl gilt
Sollte sie so enthaltsam leben wollen
Ist keine Frage der Philosophie nur
Danach welche Wege die Natur sucht
Dies sei dieser darum überlassen doch 
Bleibt höchstes Glück die Beobachtung
Was genügt damit zufrieden zu sein
Was mehr als sein höchstes Glück
Kann ein Mensch je erreichen
Denke ich und bleibe Flaneur

jens tuengerthal 8.3.25

Lektürentagebuch 8.4.25

Lektürentagebuch 8.4.25

Einige Kapitel seit gestern Nacht im
Wunderbaren Kramladen des Glücks 
Von Franz Hessel gelesen und ganz
Berauscht von Gustavs Erlebnissen

Wie er alte Freunde von Familie noch
Aus Berlin in München trifft sie darauf
Ihn zu einem Fest mitnehmen auf dem
Er von einem nach Gerda gefragt wird

Klüngel kennt sich und redet dabei auch
Zu gerne übereinander voller Neugier
Was sollen sie auch sonst tun wenn
Inzucht allen vorher Geist verschüttete

Wie sich dann alle zu ihm einladen wo
Plötzlich Gerda wieder ist weil ein Vetter
Von ihr mit einigen Flaschen Bordeaux 
Kommt zu denen Stan Karpfen macht

Wie es ein rauschendes Fest wird bei
Dem sich durcheinander neu gepaart
Wird als auch noch die Gänseliesel
Vom Künstlerfest wieder auftaucht

Als alle zu später Stunde in Stans Atelier
Noch wollen wird Gustav zum Babysitter
Für die kleine Sybille Gerdas Tochter mit
Einer Flasche Bordeaux bleibt er dort

So erstmals in Gerdas Schlafzimmer 
Schläft er selig bis ihm irgendwann die
Heimkehrende Mutter Gerda zärtlich weckt
Was ihm schämt macht sie noch liebevoller

Im nun vierten Teil des Kramladens folgt
Gustav der Einladung eines akademischen
Vereins zum Johannisfest im Isartal wo er
Zuerst wieder distanziert eine kennenlernt 

Jene Marianne wird sein nächster Flirt
Der nur beschränkte Zeit leider bleibt
Langsam nähern sie sich nun an dann
Verschwindet die schöne Blonde wieder 

Sehr fein beschreibt Hessel dieses ganz
Langsame Kennenlernen was so völlig
Überraschend mit geteilter Nacht begann
Auf seinem Mantel im Wald nach dem Fest

Sich nähern voller Vorsicht nachdem schon
Wieder alle Hoffnung aufgegeben bei dem
Nahezu nichts passiert was aber genügt
Ihn tief verliebt träumen zu lassen

Welch feiner Beobachter der zarten Liebe
Die noch unentschlossen schwankt doch 
Aufregende Momente teilt ist Hessel hier
Noch ohne einen ersten Kuss zu wagen

Allem großen Gefühl zum Trotz wie der
Immer Einsamkeit entgegen bleibt Gustav
Ein Genießer zarter Freuden der vor den
Großen Entschlüssen lieber noch flieht 

Was macht diese so sexuell harmlose
Prosa die vor über hundert Jahren nun
Geschrieben wurde noch so aktuell für
Leserinnen auch unserer Tage wieder

Fasziniert mich die Langsamkeit wie die
Ergebenheit mit der Gustav statt forsch 
Die Damen zu erstürmen sie kommen lässt
Wie hinnimmt was nichts werden will 

Ist es der einerseits sehnsüchtige Ton der
Endlich seine Frau finden will wie es sich
Für einen anständigen Mann gehört im
Widerstreit mit innerer Unentschlossenheit

War immer eher schnell im Zugriff was
Manche im Sturm vielleicht eroberte die
Ohnehin längst wollte vermutlich aber
Wollte dabei bloß keine Zeit verlieren 

Gustav tut genau das Gegenteil was
Der Schönheit der Liebe viel mehr Raum gibt
Sich zu entfalten wie alles zu dominieren
Zugleich aber nie zum Ziel kommt

Was Gustav im Brief an Bruder Rudolf
Als unentschlossene Getriebenheit noch
Beschreibt die nirgendwo dazu gehört
Spiegelt sich in der Liebe wieder

Wie drängt es den Leser dabei Gustav
Dem unentschlossenen zuzurufen ach
Habe Mut und wage es die Frauen
Warten doch nur genau darauf

Durfte schnell entschlossen hunderten
Nah kommen und habe sie berührt wie
Erregen dürfen was ein Glück doch ist
Das nur gewinnt wer es auch wagt

Doch fasziniert mich nun nachdem alles
Was erreichbar erreicht ob nicht mehr
Die schlichte Eroberung sondern mehr 
Das kommen lassen lohnender wird

Nicht was du erobert hast bleibt bei dir
Sondern nur was von sich aus kam 
Liebt dich ohne alle Spiele welche
Die Liebe zu gerne doch spielt

Aber vielleicht ist auch das nur eine
Zeitweilige Illusion nach dem vorher
Übermaß etwas Enthaltsamkeit übt 
Wieder mehr genießen zu können

Die Zeit wird wohl zeigen ob die Liebe
Immer wieder kommt oder irgendwann 
Erschöpft einfach endet und das Leben
Dann gelassen lieblos nur weitergeht


Nach Franz Hessel in der Biographie
Walter Benjamins von Lorenz Jäger 
Zu lesen liegt sich schon inhaltlich nah
Wie die Freundschaft die beide verband 

Von seiner frühen Liebe zur großen
Jugendbewegung seiner Zeit die von
Reformpädagogen geprägt auch war
Die später wegen Missbrauch verurteilt

Eine zeitweise Nähe zu den Kreisen
Um George wie seine eigene Sprache
Der Sonettenkranz den er zum Freitod
Des neunzehnjährigen Freundes schrieb 

Ein offener feiner Geist der noch seine
Philosophie zwischen den Versen sucht
Dante in diesem Licht liest wie auf der
Suche nach einer geistigen Heimat


Kommandiert die Poesie ist ein ganz
Wunderbarer Text von Franz Hessel 
Betitelt der eine Ode an die schlichte
Gebrauchspoesie ist die bezahlt wird

Wie große Gönner sich hier noch ganz 
Eigene Denkmäler dichten lassen sollten 
Wie Hoffmannswaldau und Goethe es
Einst so taten wie auch ein Horaz

Der Reichtum verblasst bald wieder
Hinterlässt keine bleibenden Spuren
Die Dichter aber werden unsterblich 
Wie durch deren Verse erst ihre Gönner 

Wer also weiterdenkt der investiere nun
In die Ewigkeit lyrischer Erinnerung für
Ein gebührendes Denkmal das bleibt
Wie historisch ihn weit noch übersteigt

Damit wäre beiden geholfen den Dichtern
Die keine armen Poeten mehr wären wie
Ihren Gönnern die damit erst sich ein
Unsterbliches Denkmal schaffen können

Denke darum dringend darüber nach
Eine Versfabrik zu eröffnen die sich den
Großen Bankiers um Frankfurt andiente
Güter und Klasse gut zu verteilen 

Hessel ist ein schlicht wunderbarer Autor
Der auf so vielfältige Art gute Laune wie
Dazu noch kreative Ideen vermittelt ein
Liebenswertes Genie wie ein Schlemihl


Nach Hessel selbst noch ein wenig über
Den Autor gelesen im gleichnamigen Band
Die Erinnerungen von Oscar A.H. Schmitz
Mit dem Hessel zeitweise in Paris lebte

Herrlich ist es diese Schilderungen der
Realen Figuren seiner Erzählungen zu
Sehen wie die Berliner Mädchen der
Gips Gruppe von denen sie je eine

Zeitweise besonders bevorzugten was
Offenlässt inwieweit die Damen auch die
Herren untereinander wechselten aber
Mit wunderbarem Humor erzählt ist

Auch ihr Sommer in der Villa nahe Paris
Wer war schon im Sommer in Paris der
Nicht unbedingt in der Stadt sein musste 
Ist herrlich liebevoll dabei beschrieben 

Franzel nannten sie Hessel in den Kreisen
Der Schwabinger Schickeria zu der beide
Gehörten und über die sie auch schrieben
Was der Hintergrund des Kramladens ist

Wie schön ist es diesen authentischen Autor
Der beschrieb was er erlebte im Spiege des
Kollegen so treffend wiederzuerkennen
Was macht es sein erzählen lebendig

Schmitz der seinerseits in Frankfurt die
Jahre seiner Jugend verbrachte hatte das
Abitur nur mühsam mit Umwegen über
Weilburg erreicht was mich lächeln ließ

Wie bei Hessel den er einen Impressionisten
Nennt in seiner feinen Art alle Natur lieber
Nur zu beobachten der die Damen nicht
Durch Taten sondern durch Sein verzauberte

jens tuengerthal 8.4.25

Altersliebe

Altersliebe

Liebe im Alter
Ist kein Konzentrat sondern
Was halt übrig blieb

jens tuengerthal 8.4.25

Glückschance

Glückschance

Alle Tage sind
Eine Chance zum Glück die
Meist spurlos verweht

jens tuengerthal 8.4.25

Alterswahnsinn

Alterswahnsinn

Wahnsinn im Alter
Erregt Mitleid außer beim
Präsidenten Trump

jens tuengerthal 8.4.25

Liebesgeschichten

Liebesgeschichten

Sollte ich nun meine Liebesgeschichten
Alle erzählen zwischen Glück und Drama
Oder lebt und stirbt dieser Schatz mit mir
Dem einzigen der sie erlebte wie ich
Überlege ich doch lieber warten auf
Das gute Ende was noch kommt 
Was ich nicht mehr erwarte weil es
Irgendwann auch gut und genug ist
Die Liebesgeschichte schon so
Wenn ich jeder nur eine Seite
Widmen wollte was niemals auch
Nur einer der wunderbaren Frauen
Denen ich nah sein durfte gerecht würde
Viel zu viele Seiten längst hätte
Eine dicke Schwarte würde wie
Der Mann ohne Eigenschaften
Oder der Zauberberg dabei nur
Eine kurze Geschichte meiner
Lieben wäre die mich von mal
Für Jahre oder ein Leben zu
Stunden voller Lust begleiteten
Denke ich und wen sollte je die
Geschichte meiner Lieben so
Interessieren wie mich und kam
Zu dem Schluss diesen Schatz
Als Glück meines Alters zu hüten
Wie ganz für mich zu behalten
Verstünde ohnehin keine je
Sind ja nur meine Geschichten
Aber all die Frauen mit denen ich 
Liebe oder Lust manchmal auch
Beides gemeinsam teilen durfte
Werden in mir weiterleben um zu
Figuren meiner Geschichten dann
Zu werden als endlich literarische
Liebesgeschichte die alle erfunden
Geschichten mit Liebe erzählen
Ähnlichkeiten zu Lebenden wird es
Nie geben weil alle nur einzelne
Züge ihrer Vorbilder tragen nie so
Waren wie erzählt und nur wer
Einzelnes miterlebt wird es fühlen
Damit bleibt die Geschichte meiner
Lieben privat und wird nur Teil der
Frei erfundenen Geschichten als
Stück meiner Erfahrung damit die
Sich dankbar vor seinen Lieben 
Voll schöner Erinnerung verneigt
Wo Liebe war hat Rache keinen Platz
Nur die Erfahrung erzählt immer
Jede erfundene Geschichte mit
Weil Liebe würdigen lieben heißt

jens tuengerthal 8.4.25

Montag, 7. April 2025

Bücherdankbar

Bücherdankbar

Wie dankbar bin ich in einer Welt
Voller Bücher in meiner kleinen
Bibliothek leben zu dürfen damit
Genug Schönes für ein Leben
Voller guter Lektüre um mich
Im so perfekten Leben zu haben
Denke ich dankbar dafür als Leser
In einer so reichen wie auch
Wunderbaren Welt der Literatur
Leben zu können ohne noch je
Irgendwohin zu müssen weil
Alles was ich lesbar liebe hier
Im Paradies der Bücherhöhle
Jederzeit erreichbar um mich steht
Diese Dankbarkeit zufrieden damit
Jedem Tag wieder zu feiern macht
Das Leben zu einem Fest

jens tuengerthal 7.4.25

Helmilichtung

Helmilichtung

Welch Glück ist es doch am
Helmholtzplatz zu leben dachte ich
Bei der Runde um den Platz im
Rosa Abendlicht den Hobrecht 
Einst so genial ostwestlich bebaute 
In wie schönem Licht darf dieser
Wunderbare Platz der so viele
Auch Touristen auch anzieht 
Baden und wie verzaubert ist
Das Leben um diesen Platz
Mit Grün und Bäumen darauf
Eine Lichtung in der Großstadt
Denke ich dankbar für das Dorf
In dem der Flaneur leben darf
Wenn alles gerade wieder so
Rosarot wunderbar scheint
In der kleinen Helmilichtung

jens tuengerthal 7.4.25

Lektürentagebuch 7.4.25

Lektürentagebuch 7.4.25

Mit Franz Hessel im Kramladen des Glücks
Weitere Liebeserlebnisse in München etwa
Mit einer rothaarigen Russin aus dem Kreis
Der Zionisten die er gerade noch verließ

Ein plötzlicher Ekel hatte ihn dabei die
Flucht ergreifen lassen nachdem er sich
Mit ihr allein am Ziel seiner vorher noch
Frech geäußerten Wünsche sah

Ähnlich geht es mit der Gänseliesel vom
Künstlerfest der er ganz nah sogar kam
Die dann aus Eifersucht auf die doch 
Abwesende Grete ihren Abschied nahm

Im Brief an seinen Bruder beschrieb er sich
Als nirgendwo zugehörig auch in seinem
Studium warum er nun historische hörte
Sich gar der Ägyptologe noch widme

So wird das Bild von Gustav von ganz
Verschiedenen Seiten gemalt doch als
Der unzugehörige Flaneur beschrieben
Überall am liebsten nur Beobachter ist

Welch schöne Gelassenheit dies schenkt
Statt Partei zu ergreifen daneben stehen
Zu bleiben alles zu beobachten ohne von 
Etwas oder einer völlig ergriffen zu sein

Denke dabei an Michel de Montaigne 
Der genau dieses Ideal hochhält dem 
Großen geistigen Flaneur aus dem
Frankreich der Glaubenskriege noch


Weiter im Essayband zur Ausstellung
Was ist Aufklärung in den Kapitel die
Frage nach der Vernunft geht es um
Den langen Marsch zur Mündigkeit

Hier ergründet Gunnar Hindrichs die
Hintergründe von Kants Definition wie 
Ihre Aktualität bis in die Gegenwart nur 
Verlässt er diesen Pfad der Tugend bald

Leider verirrt sich der Autor dieses Essays
Statt die Argumente von Kant zum Weg
Zur Mündigkeit konsequent aufzugreifen 
Zwischen Hegel und späterer Dialektik

Die Argumentation die auf dem Verlust
Der Moral ohne Religion aufbaut wie der
Daraus resultierenden Heimatlosigkeit
Läuft inhaltlich aber völlig ins Leere 

Es ist wie die Anmaßung von Hegel
Kant erst zu Ende gedacht zu haben
Ausdruck eines bornierten Unverständnis
Das vielleicht nur typisch schwäbisch ist

Auch der psychoanalytische Blick  auf
Kant durch Horkheimer und Adorno baut 
Mehr auf Aberglaube auf als dabei die
Vernunft angemessen zu Ende zu denken

Hindrichs verirrt sich nach dem guten
Anfang zwischen Hegel und der hier
Anknüpfenden Dialektik die ein wenig
Traumatherapie spielt Probleme zu finden

Diese relativ leichtsinnige wie auch zu
Unkritische Bezugnahme auf Hegel der
Die Vernunft verriet und die Dialektik der
Aufklärung fiel schon in der Ausstellung auf

Ein unangenehmer Denkfehler der Kant
Wie die Größe seines Begriffs von Freiheit
Nicht erfasst und stattdessen lieber über
Fehlenden Halt ohne Aberglaube spekuliert

Dies bleibt in sich spekulativ bietet dabei
Keine vernünftige Antwort mehr sondern
Lässt den fehlenden Mut zur Mündigkeit
Als allgemeines Gesetz an Ende zu

Damit wird der komplette Gegensatz zur
Sich selbst befreienden Mündigkeit nach
Kant deutlich die das Sittengesetz in sich
Ohne Anleitung Dritter schon suchte

Kant ist ein Anarchist der das eigene
Gewissen über alle Gesetze stellt wie
Moral ohne alle Götter nur aus dieser
Konsequent kategorischen Haltung findet

Was der Katalog wie die Ausstellung auch
Leider nur wiederkäuen ist ein noch 
Verbreitet kurzsichtiger Blick auf die
Aufklärung der ihre Radikalität übersieht

Max Stirner dachte in seinem Einzigen
Erst Kants Moral konsequent zu Ende
Die Aufklärung stellt die Moral allein auf
Das Gewissen und damit nur auf sich

Diese aufgeklärte Betrachtung Kants
Fehlte in der sonst mit wunderschönen
Exponaten reich bestückten Ausstellung
Völlig und bisher leider auch im Katalog

Da wird der große Kant in das geistig
Viel zu enge Korsett seiner Nachfolger
Gezwängt die ihm nie voll erfassten
Eine bedauernswerte Kurzsichtigkeit

Aufklärung weiter leben zu lassen heißt
Kant konsequent heute zu Ende zu denken
Wie er die Legitimation jeder Herrschaft
Infragestellt zum Wohle der Moral

Mehr davon wäre gerade nötiger als ein
Nur sich selbst beweihräucherndes dabei
Bloß akademisches Geblubber dem die
Konsequenz im Denken verloren geht

Aufklärung lebt und ist nötig als eine
Befreiung aus der Unmündigkeit die
Jede Generation neu gehen muss
Indem sie alles kritisch hinterfragt

Kein status quo ist für immer alles
Unterliegt Wandlung und Fluss die
Freiheit muss jede Generation neu
Für sich und ihre Umgebung erobern 


Von der europäischen Aufklärung ging es
Zur islamischen Aufklärung über die der
Historiker Christopher de Bellaigue so
Klug im gleichnamigen Buch schrieb

Hier war es dee neugierige Besuch
Des ägyptischen Imam in Paris und sein
Später veröffentlichtes Reisetagebuch das
Zeit und Erfahrung spannend abbildet

Was war dem Ägypter neu und fremd 
Welche Schriften fand er besonders lehrreich
Wo stießen ihn die Sitten doch eher ab 
Vom Besteck bis zu Büchern und mehr

Wo wirkte der Geist der Aufklärung noch
Wie wurde die Julirevolution von 1830
Durch einen Besucher erlebt der sich
Auf einer anderen kulturellen Stufe befand

Der Blick eines Fremden auf das eigene
Wie seine Ideale ist sehr lehrreich auch
In einer Zeit in der wir uns verstärkt mit
Der slamischen Welt auseinandersetzen


Wenn schon historisch heute unterwegs
Tauchte ich als nächstes noch in die
Kulturgeschichte der Neuzeit des klugen
Egon Friedel ein der über Descartes schrieb 

Wie dessen Bedeutung auch jenseits
Des cogito ergo sum was aus dem
Dubito ergo sum erst entstand weil
Die Zweifel ihm am Anfang kam

Diese erste kritische Existenz die
Ihre Welt von der Mathematik aus
Kommend vermaß kann vielleicht
Ein Vordenker der Aufklärung sein

Womit sich am Ende der Kreis zur
So wichtigen Aufklärung wieder schließt
Reden und streiten wir darüber wohin
Das kritisches Denken uns logisch führt

jens tuengerthal 7.4.25

Liebeserwachen

Liebeserwachen

Liebe erwacht mit
Schönsten Gefühlen aber
Schläft gern schmerzvoll ein

jens tuengerthal 7.4.25

Montagsstimmung

Montagsstimmung

Montage sind das
Wöchentliche Neujahr stets
Leicht verkatert

jens tuengerthal 7.4.25

Erwartungsgemäß

Erwartungsgemäß

Erwartungsgemäß
Fallen Kurse weltweit weil
Trump mit Zöllen spielt

jens tuengerthal 7.4.25

Liebeslogik

Liebeslogik 

Liebe ist nicht logisch
Sie basiert schließlich
Auf Gefühlen noch dazu
Für ihr Glück auf denen
Anderer Menschen die
Nie meinem Einfluss 
Unterliegen werden
Warum es völlig unsinnig
Wäre auf sie zu vertrauen
Wo wir es dennoch tun
Werden wir daran leiden
Ohne je frei zu werden
Ewig abhängig vom nur
Gefühl der anderen
Was ziemlich logisch ist
Also für die Liebe wie
Oben schon festgestellt
Im weiteren irrelevant
Daraus vernünftiges zu
Schließen erforderte mehr
Verstand als Gefühl was
In der Sache inkompetent
Natürlich machte warum es
Klug wäre dazu zu schweigen
Wären wir verliebt nicht alle
Völlig kopflos warum dies 
Ewig so weiterginge wie
Manche sich ein Leben lang
In diesem Kreis noch drehen
Den sie großes Glück nennen
Was dann wohl Liebe ist wie
Darüber reden als sei das
Logisch und vernünftig
Weil es unsere Natur ist

jens tuengerthal 7.4.25

Sonntag, 6. April 2025

Lektürentagebuch 6.4.25

Lektürentagebuch 6.4.25

Voller Freude wieder lesend nach Sardinien
Um dort die intensiven Farben zu erleben
Mit denen Marcello Fois so wunderbar in
Mercede und der Meisterschmied malt

Es sind mehr als Worte die das Land
Wie die Stadt in den Bergen spürbar
Machen wenn Mercede aus einem ganz
Schrecklichen Albtraum aufs Feld flieht 

Im Mai ist es während die Schoten von 
Den vordrängenden Früchten zum platzen
Gebracht werden als sie so ganz allein
Noch vor fünf im Uhr im Feld steht 

Gerade wurde der Weltkrieg erklärt
An dem sie nun als Italiener auch
Teilnehmen und die Männer bekommen
Stellungsbefehle von der Polizei zugestellt 

Es dauert manchmal etwas bis die Handlung
Begreifbar wird bei Marcello Fois doch gleich
Spürbar dafür ist die Stimmung wie die
Natur und Luft auf der Insel dort

Fast seherisch träumte Mercede so den
Krieg und seine grausamen Folgen voraus
In dem Menschenleben nicht mehr zählen 
Weil das Sterben der Sache dienen soll


Von der Insel geht es nach München wo
Gustav seinem Bruder Rudolf einen Brief
Voller Geständnisse wie Erläuterungen dazu
Schreibt warum er nun bei Grete wohnt

Wie er sich mit ihr enger anfreundete
Die er auf dem Künstlerfest traf sie dann
Immer wieder mit ihren Kind besuchte 
Sich als Kind und Liebhaber dabei fühlte

Gustav hütet die Wohnung der fiktiven
Grete von Broderson die in vielem an 
Franziska von Reventlow erinnert der
Hessel selbst in München nah stand

Sie sei bis zum Herbst auf dem Land
Er habe es nun gut zumindest bis
Zu ihrer Rückkehr sei es schön dort
Er sei ihr wohl wie so viele verfallen 

Gustav fürchtet Rudolfs Urteil dazu 
Aber hatte dennoch das Bedürfnis seinem
Bruder dem Kapellmeister zu schreiben
Wie sich die Umstände nun änderten

Hessel beschreibt diesen kleinen Skandal
In den Gustav quasi unschuldig stolperte
Mit liebevoller Ironie im Brief der dann mit
Handküssen für Kornelie die Verlobte endete


Bei Hermann und Ulrike dem Roman aus
Der Aufklärung von Johann Karl Wezel 
Kommt es zu einem fiesen Verschwörung
Gegen Gouvernante und Stallmeister

Der Bösewicht der sie inszenierte ist
Gerade Liebling des Grafen und gab vor
Zu Gunsten des Liebespaares seinen
Einfluss geltend gemacht zu haben

Durch dreiste Lügen Täuschung und genug
Wein erreicht er das ihm geglaubt wird
Die Liebenden gehen zum Grafen um seine
Genehmigung zur Trauung zu erlangen 

Das darauf ausbrechende Donnerwetter führt
Zur Vertreibung beider vom Hof und der
Junge Bösewicht freut sich an seiner Macht
Die den Zorn des Grafen auslöste

Er beschließt nun alle die ihm gerade 
Nicht gefallen durch solche Intrigen die
Nur auf Lügen beruhen zu vertreiben 
Fühlt scheinbar absolute Macht 

Diese kleine Szene voller intriganter
Bösartigkeit beschreibt das Geschehen
An vielen Höfen im Absolutismus gut 
Der Herrscher entschied über alles

Eine nicht standesgemäße Liebe wurde
Schlicht verboten und wer den Zorn des
Herrschers weckte war seiner Existenz
Die an seiner Laune hing nicht sicher

Willkür und Intrigen konnten so leicht
Ganze Existenzen vernichten auch war
Eine Ehe keine private Entscheidung
Nicht Liebe sondern Stand entschied

Das Personal war von der zufälligen
Laune des Herren abhängig der nach
Gutdünken entschied oder auf das hörte
Was ihm seine Günstlinge zuflüsterten 

Die Herrschaft auch über das private
Gefühl was noch dazu hart bestraft wird
Macht alle am Hof zu unfreien von der
Zufälligen Gunst abhängigen Sklaven

Diese für einen erdachten Hof mit dem
Grafen erfundene Geschichte zeigt wie
Weit fürstliche Macht noch reichte die
Leicht durch Intrigen missbraucht wurde 

Der noch vor der französischen Revolution
Im Jahre 1780 veröffentlichte Roman hat
Zum Thema gemacht was viele erlebten
Den Geist herrschender Häuser prägte

Solche Pflichten zur standesgemäßen Ehe
Tauchen noch bis in die Gegenwart auf 
Die Ehe von Charles und Diana war das
Produkt der Pflicht gegen das Gefühl

Auch die preußischen Prinzen erlebten
Harte Sanktionen bei unstandesgemäßer 
Ehe die sie quasi enterbte nach dem bis
In die Gegenwart gültigen Hausgesetz

So ist was abstrus und fern scheint in
Teilen aktuell bis in die Gegenwart
Weil die Ehe ein Machtinstrument ist 
Bei dem sich Gefühl und Besitz streiten

Darum über die Institution der Ehe wie
Den Platz der Liebe in ihrer nachzudenken
Gibt die Lektüre guten Anlass sicher mutig
Ist die Darstellung vor über 300 Jähren 

jens tuengerthal 6.4.25

Podcastmüll

Podcastmüll

Mach doch mal einen Podcast
Oder halte zumindest Lesungen 
Raten mir viele Leserinnen denen
Die aufklärerischen Ideen wie das
Humanistische Ideal hinter meiner
Lyrik gefällt und ich sage stets NEIN 
Will niemanden berieseln noch so
Von meiner Philosophie überzeugen
Wer kommt soll selbst denken also
Lesen statt sich berieseln zu lassen
Will nicht nette Unterhaltung sein
Noch erfolgreich Geld verdienen
Sondern ein lyrischer Stein des
Anstoßes sein der zum Denken
Verführt statt bloß zu berieseln
Wie der ganze Podcastmüll
Dieses Fernsehen für die Ohren
Wer keine Zeit zum Lesen hat
Bleibt eben dumm wie damit
Außerhalb unserer Kultur die
Eigenes Denken erfordert statt
Sich nebenbei berieseln zu lassen
Das macht heute nicht viel her
Darum bleibe ich ein armer Poet
Auch wenn es um Mündigkeit geht
Den Kern der Aufklärung also die
Erst uns aus der Unmündigkeit befreit
Wer etwas wissen will soll lesen
Die das nicht tun bleiben unmündig
Wer weiter berieselt fördert das nur
Daran zumindest hatte ich keinen 
Anteil als Leser aus Prinzip der Kant
Las und die Aufklärung verteidigt 

jens tuengerthal 6.4.25