Dienstag, 8. April 2025

Lektürentagebuch 8.4.25

Lektürentagebuch 8.4.25

Einige Kapitel seit gestern Nacht im
Wunderbaren Kramladen des Glücks 
Von Franz Hessel gelesen und ganz
Berauscht von Gustavs Erlebnissen

Wie er alte Freunde von Familie noch
Aus Berlin in München trifft sie darauf
Ihn zu einem Fest mitnehmen auf dem
Er von einem nach Gerda gefragt wird

Klüngel kennt sich und redet dabei auch
Zu gerne übereinander voller Neugier
Was sollen sie auch sonst tun wenn
Inzucht allen vorher Geist verschüttete

Wie sich dann alle zu ihm einladen wo
Plötzlich Gerda wieder ist weil ein Vetter
Von ihr mit einigen Flaschen Bordeaux 
Kommt zu denen Stan Karpfen macht

Wie es ein rauschendes Fest wird bei
Dem sich durcheinander neu gepaart
Wird als auch noch die Gänseliesel
Vom Künstlerfest wieder auftaucht

Als alle zu später Stunde in Stans Atelier
Noch wollen wird Gustav zum Babysitter
Für die kleine Sybille Gerdas Tochter mit
Einer Flasche Bordeaux bleibt er dort

So erstmals in Gerdas Schlafzimmer 
Schläft er selig bis ihm irgendwann die
Heimkehrende Mutter Gerda zärtlich weckt
Was ihm schämt macht sie noch liebevoller

Im nun vierten Teil des Kramladens folgt
Gustav der Einladung eines akademischen
Vereins zum Johannisfest im Isartal wo er
Zuerst wieder distanziert eine kennenlernt 

Jene Marianne wird sein nächster Flirt
Der nur beschränkte Zeit leider bleibt
Langsam nähern sie sich nun an dann
Verschwindet die schöne Blonde wieder 

Sehr fein beschreibt Hessel dieses ganz
Langsame Kennenlernen was so völlig
Überraschend mit geteilter Nacht begann
Auf seinem Mantel im Wald nach dem Fest

Sich nähern voller Vorsicht nachdem schon
Wieder alle Hoffnung aufgegeben bei dem
Nahezu nichts passiert was aber genügt
Ihn tief verliebt träumen zu lassen

Welch feiner Beobachter der zarten Liebe
Die noch unentschlossen schwankt doch 
Aufregende Momente teilt ist Hessel hier
Noch ohne einen ersten Kuss zu wagen

Allem großen Gefühl zum Trotz wie der
Immer Einsamkeit entgegen bleibt Gustav
Ein Genießer zarter Freuden der vor den
Großen Entschlüssen lieber noch flieht 

Was macht diese so sexuell harmlose
Prosa die vor über hundert Jahren nun
Geschrieben wurde noch so aktuell für
Leserinnen auch unserer Tage wieder

Fasziniert mich die Langsamkeit wie die
Ergebenheit mit der Gustav statt forsch 
Die Damen zu erstürmen sie kommen lässt
Wie hinnimmt was nichts werden will 

Ist es der einerseits sehnsüchtige Ton der
Endlich seine Frau finden will wie es sich
Für einen anständigen Mann gehört im
Widerstreit mit innerer Unentschlossenheit

War immer eher schnell im Zugriff was
Manche im Sturm vielleicht eroberte die
Ohnehin längst wollte vermutlich aber
Wollte dabei bloß keine Zeit verlieren 

Gustav tut genau das Gegenteil was
Der Schönheit der Liebe viel mehr Raum gibt
Sich zu entfalten wie alles zu dominieren
Zugleich aber nie zum Ziel kommt

Was Gustav im Brief an Bruder Rudolf
Als unentschlossene Getriebenheit noch
Beschreibt die nirgendwo dazu gehört
Spiegelt sich in der Liebe wieder

Wie drängt es den Leser dabei Gustav
Dem unentschlossenen zuzurufen ach
Habe Mut und wage es die Frauen
Warten doch nur genau darauf

Durfte schnell entschlossen hunderten
Nah kommen und habe sie berührt wie
Erregen dürfen was ein Glück doch ist
Das nur gewinnt wer es auch wagt

Doch fasziniert mich nun nachdem alles
Was erreichbar erreicht ob nicht mehr
Die schlichte Eroberung sondern mehr 
Das kommen lassen lohnender wird

Nicht was du erobert hast bleibt bei dir
Sondern nur was von sich aus kam 
Liebt dich ohne alle Spiele welche
Die Liebe zu gerne doch spielt

Aber vielleicht ist auch das nur eine
Zeitweilige Illusion nach dem vorher
Übermaß etwas Enthaltsamkeit übt 
Wieder mehr genießen zu können

Die Zeit wird wohl zeigen ob die Liebe
Immer wieder kommt oder irgendwann 
Erschöpft einfach endet und das Leben
Dann gelassen lieblos nur weitergeht


Nach Franz Hessel in der Biographie
Walter Benjamins von Lorenz Jäger 
Zu lesen liegt sich schon inhaltlich nah
Wie die Freundschaft die beide verband 

Von seiner frühen Liebe zur großen
Jugendbewegung seiner Zeit die von
Reformpädagogen geprägt auch war
Die später wegen Missbrauch verurteilt

Eine zeitweise Nähe zu den Kreisen
Um George wie seine eigene Sprache
Der Sonettenkranz den er zum Freitod
Des neunzehnjährigen Freundes schrieb 

Ein offener feiner Geist der noch seine
Philosophie zwischen den Versen sucht
Dante in diesem Licht liest wie auf der
Suche nach einer geistigen Heimat


Kommandiert die Poesie ist ein ganz
Wunderbarer Text von Franz Hessel 
Betitelt der eine Ode an die schlichte
Gebrauchspoesie ist die bezahlt wird

Wie große Gönner sich hier noch ganz 
Eigene Denkmäler dichten lassen sollten 
Wie Hoffmannswaldau und Goethe es
Einst so taten wie auch ein Horaz

Der Reichtum verblasst bald wieder
Hinterlässt keine bleibenden Spuren
Die Dichter aber werden unsterblich 
Wie durch deren Verse erst ihre Gönner 

Wer also weiterdenkt der investiere nun
In die Ewigkeit lyrischer Erinnerung für
Ein gebührendes Denkmal das bleibt
Wie historisch ihn weit noch übersteigt

Damit wäre beiden geholfen den Dichtern
Die keine armen Poeten mehr wären wie
Ihren Gönnern die damit erst sich ein
Unsterbliches Denkmal schaffen können

Denke darum dringend darüber nach
Eine Versfabrik zu eröffnen die sich den
Großen Bankiers um Frankfurt andiente
Güter und Klasse gut zu verteilen 

Hessel ist ein schlicht wunderbarer Autor
Der auf so vielfältige Art gute Laune wie
Dazu noch kreative Ideen vermittelt ein
Liebenswertes Genie wie ein Schlemihl


Nach Hessel selbst noch ein wenig über
Den Autor gelesen im gleichnamigen Band
Die Erinnerungen von Oscar A.H. Schmitz
Mit dem Hessel zeitweise in Paris lebte

Herrlich ist es diese Schilderungen der
Realen Figuren seiner Erzählungen zu
Sehen wie die Berliner Mädchen der
Gips Gruppe von denen sie je eine

Zeitweise besonders bevorzugten was
Offenlässt inwieweit die Damen auch die
Herren untereinander wechselten aber
Mit wunderbarem Humor erzählt ist

Auch ihr Sommer in der Villa nahe Paris
Wer war schon im Sommer in Paris der
Nicht unbedingt in der Stadt sein musste 
Ist herrlich liebevoll dabei beschrieben 

Franzel nannten sie Hessel in den Kreisen
Der Schwabinger Schickeria zu der beide
Gehörten und über die sie auch schrieben
Was der Hintergrund des Kramladens ist

Wie schön ist es diesen authentischen Autor
Der beschrieb was er erlebte im Spiege des
Kollegen so treffend wiederzuerkennen
Was macht es sein erzählen lebendig

Schmitz der seinerseits in Frankfurt die
Jahre seiner Jugend verbrachte hatte das
Abitur nur mühsam mit Umwegen über
Weilburg erreicht was mich lächeln ließ

Wie bei Hessel den er einen Impressionisten
Nennt in seiner feinen Art alle Natur lieber
Nur zu beobachten der die Damen nicht
Durch Taten sondern durch Sein verzauberte

jens tuengerthal 8.4.25

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