Lektürentagebuch 6.2.25
Heute Nacht oder eher heute Morgen
Bis gegen halb fünf das letzte Kapitel
Des wunderbaren Heimlichen Berlin
Gelesen was ich schon sehr bedauere
Lese ja ungern Bücher zu Ende
Lebe lieber über Jahre in ihnen
Verbringe Zeit mit ihnen wie mit
Alten Freunden dabei plaudernd
Doch bei diesem kurzen Roman
War das Ende leider absehbar
Der Umfang natürlich beschränkt
Dennoch fällt der Abschied schwer
Es war so liebevoll und schön wie
Franz Hessel als Beobachter schreibt
Dabei passiert ganz viel oder auch
Gar nichts je nach Horizont
Wer auf Sex und ähnlich wilde
Abenteuer im zügellosen Berlin
Hofft wird hier eher enttäuscht
Glücklich wer Hessel schätzt
Endlich nach langem Warten auf
Der Nachtprobe erwischte dann
Wendelin Karola um mit ihr den
Sofortigen Aufbruch zu planen
Eißler leiht ihm das nötige Geld
Damit er nach München reisen kann
Wo sie sich dann treffen wollen
Und bricht sofort mit Karola auf
Es scheint doch etwas wildes
Lustvoll leidenschaftlich endlich
Ausgelebt und vollzogen bevorzustehen
Darauf deutet doch alles hin
Diese will nur schnell ihren Koffer
Oder Kleinigkeiten noch holen
Während sie durch den nächtlichen
Tiergarten als Paar dabei spazieren
Wendelin versucht mit aller Kraft
Wie inständigen Bitten sie davon
Abzuhalten aber sie bleibt dabei
Verschwindet am Kanal in ihr Haus
Er solle nur fünf Minuten warten
Tigert unruhig von Laterne zum
Kanal schaut nach oben und sieht
Kurz das Licht beim Kind angehen
Sie lässt ihm weiter warten bis
Endlich die Tür sich öffnet und
Wendelin ihm entgegenkommt
Überreicht einen kleinen Brief
Karola bittet Wendelin er möge
Ihr verzeihen aber sie könne ihr
Kind doch nicht alleine lassen
Was Wendelin schwer erschüttert
Clemens meint auf seine große
Enttäuschung hin ob sie die Frauen
Nicht verehren sollten als ob sie
Vollkommen wären dann sind sie es
Zumindest bliebe ihnen dann doch
Nichts anderes mehr übrig tröstet
Er den etwas verzweifelten nun
Doch nicht Liebhaber seiner Frau
Wendelin beschließt nun endlich
Doch den Frühzug zu seiner Mutter
Auf das ländliche Gut zu nehmen nun
Hätte er ja Reisegeld von Eißner
Clemens lädt ihn ein doch mal
Wiederzukommen und bei ihnen
In ihrem heimlichen Berlin dann
Zu wohnen mit ihm zu spazieren
So endet es mit ganz einfachen
Abschiedsworten nur nach dem
Spaziergang an der Potsdamer Brücke
Wohl einem auf Wiedersehen vielleicht
Der sichtlich frustrierte Wendelin der
Gelegenheit um Gelegenheit verpasste
Margot ausschlug sie ins Bett zu bringen
Als er sonst gekonnt hätte nicht zugriff
Spielt als unentschlossener Baron der
Kind einer anderen Zeit noch ist
Eine männliche Heldenrolle ohne es
Je zu sein oder zu tun was er will
Wendelin passieren die Dinge eher
Auch Karola kam zu ihm als er noch
Überlegte mit Margot im Tiergarten
Auszureiten was sie wünschte
Frauen und Träume tauchen auf
Verschwinden unentschlossen wieder
Alle wollen irgendwas aber keiner
Außer Eißner erreicht etwas
Auch der große Macher bekommt
Nicht alles sondern wird von der
Hälfte der Reisetruppe verlassen
Clemens tut nichts und behält alles
Was Karola Margot Oda und Freo
Wirklich wollten als sich zumindest
Teilweise amüsieren ist unklar so
Ist am Ende wieder alles wie es war
Wendelin folgt dem Ruf der Mutter
Mit dem Geld seines Schwagers
Sich der Landwirtschaft zu widmen
Vielleicht zu Jagden einzuladen
Aufgeregt vom hektischen Berlin
In dem immer irgendwer irgendwas will
Wird bei allem nichts erreicht dafür
Bleibt dann alles wie es vorher war
Eine lächelnde Beobachtung des
Flaneurs und zeitweise Berliners
Franz Hessel der liebevoll die Suche
Nach dem großen Kick beschreibt
Eintauchen in das wilde Berlin
Der Zwanziger alles miterleben
Wie am Ende mit nichts gehen
Weil es nichts zu holen gab
Als Gegensatz zur Aufregung in
Berlin noch ein Kapitel von
Jan Assmannsn Thomas Mann
Und Ägypten gelesen
Hier versucht Assmann den
Joseph-Roman kulturhistorisch
Einzuordnen und attestiert ihm
Tiefe große Einsichten dazu
Als Literatur ohne Fußnoten
Wie damit unbelegt also nicht
Wissenschaftlich ernsthaft dafür
Mit Humor und Ironie genial
Staunt wie der fiktionale Text
Dennoch exakt eine Sachwelt
In der Beschreibung erschließt
Diese dadurch fühlbar macht
So gelingt Thomas Mann was
Die fußnotengefesselte Forschung
Nie könnte er lässt die Zeit leben
Blickt weit über sie dabei hinaus
jens tuengerthal 6.2.25