Freitag, 10. Juli 2020

Kusskommen

Kommen wir allein schon
Vom Küssen können wir zu
Kaum anderen mehr kommen
Als immer wieder uns küssen
Um zusammen zu kommen
Im Kuss verschlungen dann
Gekommen zungig innig
Käme wer immer kommt
Beim ersten Kuss selten nur
Dazu eindringlich zu werden
Ineinander wie überhaupt
Was doch schade wäre
Warum wir hoffentlich genug zu
Nie endenden Küssen kommen
Wenn wir endlich beieinander
Ankommen um da zu bleiben
Sind wir Helden dann wohl
Gekommen um zu bleiben
Nicht nur virtuell theoretisch
Was angekommen genug ist
Es dabei zu belassen

jens tuengerthal 10.7.20

Donnerstag, 9. Juli 2020

Inzüchtig

Welche Rolle spielt Inzucht noch in Familien und wann kam sie auf, fragte ich mich, bei der Lektüre des entsprechenden Kapitels in Christina von Brauns Buch Blutsbande und habe es genutzt, mich auch ein wenig über das allgemein schon bekannte hinaus zu belesen, erinnerte mich an den Skandal, als vor einigen Jahren ein Geschwisterpaar bekannt wurde, das mit gemeinsamen Kindern eine glückliche Familie bildete, was es nach deutschem Recht nicht durfte, wofür, wenn ich mich richtig erinnere, der Mann auch als Straftäter verurteilt wurde, was ich schon damals etwas seltsam fand, auch wenn die Empörung groß war und viele von der früher üblichen Inzucht auf den Dörfern raunten, bei der häufig Idioten rausgekommen wären, unklar blieb dabei nur, ob die raunenden zu den Opfern eher zählten.

Wann und wo hat die Inzucht begonnen und sind die Auswirkungen wirklich so einfach und offensichtlich, war die naheliegende Frage, die sich mir nun stellte und es scheint, dass dabei, wie so oft bei moralischen Verboten, vieles anders und weniger dramatisch ist, als angenommen, manches nur Meinung und Aberglaube ist, der von ganz anderen Interessen geleitet wird, wie so oft, wenn die Kirche ihre Finger im Spiel hat.

Im Hochadel gab es, schon mangels gleichwertiger Auswahl, bereits seit langem Inzucht und besonders das Haus Habsburg mit seiner österreichischen und spanischen Linie tat sich dabei, auch phänotypisch sichtbar, seit dem 16. Jahrhundert besonders hervor, wobei das Problem sich mit dem Erbe Frankreichs und dem für Frankreich siegreichen Erbfolgekrieg ja erledigte. Ansonsten hat der Hochadel über Jahrhunderte immer wieder untereinander geheiratet und ist damit in vielen Fällen relativ eng noch verwandt. Auch dort waren Geschwisterehen, anders als etwa bei den alten Ägyptern verpönt. Überhaupt hatte das Christentum ein relativ rigides Inzuchtverbot über Europa und die christliche Welt gelegt, wodurch diese Praxis, außer im personell beschränkten Hochadel, der die Güter beisammenhalten wollte, nicht sehr verbreitet war, es zumindest für die katholische Welt dafür eines päpstlichen Dispenses bedurft hätte, der für gewöhnlich schwer zu erreichen war.

Die anfänglich noch wenigen regierenden protestantischen oder reformierten Häuser heirateten untereinander, was auch die Auswahl ein wenig einschränkte aber keine größere Nähe brachte, als sie das Haus Österreich seit Karl V. praktiziert hatte, dem Sohn von Isabella der Wahnsinnigen, dahingestellt ob der ihr unterstellte Wahnsinn nach dem Tod ihres Mannes, des schönen Philipp von Austria durch Inzucht also Erbkrankheit, die dominant auftrat, ausgelöst wurde oder Produkt ihrer großen Trauer und damit Zeichen wirklich großer Liebe war, die bei den königlichen Hochzeiten zwar selten blieb aber dennoch nicht notwendig mit Wahnsinn gleichgesetzt werden muss. Die Ehe ihrer Eltern, Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragon hatte Spanien erst begründet und mit der Vertreibung der Mauren und Juden sich auch die heute Spanien genannten Gebiete erobert auf Kosten der Toleranz.

Aber jenseits der damals regierenden Häuser kann das Gerücht dörflicher Inzucht so nicht bestätigt werden. Die Kirche hatte strenge Regeln aufgestellt, die erst viel später aufgeweicht wurden und zwar primär aus finanziellen Interessen im aufstrebenden Bürgertum und das auch erst nachdem die Kirche ihre regierende Macht in Deutschland mit dem Reichsdeputationshauptschluss, der infolge der Niederlage gegen Napoleon zur Säkularisierung der Kirchengüter und der anschließenden Auflösung des alten Reichs führte, also ab 1806.

Die vermögenden Familien hatten ein Interesse, das Geld in der Familie zu halten, warum die sonst verpönten Heiraten zwischen Cousins und Cousinen teilweise auch schon im ersten Grad üblich wurden, also diejenigen, die ein gemeinsames Großelternpaar hatten und deren Eltern noch Geschwister waren. Diese Personen dürfen auch heute noch heiraten, sofern sie keine nachweislichen schweren Erbkrankheiten haben, die bei Kindern dominant auftreten könnten. Allerdings liegt die Wahrscheinlichkeit dafür nur bei etwa 6,25% gegenüber 2-4% bei nicht blutsverwandten Paaren. Dagegen läge die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Erbkrankheiten, deren Anlage wir alle zu bestimmten Teilen in uns tragen, bei Geschwistern oder Eltern-Kinder Fortpflanzung bei 25%, während er bei Vettern 2. Grades nur bei 1,5% läge, also niedriger als unter nicht blutsverwandten Menschen, was den von keiner tieferen Kenntnis getrübten Betrachter dieser wissenschaftlich belegten Statistik doch erstaunte.

Erstaunlicherweise hat sich bei Ehen unter Vettern des 2. bis 3. Grades in Island gezeigt, dass diese Ehen über Jahrhunderte die meisten gesunden Kinder hervorbrachten und überdurchschnittlich stabil waren. Dieser Faktor könnte in den eher aussterbenden europäischen Nationen, die durchschnittlich deutlich unter 2 Kinder haben, zu interessanten Schlussfolgerungen führen, die aber bisher noch nicht diskutiert wurden. Vielleicht werden auch neue Formen künstlicher Fortpflanzung manche Debatte entbehrlich machen, wenn bereits jetzt manche Frauen sich Samen vermeintlich besonders begabter Menschen zur künstlichen Befruchtung ihrer Eizellen erwerben können, was immer diese zufällige Neukombination an potenziellem Genie schaffen kann, was nach allem, was wir wissen, relativ unwahrscheinlich ist, aber manchen einiges wert wäre.

Sofern wir künftig mehr künstlich befruchten, vielleicht auch weil die Impotenz der verbleibenden Männer durch den hohen Anteil von Pillenrückständen im Trinkwasser noch weiter zunimmt, könnten wir auftretende Erbkrankheiten und ähnliche Probleme wohl bald ausschließen, womit der Geschwisterehe gesundheitlich nichts mehr im Wege stehen müsste, dahingestellt, ob das sozial erstrebenswert wäre, bräuchte zumindest die Pönalisierung eine neue Begründung, da die alte nicht mehr haltbar wäre und die moralischen Gebote einer bloßen Glaubensgemeinschaft können in einer aufgeklärten, säkularen Gemeinschaft nicht genügen, einen Straftatbestand zu begründen, der ohnehin fragwürdig ist, wie der bekannt gewordene Fall gezeigt hat, in dem, unter großer Anteilnahme einer sich mit Schaum vor dem Mund empörenden Öffentlichkeit, eine heile und gesunde Familie mit den Mitteln des Strafrechts zerschlagen wurde, nur weil es so üblich ist und die Kirche aus Gründen ihres Machtzuwachses so betimmt hatte.

Das strenge Inzuchtverbot hängt auch mit der Hoffnung der Kirche zusammen, dadurch die Fortpflanzung zumindest teilweise verhindern zu können und so zur legitimen Erbin zu werden, was die Kirche etwa in Frankreich und Italien teilweise zur größten Grundbesitzerin gemacht hatte, die aber, des Zölibats wegen, ihre Güter immer neu verteilen konnte, was sie zu einem enormen auch politischen Machtfaktor machte, um den insbesondere im Mittelalter noch mit deutschen Kaisern viel gestritten wurde, vom immer wieder abgesetzten Barbarossa, dem Staufer Friedrich, bis zu Heinrich IV., dem Salier, der für den päpstlichen Segen barfuss um Canossa ging.

Dies ist alles keine Frage der Inzucht aber zeigt, was passiert, wenn ein mächtiges Vermögen, das ohne Bluterben weitergegeben wird, in Konfrontation mit einer Macht steht, die sich noch um legitime Erben selbst bemühen muss, denen die Kirche wiederum strenge Auflagen für die Partnerwahl und die Legitimität ihrer Kinder machte, die einmal erben dürfen. Die Kirche hatte als designierte Erbin, ein Interesse daran, die legitime Nachfolge zur erschweren, um sich am verbleibenden Vermögen bereichern zu können. Betrachten wir die rigiden Regeln zur Inzucht der katholischen Kirche, die bis zum 6. oder 9. Grad teilweise reichten, liegt es wohl nicht völlig fern, hier eine Interessenkollision anzunehmen, die den moralischen Wert dieser Regelungen sehr infrage stellt. Abgesehen davon, welchen moralischen Wert Regeln überhaupt haben können, die sich statt auf individuelle Haltung auf Anweisung erdachter höherer Wesen beziehen, ist es erstaunlich, wie gut das moralische Diktat der Kirche bis heute funktioniert hat und wie klar die moralische Verurteilung gegenüber der Inzucht immer noch ist.

Sind diejenigen, die dort urteilen, nicht fähig, sich selbst ein kritisches Urteil zu bilden, plappern sie einfach nur nach, was ihnen vorgekaut wird, oder ist es, wie so oft bei moralischen Verurteilungen der Leben anderer Menschen, mehr die Furcht vor dem Fremden, die viele so extrem reagieren lassen?

Vielleicht ginge es besser und friedlicher auch bei der Betrachtung dieser Fälle zu, wenn wir statt alte bigotte Vorurteile zu pflegen, uns lieber an Tatsachen hielten, die etwa besagen, dass die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Erbkrankheiten unter Vettern 2. Grades geringer ist als unter nicht blutsverwandten Personen und wir seit Jahrhunderten in unserem moralischen Urteil einer geschickten Politik der Kirche aufgesessen sind, die eigene pekuniäre Ziele dabei  verfolgte. 

Ist die Inzucht oder die Geschwisterliebe moralisch schlecht oder zu verurteilen?

Sehe dafür keinen Grund, wie ich überhaupt keinen Grund erkennen kann, je über die Liebe zu urteilen, wohin sie eben fällt. Die Liebe ist, was sie ist, freuen wir uns, für diejenigen, die sie finden, statt ihr moralisch falsche Grenzen zu ziehen, die nur der Bereicherung einer Institution des Aberglaubens diente, der moralisch ohnehin längst fragwürdig geworden, eher ein zu überwindender sein sollte, statt noch immer in den Köpfen vieler Menschen der Liebe Schranken zu setzen.

Hatte nie vor meine Schwestern zu heiraten, es war schon der Gedanke an Sexualität ihnen gegenüber für mich ein absolutes Tabu, wie es in unserer Gesellschaft relativ normal ist - aber alle Tabus gelegentlich nach Sinn und Zweck zu hinterfragen, scheint mir wichtiger als einen mutmaßlichen Erbschaden sicher auszuschließen. Die Griechen hatten weniger Probleme mit Inzucht, auch wenn die Geschichte des Ödipus aus ihrer Tradition stammt, waren ihre moralischen Urteile flexibler und vernünftiger als einige alte christliche Zöpfe hier, die zu hinterfragen dem freien Denken gut tun könnte. Was die Freiheit fördert, kann nicht schlecht sein, auch wenn ich sicher kein Fürsprecher der intrafamiliären Fortpflanzung bin, Neukombination des Genpools ist vermutlich gesünder, auch wenn die Statistik etwas anderes vermuten lassen könnte, scheint mir zumindest, die im pekuniären Interesse der Kirche entstandene moralische Verurteilung immer fragwürdiger und fragwürdiges zu hinterfragen, finde ich immer besser.

jens tuengerthal 9.7.20

Regenlauschen

Lausche dem Regen
In tropfender Harmonie
Ist alles Natur

jens tuengerthal 9.7.20

Mittwoch, 8. Juli 2020

Männersterben

“Viele Thiere werden ganz aussterben; so auch das Geschlecht der Männer,”
Friedrich Schlegel

Sterben die Männer aus oder nur eine Sorte von ihnen?
 
Der Eduard der Wahlverwandtschaften stirbt über den Tod seiner Liebe, ein für Männer weniger ungewöhnlicher Tod als für Frauen, wie uns die Statistiken bis heute bestätigen, in denen die Zahl der männlichen Suizide weit über denen der Frauen liegt, was nicht mehr nur eine Frage der Ehre ist. Nicht die wenigsten seit der Romantik auch aus verzweifelter Liebe. Während Frauen immer besser auch mit der Situation als Alleinerziehende klarkommen, denn der größere Teil unter diesen sind immer noch Mütter, fallen Männer häufiger in ein Loch, aus dem manche nie wieder herausfinden, gefangen zwischen gesellschaftlichen Erwartungen, Selbstzweifeln und zu großen Gefühlen.

In einer Zeit zwischen den Zeiten, in der auf der einen Seite das Ideal des rücksichtslosen Chauvis durch politische Führer wie Trump, Putin, Bolsonaro oder Erdogan, die dem Populismus huldigen, wieder Konjunktur hat, finden viele Männer schwer ihre Position. Einerseits werden solche alten vorgestrigen Typen von den meisten vernünftigen Frauen verachtet. Andererseits ist das Eingeständnis von Schwäche nicht unbedingt dem Erfolg förderlich, finden die schlichten Sprüche wieder so großen Zulauf, als hätte es weder eine Aufklärung noch die Befreiung nach 1968 wie die Hippies danach gegeben, suchen Menschen in Krisenzeiten gerne starke Führer.

Kein Schwächling sein und dennoch nicht auf die schlichten Sprüche der Populisten hereinfallen, seine Männlichkeit auch bei Hausarbeit nicht zu verlieren, ein nachdenklicher Kümmerer sein, aber seine Liebste mit einem Zigarre rauchenden Chauvi abziehen sehen, macht den Drahtseilakt der neuen Männlichkeit nicht immer einfach, lässt manchen verzweifeln.

Als auch jahrelang Hausmann, weil die Mutter der Tochter einfach mehr verdiente, beruflich erfolgreicher war, kenne ich die schrägen Blicke mancher Frauen, wenn du sagst, du machst den Haushalt, kümmerst dich ums Kind und versuchst nebenbei noch deinen Roman zu schreiben, womit meist nichts vollständig erledigt oder zumindest zur eigenen Zufriedenheit geschafft wurde.

Männlichkeit wird heute sehr stark durch beruflichen, also pekuniären Erfolg definiert, der sich dann zu gerne in entsprechenden, die Schwanzlänge demonstrierenden Karossen demonstriert. Natürlich lacht jede vernünftige Frau über solche Typen nur, sagt dir die aufgeklärte Vernunft, wenn du dann aber mühsam mit Kind und Fahrrad beim Eisholen balancierst und die Schönen in den Porschen steigen, kann, das, so schlicht und unsinnig es natürlich ist, schon am Ego des Hausmanns kratzen und es braucht lange Übung, sich vom Wahn des Konsums innerlich so zu befreien, dass du weißt, wer sich für diese Typen interessiert, ist ohnehin uninteressant, wäre nicht einmal eines Blickes wert, wobei es natürlich auch die sympathischen Porschefahrer gibt, um hier nicht eine neue Kiste Vorurteile zu öffnen.

Aber Potenz hängt eben gesellschaftlich auch am Einkommen und am Erfolg für viele, während der Verzicht darauf eher als Impotenz und Unfähigkeit gesehen wird, denn als klare Konsequenz aus einem ungesunden System und wer wollte nicht erfolgreich und stolz sein, mit dem glänzen können, was alle haben?

Während sich reiche Russen mit Symbolen ihrer Potenz wie jungen Damen gerne umgeben, alles am Geldwert und Gewinn gemessen wird, kann sich ein schlichter Feingeist und Literat, der nichts als dichten und Geschichten erzählen kann, schon manchmal sehr klein fühlen und muss dann die Isolation oder anderweitige Kompensation suchen, nicht unterzugehen und übersehen zu werden, dahingestellt ob es in solchen Zeiten ein Verlust wäre.

Einerseits beteuern die meisten Frauen, sich genau so einen zärtlichen und einfühlsamen Mann zu wünschen und diese Chauvis mit ihren Statussymbolen nicht ausstehen zu können, fluchen, wenn sie wieder auf einen hereinfielen mit dem erwartungsgemäßen Ergebnis, andererseits suchen sie sich auch immer wieder genau diese Typen aus, funktioniert das Laute besser als die feinen, leiseren Töne. Dann wird dir zwar versichert, diese Typen seien alle grauenhaft im Bett, Schnellspritzer, die sich nur um sich kümmern, kein Gefühl für weibliche Bedürfnisse und doch frage ich mich dabei immer wieder, warum dann so viele Frauen ihre Erfahrungen mit genau diesen Typen sammeln wollen, auf was sie dabei hoffen.

Glaube nicht, eine Antwort auf diese komplexe Frage zur weiblichen Psyche mit meinem schlichten männlichen Verstand finden zu können, gebe die Suche danach lieber vorab auf und fragte lieber entsprechend, ohne durch die Antworten klüger geworden zu sein. Häufigste Antwort war, das fragten sie sich auch, danach kam die Hoffnung auf den guten Kern, der sich doch nur hinter diesen Symbolen tarne, ihnen das übrigens völlig egal wäre, sie nicht beeindrucken würde, es nicht auf die in PS dargestellte Schwanzlänge ankäme sondern allein auf Gefühl und Verlässlichkeit.

Ob der letztere Punkt vielleicht der entscheidende ist, weil allein der Unterhalt eines PS starken dicken Wagens schon ein stets gut gefülltes Portemonnaie braucht, also so einer in der Tradition der Sammler und Jäger zumindest Aussicht auf Mahlzeiten, Unterhalt und gelegentliche Geschenke bietet, konnte ich nicht letztlich verifizieren. Zwar streiten nahezu alle Frauen ab, dass ihnen das bei der Partnersuche wichtig wäre, aber völlig wirkungslos scheint es in der Praxis doch nicht zu sein, dahingestellt, ob es einen der Beteiligten glücklich macht, du je kaufen kannst, was angeblich alle suchen, nämlich Vertrauen und Liebe.

Habe seit vielen Jahren keine Schwanzverlängerung in Blechform mehr und muss mich darum voll auf meine Natur verlassen, die auch manches unter dem schwankend seltsamen Männerbild gelitten hat, auch wenn ich nicht undankbar erscheinen möchte. Die größten Gegnerinnen der Chauvis der Rede nach, sind nicht unbedingt die ersten, die weglaufen, wenn ein solcher sie einlädt. Darüber fluchen manche Männer, die das Lästern über die Porsche Fahrer kennen aber seltener jemand auf ihrem Gepäckträger mit nach Hause bringen. Kann mich in dieser Hinsicht nicht beklagen über die letzten zehn Jahre, vielleicht war der Konsum an geschlechtlichen Kontakten sogar nicht unterdurchschnittlich, dennoch kenne ich das Nagen des Egos, was sich bei vielen der so entmannten Typen dann in um so aggresiveren Reden gegen die Autolobby und die Schlichtheit der Frauen äußert, die allerdings, so weit ich es beobachten konnte, selten sehr zielführend hinsichtlich ihrer Sehnsucht war.

Jede Zeit hat ihre Statussymbole und wenn Fürst Pückler-Muskau im 19. Jahrhundert mit weißen Hirschen Unter den Linden spazieren fuhr, ist das vergleichbar denen, die im offenen Tesla mit Sonderlackierung beim hiesigen Eissalon in Prenzlauer Berg vorfahren - darüber können wir lächeln und uns sagen - wenn sie es tun und nötig haben, scheinen ihre Zweifel an der eigenen Männlichkeit noch viel größer zu sein als die eigenen, dass sie so etwas nötig haben - was aber nur solange hilft, wie die Ironie größer als der Zweifel ist. 

Konsumgüter die Neid wecken, Männlichkeit demonstrieren sind vermutlich so alt wie die Menschheitsgeschichte und reichen vom Hinkelstein über die Pyramide bis zum idealen Faustkeil. Vermutlich schlagen sich Männer auch seit ebensoviel Generationen mit diesem Problem und den entsprechenden Zweifeln an ihrer Männlichkeit herum, die zu widerlegen, je nach persönlicher Situation unterschiedlich schwer fällt. Sich ganz auf sich zu besinnen und damit zufrieden zu sein, kann vermutlich helfen, mit sich glücklich zu werden, ist aber bei der Partnersuche nicht unbedingt das Erfolgsmittel Nr. 1.

Schlegel mutmaßte über das Aussterben der Männer zur Zeit der Romantik vor ungefähr 200 Jahren. Eingetreten ist es immer noch nicht. Stattdessen wählt eine Minderheit der Amerikaner einen Bilderbuch-Chauvi mit einer zu jungen operierten Frau ohne jede politische Erfahrung oder Ahnung ins Amt, der enormen Schaden für das Land und die Welt verursacht hat, so ungebildet wie einfältig ist, aber gerne mit seiner Potenz protzt. Ob dieses völlig überholte Männerbild, das uns nachdenkliche gefühlvolle Männer vor immer wieder unangenehme Situationen stellt, nun aussterben wird, wie es Christina von Braun in ihren Blutsbanden für wahrscheinlich hält, scheint mir bis heute eine schnöde Hoffnung, zumal es genug Frauen gibt, die solche Typen toll finden oder sich von ihrer Männlichkeit anziehen lassen, ohne darum gleich blöd zu sein.

Während für eine intelligente, emanzipierte Frau solche Typen nur ein Brechmittel sein sollten, ist der Erfolg dieser Populisten - ob in Russland, Brasilien, auf den Philippinen oder in den USA noch immer groß und Erfolg macht bekanntlich anziehender als die ewigen Selbstzweifel, die jeden nachdenklichen Intellektuellen zumindest von Zeit zu Zeit beschleichen müssen und sei es nur die Verzweiflung darüber, dass solche Typen Erfolg haben.

Frauen bekunden gerne auch öffentlich ihre Verachtung für solche Typen und lästern über die Lächerlichkeit der Schwanzverlängerungen, bis sie die Wahl haben, ob sie sich auf den Gepäckträger oder in die gepolsterten Ledersessel setzen, was ja natürlich und verständlich ist, würde es auch nicht immer anders machen. Hatte auch schon mehr als eine hochmotorisierte Liebhaberin und würde lügen, behauptete ich, dieser Sex-Appeal ließe mich völlig kalt.

Vielleicht liegt ein Schlüssel aus diesem Dilemma beschnittener Männlichkeit darin, dass sich Dichter und Intellektuelle künftig am besten zu den Damen mit Cabrio, Geländewagen oder Porsche setzen, um so herauszufinden, auf was es den selbständigen und erfolgreichen Frauen wirklich ankommt. Ob damit ein bestimmter Typ von Mann ausstirbt, die Tage der Casanovas gezählt sind oder ein echter Casanova ohnehin immer nur mit seiner Liebe zu den Frauen und nicht mit seinem Vermögen überzeugen konnte, könnte eine spannende Frage der Zukunft werden und vielleicht sollten sich Männer weniger Sorgen, um ihr Aussterben oder das eines Teils ihrer Gattung machen, als darum, wie sie erfolgreicheren Frauen gefallen könnten und auf was es dafür ankommt. Vermute Christina von Braun hoffte heimlich auf das baldige Ende der Trump-Typen, aber was weiß ich schon, was Frauen wirklich wollen.

Zumindest wäre es spannend, das Spiel zu verändern, den Damen mit dicken Autos die Wahl zwischen den besseren Liebhabern zu lassen - aber vielleicht ist das auch nur eine typisch chauvinistische Betrachtung des ewigen Spiels, an dem sich nie etwas geändert hat als Mittel und Technik der Triumphe, die eigenen Erfolg darstellen sollen - dabei wollen wir doch eigentlich alle nur geliebt werden, was weder käuflich erworben noch durch hohe PS-Zahlen erreichbar ist, manchmal vergessen wir es nur im Eifer des Gefechts. Ob meine Entscheidung, ohne Auto zu leben, klug und erfolgreich war, mögen die Nachfolger entscheiden, zumindest ist sie relativ unschädlicher und weniger anstrengend als dieses Quartettspiel um sexuelle Gunst - sicher kann ich mir natürlich nicht sein und über Zahlen wird zu meinen Lebzeiten nicht mehr gesprochen. 

Manche behaupten sogar, es käme weder auf Länge noch Größe ab, sondern allein auf den emotionalen Inhalt, was mir weder noch nun Sorge machte und doch wird zweifellos wohl nur immer sein können, wer zu schlicht ist, mehr als sich zu sehen, was mich nicht erfolgreicher macht aber im Zweifelsfall zufriedener - die Richtige wird merken, worauf es wirklich ankommt und was übrig bleibt, war es vielleicht wert, was nichts an den Zweifeln an der Männlichkeit ändert aber den dafür mehr vorm Spiegel zweifelnden Damen die Wahl überlässt - vermutlich bildeten sich auch nur ahnungslose Männer ein, es sei je anders gewesen, warum wir tun oder lassen können, was wir wollen, da wir die Grundlagen weiblicher Entscheidung in all ihrer Komplexität nie begreifen können, ist es wohl das beste, sie so zu genießen, wie sie fallen.

jens tuengerthal 8.7.20

Dienstag, 7. Juli 2020

Wahlverwandtschaften

Wählen wir uns Verwandtschaft oder werden wir unrettbar in sie hineingeboren?


Bedarf es da wirklich einer Etnscheidung, frage ich mich eher, gilt nicht vielmehr sowohl als auch, bei Begründung der Familie durch die Partnerwahl einerseits und das in sie hineingeboren sein andererseits. Beim einen spielen Wahl und heute auch Gefühl eine große Rolle, beim anderen hat es etwas natürlich unausweichliches, was wir nicht wählen sondern dessen Produkt wir einfach sind. Am wertvollsten scheint mir, was von Gefühl getragen ist, am nächsten lasse ich, was ich dazu erwählte. Fraglich könnte aber sein, wieviel Wahl uns das Gefühl noch lässt, wenn es wirklich groß ist, ob wir wählen oder uns bestimmt füreinander fühlen.


Im besten Fall ist die Familie von Gefühl und Zuneigung getragen, auch wenn dies immer von vielem anderen überschattet wird. Durch das Inzestverbot ist die Partnerwahl in der Familie ein wenig eingeschränkt, auch wenn heute ab dem ersten Grad unter Vettern und Basen geheiratet werden darf, sofern es keine nachweisbaren Erbkrankheiten gibt, wie weit unser Wissen da auch immer reicht, ist die Ehe unter Geschwistern wie eine dort körperliche Anziehung nicht ein Tabu sondern eine Straftat, was auch biologisch vernünftige Gründe haben kann, sich aber auch nicht negativ auswirken muss. Warum eine absolute Strafe einer relativen Gefahr gegenübersteht, die Freiheit einschränkt und auch darum natürlich fragwürdig sein müsste, wagten wir über Tabus zu reden. Ob das gut so ist, sei, jenseits aller moralischen Wertung, die meist andere Ursachen hat, einmal dahingestellt, es ist eine Straftat und so darf keiner die nächste Verwandtschaft als auch körperliche Liebe wählen, unter Geschwistern Sex haben, wobei es nicht um Gefühl sondern um formelle Normen geht, egal was die Beteiligten dabei empfinden, was immer wieder auch zu tragischen Entwicklungen führte.


Thomas Mann schrieb darüber in Wälsungenblut und persiflierte dabei typisch ironisch noch die wagnersche Walküre in der inzestuösen Liebe von Siegmund und Sieglinde als jüdischem Geschwisterpaar, kannte diese gefühlte Nähe, wenn nicht auch selbst, da ist nichts näheres bekannt, das Verhältnis zu Heinrich war nicht immer  einfach, so doch zumindest von seinen Kindern Erika und Klaus, die sich lange mehr als nahe waren und damit auch spielten.


In Goethes Wahlverwandtschaften dagegen geht es um den Konflikt zwischen Leidenschaft und Vernunft, als spiegelte er den zwischen Romantik und Aufklärung. Das zurückgezogen glücklich auf den, ein unbesorgtes Lebens ermöglichenden, Gütern lebende Paar, Charlotte und Eduard, das sich nach dem Tod ihrer ersten Ehepartner endlich finden kann, nachdem sie zuvor ihre schon Jugendliebe nicht leben durften. Sie beschäftigen sich mit der Ausgestaltung ihres Guts als idealem Landschaftspark und ihr Miteinander ist eher von tiefer Vertrautheit als von erotischer Anziehung oder Leidenschaft geprägt. Gegen Charlottes anfänglichen Widerstand, werden zwei Personen als Gäste auf das Gut aufgenommen, Otto und Ottilie, womit das Schicksal seinen Lauf nimmt. Eduard verliebt sich leidenschaftlich in die spirituell romantische Ottilie und die vernünftige Charlotte kommt dem tatkräftig diesseitigen Otto näher, als fänden beide ihr ideales Gegenstück und die romantische Zweisamkeit, die sehr vernünftig eigentlich war, im Park endet.


Der Vollzug dieser Liebe geschieht vorerst nur im Traum, was aber für beide genügt, davon überzeugt zu sein, sich ihren Partner gewählt und damit gesündigt zu haben. Ein daraus geborenes Kind von Eduard und Charlotte trägt Ottos Züge und so wird die Wahlverwandtschaft, die als Begriff aus der Chemie kommt, auch nach außen sichtbar. Wahlverwandtschaft in der Chemie meint eine Form der Abstoßung und Anziehung, bei der die stärkere die schwächere Säure aus ihren Salzen verdrängt. Goethe überträgt diese wissenschaftliche Begrifflichkeit auf die Beziehungen der Paare und vermischt in diesem, zu seinen Spätwerken zählenden Roman, Elemente der Aufklärung mit denen der Romantik. Dies auch in der Tragik der Entsagung, die Ottilie wählt, die magersüchtig wird und sich zu Tode hungert oder Eduards, der seiner jungen Geliebten schließlich in den Tod folgt. So gilt der Roman als Goethes bester und zugleich rätselhaftester.


Die Wahlverwandtschaft geht nicht gut und Eduard, der noch für die zeitlich begrenzte Liebe und neue Partnerwahl plädierte, stirbt am Tod seiner großen Liebe, die er nie leben durfte, folgt ihr, weil er ohne sie nicht mehr sein kann und will, der sich Ottilie durch das tragisch romantische Element der Entsagung entzog, was das Verhalten ganzer Generationen von Frauen infolge beschrieb, die sich für die Liebe oder auf der Suche nach ihr zu Tode hungerten, gleiches immer noch tun. Ottilie gab sich die Schuld am Tod des Kindes, das sie tragisch ins Wasser fallen ließ, Charlotte sucht die Schuld eher bei sich, lässt nachdem sie Eduards Drängen auf eine Scheidung nachgegeben hat, Otto mit unbestimmter Antwort zurück. Die beiden bleiben nach dem Tod von Eduard und der sich wortlos zu Tode hungernden Ottilie übrig, aber es gibt kein glückliches Ende und keinen einfachen Sieg der Vernunft gegen das tragisch tödliche Gefühl der Romantik, was auch zu nichts glücklichem führte. Immerhin haben die vernünftig, aufgeklärt handelnden Personen überlebt, während die großen Romantiker mit aller Tragik starben.


Lehrt uns dieses große Stück Weltliteratur etwas über die romantische Liebe und ihr notwendig tragisches Ende, weist es auf die Grenzen auch der vernünftigen Wahl hin, die gegen die Übermacht des Gefühls wehrlos ist, was wäre der richtige Lebensstil, um bis ans Ende seiner Tage im nahezu paradiesischen Garten, glücklich zu leben?


Eine Jugendliebe, die ohne zu große Leidenschaft, glücklich endlich miteinander lebt, alles nötige hat, glücklich damit ungestört leben könnte, zurückgezogen von der Welt, scheitert im selbst geschaffenen Paradies am Dazukommen Dritter, mit denen das Element großer Gefühle hinzutritt, was seinen eigenen Gang geht, der scheinbar nicht mehr vernünftig kontrollierbar ist, bis in die Träume hineinwirkt, die plötzlich das ganze Leben verändern und zu bestimmen scheinen.


Im Geist der Aufklärung betrachtet, für den Schiller lauter plädierte als Goethe, der zumindest das romantische auch zuließ und nicht nur in Kur noch manch romantischen Flirt als älterer Mann begann, ist die romantische Liebe gescheitert und endete tödlich, wie es auch konsequent Goethes Werther erlitt, von dem sich der Geheimrat distanzierte, weil ihm die vielen romantischen Nachfolger zumindest darin so suspekt waren, wie der Tod überhaupt. Die aufgeklärte Lehre wäre ein glückliches Leben von Otto und Charlotte nach den Grundsätzen der Vernunft im wunderbaren Garten gewesen. Dazu kommt es im Roman aber nicht.


Dem Geist der Romantik entspricht das tragisch, tödliche Ende der Liebe und wie die größere romantische Kraft ein wunderbar geordnetes Leben verwüsten konnte, weil die Liebe stärker als alles ist und so auch alle Pläne umwirft, jede Ordnung beseitigen kann, sie urwüchsige Kraft unserer Natur ist. Wie sehr gescheiterte Liebe ein Leben verwüsten kann, bis die Beteiligten es völlig aufgeben, kennt, wer je wirklich und tragisch geliebt hat, was nie vernünftig und ruhig enden kann, weil Gefühle eben selten gelassen bleiben, sondern ihrem Wesen nach eben impulsiv sind, dahingestellt, ob das gut so ist.


Nehme ich den Landschaftsgarten von Charlotte und Eduard als Garten des Epikur, indem sich freie Geister, beider Geschlechter trafen, um zu philosophieren und dies frei zu genießen, entsprach, was die beiden hatten nach Epikur schon einem Idealzustand. Ein Brot, ein Wein, ein Käse und Freunde im Garten, war, was Epikur als Traum vom Leben beschrieb. Ist ein plötzliches Gefühl, was uns daran hindert, diesen Zustand auf Dauer und friedlich zu genießen, je etwas Gutes oder immer der Anfang allen Unglücks, quasi die Büchse der Pandorra, weil es uns auch die Freiheit raubt?


Folge ich Epikur und betrachte das Ganze mit Kant kritisch vernünftig, würde ich es klar so sehen. Hätte ich eine Frau, mit der ich dieses Glück teilen könnte, wobei mir die Bibliothek wichtiger als der Garten wäre, die Cicero noch für gleichgewichtig für das menschliche Glück und die Erfüllung aller Bedürfnisse hielt, wüsste ich nicht, was mich davon abhalten sollte, dies so lange nur irgend möglich zu genießen. Warum sollte ich mich auf eine Leidenschaft einlassen, die dies friedliche Glück im relativen Wohlstand gefährdete, denke ich, der eigentlich weiß, wie beschränkt die Dauer allen Glücks ist.


Dennoch habe ich mich immer wieder und teilweise, vernünftig betrachtet, völlig unsinnig, der romantischen Liebe ganz hingegeben, hätte mein Leben dafür gegeben, weil mir die so gewählte Verwandtschaft und Nähe, größer als alles im Leben schien, auch wenn diese Sicht keiner vernünftigen Überprüfung standhielte, ich es auch aus schlechter Erfahrung eigentlich besser wissen könnte und, folgte ich konsequent den Grundsätzen der Aufklärung, nie auf eine solche Idee käme. Verhalte ich mich also meiner Natur gemäß wie Eduard und muss mit dieser immer wieder Tragik so lange leben, wie es eben geht oder warte ich nur noch auf die genauso vernünftige Charlotte, den paradiesischen Garten, respektive die weit mehr umfassende Bibliothek zu teilen?


Hoffe letzteres, weil es dann zumindest ein Ziel und einen Ausweg gäbe, ich den Garten zu würdigen wüsste, habe aber wenig praxistaugliche Belege für diese Auffassung bisher bringen können, sicher auch weil die Umstände meist waren, wie sie waren, eine Beziehung immer zwei Menschen mit je eigener Tragödie bilden und die Hoffnung zuletzt sterben sollte, vielleicht sogar mich überleben könnte, wobei es dann für mich auch völlig egal wäre.


So hoffe ich auf die auch naturwissenschaftlich ideale Konstellation, in der beide glücklich, ohne Missgunst oder sonstige psychische Auffälligkeiten, die häufiger vorkommen, als sich ein eher durchschnittlich verrückter Typ wie ich, vorstellen konnte, Leben Lust und Liebe teilen, um sich damit zu bereichern und das Leben in ihrem Garten und sei er auch gerne eine Bibliothek anstatt, genießen können, weil alles gut so ist, wir uns die beste aller Welten im Sinne das Candide immer selbst einrichten und bin überzeugt, dann vollkommen glücklich und unanfechtbar zu sein, nicht wie dieser Eduard, der einen Traum von Leben für eine hysterische Magersüchtige aufgibt, mit der es nie Erfüllung geben konnte, nur weil Träume und Triebe gelegentlich verwirrten und ich ermahne mich dabei nicht an die einer oder andere Verflossene zu denken.


Doch schrieb ich, ich hoffe es und will mich mit aller Kraft meines Verstandes darum bemühen, wüsste auch nichts, was mich daran hindern könnte, aber ob ich dessen gewiss sein kann, weiß ich natürlich nicht, weil es die Natur der Liebe eben auch ist, uns gelegentlich gegen alle Vernunft, bessere Erfahrung und Einsicht zu packen und durchzuschütteln, bis im so verwirrten Hirn sich kein vernünftiger Gedanke mehr zum anderen findet. Daran zu arbeiten, Glück zu halten und es zu stabilisieren, wäre ein erster Schritt, gedanklich eher Charlotte und Otto zu gleichen, ein weiteres Mittel, den romantischen Unsinn als solchen zu betrachten, zumindest eine zusätzliche Sicherung vor dem Absturz aber letzte Sicherheit gibt es auf dem Drahtseil der Liebe wohl nie und wer nicht, wie die Nibelungen einst, um des Goldes wegen, der Liebe ganz abschwört, wird, wo es um echte und geteilte Gefühle geht, auch balancieren müssen, um nicht ins Nichts zu fallen.


Die Verwandtschaft, in die wir hineingeboren wurden, weil zwei vor uns sich wählten, führt zwar auch gelegentlich zu mehr oder weniger großer Aufregung aber mit ihr können wir uns noch eher auch vernünftig arrangieren, weil die Umstände es erfordern, zumindest ist die Vernunft sicherer greifbar als im Falle der Wahlverwandtschaft, die alle folgende begründen soll. So steht aber auch die Blutsverwandtschaft immer auf emotional unsicherer Basis, die wir nur durch Institutionalisierung und stete Pflege stabilisieren können, warum das eigentlich unsinnige Institut der Ehe, die eine Liebe formalisieren will, also etwas an sich paradoxes tut, auch seinen guten Zweck hat, weil es schnelle Flucht verhindert und damit anderen Kräften entgegenwirken kann, die unsere Natur, ob im Traum oder wach, gelegentlich verwirren können.


So ist die Wahlverwandtschaft, die heute meist auf bloßem Gefühl basieren soll, eine stets unsichere Kandidatin aus eben diesen Gründen und zugleich die natürliche Basis jeder Familie und ihres Fortbestands, also Bestandteil des größten Kontinuums der Geschichte, ihre Anziehung entscheidet über Bestand und Entwicklung der folgenden Generationen mit. Was klug wäre, wissen wohl alle längst, zumindest wenn wir im Garten bleiben wollen, auch wenn das Wissen es nicht notwendig leichter macht, ob ich es irgendwann werde, möge die Nachwelt entscheiden - zumindest will ich mich darum bemühen, auch wenn der Garten gerne eine geteilte Bibliothek sein darf.


jens tuengerthal 7.7.20


Montag, 6. Juli 2020

Erziehungsanlage

Kommt der Mensch, mit dem was er wird, auf die Erde oder werden wir es erst durch Prägung?

Diese Fragen stellen viele und jeder beantwortet sie für seinen Bereich anders. Biologen, Genetiker und manche Mediziner sind überzeugt, dass, was uns ausmacht, schon in den Genen angelegt ist. Erziehung und Prägung würde nur noch formen, was bereits angelegt ist. Geisteswissenschaftler, Lehrer, Erzieher, Psychologen und Philosophen meinen dagegen, was wir sind, werden wir erst durch einen lebenslangen Prozess des Lernens, wir kämen quasi als unbeschriebenes Blatt auf die Welt und erst gute oder schlechte Prägung, mache uns zu dem, was wir später sind.

Gegen beide Seiten in ihrer Absolutheit gibt es gute Argumente. Wenn die Erziehung allein entschiede, würden Menschen, die unter ähnlichen Bedingungen aufwachsen, einen ähnlichen Weg einschlagen, was sie offensichtlich nicht tun, dagegen würde ausschließliche genetische oder sonstige Veranlagung aus dem Erbgut, jede Erziehung überflüssig machen und in letzter Konsequenz wohl auch den Strafvollzug, da Maßnahmen zur Erziehung und Besserung ohnehin ins Leere liefen.

Absolut betrachtet führte wohl jede der beiden Sichtweisen zu absurden Ergebnissen. Dagegen ist ein relativer Einfluss beider Bereiche auf die Persönlichkeit eines Menschen wahrscheinlich, was zwar beiden irgendwie gerecht würde aber vermutlich keinen von beiden zufrieden stellte, die eine Entscheidung für oder gegen ihre Sicht wünschen, um entweder in Opposition zu gehen oder ihren Sieg zu feiern. Ein weicher Kompromiss, der keinem ganz recht gibt, aber beider Einfluss berücksichtigt, würde vermutlich noch mehr Gegner haben als die Entscheidung für eine der beiden Seiten, weil keiner ganz glücklich wäre und sich zumindest teilweise verkannt fühlte.

So wird seit vielen Generationen immer wieder auf andere Art über dieses Thema gestritten. Daraus entstanden auf der einen Seite so absurde Theorien wie die des Verbrechertypus im 19. Jahrhundert, bei der Menschen vermessen wurden und ernsthafte Wissenschaftler davon ausgingen, ein bestimmter Phänotyp würde ein Verhalten infolge auslösen. Manche seien zum Verbrecher oder zum Engel geboren. Die sich daraus später ableitenden rassistischen Lehren, die sich, wie so häufig schon in der Geschichte des Christentums auch gegen die Juden richteten, zeigen welche Gefahr in der Vernaturwissenschaftlichung des menschlichen Wesens liegen kann.

Die absurden antisemitischen Lehren aus dem Gedankengut Hitlers wurden so in ein scheinbar wissenschaftliches Gewand gesteckt, was Teilen der Bevölkerung sehr einleuchtend erschien und ohne wirkliche Ahnung von Genetik und Erbgut zu haben, wurden Zuchtanstalten für die guten Menschen und industrielle Vernichtungslager für die vermeintlich schlechten Wesen gebaut, die danach keine menschliche Behandlung verdienten, weil sie zufällig einer anderen Religion anhingen. So konnte eine unmenschliche industrielle Vernichtung von Millionen Menschen organisiert werden, ohne den Beteiligten ein moralisch schlechtes Gewissen zu machen. Sie taten ja nur, was zum Überleben der Guten notwendig war, auch wenn es hart erschien.

Zwar wurde später mit Hilfe der Radbruchschen Formel und zuvor Siegerrecht das offensichtlich rassistische Unrecht bestraft, doch brauchte der Rechtsstaat dazu einige Verrenkungen, weil die Beteiligten im System davon ausgehen konnten, rechtmäßig zu handeln, die rassistischen Theorien vermeintlich naturwissenschaftlich begründet wurden und es musste daher für jeden offensichtlich sein, dass, was dort mit Menschen gemacht wurde, Unrecht war, um es bestrafen zu können, weil Täter, die nur Befehlen folgten, an das System glaubten, sonst auch als Massenmörder freigesprochen werden müssten, was wiederum jedem Gerechtigkeitsempfinden zuwiderlief aber damit juristisch sehr dünnes Eis betritt, mit Gerechtigkeitsempfinden argumentieren musste, um Täter bestrafen zu können, weil nicht Recht sein durfte, was offensichtlich Unrecht war.

Diese Lehre baute auf einer vermeintlich naturwissenschaftlichen Sicht auf Menschen und Rassen auf, wie sie viele auch ernsthafte Forscher lange vertraten. Auch die Behandlung der Sklaven in den darüber lange gespaltenen USA, die darum sogar einen Krieg führten, wurde naturwissenschaftlich teilweise begründet, weil diese Rasse Mensch eben jene Behandlung bräuchte, um der Gemeinschaft von Nutzen zu sein.

Wenn wir heute daran erinnert werden, dass auch schwarzes Leben zählt, nach vorhergehenden rassistischen Vorfällen bei der US-Polizei, fragt sich, ob nicht schon diese Unterscheidung, die eine bestehende Ungerechtigkeit aufgreift, nicht nur eine Festschreibung des Rassismus ist, auf den sie aufmerksam machen möchte. Natürlich unterstütze ich diese Bewegung als ein Streben nach mehr Gerechtigkeit auch für die dunkelhäutige Bevölkerung auch wenn es mir absurd erscheint, dass um solche Themen heute noch gerungen werden muss und mit welchen eigentlich rassistischen Begriffen wir es tun.

Real unterscheiden sich die angeblichen Menschenrassen im biologischen Bereich so minimal, dass ein Festhalten an diesen Äußerlichkeiten lächerlich erscheint. Dennoch hatten die Bücher von Thilo Sarrazin großen Erfolg, auch wenn sie mit schlichten, naturwissenschaftlich falschen, rassistischen Schemen arbeitet, weil sie eine Seite in den Menschen anschlug, die auf Unterscheidung drängt und mit Angst spielt. Vor allem der Angst vor Fremden und anderen Kulturen, die einer, der naturwissenschaftlich auf diesem Gebiet keinerlei vertiefte Kenntnisse vorweisen kann, mit schlichten Vorurteilen fütterte und damit gutes Geld verdiente, weil es dem Geist der Zeit bediente.

Seltsamerweise waren seine Urteile über Kopftuchmädchen und Vergewaltiger vor allem aus einer durch Unkenntnis gespeisten Furcht vor dem Islam gefüttert, bezogen sich also nur auf eine Religion, nicht eine Rasse, was vom Niveau her der Argumentation des Stürmer entsprach, heute jedoch nur noch lächerlich klingt, aber dabei mit scheinbaren Fakten untermauert, die den Gegnern die Widerlegung schwer machte, wenn sie sich denn auf die Diskussion einließen, die gänzlich überflüssig war, weil es nicht um den Austausch sachlicher Argumente ging sondern um die nur scheinbar logischen Fakten, die mit Vorurteilen spielten.

Leicht wäre es, die groben Sätze im Detail zu widerlegen, die eine höhere Kriminalität und Gewaltneigung oder ähnliches behaupten. Doch hat die detaillierte und präzise Antwort den Nachteil, sich keiner Schlagworte zu bedienen, sondern ein Nachdenken und Zuhören zu erfordern, an dem viele Leser und Anhänger kein Interesse hatten, was durch einen noch Sozialdemokraten und ehemaligen Berliner Finanzsenator ausgelöst, also eine vermeintlich seriöse Persönlichkeit, eine Bewegung in Gang setzte, die den latent vorhandenen Rassismus normalisierte.

Inwieweit das den Mitgliedern islamischer Kulturen durch Sarrazin unterstellte Verhalten eine menschliche Rasse betrifft oder nur eine Religionsgruppe ist dabei irrelevant, es diskriminiert eine Gruppe von Menschen und gibt der Fremdenfeindlichkeit Raum, in dem dann die AfD auftauchte und den sie mit ihren schlichten Sprüchen auf ähnlichem Niveau füllte, ist also rassistisch, wenn auch wohl noch nicht in einem juristisch relevanten Bereich und ich frage mich, ob das Teil des Problems ist oder die Bestrafung von Meinung nichts an ihrer Existenz ändert. Verletzt nicht jedes Verhalten, was rassistisches Denken unterstützt, die Menschenwürde und sollte darum bestraft werden, ist der Schutz vor Rassismus oder die Meinungsfreiheit wichtiger, fragt sich, wer es beobachtet und wohin führt es, wenn der Staat auch Meinungen schützt, die seine Grundlagen gefährden, könnte hier gefragt werden und es wird wichtig sein, künftig darüber auch nachzudenken, für die Frage von Anlage oder Erziehung spielt es keine Rolle, da jede Religion erst mit dem von ihr gelehrten Glauben angenommen werden kann.

Aus Sicht der Vertreter der Anlagetheorie, die von einer Festlegung unseres Verhaltens bereits durch die Gene ausgehen, können diese auf eine Religion, also einen anerzogenen Aberglauben, bezogenen Verhaltensweisen keinerlei Rolle spielen, sie sind nur, sollten sie überhaupt existieren, was schon zweifelhaft erscheint, Produkt der sozialen Prägung einer Kultur, also Produkt von Erziehung. Wer sich aber fürchtet, dass seine Kultur, unter Einfluss einer teilweise rückständigen, religiösen Kultur verschwinden könnte, hat wenig Vertrauen in die eigenen Werte und ihre Zukunft, was solche Menschen nicht zu Meinungsmachern prädestinieren sollte, eher im Gegenteil.

Nach Betrachtung vieler Argumente der einen wie der anderen Seite, bin ich immer mehr zu dem Schluss gekommen, dass keiner von beiden richtig liegt, sondern beides auf seine Art unterschiedlich eine Rolle spielt. Wenn du keinem recht gibst, hast du alle zum Feind, wenn du allen ein wenig aber keinem ganz zustimmst, sind alle unzufrieden, keiner fühlt sich als Sieger aber alle können damit irgendwie leben, was vermutlich der entscheidende Punkt ist. Miteinander leben können und sich sein lassen, könnte langfristig wichtiger sein, als sich durchzusetzen oder wer recht hatte. Nach meiner Überzeugung hat keiner ganz aber alle ein wenig recht und so könnte es auch bei dem Streit um Erziehung oder Anlage wichtiger sein, einen guten Kompromiss zu finden, um Gegensätze zu vereinen, als eine alternative Entscheidung und vermutlich leben damit langfristig alle am besten, wenn sie nur wagten, zufrieden zu sein, könnten viele glücklicher sein, dahingestellt ob das ein deutsches Erbe ist oder Produkt unserer Erziehung.

jens tuengerthal 6.7.20

Über die Liebe

Kann ich über die Liebe, die mich schon so lange treibt, wie ich denken kann, philosophisch nachdenken oder schließt sie das schon ihrem Wesen nach aus?

Liebe ist ein Gefühl. Wohl das stärkste, was wir kennen und ihr Gegenteil, der Hass, ist nur ein Spiegelbild ihrer Größe. Doch kann ich ein Gefühl vernünftig fassen und logisch darüber nachdenken oder bin ich dann sowohl als auch nie ganz beim Thema, fragte ich mich am Anfang. Dann las ich in Alain Badious Lob der Liebe, das einen Dialog wiedergibt, den er auf dem Festival von Aix mit Nicolas Truong führte zum Thema Liebe auch in virtuellen Zeiten, die gerne nie endendes Glück versprechen, ein Zitat von Platon, der sagte, wer nicht mit der Liebe anfängt, wird nie wissen, was Philosophie ist.

Auch wenn ich Platons Vorstellungen vom Staat eher abschreckend finde, ist dieses Zitat einer echten Autorität doch beruhigend. Zumindest schließt philosophisches Denken nicht die Beschäftigung mit der Liebe aus. Ob damit aber die Liebe der Logik zugänglich wird, ist eine andere Frage.

Aber auch die Theologie arbeitet korrekt wissenschaftlich obwohl ihre Grundannahme reiner Aberglaube ist, der nur aus Respekt nicht so genannt wird. So schlimm ist es mit der Liebe nicht, auch wenn sie Bereiche tangiert, die im Chaos der Gefühle und ihrer natürlichen Hitze einer kühlen philosophischen Betrachtung fern zu liegen scheinen.

Insofern die Philosophie über das Sein nachdenkt, manche ihm sogar Sinn geben wollen, auch wenn mir das eher zweifelhaft scheint und nach Theologie klingt, weil Leben ist und damit auch ohne jeden Sinn sich selbst genügt, ähnelt sie doch in diesem Punkt der Liebe, die, wie Fried so treffend dichtete, ist, was sie ist.

Ist, was die Liebe ausmacht, mit philosophischen Mitteln und Worten fassbar oder nie ganz, weil das Gefühl eine Blackbox bleibt, in die wir nicht hinein sehen können?

Manche verorten die Liebe im Herz und die Sprache der Liebe tut das mit vielen Metaphern besonders gern. Als Dichter mache ich das auch, um zu beschreiben, wie das Herz schmerzt oder höher schlägt im Glück. Wenn ich die Liebe aber vernünftig betrachte, weiß ich, das Herz zeigt nur Auswirkungen dessen, was im Kopf geschieht, so ist das klopfende Herz das Gegenstück zum erregierten Glied oder zum geschwollenen nervus pudendus, um nicht die überholte Höhlen Terminologie weiter zu missbrauchen.

Doch "passiert" Liebe wirklich im Kopf oder ist was da passiert nicht Auswirkung einer riesigen Summe physischer Vorgänge im ganzen Körper?

Wir sagen, wir können jemanden gut riechen oder eben nicht, dabei spielen wohl auch die Hormone eine Rolle, wie unabhängig auch immer, ist beim verlieben auch die Biochemie wichtig. Bei der Lust ist es der Geschmack auf der vielfältig eingesetzten Zunge, die den Grad der Zuneigung mitbestimmt. Wer mir vollkommen schmeckt nach seiner Natur, scheint mir auch sonst eher völlig passend, was zugegeben relativ selten ist und oft dominiert der Geschmack von Seife oder Lotion alle Natur, was eine natürliche Reaktion aufeinander schwer macht und zusätzlich unterscheidet sich zumindest bei Frau der Geschmack noch deutlich je nach Zeitpunkt im Zyklus. Dabei hängt nach meiner zugegeben geringen Erfahrung die Bereitschaft zur Paarung nicht unbedingt mit dem natürlichen Eisprung zusammen, eher im Gegenteil, was den unabhängigen Charakter des entscheidenden Nervs bestätigen könnte aber hier geht es ja mehr um Liebe als um Sex, der nur eine Ausdrucksform sein kann.

Was die Liebe auslöst, passiert, gefühlt, im ganzen Körper und auch wenn der Großrechner Gehirn alles koordiniert, sind doch spürbar verschiedenste Stellen an der beginnenden Aufregung beteiligt. So viele sogar, dass ich mir nicht zutrauen würde, sie alle zu benennen oder zu erkennen. Es ist ein komplexes Chaos was dort wirkt, von verschiedenen Stellen befeuert, die Glut zarter erster Liebe zum Flächenbrand werden lässt.

Sind wir erstmal entflammt, ist mit Vernunft, nur noch schwer eine Lösung zu finden - vernünftigen Argumenten ist nur die gelöschte Liebe zugänglich. Was das Nachdenken über die Liebe in eine seltsame Position bringt. Es beschäftigt sich mit einem Gegenstand, der, so er vorhanden ist, dem Argument nicht zugänglich sein darf, um sein Wesen zu beweisen, der so sich mit ihm philosophisch beschäftigt werden kann, nur noch tote Erinnerung vorheriger Gefühle ist.

Solange ich liebe, also hoffentlich solange ich lebe, habe ich nur teilweise Zugang zum Thema. Vergangene Liebe betreffend schon aber die ist ja auch eher Geschichte und für das Begreifen des Großen eher irrelevant. Somit schreibe ich in diesem kleinen Essay noch mehr als sonst über etwas, wofür ich vielleicht viel Gefühl aber wovon ich sachlich wenig Ahnung habe, weil ich immer noch liebe und das solange ich lebe auch hoffentlich nicht endet.

Womit ich am Ende die Frage, ob ich über die Liebe philosophisch nachdenken kann sowohl bejahen wie verneinen muss - natürlich kann ich darüber philosophisch nachdenken, aber ein ernstzunehmendes Urteil nach den Prinzipien des kategorischen Imperativs, also eines, was für jedermann an jedem Ort zu jeder Zeit Gültigkeit hätte, kann ich als Beteiligter des Liebeslebens nicht fällen und als echter Epikuräer verzichte ich auch lieber auf diese neutrale Fähigkeit zum Urteil, wenn ich dafür noch lieben darf, weil dieses doch die Lust am Leben um ein vielfaches erhöht, gegenüber des Seins ohne Liebe. Damit gestehe ich mir in Sachen Liebe ein gewisses Maß an unaufgeklärter Unmündigkeit zu, die dafür die Lust am Leben deutlich erhöhen kann, wenn sie auch, dies hier zugegeben, das Gegenteil mindestens genauso bewirken kann, würde ich doch in Summa der Liebe immer wieder diese unvernünftige Freiheit zugestehen, es könnte ja einmal gut gehen.

jens tuengerthal 5.7.20

Sonntag, 5. Juli 2020

Liebeswahrheit

Gibt es die wahre Liebe
Oder ist jede ein Stück nur
Von der großen Wahrheit
Was aber wenn diese wie
Meist nur die Erfindung eines
Lügners ist der Glauben
Verkündet der genau diesen
Auch gegen alle Vernunft
Bräuchte die wahre Liebe
Also Illusion wäre wie die
Vermeintlich große Liebe
Die nur mehr weh tut wenn
Sie endet wie alles irgendwann
Der Natur nach sein Ende findet
Weil nichts ewig hält außer dem
Glauben an die Illusionen wie
Die Liebe sicher eine ist denn
Vernünftig betrachtet bliebe
Vom Traum von Liebe meist
Wenig übrig aber wer ist schon
Verliebt noch vernünftig warum
Alles übrige entbehrlich ist
Sie kommt und geht einfach
Wie es ihr gerade gefällt
Dass die Liebe weiblich ist
Mag grammatischer Zufall sein
Nehme es zur Kenntnis denn
Was weiß ich schon je
Von weiblichen Wesen wie
Von der Liebe im übrigen
Alle Erfahrung lehrt mich
Sie sicherheitshalber künftig
Zu ignorieren was aber so
Unsinnig wäre als wollte ich
Der schlechten Luft wegen
Das Atmen künftig einstellen
Was vermutlich die einzige
Wahrheit zur Liebe ist bis wir
Irgendwann daran ersticken
Weil sie verloren blieb aber
Dann atmen wir nicht mehr
Und es hat sich erledigt
Ist letztlich also egal wie
Die wahre Liebe 

jens tuengerthal 5.7.20

Samstag, 4. Juli 2020

Familiengefühl

Worauf baut die Familie außer der Blutsverwandtschaft und was hält sie zusammen?

Entscheidende Komponente der Verbindung ist das Gefühl füreinander, was eine Familie trägt. Aufbauend auf gemeinsamen Erinnerungen, gehalten lange von Abhängigkeit ist es doch zuerst eine kaum messbare Größe, die teilweise bedeutende auch materielle Verbände zusammenhält, die sich unter dem gleichen Namen finden.

Wie dieses Gefühl entsteht und was es ausmacht, ist schwierig unter einem Begriff zu fassen. Galt früher, dass geschwisterlich verbunden war, wer aus der gleichen Brust getrunken und damit genährt wurde, aus dem gleichen Schoß geboren ward, verdrängte die Bedeutung des Namens und der zugleich Einsatz von Ammen in wohlhabenden Familien dieses natürliche Verbindungsglied, was den Frauen eine klare Priorität bei der Begründung von Familie gegeben hatte. Es wurde durch den gemeinsamen Namen ersetzt, der wiederum patrilinear weitergegeben wurde, da Frauen für gewöhnlich den Namen ihres Gatten annahmen und damit nominell als Teil ihrer Geburtsfamilie aufhörten zu existieren, die dafür mit der Aussteuer ihren Obolus geleistet hatte, der die künftigen Mütter von allen weiteren Ansprüchen lange ausschloss.

Der Bund der Männer, der den Namen weiter trug und die Familie zusammenhielt, brauchte noch einen weiteren Faktor, der die Familie zusammenhielt und das Vertrauen für teilweise großen Kapitaleinsatz rechtfertigte. So wurden Kredite und Geschäfte vielfach in der Familie abgewickelt, zwischen Vätern und Söhnen oder auf der Onkel-Ebene, manchmal auch noch mit der großväterlichen Seite. Solche Kredite brauchten Vertrauen und Sicherheit. 

Wie wurde Vertrauen gesichert oder wurde es aus der Natur der Familie vorausgesetzt?

Zum einen gab es sicher einen gewissen Vertrauensvorschuss in der Familie, doch genügte dieser nicht zur Sicherung von Krediten und wäre ohne eine zusätzliche Bindung von geringer Wirksamkeit gewesen. Ein Kernpunkt des Vertrauens war eine Gefühlsfrage - wem traue ich wirklich, genügt es,  dass jemand mein Bruder oder Sohn ist oder muss diese emotionale Ebene zusätzlich stabilisiert werden?

Hier kamen sehr früh wieder die Frauen ins Spiel, gerade auch in den aufsteigenden bürgerlichen Familien der Renaissance, in denen teilweise erhebliche Kapitalbeträge übertragen wurden, gesichert durch das Vertrauen in die guten Verhältnisse, die eine gute Ehefrau garantierte. Die Frauen standen schon ab der Renaissance, als sich auch mit dem Buchdruck die Fähigkeit des Lesens und Schreibens immer weiter verbreitete, in ständigem brieflichen Kontakt, wussten untereinander über die jeweiligen Verhältnisse bescheid und schufen so eine zusätzliche Basis des Vertrauens, das Investitionen und Kredite zu sichern half, weil so bekannt war, wie es bei dem Betreffenden auch privat lief, ob die Ehe in Ordnung war, er geregelt seiner Arbeit nachging, für Ordnung und Sicherheit stand.

Zwar wissen wir nicht genau, welche Absprachen zwischen Ehegatten diese Korrespondenz begleiteten, um sich möglichst gut darzustellen, den erhofften Kredit zu bekommen oder inwieweit das Vertrauen unter den Frauen das der Ehegatten überstieg, aber es kann als gesichert gelten, dass diese Korrespondenz dazu beitrug das Vertrauen, als Basis von Krediten und Investitionen abzusichern und so wurde die auch emotionale Verbindung der Frauen eine wichtige Basis für die Kreditwürdigkeit einer Familie und der Geschäfte untereinander. Das Netzwerk der Frauen wurde so zu einer neuen Kreditsicherheit, welche stark auch auf emotionalen Komponenten beruhte.

So schufen die Frauen, indem sie sich in die Familie integrierten und das Familiengefühl stärkten, eine Welt von Vertrauen und Sicherheit, die damit zu einem materiellen Gegenwert werden konnte, auch wenn sie an diesem nicht direkt beteiligt wurden, sorgten sie doch für seine Sicherheit. Sie waren damit die Verantwortlichen für das richtige Gefühl in der Familie, ohne dass dieses als Mehrwert angerechnet wurde. 

Sicher waren auch die Männer an diesem Gefühl und dem Vertrauen in die Familie durch ihr Verhalten beteiligt, doch wurde als Gradmesser das weibliche Gefühl aus der Art des Umgangs miteinander gewählt. Spannend wäre nun, zu fragen, ob dies am Mangel männlichen Gefühls oder an dem geringen Vertrauen in dieses lag.

Bis heute sind Frauen häufig für die weichen Themen verantwortlich, während Männer untereinander das Geschäftliche regeln, weil sie sich diesen nüchternen Bereich eher zutrauen. Auch wenn natürlich gesetzliche Gleichberechtigung besteht und in vielen Ehen die Partner als solche entscheiden und sich in allen Fragen abstimmen oder sogar die Frauen aufgrund größerer sachlicher Kompetenz die finanziellen Dinge regeln, wie es bei meinen Eltern ist, wird Männern häufiger weniger emotionale Kompetenz zugetraut, um die weichen Themen gut zu regeln.

Kenne es aus meiner Großfamilie, dass die Männer bei Tischreden oder feierlichen Angelegenheiten zu Ausbrüchen von Rührung mit feuchten Augen neigen, wie ich es selbst schon des öfteren erfahren durfte. Die Frauen sind dabei häufig eher liebevoll amüsiert, während die Männer sogar ob der eigenen Rührung, oder der über die schönen eigenen Worte, ein Element der Eitelkeit kann dabei sicher nie völlig ausgeschlossen werden, ins Stottern geraten.

Wie immer ich dieses Verhalten nun bewerte, als gelegentlich auch Beteiligter fiele ein neutrales Urteil naturbedingt schwer, kann ich zumindest sagen, dass die Männer von starken Gefühlen gerührt sind, auch wenn sich manche Cousine schon am Tränenfluss auch beteiligte, kann ich das von den Ehefrauen der Anwesenden nicht so berichten, die in diesen emotionalen Überfluss eingeheiratet haben, wobei Ausnahmen die Regel nur bestätigen.

Zugleich wird viel wert auf Traditionen und Rituale gelegt, die gemeinsame Essen umrahmen, vom Gebet und anschließendem Händereichen bis zum feierlichen Gesang bestimmter Lieder, die bei den Beteiligten ähnliche Rührung auslösen können, etwa Kein schöner Land oder Der Mai ist gekommen, von Stille Nacht zu Weihnachten ganz zu schweigen. Viele der Ehefrauen waren zumindest teilweise auch Hausfrauen und die Männer halfen nur auch, je nach interner Vereinbarung unterschiedlich, im Haushalt mit. Zwar wurden bestimmte Aufgaben traditionell von den Herren übernommen, wie das Bratenschneiden etwa, aber es galt lange noch eine traditionelle Arbeitsteilung auch beim Hausputz und ähnlichem, dahingestellt, ob dies an der jeweiligen Begabung auf diesem Gebiet lag, was mir zwar möglich aber auch zweifelhaft erscheint, wenn ich sehe, wie es in meiner Generation teilweise völlig umgekehrt wurde.

Ob die starke Neigung zur emotionalen Rührung, die von den Brüdern und ihrem Vater ausging und sich in der nächsten Generation fortsetzte, nun typisch männlich oder weiblich ist, kann ich nicht beurteilen. Sie ist jedenfalls sehr gefühlvoll und ein typischer Teil unserer Familienfeste, die zeigen, wie nah und vertraut wir uns doch immer noch sind, was sich auch bei Hochzeiten immer wieder zeigte aber auch sonst bei jedem geeigneten Zusammentreffen auftreten kann und was ich nicht ausschließlich auf den genossenen Alkohol zurückführen würde.

Zeigt sich in der Art, wie in meiner Familie häufig Männer die Beteiligten zu Tränen rühren können, die immer wieder gern erinnert und zitiert werden, eine besondere emotionale Kompetenz der Männer meiner Familie oder ist sie eher Ausdruck typisch männlicher Eitelkeit, die sich mit dem rührenden Lob der Familie auch selber lobt, was eine für Männer nicht untypische Qualität bis heute ist, die gerne bescheiden tun, um das ihnen gebührende Lob noch stärker zu betonen und damit erfolgreich sind, so sie es mit einer Prise Humor zu würzen wissen. Dies ähnelt der Betrachtung im Spiegel, während Mann gewöhnlich relativ unkritisch einen Adonis vor sich sieht, findet Frau häufiger Mängel an sich und es wäre vermutlich spannend, ob schon in dieser schlichten Neigung zur verzerrten Selbstwahrnehmung, auf welcher Seite auch immer, der Grund liegt, warum eine ganze Industrie von Schminkwaren entstehen konnte, die bis heute stärker von Frauen getragen wird, aber ist nicht Thema dieses Essays, das sich doch primär dem Gefühl in der Familie widmen sollte und dies im Stile Montaignes gerne ganz ungeschminkt tun möchte.

Lasse an dieser Stelle mal offen, ob es primär Eitelkeit sein könnte, zumindest empfand ich es als Beteiligter nie so, sondern war eher aufgewühlt und gerührt von der emotionalen Nähe der Familie, empfand stark für die Familie und möchte den anderen männlichen Verwandten nichts anderes dabei unterstellen. Wie es in anderen Familien ist, kann ich nur bedingt beurteilen, solches wurde mir aber seltener berichtet.

Ob daraus nun eine besonders hohe emotionale Kompetenz der Männer meiner Familie rühren könnte, bin mir der gefährlichen Eitelkeitsfalle wohl bewusst, die in dieser Familie gerne bestückt wird, um hervorzustechen, kann dahinstehen, weil spannender für mich an dieser Stelle ist, dass auch diese gelegentlich zeremonielle Rührung den Männern als Gegensatz zu ihrem sonstigen männlichen Verhalten, dass sie auch gern öffentlich zur Schau tragen, angerechnet wird.

Die Rührung und das starke gezeigte Gefühl gilt als Gegensatz zu dem, was die Männer der Familie sonst ausmachen soll und wird darum besonders beachtet, während die Rührung der Frauen eher als erwartungsgemäß gelten würde, feuchte Augen von den Vätern der Familien nicht erwartet werden, die sich sonst im Kampf des Lebens ohne zuviel Gefühl erfolgreich zeigen sollen, womit ich die Schublade der Konvention bereits voll geöffnet habe.

Bin so groß geworden und kannte zugleich noch die Sprüche der Großeltern, eine Junge kennt keinen Schmerz, bei der Elterngeneration hieß es dann eher ein Indianer, um das militärische darin zu überwinden, was eher mit überwundenen Idealen verbunden wurde. Sollte also hart und männlich sein, um zugleich bei Festen die besondere Rührung als eben besonders zu zelebrieren und dem Kult der Familie damit einen höheren Wert zu geben. Weichheit von Jungen wurde zwar in meiner Generation schon eher toleriert, war aber doch immer etwas anrüchig. Nur die Rührung und die feuchten Augen über die Familie, waren gestattet, sie kannten wir schon vom Großvater, der sie auch bei großen Festen zeigte.

Inwiefern damit in meiner Familie eine besonders hohe emotionale Kompetenz unter Männern vorhanden ist, kann ich nicht beurteilen, bezweifle es eher und denke, dass die beschriebene Rührung damit am Ende eher Bestandteil des besonderen Kultes um die Familie ist, der sogar Männer zu Tränen rühren kann. Das Familiengefühl ist also so groß, dass es als besonderer Gegensatz sogar sonst harte Männer zu Tränen rühren kann und ich denke, dass dieses Element dabei immer auch mitschwingt, auch wenn es in meiner Familie unter den Männern durchaus gelegentlich die Neigung zu emotionale Extremen geben kann, betonen sie diese gerne nur im Rahmen der Familie und werden sonstige Ausraster lieber höflich beschwiegen, der Familie und ihres Zusammenhaltes wegen, was ich mir an dieser Stelle auch zugestehe.

Welcher Seite ich die höhere emotionale Kompetenz heute zutrauen würde, weiß ich nicht genau, da alle auch immer in Gewohnheiten und Mustern reagieren. Die stärkere Neigung zu manchmal emotionalen Ausbrüchen würde ich keiner Seite allein zusprechen, sondern müsste es je nach Anlass im Einzelfall beurteilen. Klar werden Männer auch in meiner Familie, wie im Alltag eher zu weniger emotionalem Verhalten erzogen. Was sie wann mehr zeigen, ist eine Frage des Charakters und der Neigungen. 

Aus eigener Erfahrung auf dem großen Markt der Paarung kann ich nur berichten, dass Frauen, zumindest am Ende oder danach, häufig kühler und besonnener reagierten, außer ich habe das ganze innerlich schon vorher aus sonstigen Gründen beendet gehabt. Überhaupt scheinen mir Frauen bei der Paarung mir mehr Erwartung und Berechnung vorzugehen als Männer oder zumindest als ich, wie es mir schien, legen allerding größten Wert auf die rein emotionale und damit unberechenbaren Gründe ihrer Entscheidung, die ich mit zunehmendem Alter nicht mehr zu verstehen versuchte, weil es keinen mir zugänglichen Schlüssel gab.

Kann zumindest sagen, wenn ich mich in eine Beziehung stürze, tue ich es immer mit ganz viel Gefühl, was mich natürlich angreifbar und verletzlich macht, zu seltsamen Reaktionen auch in mir führen kann, der ich mit Mustern der Erwartung an mein Verhalten groß wurde, andererseits die Gestattung der emotionalen Rührung beim Thema Familie sehr hoch achte und darum, wenn ich Nähe suche und nicht nur Sex, schnell in familiären Kategorien denke, die wiederum empfindsam und verletzlich machen, was zugleich die im Werben erforderliche Männlichkeit ein wenig beschneidet aber nach glaubwürdigen Berichten anderer Männer und im Rückblick auf die bisher gemachten Erfahrungen, kann ich zumindest sagen, ich stehe mit diesem Problem nicht ganz alleine und bin über die Jahre trotz unmännlich emotionaler Neigungen, die auch im Alltag getarnt wurden, nicht immer völlig vereinsamt.

Ob sich daraus ein Schluss für die Rolle des Gefühls in der Familie im allgemeinen schließen lässt, vermag ich nicht zu sagen. Zumindest in meiner Familie spielen starke männliche Gefühle der Rührung eine besondere Rolle für den Zusammenhalt, auch als Gegensatz zur sonst erwarteten Rolle. Der Alltag zeigt mir zwar immer wieder wie Frauen zu Äußerungen der Rührung neigen, wie süß und ähnliches, aber tatsächlich eine relativ nüchternere Betrachtung des Beziehungslebens haben als Männer und auch die Fähigkeit das Hemd oder die Bluse bei bedarf schneller zu wechseln als ich, außer ich wollte den Wechsel zuvor schon und war emotional längst weniger beteiligt, was aber alle Konturen verschwimmen lässt und eine allgemeine Aussage eher unmöglich macht. Gefühl ist wichtig in der Familie, die Basis aller Liebe aber manchmal bei der Entstehung ein sicheres Hindernis in seltsamer Welt, die häufig dabei anderes noch sagt, als sie meint, außer mir hier natürlich, aber, was weiß ich schon als Mann vom Gefühl?

jens tuengerthal 4.7.20

Freitag, 3. Juli 2020

Familienerotik

Wie erotisch ist Familie oder hat Erotik in der Familie nichts verloren?


Während guter Sex überall und immer mehr ein Thema ist, wird der Bereich Familie davon gerne ausgespart. Auch das hat Tradition, wie so vieles in der Familie, und scheint, schon der Kinder wegen, auch sinnvoll. Zusätzlich ist aller Sex zwischen Familienmitgliedern des Inzuchtverbots wegen verpönt, wird unter nahen Verwandten immer noch als Straftat verfolgt, auch wenn diese erwachsen und freien Willens es miteinander tun, was manche Eltern nicht daran hindert, ihre Kinder zu missbrauchen oder zum Missbrauch zu verkaufen, wogegen mit aller Schärfe vorgegangen wird, was auch den meisten Menschen richtig und vernünftig so scheint, mich, der sonst an aller staatlichen Sanktion eher zweifelt, eingeschlossen, auch wenn ich nicht weiß, was Sanktion bringen soll und wen sie befriedigt als das empörte Publikum und damit ein Problem nur verstetigt, statt es zu lösen, aber emotional finde ich das auch gerecht und gut so, wider besseren Wissens.


Doch baut Familie zuerst auf Sex auf, der Zeugung von Nachkommen eben, was schon Generationen vor uns taten und wenn wir fortbestehen wollen, die nach uns wieder tun müssen, frage ich mich, bei der Betrachtung dieser schwierigen Gemengelage, die mit vielen Tabus behaftet ist, so dass es manchen schon bei obiger Wortverbindung gruseln wird, sicher auch bedingt durch den nicht so seltenen Missbrauch in diesem Bereich.


Konnte mir nie vorstellen, Kinder zu missbrauchen und hatte, wenn ich etwa meine Tochter wickelte und ihr kleines Geschlecht sah, eine natürliche Sperre, empfand keinerlei sexuelle Neigung, im Gegenteil, schon der Gedanke kam mir abstrus vor, es regte sich nichts. Als die Mutter meiner Tochter einmal zu mir meinte, so rein ästhetisch betrachtet, sähe das kleine Geschlecht schon schön aus, ohne damit, wie ich mir relativ sicher bin, irgendeine weitere Absicht zu verfolgen, schüttelte es mich schon innerlich. Konnte das Geschlecht meiner Tochter nicht mit Sexualität verbinden, es war für mich nur ein Organ ihres Körpers, das bei mir keinerlei sexuelle Gedanken auslöste.


So gesehen funktionierte ich, dem gesellschaftlichen Tabu entsprechend perfekt. Kinder sind für mich nicht sexuell sondern tabu und entsprechend finde ich die Mode der nackt rasierten Schöße eher abstoßend, faktisch Pädophilie fördernd und fand den Anblick noch nie reizvoll, frage mich eher, warum Frauen sich das antun, um einem Ideal zu gleichen, dem eine erwachsene Frau weder gleichen kann noch soll und nicht lieber ihre natürlichen Reize dementsprechend betont - würde nie etwas gegen gut frisierte Schamhaare sagen, finde nur die vollkommene Nacktheit dort das Gegenteil von erotisch, weil sie etwas verkörpert, was ich nie reizvoll finden möchte.


Das sehe manche anders und viele folgen heute, auch ohne größeres Nachdenken, der aus der amerikanischen Pornobranche wieder herübergeschwappten Mode und fördern damit etwas, was sie kritisch betrachtet, wie die meisten Menschen ablehnen würden. Andererseits, erinnere ich mich sehr gut daran schon als Kind gerne weibliche Schöße betrachtet zu haben und sie, wenn ich es ausnahmsweise mal durfte, bei Doktorspielchen oder ähnlichen Vorformen der Sexualität zu gerne berührt habe - bei gleichaltrigen Mädchen natürlich noch ohne Haare.


Wie so viele andere Menschen und wie literarisch und filmisch so gerne verarbeitet, sammelte ich meine ersten Erfahrungen im Bereich Erforschung und Berührung auch im Bereich der erweiterten Familie, wozu auch Freunde der Familie zählen könnten und was ich an dieser Stelle im Detail lieber offen lasse. Nicht immer stieß mein von Beginn an großes Forscherinteresse, was schon immer so ein angenehmes Prickeln im Genitalbereich bei mir auslöste, auf ganz große Gegenliebe der Beteiligten. Manche reagierten auch verwirrt, sprachen mit ihren Eltern darüber, was dann zu weiteren Gesprächen mit meinen Eltern führte oder hätte führen können. So ganz genau ist die Erinnerung an diese bald ein halbes Jahrhundert zurückliegenden ersten sexuellen Übungen nicht mehr. Zumindest, weiß ich genau, dass allein die Vorstellung, mit meinen Eltern darüber reden zu müssen, mir unendlich peinlich war, mich an allem erträumten eher hinderte, auch wenn mir andererseits der große Forscherdrang das noch unbekannte weibliche Geschlecht betreffend, sehr groß war, mein Wunsch immer schon war, Frauen Lust zu schenken, nicht zu besiegen.


Der Begriff Scham, bei der ich mich frage, ob sie eher anerzogen oder natürlich ist, spielt dabei eine große Rolle. Sexualität war, dessen war ich mir als Kind sicher, etwas irgendwie verbotenes und nur im Verborgenen stattfindendes, darüber musste geschwiegen werden und die Versuche fanden hinter Büschen, irgendwo im Wald oder unter Matratzenhöhlen verborgen statt aber nie öffentlich, was ja peinlich gewesen wäre, was bis ins frühe Teenageralter so weiter ging.


Wie ich meinen ersten wirklichen Sex mit einer deutlich älteren Frau im Alter von zwölf erlebte und genoss, auch wenn es bis zum nächsten mal dann noch einige Jahre dauerte, ist eine andere Geschichte, die nichts mit Familie zu tun hat, darum hier kein Thema ist. Fühlte mich damit als richtiger Mann und fand es großartig, sah mich keinesfalls missbraucht, sondern als privilegiert an, empfand es als eine große Ehre einer Frau so nah kommen zu dürfen. Habe dies Geheimnis lange für mich behalten, wie ich es ihr versprochen hatte, die schon knapp volljährig war.


Dieses Gefühl von Ehre und Glück, von einer Frau in sich oder ganz nah an sich gelassen zu werden, empfinde ich bis heute und ich fühle mich lieber von einer Frau verschlungen denn sie als Eindringling zu besiegen. Sehe Sex nicht als bloße funktionale Ausführung einer natürlichen biologischen Neigung beider Seiten, was es im Idealfall immer sein sollte, sondern als eine Gnade der bewunderten Frauen, der ich mich gern und voller Bewunderung würdig zu erweisen trachte, in dem ich ihrer Lust diene, sie so gut ich irgend kann befriedige, weil es beim Sex, wie bei allem im Leben, immer um geben und nehmen geht, ein ausgeglichenes und gerechtes Verhältnis zu finden, das beiden gut tut und in dem ich gerne weiblicher Lust, für die Gnade sie genießen zu dürfen, diene.


Denke einen Teil dieser Haltung Frauen gegenüber, habe ich durch meine Mutter und meine Großmutter gelernt. Wobei auch die schwärmerische Neigung meines Vaters ein nicht zu verkennendes Vorbild  immer für mich war. So hat meine Mutter mir schon als jungem Jugendlichen erklärt, dass ich, wenn ich mit einer Frau Sex hätte, damit auch Verantwortung übernähme, die ein Leben lang währen könnte, sofern dabei ein Kind entstand. Sex war damit für mich schon sehr früh mit Verantwortung verbunden wie der Absicht eine Familie zu gründen, als Teil einer traditionellen Gemeinschaft zu handeln. Daran hat sich bis heute, trotz nicht nur einem bloß eine Nacht dauernden Sex, im Grundsatz nichts geändert. Wohl fühle ich mich beim Sex, wenn er mit Liebe und der Absicht zusammen zu bleiben, eine Familie zu gründen, verbunden ist, was längst nicht mehr unbedingt meinem Alter und den Bedürfnissen der beteiligten Damen entspricht, viele dennoch irgendwie ganz süß wohl finden, mich allerdings mehr als einmal in große emotionale Verwirrung stürzte, wenn aus der erhofften Liebe und Familie nicht mehr als Sex und Freundschaft mit etwas mehr wurde, eine Liebe zu Ende ging, die ich doch für ein Leben gedacht hatte und deren Ende ich nicht verstand. Dies auch wenn ich längst weiß, bezüglich des Verschwindens und Kommens der Liebe, gibt es nichts zu verstehen - sie ist, was sie ist, kommt und geht, wie sie will und ich es umgekehrt auch von meiner Seite her kannte, sich neu oder umzuorientieren, weil sich Bedürfnisse und Nähe eben manchmal ändern, manches einfach nie passt, so schön es für Momente auch romantisch geblendet schien.


Das zungige und sonstige Eintauchen in das weibliche Geschlecht oder zumindest die nahe gelegenen Öffnungen je nach Geschmack und Natur, erscheint mir immer noch und immer wieder als ein großes Geschenk, für das ich mich gern würdig zeigen möchte und irgendwas in mir will, wenn ich mit einer Frau glücklich Sex hatte, schnell an Familie und mehr denken. Dann möchte ich nur noch die eine und die Möglichkeit der Vielfalt erscheint mir nicht mehr reizvoll, weil ich mich ja als Familie auf Dauer binden möchte. Dahingestellt was davon meine Natur, was anerzogen und was unreflektierter Gehorsam nach erlernten Mustern ist, in denen ich mich aber meiner Natur nach scheinbar wohl fühle.


Fragte mich manchmal, ob diese Neigung auch als nicht völlig unerfahrener Liebhaber noch ein Reflex meiner Erziehung ist oder das Produkt der Erfahrung in einer relativ glücklichen Großfamilie aufgewachsen zu sein, an die ich mich damit anpasste, blieb. Kann es nicht ganz klar unterscheiden und benennen, finde den Zusammenhang aber spannend, insofern Familie ja eher asexuell für mich ist aber dennoch mein Sexualverhalten und meine Neigung dabei deutlich prägt. Warum finde ich, Sex am erfüllendsten, wenn ich glaube, die gerade aktuelle könnte die Frau meines Lebens sein, auch wenn es davon tatsächlich schon mehr als eine gab, frage ich mich und überlege, inwieweit eine solche Prägung zu einem gesunden Sexualverhalten führt oder ob auch beste Technik und genaue Kenntnis der physischen Natur nichts daran ändert, dass ich Sex suche, um Liebe zu finden, die für mich auch mit Familie verbunden ist, was manchen eher fremd erscheint.


Hier könnte nun spannend weiter erörtert werden, ob dieses Verhalten eher typisch männlich oder weiblich ist, weil Frauen sich angeblich ihrer Natur gemäß, die schwanger werden kann und damit nach Bindung sehnt, ist aber hier nur am Rande ein Thema, wo es um die Frage geht, welcher Zusammenhang zwischen Familie und Sexualverhalten besteht, und kann darum dahinstehen wie manches herum.


Früher fand ich es erstrebenswert mit möglichst vielen Frauen zu schlafen, um Erfahrung zu sammeln und die große Vielfalt des Wunders der Natur so sehr wie möglich zu genießen, heute, wo ich es viel leichter könnte, würde ich am liebsten nur noch mit einer schlafen und bei ihr bleiben, wenn das denn auch mit mir so einfach wäre. Ist diese Reduktion der Bedürfnisse der zunehmenden Erfahrung geschuldet, die lehrt, es ähnelt sich irgendwie immer und am Ende kommt es doch entscheidend auf das Gefühl dabei an und wenn das stimmt, ist eigentlich alles gut - mehr gibt es nie, egal mit wie vielen Menschen du Sex hattest oder schlicht Zeichen der altersbedingt zunehmenden Impotenz?


Zeigt sich nun in diesem stärker werdenden Bedürfnis die eine zu haben und bei ihr zu bleiben die wachsende Impotenz, wie das Wissen um die eigenen Grenzen oder ist es schlicht die Rückkehr zu meinen Wurzeln in der Familie, will ich als erwachsener Mann in dem Verband leben, der mich einst als Kind glücklich machte und der für mich immer über allem stand, so fern sich manche dort auch tatsächlich vielleicht längst wurden, überlege ich und habe keine sichere Antwort bisher.


Familienerotik habe ich dieses Essay genannt und habe noch nichts zur Erotik gesagt und was sie auslöst. Familie und was sie ausmacht, ist nichts, was ich je mit Erotik verbinden würde, trotz manch früher Erinnerungen, die ich heute aber eher als kindliche Spielerei betrachte, die keiner weiteren Worte wert sind. Dennoch kann ich sagen, dass der Sex dann für mich am intensivsten und schönsten war, wenn ihn der Wunsch trug, eine Familie zu werden - mussten nicht gleich Kinder sein, aber doch getragen von dem Bedürfnis dauerhaft zusammen zu bleiben. Dagegen schien mir der gelegentliche Sex mit Liebhaberinnen, bei denen dies Bedürfnis klar nicht bestand, immer etwa schal und als würde eine entscheidende Zutat fehlen und das auch, wenn dies mit Abstand und in Summa betrachtet, häufig der leidenschaftlichste und heißeste war, die Erscheinung also Unsinn vorgauckelt, was die Frage stellt, warum meine Psyche das tut und will.


Könnte also die höchste Erfüllung weniger im Körperlichen liegen und dem wie auch immer gearteten Formen des Vollzugs der Lust als in der gefühlten Nähe, die in der Familie oder dem Traum von ihr am größten wird. Gerne wird an dieser Stelle traditionell über den Gegensatz von Hure und Ehefrau philosophiert. Spannender fände ich, welche Entsprechung eines Paares es für Männer dabei gäbe, wäre es Casanova und Familienvater oder Zuhälter und Pastor - finde beides relativ unpassend, zumal der große Liebhaber Casanova, darin zumindest mir nicht unähnlich, immer nach der großen Liebe suchte, der einen, bei der er für immer bleiben könnte, damit die ewige Suche ein Ende hätte und dies Bedürfnis verstehe ich mit den Jahren immer besser.


Erfahrung machte mich zu dem, der ich bin, als Liebhaber, als Vater, als Sohn, als Partner - manches davon steht in einem scheinbaren Gegensatz - kannst du in einem nur gut sein, wenn du im  anderen schlecht bist? Schließen sie sich nach ihrer Natur aus?


Frauen wissen die Qualitäten eines Liebhabers zu schätzen, wenn sie genießen können, was leider so wenig Frauen wie Männern wirklich gelingt, nur sind mehr Frauen dabei auchh ehrlich zu sich selber, wenn auch selten gegenüber den Partnern. Ob sie meine Qualität als Familienmensch schätze können, bin ich nicht immer sicher. Als Liebhaber bekam und bekomme ich bisher mehr Lob denn als Familienmensch, was nicht nur quantitative Gründe hat, sondern vielleicht auch die Priorität der Bedürfnisse ausdrückt,


Die meisten Frauen in Partnernetzwerken, zumindest in denen, die ich kenne, schreiben heute von sich, sie wollten keine One night stands, was ONS abgekürzt wird. Auch wenn dieses Bekenntnis eher auf bescheidene Qualitäten als Liebhaberin hindeutet, warum sollte sonst ein vernünftiger Mann nur eine Nacht bleiben wollen, wie ich bei der Lektüre dieses Kürzels immer denke, wollen sich aber selten wirklich binden, weil ja noch etwas besseres kommen könnte oder sie genug schlechte Erfahrung mit Bindung und oft auch dem Versuch von Familie haben, auch wenn nahezu alle etwas anderes vorgaukeln, ist die Zahl der Bombenfunde beim Onlinedating fast höher als in der Nachkriegszeit.


Verständlich, denke ich, geht mir ja ähnlich und dennoch, würde ich mich zu gerne wieder ganz verlieben und alles wagen, auch wenn die Erfahrung lehrt, wie weise und klug es ist, davon lieber die Finger zu lassen, weil Beziehung immer schnell Erwartungen mit sich bringt, die nur dazu da sind, enttäuscht zu werden, es sich alleine doch gut lebt, außer vielleicht an Weihnachten und am Geburtstag.


Wie groß ist der Zusammenhang von der Sehnsucht nach Familie und dem Bedürfnis nach dauerhafter erotischer Erfüllung, auch wenn das dem Wortlaut nach fast wie eine contra dictio klingt?


Hat die familiäre Prägung damit Auswirkungen auf die erotischen Bedürfnisse und was wäre so gesehen für mich die größte Erfüllung.


Bei der Lektüre von Borchardts Weltpuff Berlin, in dem ja bekanntlich auf nahezu jeder Seite irgendwie gevögelt wird, außer er trifft gebildete Frauen von Stand, die sein Herz berühren und in die er nicht nur auf Aufforderung hin seinen Schwanz steckt, auch wenn das natürlich auch dazu gehört und dann als Gipfel der Genüsse beschrieben wird, nach seitenlangem Geplauder über griechische Dichter und ähnliches mehr, fiel mir wieder auf, wie stark die Erotik im geistigen Vorspiel wird, wie sehr mich dies emotional berührt und nicht nur körperlich, wie seine Vögelei mit acht Damen auf einmal im Massage Salon, was immer etwas von gehetzter Massenabfertigung hat, auch wenn er sie noch mit Eleganz genießt.


Geistige Nähe und intellektueller Austausch mit Niveau machen mich also mehr an, als freie Auswahl unter den schönsten der Schönen, was bei meinem familiären Hintergrund nicht weiter verwunderlich ist, da die Familie der Besserwisser, sich zu gerne gegenseitig auf die Schultern klopft für vermeintliche geistige Brillanz. Auch Rudolf Borchardt, dem Ich-Erzähler im Weltpuff geht es ähnlich, gesellschaftliche Nähe, geistige Spiele und Bewunderung über das physische hinaus, reizen ihn mehr als körperliche Perfektion oder wildeste Verfügbarkeit - was wirklich bleibt, ist mehr als geil, dahingestellt ob der besondere Reiz zweier Damen auch daran liegt, dass sie nur beschränkt verfügbar sind, sich längst anderweitig gebunden haben oder vernünftigerweise binden müssen. 


Was breitbeinig vor dir liegt, verliert seinen Reiz schnell, auch ewige perfekt gespielte Potenz am makellosen Körper kann nicht über die Bewunderung für eine Dame hinweghelfen, die verehren zu dürfen schon mehr Ehre als genug ist, denjenigen adelt, der es zu schätzen weiß. Alte Weisheiten, die verkünden, es brauche in einer Beziehung der steten Spannung, um Reiz und Zuneigung wach zu halten - ewigen Sonnenschein wünschen wir uns im Glück alle, doch was bliebe von diesem ohne Ende und Gegensatz, fiele nicht ab und an wilder Regen, lebten wir längst in einer dürren Wüste, was kein wirklich reizvoller Ort noch sein kann für echte Genießer, weil nichts neues dort mehr blüht außer im Schatten der Oasen.


So scheint uns Unerreichbares, reizvoller als Verfügbares, verliert vieles auf die Dauer seinen Reiz, was für eine Konstanz des Wechsels spricht, der auch die Sehnsucht nach endlich Konstanz noch weiter erhöht. Ist die Familie und ihre Verehrung, Ausgeburt der Sehnsucht nach ihr im Mangel einer solchen oder hat das vertraute Umfeld seine eigene Erotik, über die es nie spricht und zu der am Ende auch ich als Familienmensch beredt schweigen werde?


jens tuengerthal 3.7.20