Sonntag, 10. Januar 2016

Kulturgeschichten 098

Grenzüberschreitung

Mit den Ereignissen von Köln sei
So sagte der CDU Vorstand eine
Grenze überschritten worden nun
Müsse gehandelt werden endlich

Es wird damit Entschlossenheit
Nach außen demonstriert auch
Wenn die Kanzlerin daran festhält
Es kann keine Obergrenze geben

Da alle Beteiligten wissen wie die
Rechtslage ist und sich nichts mehr
An dem was war ändern lässt ist es
Mal wieder viel Lärm um nichts

Fraglich nur ob daraus hier ein Kampf
Um die Macht wird oder wieder eine
Kömödie im shakespearschen Sinne
Wie sie Politik inszeniert um abzulenken

Sind die Ereignisse die sich in Köln wie
Andernorts abspielten der berüchtigte
Schritt über den Rubikon gewesen der
Alles verändert die Flüchtlnge betreffend

Die Aussagen dazu sind sehr different
Während ängstliche von Rechts einen
Angriff auf die Grundwerte eher bejahen
Nennen andere sie einen Ausrutscher

Was hat es mit dem Rubikon und den
Gefallenen Würfeln historisch auf sich
Wer prägte diese Worte und warum war
Dessen Handeln bedeutsam wie bedenklich

Am 10. Januar 49 vor Christus überschritt
Julius Cäsar mit seinen Truppen den Rubikon
In Richtung Rom und sprach die berühmten
Worte alea iacta est - der Würfel ist geworfen

Damit begann der Bürgerkrieg gegen seinen
Vorher Partner im Triumviat Pompeius den er
Am Ende zu seinen Gunsten entschied was
Cäsar genau sagte und wie ist noch strittig

Cäsar war zuvor vom Senat nach Rom gerufen
Wie aufgefordert sein Kommando niederzulegen
Pompeius hatte sich nach dem Tod seiner Frau Iulia
Cäsars Tochter zum alleinigen Konsul wählen lassen

Insofern wäre Cäsar Gefahr gelaufen sollte er ohne
Seine treuen Truppen nach Rom kommen zum
Opfer eines Prozesses gegen ihn oder verhaftet
Zu werden was ihn zur Überschreitung motivierte

Nach römischen Recht durfte kein Generals sich
Mit seinen Truppen Latium nähern und also die
Grenze des Rubikon nördlich dessen Gallia cisalpina
Lag überhaupt überqueren um Rom zu schützen

Nach Sueton einem Historiker und Beamten der
Etwa 70 nach Christus lebte sagte Cäsar zuerst

„Etiam nunc regredi possumus; quod si ponticulum transierimus, omnia armis agenda erunt.“
„Noch können wir zurück; wenn wir diese kleine Brücke überschreiten, wird alles mit Waffen auszutragen sein.“
– Sueton: Divus Iulius, 31
Während er noch unschlüssig wartete
Sei eine schwarze Gestalt erschienen
Die zum Marsch im Fluss erst blies
Woraufhin Cäsar wie überliefert reagierte

„Eatur quo deorum ostenta et inimicorum iniquitas vocat. Iacta alea est.“
„Dorthin gehe es, wohin der Götter Zeichen und der Feinde Unrecht ruft. Geworfen ist der Würfel.“
– Sueton: Divus Iulius, 32f
Womit Cäsar deutlich machte wie klar
Ihm war dass seine Tat Folgen haben
Würde deren Ausgang er aber nicht
In diesem Moment absehen konnte

Plutarch der um die gleiche Zeit etwa
Seine moralischen Biografien schrieb
Meinte dagegen im gebildeten griechisch
Cäsar hätte es vielmehr so gesagt

„[7] […] πολλὰ δὲ καὶ τῶν φίλων τοῖς παροῦσιν, ὧν ἦν καὶ Πολλίων Ἀσίνιος, συνδιηπόρησεν, ἀναλογιζόμενος ἡλίκων κακῶν ἄρξει πᾶσιν ἀνθρώποις ἡ διάβασις, ὅσον τε λόγον αὐτῆς τοῖς αὖθις ἀπολείψουσι. [8] τέλος δὲ μετὰ θυμοῦ τινος ὥσπερ ἀφεὶς ἑαυτὸν ἐκ τοῦ λογισμοῦ πρὸς τὸ μέλλον, καὶ τοῦτο δὴ τὸ κοινὸν τοῖς εἰς τύχας ἐμβαίνουσιν ἀπόρους καὶ τόλμας προοίμιον ὑπειπὼν „ἀνερρίφθω κύβος“ ὥρμησε πρὸς τὴν διάβασιν“
„[7] […] Lange unterhielt er [Caesar] sich mit seinen Freunden, die ihn begleiteten, darunter Asinius Pollio. Er führte die Übel vor Augen, die die Überquerung des Flusses zur Folge haben könnte, und welches Urteil die Nachwelt über ihn fällen würde. [8] Schließlich verwarf er voll Leidenschaft alle Berechnungen und überließ sich dem, was kommen würde. Dabei sprach er die Worte derer, die einem ungewissen und gefährlichen Schicksal entgegengehen: „Hochgeworfen sei der Würfel“ und setzte sich zur Überquerung in Bewegung.“
– Plutarch: Leben des Caesar, 32, 7f
Er lässt als Anhänger des Platonismus
Cäsar eine klare Entscheidung treffen
Deren Ausgang nur ungewiss noch ist
Die er jedoch will und in Angriff nimmt

Der Grieche Appian dagegen der aus
Alexandria stammte und dort ausgebildet
In Rom Geschichstschreiber wurde sah es
Als Zitat eines bekannten Sprichworts

„καὶ πρὸς τοὺς παρόντας εἶπεν ἀνενεγκών: "ἡ μὲν ἐπίσχεσις, ὦ φίλοι, τῆσδε τῆς διαβάσεως ἐμοὶ κακῶν ἄρξει, ἡ δὲ διάβασις πᾶσιν ἀνθρώποις." καὶ εἰπὼν οἷά τις ἔνθους ἐπέρα σὺν ὁρμῇ, τὸ κοινὸν τόδε ἐπειπών: „ὁ κύβος ἀνερρίφθω“. [ho kybos anerriphtho]“
„Wieder aufmerkend sprach er [Caesar] zu den Anwesenden: ‚Auf diese Überquerung zu verzichten, meine Freunde, wird das schlimmste Übel für mich sein, sie zu unternehmen, das schlimmste Übel für alle Menschen.‘ Dann, wie von einer Eingebung durchdrungen, sagte er diesen geläufigen Satz: ‚Der Würfel sei hochgeworfen!‘“
– Appian: Die Bürgerkriege II, 35
Er sagt damit natürlich auf griechisch
Wie für gebildete Römer damals üblich
Das Cäsar genau wusste was er tat was
Andereseits wenn nicht ihm drohte

Er habe sich bewusst mit voller Kraft
Dem eben Schicksal des Krieges
Ergeben als es anstand weil alles
Übrige ihm schändlicher noch erschien

Athenäus von Naukratis der allerdings
Erst Anfang des dritten Jahrhunderts
Lebte ist der Spruch Cäsars spätestens
Im 200 vor Christus belegt bei Meander

„Α. […] οὐ γαμεῖς, ἂν νοῦν ἔχῃς, τοῦτον καταλείπων τὸν βίον. Γεγάμηκα γὰρ καὐτος · διὰ τοῦτό σοι παραινῶ μὴ γαμεῖν.
Β. Δεδογμένον τὸ πρᾶγμ' · ἀνερρίφθω κύβος.“
„A: Wenn du Verstand hast, heiratest du nicht und gibst nicht das Leben auf, das du führst. Ich war verheiratet, deshalb rate ich dir, es nicht zu tun.
B: Warten wir die Sache ab. Der Würfel werde geworfen!“
– Menander: Arrephoros oder Auletris, zitiert nach Athenäus von Naukratis Gastmahl der Gelehrten XIII, 8
Das berühmte Zitat Cäsars wäre danach
Nur ein griechischer Gassenhauer gewesen
Bei dem der Feldherr klassische Bildung
Bewies statt eigenen Geist quasi zitierte

Ob dieses nicht gekenzeichnete Zitat
Julius Cäsar damit als Plagiator offenbart
Ihm infolge die Kaiser- oder Autorenwürde
Aberkennt ist an dieser Stelle noch offen

Auch von Rücktrittsforderungen war noch
Nichts zu hören zumal sich hier deutlicher
Noch als im Fallen der Verteidigungsminister
Zeigt echte Militärs handeln lieber anstatt

Hintergrund dieses Marsches gen Rom war
Im Triumvirat mit Crassus und Pompeius
War Cäsar der schwächste der drei gewesen
Nach dem gallischen Krieg änderte sich dies

Crassus Tod und der Zuwachs von Ansehen
Für den Feldherren Cäsar hatten Pompeius
Dazu gebracht nach dem Tod seiner Frau
Die Macht alleine an sich zu reißen

Cäsar durfte als Gouverneur Galliens nicht
Die Bezirke Roms betreten zugleich machte
Er sich strafbar wenn er mit der Armee dort
Einreiste was den Spruch logisch erklärt

Er hatte mit seinen Truppen den Fluss noch
Aus der Provinz Gallien überschritten war in
Den befriedeten Bereich Roms eingedrungen
Hätte dafür angeklagt werden können

Doch eilte Cäsar sein Ruf als Feldherr
Lange voraus und seine Gegner wie Pompeius
Oder Cato fürchteten er käme mit seiner
Ganzen Armee und ergriffen vorab die Flucht

So war die Tat weniger schicksalshaft als
Der Ausspruch verkündete mit dem er
Seine vorgebliche Verteidigung der Republik
Deren Totengräber er wurde begründete

Viele erinnern den Spruch Julius Cäsars
Irgendwie und sei es aus Asterix Heften
Was immer sich tatsächlich zutrug war
Dem Feldherren wohl bewusst was er tat

Ob Merkel die Folgen von Köln ahnte
Als sie in ihre Mutter Theresa Rolle
Hineingeschrieben wurde und sie annahm
Scheint allerdings eher ungewiss

Ein alea iacta est hätte es getroffen
Sie öffnete die Grenzen weil nötig
Es ist müßig darüber zu debattieren
Wichtiger ist das wie im Rechtsstaat

Es gibt kein Zurück mehr nun warum
Das Gerede um illegale Obergrenzen
Wie unlautere Abschiebung müßig
Lieber über Lösungen nun zu reden ist

Aufmerksam sollte unserem sichtbar klugen
Justizminister gelauscht werden der sich zu
Den stupiden Pegiden so klar positionierte
Wie die Kanzlerin indirekt auch vorher

Der den diese Brandstifter zu ihrem Feind
Sich erkoren bemerkte nun zu Köln was
Aufhorchen lässt es gäbe bei dieser Form
Von Kriminalität eine langfristige Organisation

Dieses vermeintliche Wüten zu Silvester
War kein Feiertagsüberdruß sondern wohl
Eher eine gezielte Aktion interessierter
Kreise hinter den Tätern auf dem Platz

Wem dies Winken mit Asylbescheinigungen
Wie der Spott über Merkel schon seltsam
Vorkam der wird nun kritischer denken über
Die Kräfte hinter den Tätern hoffentlich

So sollten viele die nun Abschiebung laut
Schrieen und Gerechtigkeit fordern wie
Über Strafrechtsverschärfung räsonieren
Lieber schweigen und abwarten was war

Ein organisierter Terror gegen die Frauen
In Deutschland angestiftet vom IS um hier
Angst und Unfrieden zu stiften berechtigte
Als Terrorismus zur sofortigen Abschiebung

Sein wir weniger hysterisch sondern lieber
Aufmerksam gegenüber dem was war
Denken wir nach bevor wir Populisten
Die gegen den Islam hetzen folgen

Es mag sein dass nun die Würfel hier
Geworfen wurden und also gefallen sind
Deutschland sich passiv im Terrorkrieg
Befindet aufgrund seiner Beteiligung

Die Antwort auf die Einschleusung von
Terroristen unter dem Deckmantel von
Flüchtlingen ist wahrscheinlich und naiv
Wäre wer dies von vorhnherein ausschließt

Dumm aber und böse ist auch wer
Verkennt dass nicht mal 0,1% aller
Flüchtlinge daran je beteiligt war diese
Vor genau diesem Terror einst flohen

Die Würfel über Syrien fielen früher
Wie über den Bürgerkrieg in der Türkei
Wir liefern dort Waffen sind beteiligt
Die Flucht war vorhersehbar längst

Auch das die Türkei sobald sie den Krieg
Gegen die Kurden wieder aufnimmt die
Von ihr aufgenommenen Flüchtlinge
Noch weiterschicken würde war klar

Es sind noch 5 Millionen Syrer derzeit
Auf der Flucht und der Suche nach
Sicherheit und wenn darunter nur 0,1%
Terroristenhörige sind wird es lustig

Wollen wir nun die Opfer der IS wie
Die Flüchtlinge im Mittelmeer welche
Zu 99,9% aus Angst fliehen alle ersäufen
Aus Angst um unsere Sicherheit

Die Würfel sind gefallen es ist Krieg
Menschen sind auf der Flucht auch
Aufgrund unserer Mitverantwortung
Wir müssen helfen und integrieren

Es gibt keinen Weg jenseits des
Nun Rubikon notwendiger Integration
Wir müssen aktiv für Sicherheit sorgen
Wie zugleich konstruktiv integrieren

Darum nicht Strafen verschärfen sondern
Ruhig ermitteln und Terroristen können
Leicht inhaftiert oder abgeschoben werden
Ein Asylgrund liegt dort nicht mehr vor

Für 99,9% aber brauchen wir mehr Frieden
Mehr Willkommen als in Neufünfland wo
der größere Teil der über 870 fremdenfeindlichen
Taten inzwischen begangen wurde täglich

Köln bedeutet kein Ende der Toleranz
Sondern den Anfang der Arbeit die bisher
Der Staat wie seine Institutionen sträflich
Vernachlässigt haben aktiver Integration

Mehr Sicherheit in den Städten durch
Schlicht höhere Polizeipräsenz wie
Vernünftige Integration mit Perspektive
Sind die einzige Möglichkeit derzeit

Die Würfel sind gefallen lassen wir
Das Gerede um unmögliches lieber
Kümmern wir uns um das machbare
Fangen wir besser sofort damit an
jens tuengerthal 10.1.15
 


 

Kulturgeschichten 097

Angstantrieb

Angst ist der gefährlichste Antrieb
Setzt ungeahnte Kräfte frei zur dann
Verteidigung gegen gefürchtete Feinde
Wird zum Zweck der Gewalt an sich

Gerade sehen wir wieder welche Blüten
Die Angst in Deutschland treibt die gesät
In Sachsen den Konsens der Toleranz
Mit Gewalt immer mehr vertreibt dort

Es brennen Heime für Flüchtlinge
Wie noch nie eskalierte die Gewalt
Rechter Täter vor allem im Osten
Aber längst nicht mehr nur dort

Die dumpfe Furcht vor dem Islam
Die Pegiden säten und verteilten
Diente den Tätern als Rechtfertigung
Flüchtlinge fürchten sich wieder

Was passiert wenn religiöse Minderheiten
Mit Gewalt ausgegrenzt werden wissen wir
In Deutschland wer hier mittut wird zum
Baumeister neuer Konzentrationslager

In diese Kerbe der Angst schlugen die
Täter von Köln und hetzten damit ein
Land gegen sich auf das bisher eher
Friedlich die Opfer willkommen hieß

Statt nun zu beruhigen wie es Aufgabe
Kluger Politik wäre lassen die aus der
Zweiten Reihe weiter eskalieren mit den
Neuen Brandreden über Abschiebung

Wem dienen solche Reden mit denen
Sich ein Gabriel an rechte Wähler wieder
Anbiedert wie er es schon zu Dresden tat
Als würde ihn einer der Pegiden je wählen

Wozu jammert die CSU über Begrenzung
Beschließt die Regierung Strafverschärfung
Droht mit Abschiebung wo wir es nicht können
Denn in Syrien herrscht Krieg mit unserer Hilfe

In Bürgerkriegsgebiete kann keiner von hier
Abgeschoben werden wie kriminell er sich
Auch verhält und Politiker die dies verkünden
Lügen wissentlich das Volk zu verhöhnen

Sollten tatsächlich Flüchtlinge Täter sein
Wird im Einzelfall zu prüfen sein warum
Was dahinter steckt und solche Fälle
Werden nicht durch Gesetze geändert

Auch ein womöglich drohender hier
Gefängnisaufenthalt wird keinen hindern
Sein Leben aus dem Bürgerkriegsgebiet
Zu retten ins für ihn gelobte Land

Wir brauchen mehr Integration wie Polizei
Der Staat der es verschlampte hat besser
Die Sicherheit seiner Bürger zu gewähren
Täter sind rechtsstaatlich zu behandeln

Wer von schärferer Abschiebung einmal
Krimineller redet oder dies verspricht will
Internierungslager bauen da wir wissen
Wir dürfen nicht nach Syrien abschieben

Aufgabe ist nun unser Recht konsequent
Durchzusetzen wie für seine Einhaltung
Staatlich Sorge zu tragen und dafür muss
Mehr an Integration gearbeitet werden

Wohin fehlende Integration wie Angst
Als Mittel politischer Propaganda führt
Wissen wir seit langem besser dennoch
Scheint es nötig daran noch zu erinnern

Am 9. Januar 1349 wurde die jüdische
Bevölkerung Basels die bereits auf eine
Rheininsel verbannt worden war in einem
Eigens dafür errichteten Haus verbrannt

Dies geschah mit Willen und auf Wunsch
Der Stadt weil den Juden während der
Gerade herrschenden Pestepidemie die
Vergiftung der Brunnen vorgeworfen wurde

Natürlich gab es für diese Behauptungen
Keinerlei Beweise als die Angst und Wut
Einer der Krankheit gegenüber wehrlosen
Bevölkerung die einen Schuldigen suchte

Eine religiöse Randgruppe die schon lange
Gern beschuldigt wurde wie schon der erste
Kreuzzug bewies und die von Predigern Roms
Provozierten Pogrome auf dem Weg dorthin

Ein anderer Fall der auch am 9. Januar
Nur eben 1738 eine ähnliche Geschichte
Erzählt ist das Todesurteil gegen den vorher
Finanzberater Joseph Süß Oppenheimer

Der Berater des verstorbenen Herzogs
Karl Alexander von Württemberg war wegen
Hochverrat und Majestätsbeleidigung verurteilt
Worden ohne Straftaten oder Gründe zu nennen

Der diffamierend Jud Süß genannte Hoffaktor
Des Herzogs war die Basis für Wilhelm Hauffs
Novelle wie Lion Feuchtwangers Roman den
Die Nationalsozialisten für Filme nutzten

Herzog Karl Alexander hatte Süß schon lange
Vor seiner Krönung kennengelernt machte
Ihn nach seinem Amtsantritt zum für Finanzen
Zuständigen Hoffaktor von Württemberg

Mit dem zum Katholizismus konvertierten
Herzog und seinem finanziellen Berater
Regierten die protestantischen Schwaben
Ein Katholik und Jude also spannungsreich

Die erfolgreichen merkantilistischen Reformen
Mit denen Süß die Finanzen Württembergs
Sanierte erregten das Mißtrauen der Stände
Die der Herzog absolutistisch überging

Erfolgreiche Staatssanierung in Kombination
Mit persönlichem Wohlstand sowie rigide
Finanz- und Steuerpolitik weckten bei vielen
Bürgern und Beamten antijüdische Ressentimens

Als der Herzog völlig unerwartet verstarb
Fiel der Schutz für Oppenheim weg der
Noch am selben Tag verhaftet wurde wie
Auf der Festung Hohenasperg eingesperrt

Im Prozess dessen Urteil vorher feststand
Wurde die Verteidigungsschrift gar nicht
Berücksichtigt sondern sogar getilgt bis
Sie erst 2011 wieder ins Archiv gelangte

Oppenheimer wurde in einem roten Käfig
Ausgestellt und es wurde ihm versprochen
Ihn zu begnadigen sollte er Christ werden
Was dieser jedoch entschieden ablehnte

Wenig später wurde er auf dem Stuttgarter
Galgenberg gehenkt und danach weitere
Sechs jahre öffentlich zur Schau gestellt
In einem eisernen Käfig als Leiche

Die Geschichte des Jud Süß diente den
Nazis und ihrem Regisseur Veit Harlan
Zur Propaganda gegen die Juden warum
Alle Lagermitarbeiter den Film sehen mussten

Die Geschichte der Pogrome ist so lang wie
Unsere Geschichte mit jüdischer Bevölkerung
Nach 1945 wurde das nie wieder zumindest
Im Westen zum herrschenden Konsens

Anders im Osten die sich weder als Erben
Des einmal Nazi-Deutschlands sahen noch
Verantwortung dafür übernahmen was im
Namen Deutschlands Menschen angetan

Was sich in Dresden formierte als Pegida
Stößt ins selbe Horn nur gegen den Islam
Den ungebildete Bürger voller Angst aber
Ohne Ahnung als Bedrohung empfinden

Mit dieser Bewegung wurde zu lange zu
Freundlich umgegangen warum sie ihre
Ideologie zu weit verbreiten konnten den
Ewiggestrigen als Anlaufstelle diente

Wenn in Köln zunächst dreimal soviele
Gegner sich den dort Pegiden entgegen
Stellten ist das gut so denn es darf nie
Normal werden das Rassismus läuft

Die spätere Eskalation infolge derer
Sich die Polizei gezwungen sah die
Um Hoolgians angeschwollene Demo
Gewaltsam zu beenden verrät viel

Wer sich Patriot gegen den Islam nennt
Sucht den Konflikt führt sich auf wie ein
Kreuzritter der ein Abendland retten will
Das es nicht gibt kämpft gegen Windmühlen

Es darf keinen Kampf gegen eine
Religiöse Gruppe in Deutschland
Mehr geben noch dürfen Menschen
Marschieren die andere ausgrenzen

Der Unterschied zum Antisemitismus
Ist ein bloßer Zufall der Benennung
Auch wenn die Täter von Köln streng
Zu bestrafen sind gilt deutsches Recht

Wer von Abschiebung hier redet oder
Strafen im nachhinein verschärfen will
Handelt gegen den Rechtsstaat schafft
Unrecht für nur geglaubte Gerechtigkeit

Die Unverletzlichkeit der Person ist so
Wichtig im Rechtsstaat wie jedes andere
Grundrecht auch und wir dürfen nicht
Die einen für andere aussetzen wollen

Wer Asylrecht oder Religionsfreiheit
Aufgibt um vor einer nur vermuteten
Gefahr zu schützen ohne es zu können
Noch Beweise zu haben verrät beide

Die Gewalt die dabei ausbrach richtet
Sich gebieten wir der Hetze nicht nun
Endlich Einhalt bald gegen andere die
Sie für eine Gefahr aus Angst halten

Es ist die Angst verbunden mit zuviel
Dummheit die unser Land mehr heute
Gefährdet als jede Sekte aus dem
Morgen- oder Abendland noch kann

Womit wir wieder am Anfang sind es ist
Die Angst verbunden mit Dummheit die
Freiheit und Grundrechte heute gefährdet
Beugen wir ihr endlich mutig vor
jens tuengerthal 9.1.16
 
 

Freitag, 8. Januar 2016

Kulturgeschichten 096

Kultureigentum

Wir debattieren über den Islam hier
Wie das Benehmen der Gläubigen
Hier wie dort manche wollen den nur
Aberglauben hier nicht haben

Oft sind es diejenigen die ihn selbst
Am wenigsten kennen aber meinen
Sich in ihrem Land als Herren dafür
Aufspielen zu dürfen als sei es ihrs

Ob und warum Land wem gehört
Mit welchem Recht einer einen Zaun
Ziehen darf um zu sagen dies ist meins
Ist schon seit biblischen Zeiten strittig

Auch wenn lange bevor dies alte Buch
Des Aberglaubens entstand bereits die
Ersten Siedler ihre Felder umzäunten
Trugen Kain und Abel es sinnbildlich aus

Wem gehört ein Land und warum könnte
Aus guten Gründen gefragt werden doch
Noch weiter geht es wenn der Besitz am
Land sich auf die Menschen ausdehnt

Griechenland begrenzte seine Schulden
Mit dem Verkauf von Inseln an Reiche
Die den Griechen helfen und Banken
Damit finanzieren halfen zur Rettung

Was uns heute ökonomisch sinnvoll scheint
Ist vom Wesen her eigentlich fragwürdig
Doch fraglich bleibt wie wir sonst damit
Umgehen mit ökonomischer Freiheit

Die Krimkrise hätte ökonomisch leichter
Gelöst werden können hätte Russland
Seine Forderungen einfach verrechnet
Statt unsauber zu besetzen in Unruhe

Gleichzeitig befeuern die USA dafür
Manche Krise aus rein ökonomischem
Interesse was zeigt wie gegensätzlich
Dasselbe Ding moralisch wirken kann

Zu handeln liegt in unserer Natur schon
Seit Urzeiten wer etwas will was ein
Anderer hat muss etwas dafür geben
Außer ein anderer sagt es ist deins

Nach heutiger Sicht kann das nur sagen
Wem etwas gehört was wir für Menschen
Logisch ablehenen weil keiner dem andern
Gehört außer dieser hat zufällig kein Geld

Auch dann lehnen wir das Eigentum ab
Da jeder Mensch frei sei und Würde habe
Niemand einem anderen gehören dürfe je
Auch wenn andere bestimmen was er tut

Wir verstehen diesen Begriff von Freiheit
Als Ausdruck der Menschenwürde heute
Die wir als Kulturgut des gern christlich
Genannten Abendlandes hochhalten

Dabei sind gerade die christlichen Wurzeln
Es gewesen die uns zu Sklavenhaltern
Wie Kolonialherren mit angemaßtem
Besitzanspruch machten vor 500 Jahren

Am 8. Januar 1455 erließ Papst Nikolaus V.
Die Bulle Romanus Pontifex mit der er dem
König Alfons V. sowie dessen Onkel Heinrich
Dem Seefahrer das Monopol für Afrika gab

Die beiden und ihre Nachkommen hatten das
Alleinige Schifffahrtsrecht das Handelsmonopol
Wie das Recht alle Ungläubigen in Afrika in die
Sklaverei auf ewig zu führen in Namen des Herren

Nikolaus V. der eigentlich Tommaso Parentucelli
Hieß war bürgerlicher Abstammung als Sohn
Eines Arztes und gilt als der erste Humanist
Auf dem Stuhle Petri aus Ligurien stammend

In seine Zeit fällt die Überwindung des Schismas
Wie zugleich die Eroberung Konstantinopels
Durch die Osmanen 1453 also die Notwendigkeit
Künftigen Zusammenhaltes der Christenheit

In seinem heligen Jahr 1450 führte er den
Bis heute üblichen apostolischen Segen auf
Dem Petersplatz ein und wirkte als Gründer
Der neuen vatikanischen Bibliothek

Im Zusammenhang mit dem Fall Konstantinopels
Ist auch der Aufruf der Bulle zur Versklavung wie
Unterwerfung der Heiden und Sarazenen zu sehen
Die auf ewig in Besitz genommen werden sollten

Der christliche Orden des Seefahrers Heinrich
Galt dem Papst als zuverlässig die Aussicht dort
Kirchen zu gründen war verlockend genug auch
Ein ungerechtfertigtes Monopol zu vergeben

Ansonsten war der Humanist Nikolaus ein sehr
Kluger Kopf dessen allein 1200 in rotem Samt
gebundenen Bände den Grundstock der heute
Riesigen vatikanischen Bibliothek bildeten

Der Fall Konstantinopels schockierte ihn zwar
Doch schickte er als Antwort nur Bücherjäger
Nach Griechenland die aus verfallenden Klöstern
Kostbare alte griechische Texte retteten

Er beschäftigte neben Poggio Bracciolini dem
Vorher Wiederentdecker des Lukrez auch den
Humanisten Lorenzo Valla der die Konstantinische
Schenkung als Fälschung offenbarte 1444

Er förderte den Maler Fra Angelico wie den
Architekten Leon Battista Alberti der die
Grandiose Architektur der Leostadt prägte
War der erste große Renaissancepapst

Einer der zugleich Menschen verkaufte
Ungläubige in ewige Sklaverei schickte
Afrika als ganzes verschenkte war der
Vorreiter des Humanismus in Rom

So zeigt sich dass sich auch was unser
Ach so christliches Abendland betrifft
Jedes vorschnelle Urteil verbietet um
Zu einem gerechten Schluss zu kommen

Wohl abgewogen zeigt sich ein besseres
Bild des Papstes Nikolaus V. der Afrika
Als Monopol an Portugal verschenkte
Wie den Sklavenhandel von dort legitimierte

Einer der mit dafür sorgte dass viele Texte
Der Antike nicht im Orkus des Vergessens
Orthodoxer Klöster in Griechenland einst
Vergammelten sondern sie für uns rettete

Das Menschenbild seiner Zeit war noch
Ein anderes und so unmenschlich es uns
Heute scheint Menschen zu versklaven
So normal war es für ihn noch verglichen

Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts
Waren auch Bauern in Deutschland meist
Noch unfrei und ihrem Leibherren unterworfen
Lebten Zeit ihres Lebens als sein Besitz

Dies geschah vor nicht einmal 600 Jahren
War legitimes Recht der christlichen Kirche
Während der 650 Jahre jüngere Islam noch
Nach seinem Weg zur Freiheit teils sucht

Es soll nichts entschuldigt werden was
In Köln oder Syrien geschah auch nicht
Im Lichte der Toten dort relativiert werden
Aber es könnte den Horizont erweitern

Jeder Aberglaube stellt eine Gefahr für
Freiheit und Toleranz dar wie wir sie nun
Nach der Aufklärung wieder verstehen
Geprägt vom Geist der Renaissance

Das individualistische Menschenbild
Das den Menschenrechten zugrunde
Liegt verdanken wir der Renaissance
Es dauerte lange bis es herrschte

Noch immer töten wir beliebig etwa mit
Drohnen in anderen Kulturen Menschen
Die für uns nicht lebenswert scheinen
Nennen es gerechten Krieg gegen Terror

Was in Deutschland geschah ist schlimm
Es werden die Retter angegriffen von denen
Die Zuflucht suchten hier vor dem Krieg
Der ihre Heimat zur Wildnis machte

Menschen die nur noch überleben mussten
Im Chaos zerstörter Zivilisation in Syrien
Haben sich den Bedingungen dort angepasst
Keiner weiß wie lange der Weg zurück dauert

Siebzig Jahre ist es her da hausten Soldaten
In Europa genauso wie sie es noch in Syrien
Tun und im Krieg ist Leben oder Würde der
Frauen nichts mehr wert was half uns damals

Wie fanden wir zurück zur Zivilisation die dort
Wo diese Menschen herkommen älter ist als
Hier je eine war einer Region in der die Wurzeln
Unserer Kultur liegen die nun Wildnis wurde

Wer Werte und Kultur vermitteln will um
Der Freiheit ihren Wert zu geben damit
Menschen ohne Angst miteinander leben
Muss mehr Vernunft als Angst verbreiten

Wo sich Politiker in Drohungen überbieten
Von denen alle wissen sie laufen im
Rechtsstaat notwendig leer weil sie keine
Basis haben verspielen sie nur Vertrauen

Es wird ein Polizeipräsident entlassen
Ein Gabriel fordert klare Konsequenzen
Ohne über ihre Durchsetzung nachzudenken
Noch reagiert der Staat eher verwirrt

Die Antwort ist einfach und bekannt
Vermitteln wir konsequent unsere Werte
Das wichtigste was nun zu tun ist wird
Eine gute Integration sein für alle

Erst der dritte Blick erlaubt ein Urteil
Warum die Schnellurteile erwartbar
Zur Unzufriedenheit führen werden
Lassen wir uns Zeit mit der Integration

Ebenso gefährlich wie die Täter sind nun
Die Schwarzmaler die versuchen daraus
Profit für ihre Ideologie zu schlagen die
Fern aller Toleranz nur Hass sät

Es braucht Schutz und Freiheit für Frauen
Auch wenn sie nackt durch die Stadt laufen
Hat kein Mann sie sexuell zu bedrängen
Wer es dennoch tut wird zum Täter

Sich gegen Täter wehren wie vor deren
Angriffen schützen ist nur konsequent
Der Staat hat für Sicherheit zu sorgen
Tut er es nicht werden es die Bürger tun

Dies ist unser Land weil es sich jemand
Nahm wir zufällig in seinen Grenzen noch
Geboren wurden als es darauf ankam wo
Wie es wird hier zu leben bestimmen wir mit

Es wird darauf ankommen Werte zu vermitteln
Vertrauen zu schaffen und Frieden zu leben
Statt mit stupider Autorität zu reagieren um
Frieden ohne Waffen zu schaffen

Wer nun bloß droht absehbar folgenlos
Verspielt den Wert jeder Drohung darum
Sollten wir in Ruhe über Konsequenzen
Nachdenken statt schnell zu schießen
jens tuengerthal 8.1.16