Mittwoch, 30. Dezember 2015

Kulturgeschichten 087

Stillstandsaufbruch

Manchmal braucht es eines Bruchs
Der Konventionen um aufzubrechen
Zu neuen Ufern auch im Krieg dann
Kann der Ungehorsam siegreich sein

Armeen aber leben vom Gehorsam
Wer sich hier widersetzt im tödlichen
Spiel des gegenseitigen Mordens ist
Eine Gefahr für das Funktionieren

Dächten die Einzelnen kritisch oder
Gar vernünftig würden sie nie einen
Anderen totschießen wollen warum
Im Krieg das Denken unerwünscht ist

Wo eine Diktatur herrscht kann der
Gehorsam keine Veränderung bringen
Es dreht sich dann die Spirale der Gewalt
Immer weiter ohne Aussicht auf Frieden

Napoleon hatte Europa unter seinem Diktat
Geeint und seine Regeln aufgezwungen
In den von ihm eroberten Gebieten längst
Was Gutes wie Schlechtes vielen brachte

Mehr Freiheit und bürgerliche Reformen
Standen gegen einen größenwahnsinnigen
Kriegsherren der auch Rußland erobern
Die Welt beherrschen wollte allein

Zu diesen Kriegen zwang er auch die Armeen
Der besiegten Nationen die sich oft erst gegen
Sein Diktat zur Nation bildeten in Deutschland
Das er besiegt noch hatte zuvor auch in Preußen

So nahm der Sieger einst die Quadriga vom
Berliner Brandenburger Tor mit nach Paris
Wo sie bis zu seiner endgültigen Niederlage
Im Jahre 1814 blieb als Blücher sie heimholte

Der Zug Napoleons gen Rußland aber war der
Anfang seines Untergangs er kam bis Moskau
Das er verlassen und brennend vorfand hatte
Der Zar sich doch gen Osten zurückgezogen

Als die Truppen schon auf dem Rückzug waren
Zu denen auch Preußen gehörten schloss
Am 30.12.1812 General Yorck von Wartenburg
Die Konvention von Tauroggen mit Russland

Dieser Waffenstillstand wurde in der Poscheruner
Mühle 3km westlich von Tauroggen unterzeichnet
Das an der russisch preußischen Grenze noch lag
War die Initialzündung erst der Befreiungskriege

Der preußische König Friedrich Wilhelm III.
Missbilligte die Eigenmächtigkeit Yorcks zunächst
Gab Befehl ihn verhaften zu lassen bis auch er
Vom Untergang der Grande Armée erfuhr

Yorck war durch den Briefwechsel mit Marquis Paulucci
Der als russischer Generalgouverneur in Kurland diente
Wie durch Briefe mit Zar Alexander vorab über die
Situation in Russland infomiert als noch keiner es ahnte

Er leitete zwar die Informationen an seinen König weiter
Doch brauchten diese von Ostpreußen bis Berlin zu lang
Ohne Antwort seines Königs verhandelte York dann
Zu Tauroggen mit Clausewitz der in russischem Dienst stand

Das Angebot des Zaren war nicht mehr die Waffen
Niederzulegen bis Preußen wieder in seinen Grenzen
Von 1806 hergestellt war sollte Preußen die Seiten
Wechseln zum Pakt mit Rußland gegen Napoleon

Als Yorck nun militärisch sich abgeschlossen fand
Sprach er sein ‘Ihr habt mich’ was die Konvention
Die Preußens Wechsel ohne König besiegelte
So entstand eigenmächtig der Wechsel

Die wichtigen Bestimmungen im Wortlaut:

Artikel 1. Das preußische Korps besetzt den Landstrich innerhalb des königlichen Territoriums längs der Grenze von Memel [...] nach Tilsit; [...] das kurische Haff schließt an der anderen Seite dieses Territorium, welches während der preußischen Besetzung als völlig neutral erklärt und betrachtet wird.
Artikel 2. In diesem in vorstehendem Artikel bezeichneten Landstrich bleibt das preußische Korps bis zu den eingehenden Befehlen Sr. Majestät des Königs von Preußen stehen, verpflichtet sich aber, wenn Höchstgedachte Se. Majestät den Zurückmarsch des Korps zur französischen Armee befehlen sollte, während eines Zeitraums von zwei Monaten, vom heutigen Tage angerechnet, nicht gegen die kaiserlich=russische Armee zu dienen.
Artikel 3. Sollten sich Se. Majestät der König von Preußen oder Se. Majestät der Kaiser von Rußland die allerhöchste Beistimmung versagen, so soll dem Korps ein freier ungehinderter Marsch auf dem kürzesten Wege, dahin wo Seine Majestät der König bestimmen, freigestellt bleiben.
Artikel 4. [Regelungen zu Eigentum des Korps und Nachschub]
Artikel 5. [Truppen und Administrationen, die sich der Konvention anschliessen wollen, stehen unter Yorcks Kommando]
Artikel 6. [Künftige preußische Gefangene werden in die Konvention mit eingeschlossen]
Artikel 7. [Das preußische Korps kann seine Verpflegung selbst regeln]

Poscherunsche Mühle. den 18./30. Dezember 1812.
Unterzeichner: von Yorck, von Diebitsch

Es schlossen sie jedoch die von beiden
Seiten unzuständigen Yorck und Diebitsch
Zogen sich damit den Ärger Pauluccis der
Beauftragt war und des preußischen Königs zu

Yorck der um seine Eigenmächtigkeit wusste
Legte seinem König brieflich seinen Kopf zu
Füßen weil er sein Handeln für geboten hielt
Überließ sich ganz königlicher Gnade 

Der König setzte Yorck ab und Kleist an seine
Stelle was jedoch dieser verweigerte sowie
Die Russen zu verhindern wussten und so ging
Die Konvention von Tauroggen ihren Weg

Die Geschichtsforschung beurteilt heute den
Angeblichen Ungehorsam Yorcks ganz anders
Er hätte vielmehr für den König gehandelt dem
Diese Reaktion diplomatisch nicht möglich war

Als die Konvention und der Seitenwewchsel
Bekannt wurden bildeten die ostpreußischen
Stände eine Landwehr und eine neue nationale
Bewegung entstand der sich viele anschlossen

Diese mündete schließlich in der Völkerschlacht
Die Napoleons Niederlage und seine Verbannung
Nach Elba zur Folge hatten Preußen wieder seine
Autonomie in alten Grenzen erringen ließ

Napoleon längst seit 18. Dezember in Paris
Erkannte sofort die Bedeutung des Seitenwechsels
Ließ daraufhin noch einmal 300.000 Mann neue
Truppen ausheben die nicht mehr halfen

Die Konvention mit ihrer doppelten Eigenmächtigkeit
Ist auch in dem damals langsamen Informationsfluss
Mitbegründet denn es wusste Berlin nicht was Moskau
Längst wusste die Zustände waren chaotisch

Wie immer wir die Konvention historisch nun 
Beurteilen als eigenmächtig oder wunschgemäß
Riskierte einer in Kenntnis der Lage mutig alles
Um für die Befreiung Preußens aufzustehen

Dass dies nach dem Wiener Kongress der
Auf die endgültige Niederlage von Waterloo folgte
Zu einem Erstarken der Reaktion führte gegen die
Nationale Volksbewegung ist eine andere Geschichte

Auch das Napoleon manchen mehr Freiheit brachte
Als die Fürstentümer und Königreiche im zuvor
Deutschen Reich das mit ihm unterging wurde
Dabei nicht berücksichtigt für diese Geschichte

Wichtig bleibt wie der Mut eines einzelnen Generals
Einen Krieg wendete und einen Alleinherrscher bis
An seine Grenzen brachte weil er der Vernunft
Hier folgte gegen den Befehl den Krieg beendete

Was wohl geschähe wenn mehr Generäle der Welt
Ihrem persönlichen Gewissen folgten statt Befehlen
Das Töten verweigerten wo es keine Perspektive
Mehr gibt um den Aufbruch zum Frieden zu wagen

Wir stehen im Krieg in Syrien wie im Irak der sich
Nach Aussagen der Militärs noch weit über ein
Jahrzehnt hinziehen wird im sinnlosen Töten
Hoffen wir auf den Mut zum Frieden einzelner

Zwar folgten auf die Konvention noch schlimmere
Schlachten bei Leipzig und später Waterloo gegen
Den kleinen genialen Korsen doch war daraus
Etwas neues entstanden als nationales Bewusstsein

Wohin uns nationales Denken führte wissen wir
Leider zur Genüge dies zu beenden trat einst
Europas Union an warum wir in Zeiten der Krise
Diese besser verteidigen sollten künftig

Auch dass sich Europa in seinen Bündnissen mit
Russland stets besser stellte als gegen dieses
Zeigt die Erfahrung und so werden wir wohl
Brücken bauen müssen zueinander wieder

Im Krieg die Seiten wechseln wirkt abstrus
Bezeugt aber die Relativität aller Fronten
Warum es klüger ist lieber zu wechseln
Statt aussichtslos nur weiter zu töten
jens tuengerthal 30.12.15
 


 

Frauenliebe 018

Liebestrauma

Die große Liebe findet sich nicht oft im Leben, auch wenn ich es manches mal dachte, habe ich sie doch zum ersten mal so gelebt, als wäre sie es, mit der Nachfolgerin meiner ersten großen Liebe, die sich im Sommer zuvor verlor, nachdem ich die nächste große Liebe am 3. Advent danach fand und das anfangs eher zufällig und kaum gesucht oder gewollt, ohne zu merken, dass sie es sein könnte.

Relativiert dieser Wunsch und das Ideal von der ewigen Liebe dieses, wenn wir es so schnell wieder finden oder immer suchen oder ist es umgekehrt, dass wir sie immer suchen und erst danach beurteilen können, ob sie es war, wir aber das Ideal verrieten, wenn wir nicht jedesmal so liebten und suchten, als wäre sie es?

Das Gefühl wirklich gefunden zu haben, vom ersten Moment an, was sich im weiteren immer mehr bestätigte, hatte ich erst einmal und für dieses mal, was sich unerwartet fand, lebe ich den Traum von der Liebe weiter, die ihre schönste Erfüllung in der Vereinigung von geistiger und körperlicher Nähe fand, die sich gegenseitig ganz erkennt und gut will.

Das war bei dieser, die ich später zur großen Liebe verklärte, als es schon vorbei war und ich es mal wieder verspielt hatte, nicht so. Eigentlich gefiel sie mir nur teilweise, manches gefiel mir weniger, was ich später versuchte, meinem Ideal anzupassen. Der größte Fehler, den eine Liebe machen kann, aber ich war gerade 20 und immerhin hielten wir es fast zwei Jahre miteinander aus und sind bis heute befreundet, halten, was wir hatten, heute wohl beide für so kostbar, dass es in vielem eine einfach schöne Erinnerung bleibt.

Vielleicht macht es also eine große Liebe aus, dass sie auch die Zeit nach der Beziehung in Freundschaft übersteht, sie war danach lange mit einem meiner besten Freunde zusammen, vielleicht aber war es dann auch immer eher eine Freundschaft mit Sex, die noch das Ideal der Liebe suchte. Was weiß ich schon von der Liebe oder dem, was es Frau war?

Es fing etwas mißglückt an, sie besuchte mich, anlässlich des traditionellen Adventssingens meiner Eltern und irgendwann später küssten wir uns und mehr. Sie war ein halbes Jahr älter als ich, aber in den Dingen der Liebe und Lust noch nahezu völlig unerfahren, mir aber so wertvoll, trotz des eigentlich beiderseits so gar nicht gewollten Anfangs, dass wir uns vorsichtig näherten und ich ihr Zeit ließ.

Ein zarter Busen, ein fester runder Po und eine Mitte, die mittig lippig noch über sich hinaus wuchs zu sportlich kurz geschnittenem Schamhaar, war sie, wie ich bald entdecken durfte eine natürliche Schönheit deren Weiblichkeit so zurückhaltend mir erst schien wie ihr Wesen, die sich aber ihrer Natur gemäß mit wachsendem Vertrauen zu schönster Größe miteinander enfaltete und eine, die immer konnte und wollte noch dazu. Wie sehr dies mit emotionaler Harmonie zusammenhing, begriff ich erst viel später.

Diese Idealisierung der großen Liebe kannte ich von meinen Großeltern und in manchem glich diese meiner vom Großvater vergötterten Großmutter - nicht vom Stil her, meine schwärmte damals für die Hippi Mode der 70er, die ich nicht ausstehen konnte, was aber nicht genügte, mich vorab abzuschrecken, und war eher sportlich als schick, zierlich von Gestalt und dank des Sports mit einer wunderbaren Figur gesegnet, die zwar fast knabenhaft zierlich aber doch weiblich schön war, während meine Großmutter sich zwar ebenso schlank gerne als große Dame gab, immer mit Chanel No.5.

Sie war bis auf das blond der langen Haare das Gegenteil der Vorgängerin, eher zierlich als vollbusig, eher still als laut und wild und dennoch entwickelte sie in der Lust eine unstillbare Leidenschaft, wollte und konnte nahezu immer, kannte keine Scheu und wir lebten alles aus, was uns nur einfiel und einverständlich schön war - es wurde sexuell die erste Beziehung, die mich vollkommen erfüllte und in der ich voller Liebe mit ihr gemeinsam kam, ihre Lust mit meinem Schwanz in ihr wachsen spürte, ein Feingefühl füreinander entwickelte, um normalerweise immer zusammen zu kommen.

Natürlich gibt es von jeder Regel Ausnahmen, doch wie kostbar dieser Schatz war, lernte ich erst viele Jahre später kennen - ein unbefangener Genuß ohne moralische Schranken und mit liebender Hingebung ist leider nicht so normal, wie es sein sollte, sondern eher die Ausnahme, weil beide zu oft als Gefangene ihrer Gewohnheiten und inkompatiblen Träume handeln.

Bei uns passte es und das fühlte ich schnell, schon bevor wir das erste mal zusammen schliefen, womit wir uns noch vom 3. Advent bis Januar Zeit ließen, wo wir berauscht von einem Milvakonzert den richtigen Zeitpunkt für gekommen sahen und auch verhütungstechnisch auf der sicheren Seite waren.

Wie schon vorher geschrieben, wird dies erste mal meist überschätzt, was vermutlich mit sozialen Strukturen und Machtausübung zusammenhängt. Woran immer es liegen mag. Mann fühlt sich ein wenig großartig der erste zu sein, den Frau in sich läßt, für den sie sich, aus welchen Zufällen auch immer, aufbewahrt hat. So ging es auch mir damals und zugleich war der Akt von einer zarten hingebungsvollen Liebe meinerseits geprägt.

Es ging weniger um den Akt an sich, da sind die späteren male immer besser, wenn beide wissen, was sie wollen und wie sie einander am meisten genießen, was immer Zeit und Erfahrung braucht, als die Tatsache, etwas besonderes miteinander zu haben, als wären wir füreinander aufgehoben worden - auch wenn ich mich nicht aufgehoben hatte und meine Erfahrungen sicher dazu beitrugen dieses mal zu einem schönen gelassenen ersten mal zu machen.

Es liegt mir fern, Frau weh tun zu wollen - wie Casanova es von sich schreibt, liebe ich die Frauen und will ihnen gut, alle Spielarten des Sex mit mehr oder weniger Gewalt sind mir eher fremd, auch wenn ich manches auch mit ihr ausprobierte, um die Grenzen der Lust kennenzulernen, ist es das Grundgefühl, was zählt. Will keine Frau erobern und ihren Widerstand brechen, sie besiegen, sondern im Gegenteil, sie gewinnen, ihr liebend nahe kommen, sie zu meiner Königin machen und sie auch sexuell erfüllend beglücken.

Wo dies spürbar nicht gelang, auch solche Fälle gab es, fand ich nie wirkliche Befriedigung beim Sex, der für mich eben ein gegenseitiger Akt der Hingabe ist, ein sich schenken mehr als ein sich erobern. Sex ist nur ein Teil in einer Liebe und so trösten sich manche über den schlechten Sex mit dem großen Gefühl hinweg. Vielleicht kann dies glücklich, wer die Verbindung von Sex und Liebe nicht kennt, nichts von der großen Lust und Hingabe weiß, die über allem stehen kann. Vielleicht liegt all dies auch an dem religiösen Ideal der Liebe im Christentum, das zugleich die Sexualität tabuisiert, wie sie die keusche Liebe idealisiert, als wäre Vollkommenheit nicht gerade die Einheit von Körper und Geist, fühlten wir uns beim schönsten Sex nicht vollkommen eins in Gefühl und Lust, wird die Liebe nicht unendlich groß, wo sich Lust und Liebe verbinden.

Diese Frage taucht typischerweise im Verhältnis von Frau und Mann auf, in dem eine Seite der anderen vorwirft, nur auf das eine aus zu sein, was ohne das andere nichts wert wäre. Dabei weiß der liebende Mensch doch, dass beide zusammen gehören und das Bedürfnis nach dem einen auch und gerade Ausdruck des Gefühls sein kann. Bei der, von der ich hier schreibe, gab es solche Vorwürfe auch im Scherz nie. Sie mochte und genoß den Sex und dies stand in keinem Widerspruch zu unserem Gefühl, im Gegenteil, es fand seinen Ausdruck darin, jenseits aller Tabus.

Habe wenig Frauen erobert, würde sogar eher sagen keine, da die male, bei denen ich es nur darauf anlegte, meist schief gingen - wenn sich am Ende eine fand, bei der es gegenseitig genau so vollkommen richtig ist, so widerlegt dies die These der fehlenden Eignung zur Eroberung nicht. Wenn ich wollte und mich bemühte, passierte meist eher nichts, während dort, wo ich eher desinteressiert war, eher das Gegenteil erreichte.

Hier könnte bereits darüber spekuliert werden, ob dies das dialektische Moment ist, das verheiratete Frauen oder Männer für viele so attraktiv macht, den Markt häufiger neu durchmischt aller vorigen Überzeugung zum Trotz. Doch ist es genau in diesem Kapitel müßig, weil es eben nicht so war - zunächst wollte ich nicht wirklich, dann war sie nur mäßig begeistert und schließlich haben wir uns doch lieben gelernt und das auf eine wunderbar freie Weise, die ich damals noch gar nicht richtig würdigen konnte.

Manches genoss ich mit ihr zum ersten mal, von dem ich erst hinterher wusste, wie sehr und warum ich es so liebte und bei allem, was wir taten, ging es immer um das gemeinsame Erleben mehr als die nur einseitige Befriedigung, stand mein Ideal einer Liebe uns immer zur Seite, egal von welcher Seite.

Sie wurde für eine Zeit Teil meiner Familie, diese liebte sie, wie ich sie liebte, sah, wie gut sie mir tat. Wir lebten wie ein Ehepaar in vielem zusammen, nur ohne den in Ehen häufigen Verlust der Lust, dafür mit anderen schlechten Angewohnheiten meinerseits, der ich mir aus ihr, die ich in vieler Hinsicht liebte, noch die ideale Frau backen wollte, was erwartunggemäß schief ging.

Sie war schön, sie war jung und offen, meine Familie liebte sie und es war alles so, wie es sein sollte - unsere Verbindung wuchs auch in geistiger Hinsicht vielfältig und hat nie an Lust miteinander verloren, dennoch schafften wir es nicht, sie zu erhalten, was sicher an mir lag, zumindest auch an mir, der noch nicht ankommen konnte, weiter suchen musste, höher hinaus wollte und vielleicht ein wenig befremdet war von ihrer Zuneigung für meinen besten Freund, auch wenn der nach ihrer Auskunft den kleineren Schwanz hatte und der Sex nicht ganz so erfüllend war.

Wobei sie mir letzteres in einer Krise der beiden erzählte, als wir uns mal wieder für einen kleinen Moment körperlich nahe waren und darum vermutlich nicht zu ernst genommen werden sollte - wir kamen uns auch da nicht zu nahe, zuviel schlechtes Gewissen spielte mit, auch wenn allein der Kuss, den wir uns nochmal gaben, mehr wurde es nie, vertraut nah war. Sie war meine erste große Liebe, die ich heiraten wollte und mit der ich stolz mit meiner Familie lebte, nur hatte ich das Gefühl noch weiter zu müssen, mit 21 noch nicht ganz angekommen zu sein.

Die Erfahrung bestätigte dies nicht - es wurde nicht mehr besser, sehen wir von der großen Liebe ab, die sich schließlich fand, aber auch dieses Urteil ist vermutlich nicht objektiv sondern austauschbar und relativ für jeden, nur die Illusion, es sei so, ist schön genug, mit ihr leben zu wollen, als könnte es nie anders sein. Der Reiz jeder Frau, die anders ist für sich, anders schmeckt, auf anderes an anderen Stellen reagiert und ein Wunder für sich bleibt, blieb und vermutlich musste ich noch durch viele Betten wandern, manche Erfahrungen machen, bevor ich sagen konnte, es braucht nicht mehr und damit, was ist, so würdigen konnte, dass es mir das Schönste blieb, was ich damals nicht konnte, auch wenn beide sich nicht unähnlich sind in manchem, woran vielleicht schon die Zielsicherheit der ersten eher unbeabsichtigten Wahl erkennbar ist, die ich nur noch nicht so absolut würdigen konnte, wie sie es wert gewesen wäre.

Unsere Wege trennten sich irgendwann, sie war einige Jahre die Partnerin meines besten Freundes, womit wir uns ganz natürlich sahen aber auch sonst bemüht waren, uns nie ganz aus den Augen zu verlieren, ich alles tat, sie zumindest zu sehen, wenn ich in der Nähe weilte. Es ist schön, eine alte Liebe, auch wenn sie nicht mehr gelebt wird, würdigen zu können in aller Freundschaft und sich als Vertraute mit geteilter Erinnerung liebevoll zu begegnen und schon wird es hier gewöhnlich und kitschig, warum wir besser schwiegen, wo alles gesagt ist.

Manches mal in den folgenden 20 Jahren fragte ich mich, wie ich mich nur je von dieser Frau trennen konnte, mit der ich alles hatte und mit der es mir einfach gut ging - aber, das Buch wäre kurz geworden und ich hätte nicht gefunden, was ich fand und wer weiß, ob ich die Liebe so hätte würdigen können, ohne die Vielfalt, die es in ihr gab und die wirren Wege, die ich gehen musste. Einen kleinen Rest des Begehrens in der Erinnerung und die Würdigung des anderen jenseits all seiner Verrücktheiten - denke ich daran, wie sie Familien aufstellend die Gründe ihrer Psyche erforschen will auf der Suche nach Erkenntnis oder die Türen der Bahn nur noch mit Taschentüchern öffnet, aus Sorge vor Keimen, mir erzählte ihr wundervoller Po sei nun cirka 3cm tiefer gerutscht mit dem Zahn der Zeit, was ihr nicht gefiele, würde ich vermutlich bei jeder anderen nur den Kopf schütteln - ihr aber verzeihe ich alles und hoffe für sie, sie möge glücklich sein, mit dem, was sie tut, um sich ihre Träume, die wir einst teilten, erfüllen.

Bevor es nun endgültig in den Kitsch abgleitet und ich in grenzenlosem Lob mich ergehe, erinnere ich mich kurz an das Ende, das mit einer Segeltour mit dem besten Freund aber ohne sie und dafür mit einer sehr jungen Rothaarigen begann, womit wir am Ende dieser Liebesgeschichte fast sind und den Anfang, der noch keiner wurde, im nächsten erzählen wollen.

Der Traum von der großen Liebe ist geblieben und es hat 23 Jahre gedauert, bis ich wieder dachte, doch, dass gibt es wirklich und es kann sein und noch mehr. Manchmal in der Menge zweifelnd und mich fragend, ob nicht allein die Suche ewig mein Ziel bliebe, habe ich im Moment, in dem sie sich zeigte, wieder die Perspektive wechseln können und das mögliche gelebt. Wenn alles stimmt, ist es gut, auch wenn nicht alles stimmt, kann alles gut sein, wenn es sich so anfühlt, als sei alles gut und dann muss eben irgendwann der Moment da sein, in dem du dir sagst, nun ist es gut und auch wenn vielleicht noch viel neues zu erwarten wäre, ist nichts es wert, den Traum von der großen Liebe dafür aufzugeben aber vermutlich wächst das Bewusstsein für diese simple Tatsache erst mit der Zeit und Erfahrung und so füge ich mich in das, was ist und würdige was war erzählend.
jens tuengerthal 30.12.15

Dienstag, 29. Dezember 2015

Kulturgeschichten 086

Kniewunde

Was Leben wert ist war lange strittig
Das eines guten rassistischen Christen
Der regelmäßig betet ist in den USA
Lange schon mehr wert als andere

Ein wenig lauter wird es immer wieder
Sogar in Gods own country wenn mal
Wieder ein Schwarzer zu wilkürlich
Von weißer Polizei erschossen wurde

Die USA sind rassistisch und waren es
Schon als sie mit Menschrechten wie
Demokratischer Bewegung revolutionär
Einst begannen im 18. Jahrhundert

Bevor die Schwarzen als Slaven noch
Aus Afrika importiert wurden für Farmen
Im besonders Bibel gebundenen Süden
Waren die Indianer massakriert worden

Trotz Schutzgebieten wie dem Bekenntnis
Zu deren Rechten wurde die Besetzung
Des fremden Landes weiter legitimiert
Sind die USA ein Staat von Sklavenhaltern

Wer die Politik der USA in der Welt also auch
Im Nahen Osten verstehen will sollte sich
Den Umgang mit den Indianern ansehen für
Den das Massaker am Wounded Knee steht

Am 29. Dezember 1890 töteten Soldaten
Des 7. Kavallerieregiments mehr als 350
Männer Frauen und Kinder der Lakota-Sioux
Brachen damit den Widerstand der Indianer

Die US Regierung sah die Geistertanzbewegung
Als Gefährdung an als die Sioux in ein Lager
Deportiert werden sollten wurden sie zuvor
Aufgefordert alle Waffen freiwillig abzugeben

Nicht zufrieden mit dem Ergebnis ließ der
Colonel die Zelte und danach die Indianer
Selbst durchsuchen nur Black Koyote weigerte
Sich seine neue Winchester herauszugeben

Beim Gerangel darum löste sich ein Schuß
Darauf schossen die Soldaten mit Kanonen
Vom Berg aus auf die Menge wobei auch
25 Soldaten durch eigenes Feuer starben

Big Foot oder Häuptling Spotted Elk kam
Bei dem Beschuß auch ums Leben der
Widerstand der Ureinwohner war damit
Gebrochen worden sie gingen unter

Betrachten wir diese Politik wie ihre dann
Rechtfertigung wissen wir wie die USA
Bis heute Weltpolitik betreiben aus Sicht
Einer erfolgreichen Herrenrasse

So werden die Vereinigten Staaten innen
Sowenig Frieden finden wie die Welt um
Diese Staaten mit denen sie spielen als
Sein die Herren des Dollars die der Welt

Es gab eine Aufarbeitung und eine erneute
Wounded Knee Bewegung 1973 dennoch
Auch unter Obama änderte sich nichts am
Imperial tödlichen Stil der USA überall

Wer wundert sich wenn eine unterdrückte
Islamische Welt immer mehr Menschen
Findet die eher den IS idealisieren als
Das amerikanische Modell der Freiheit

Warum nennt keiner den realen Terror
Einer Supermacht die beständig gegen
Völkerrecht verstößt einen solchen
Lassen wir es widerspruchslos zu

Die USA reden teilweise betroffen über
Das was 1890 bei Wounded Knee geschah
Schießen immer noch wie wild im Land
Wie angemaßt in der Welt mit Drohnen

Während IS terroristen als verrückte Fanatiker
Ihr Leben riskieren töten Amis per Computer
Verfolgen nur gespannt im Livestream die
Killerkommandos der moralischen Supermacht

Wer dies weiter widerspruchslos hinnimmt wird
Zum Mittäter der US-Politik einzig fraglich ist
Was ist die Alternative dazu und wo leben wir
Lieber warum wir manchen Irrsinn noch ertragen

Es gab damals keine Rechtfertigung wie es auch
Heute keine Rechtfertigung für Drohnenmorde gibt
Fraglich wie mit solchen Mördern umzugehen ist
In einer gedacht gerechten Welt die wir träumen

Nur darf weil Rußland nicht besser ist oder auch
Der Rest der Welt bis auf Europa sich nicht an die
Gebote der Menschlichkeit hält dies nicht einem
Gestattet werden aus dem Recht des Stärkeren

Die USA waren und sind ein Schurkenstaat
Es hat sich seit 1890 nichts geändert in der
Haltung zu anderem Leben das sie vernichten
Wo es ihnen nutzt und nötig erscheint

Aber es ist wohlfeil dies festzustellen ohne etwas
Am System zu ändern oder ändern zu können
Einzig dem Denken nutzt es im Sinne einer
Moral im Geist des kategorischen Imperativs

Im Sinne der Aufklärung wie einer endlich
Herrschaft der Vernunft gegen den Aberglauben
Ist es gut gegen diesen Staat aufzustehen
Auch wenn dieser Kind der Aufklärung war

Für ein gutes Leben mit dem Ziel des Genuß
Scheint diese Haltung eher fragwürdig denn
Wem nutzt der Aufstand der Zwerge als den
Gewalttätig reaktionären Kräften in den USA

Darum lavieren wir zwischen Kant und Alltag
Möglichst pragmatisch denn vielleicht müssen
Wir die Welt nicht alleine verbessern dennoch
Gut dass wir darüber gesprochen haben
jens tuengerthal 29.12.15
 



 

Kulturgeschichten 085

Lügenerpressung

Während die Idioten in Sachsen wie
Im Gefolge der sächsischen Idioten
Auch manche andernorts noch von
Lügenpresse fabulieren wird es ernst

Verständlich wo sich die Sachsen ob
Der mafiösen Strukturen dort empörten
Doch das wird weggelächelt auch wenn
Medien es ohne Lügen offen berichten

Lügenpresse ist für die geistig beschränkten
Sachsen ein Terminus der alles meint was
Ideologisch nicht auf den Kurs ihrer just
Verschwörung hereinfällt ihr Tun hinterfragt

Stattdessen informieren sich die Menschen
Die bei Pegida mitlaufen und gegen die dort
Zu wenigen Flüchtlinge pöbeln beim Russen
Weil Putins Regime bekannt ist für Freiheit

Es scheint als wäre bei dieser Bewegung
Die aus Sachsen kam und zu viele der ewig
Gestrigen mitschleppt vor allem im Osten
Bildung wie Aufklärung versäumt worden

Es ist gut auch den von Parteien besetzten
Aufsichtsräten der Medien ganz genau auf
Die Finger zu schauen ob sie Abstand wie
Neutralität genug wahren oder nicht

Woher kam die Pressefreiheit und wie nahm
Alles seinen Anfang damit in Deutschland
In dem Preußen einst voranschritt während
Österreich unter Metternich noch bremste

Die ersten aber waren die Badener die sich
Im Großherzogtum damals entschlossen die
Pressezensur gänzlich aufzuheben entgegen
Den Karlsbader Beschlüssen am 28.12.1832

Das dortige Preßgesetz verbat jede Zensur
Was dem damaligen Antiterrorkampf gegen
Die Burschenschaften wie von Metternich
Zu Karlsbad diktiert zutiefst widersprach

Vergleichbar wäre es würde heute ein Staat
Der USA Snowdens Handeln für straffrei
Erklären dem Helden Asyl gewähren gegen
Die Mehrheit und den Bund der zusähe

Ein Großherzogtum von Napoleons Gnaden
Das sich um die einst Kurpfalz bereicherte
Wagte den Aufstand gegen die strenge Zensur
Die um der Burschenschaften wegen erzwungen

Auslöser von Karlsbad war der Mord an Kotzebue
Durch den Studenten Sand sowie die antisemitischen
Hep-Hep-Unruhen der Studenten und Handwerker
Zwischen März und August 1819 auch in Deutschland

Anlass war die Revolutionsangst der Höfe nach den
Ereignissen in Frankreich von 1789 und so richteten
Sich die Karlsbader Beschlüsse gegen alle Quellen
Möglicher Unruhe also Burschenschaften und Turner

Das Hambacher Fest gerade über den Rhein aus dem
Liberalen Großherzogtum weg führte zu einer erneuten
Verschärfung der Demagogenverfolgung wie folgend
Der wieder zwangsweisen Zensur auch in Baden noch

Die reaktionären Beschränkungen blieben bis 1848
Noch in Kraft und trafen bekannte Autoren wie etwa
Marx Arndt Büchner Fallersleben Reuter oder Jahn
Lähmten den Geist über 29 zu lange Jahre wohl

Hier dagegen wird die Verfolgung der Demagogen
Auch durch Geheimdienste erst beendet wenn der
Skandal Publik wurde wie gegen netzpolitik.org
Sich höflich ohne Folgen daraufhin empört wurde

Es blieben alle im Amt es wurde sich nur etwas
Erstaunt gezeigt damals wie eigentlich Gute
Plötzlich zu Demagogen wurden was uns zeigt
Das System Merkel ist subtiler als Metternich

Auch wenn dieser Kanzler Österreichs als der
Große des Wiener Kongresses wie eben der
Karlsbader Beschlüsse gilt er war platt gegen
Die Selbstzensur der Medien unter Merkel

Wir haben das liberalste Pressegesetz aller
Zeiten gehabt bis zum 11. September 2001
Als die USA ein Echo ihrer Politik bekamen
Sicherheit plötzlich vor Freiheit immer ging

Heute haben wir nur noch den Schatten dieses
Pressegesetzes als Hülle über dem größten
Abhörskandal aller Zeiten der keinen mehr
Interessiert weil es allen zu viel nun ist

Wir wollen biedermaierlich unsere Ruhe haben
Wahren wenn westlich den Anstand auch noch
Gegenüber Flüchtlingen östlicher dagegen nicht
Mal mehr da noch aus Angst zu kurz zu kommen

Es gibt keinen Skandal wenn die Grundrechte
Mit haltlosen Versprechen zur Sicherheit eben
Ausgehebelt werden die es nie geben wird
Wir werden an ihre Abewesenheit gewöhnt

Der Ausnahmezustand wird normal unser Sein
Darin weniger als skandalös empfunden denn
Als gut behütet was Mutti rechtzeitig begriff
Selbständiges kritisches Denken ist verpönt

Die einmal Revolutionäre sind müde geworden
Es bewegen sich nur noch östliche Reaktionäre
Die um ihre Habseligkeiten sich fürchten wenn
Sie von Abendland reden statt von Besitzstand

Diese widerwärtigen Pegiden sind ein Zeichen
Für manch östlichen Geist der nie ankam in der
Demokratie und nur nimmt was gefällt aber bitte
Keinen Preis für blühende Landschaften zahlt

Es gibt diese Idioten auch in Bayern an allen
Stammtischen zur Genüge der im Bierdunst
Des Oktoberfestes wabert doch bewältigen
Sie es dort real besser als in Berlin je wohl

Es herrscht Zensur und die Grundrechte
Werden relativ beliebig in großer Koalition
Eines schlafmützigen Gabriel ohne Land
Aufgehoben natürlich nur zur Sicherheit

Seien wir endlich aufmerksam nach allen
Seiten die unsere Freiheit gefährden denn
Auf die kommt es künftig an ihre Erhaltung
Zählt für eine friedliche Zukunft miteinander
jens tuengerthal 28.11.15