Mittwoch, 23. Dezember 2015

Kulturgeschichten 079

Gnadenglück

Gnade lassen wir vor Recht gehen
Erlauben damit den so Gnädigen
Eine Strafe zu erlassen wenn sie
Die Gnade für wichtiger halten

Manchmal rettet solche eine Gnade
Noch Leben in Unrechtsstaaten die
Noch zu töten für gerecht halten
Auch wenn dies absurd wohl ist

Ob die Tötung eines anderen je
Gerecht sein kann was logisch
Absurd ist soll hier nicht weiter
Gefragt werden aus Gründen

Geht es doch mehr um den Akt
Der in der Gnade steckt welche
Sicht diese auf ein Recht wirft
Das solcher Krücken bedarf

Gnade ist eine wohlwollende
Freiwillige Zuwendung die dann
Zur Begnadigung wird wenn damit
Eine Strafe aufgehoben oder verkürzt

Um Gnade vor Recht ergehen zu lassen
Braucht es einer Gnadenbefugnis also
Einer Autorität die rechtmäßige Strafen
In Ausnahmefällen wilkürlich aussetzt

Darin kommt noch mittelalterliches Denken
Zum Ausdruck nach dem es gerecht ist
Wenn Autoritäten auch Recht wilkürlich
Außer Kraft setzen können als Gnade

Dies Denken ist vom Wesen her konträr
Zum Rechtsstaat und in der Demokratie
In der Recht Teil des sozialen Vertrags ist
Passt es gleich doppelt nicht ins System

Dennoch entspricht es einem Empfinden
Von Gerechtigkeit dass ein Staatsoberhaupt
In bestimmten Fällen über dem Recht auch
Stehen darf als gnädiger Herrscher

Absurd wird es wenn einer Gnadenbefugnis
Hat der gar nicht herrscht sondern nur
Noch ein Repräsentant ist der die Gnade
Als staatliche Wilkür rechtswirksam erteilt

So ist es hier wo der Bundespräsident
In Ausnahmefällen wirksam Strafen
Mildern oder erlassen kann auch wenn
Dies keiner rechtlichen Kontrolle unterliegt

Der Bundespräsident entscheidet dabei
Nach freiem politischen Ermessen gegen
Das es keinen Widerspruch gibt und so
Bleibt die Gnade vor und ohne Recht

Damit sollen Härten und Unbilligkeiten
Von strafgesetzlichen Entscheidungen
Möglichst gerecht ausgeglichen werden
Was die Gerechtigkeit ohne Recht lässt

So fragwürdig dies mittelalterliche Denken
Das Gnade vor und ohne Recht sein lässt
Im demokratischen Rechtsstaat fraglos ist
So nützlich und gut war es schon oft

Der große Autor Dostojewski sollte einst im
Rußland der Zaren erschossen werden
Wovor ihn am 22.12.1849 die Begnadigung
Durch Zar Nikolaus I. noch gerade rettete

Das schon angetretene Erschießungspeloton
Wurde so im letzten Moment zurückgerufen
Was eine Geschichte so spannend schafft
Als wäre sie von Dostojewski selbst erzählt

Dostojewski gehörte in den 1840er Jahren
Zum Kreis der Frühsozialisten und nahm
Dabei an Treffen des Petrascheski-Zirkels
Teil was im zaristischen Rußland genügte

Er soll dort Belinskis Brief an Gogol vorgelesen
Haben der sich gegen Autokratie Leibeigenschaft
Wie Religion richtete wofür die dramatische
Scheinhinrichtung grausam inszeniert wurde

Der Gnadenerlass war bereits seit 19.11.
Bekannt jedoch sollte die Inszenierung
Weiter wirken und abschrecken den Wert
Der großen Gnade erhöhen noch

Für die bloße Verlesung des Briefes kam
Dostojewski dann 8 Jahre zur Zwangsarbeit
Sowie vier weitere als Soldat ins ferne Sibirien
Wurde dort zunächt in Ketten gehalten

Dostojewskis weiteres Leben wie auch sein
Literarisches Schaffen geben Ausdruck
Auch von dieser Erfahrung und wären wohl
Vieler Worte wert die wir der Gnade opfern

Später noch gelang es Dostojewski sogar
Die Gnade zu erhalten wieder nach Petersburg
Zurückzukehren wie dort literarisch weiter
Zu arbeiten worüber sich die Literatur freut

Seine Aufzeichnungen aus dem Totenhaus
Beschrieben erstmals das Ringen der dort
Im fernen Sibirien gefagenen um ihre Würde
In menschenverachtender Umgebung

Nach den ersten vier Teilen der Publikation
In der Zeitschrift die er mit seinem Bruder
Gegründet hatte wurde der Rest zensiert
Unmenschlichkeit sollte kein Thema sein

Ob die Gnade eine ist wo sie nur Unrecht
Auf hinterlistig inszenierte Art aufhebt mag
Dahinstehen es war russisches Recht das
Der Zar hier wilkürlich korrigierte

Die Gnade ist ein seltsames Instrument
Sie rettete einen der Großen vor dem Tod
Ist ein Spielzeug staatlicher Wilkür wie es
Schon Dostojewskis Verurteilung wohl war

Es zeigt sich in der Notwendigkeit dieses
Instruments zur Korrektur staatlichen Unrechts
Wieviel Wilkür auch im formalen Recht noch
Steckt wie wenig gerecht es immer ist

Auch die Autorität zu wilkürlichen Urteilen
Nach freiem Befinden ohne rechtliche
Prüfung oder Korrektur zeugt für ein völlig
Überholtes Verständnis vom Staat noch

Es ist dennoch ein Element der Menschlichkeit
Auf das nicht verzichten will wer die Folgen
Unmenschlicher Justiz zur Genüge kennt
Die eben nur formal Gesetze vollzieht

Wichtiger aber wäre es das Recht noch
Zu hinterfragen das dies nötig macht
Um zu menschlich gerechten Urteilen
Zu gelangen das also unmenschlich ist

Auch warum die Gnade ohne Recht steht
Wenn sie doch der Gerechtigkeit dient
Wie wenig also der Rechtsstaat mit dieser
Je zu tun hat und unmenschlich wurde

Warum aber leben wir in einem solch
Unmenschlichen Rechtsstaat halten aber
Was er demokratisch beschließt für das
Produkt des Contrat Social mit Rousseau

Was wäre wünschenswert um die Gnade
Überflüssig zu machen künftig oder ist
Es eine Gnade diese absolutistische Macht
Weiter als hohe Würde zu verleihen

Es ist Zeit sich zu fragen in welchem Staat
Wir leben wollen und warum eben gerade
Ein Rechtsstaat nur schlechter Kompromiss
Weiter ist statt gerechter Lösung für alle

Liegt es am Recht das immer ungerecht ist
Ein eben Kompromiss der Ausgleich braucht
Der jenseits seiner steht was seine immer
Untauglichkeit nur besser beweist

Wäre ein Staat ohne Recht ein Unrechtsstaat
Oder die höchste Form der Gerechtigkeit
Die keiner Gnade bedürfte nur wie würden
Sich Menschen darin frei organisieren

Haben wir mehr Angst vor der Freiheit
Oder fürchten wir den Verlust der Ordnung
An die wir uns gewöhnt haben auch ohne
Jede Gerechtigkeit weil es immer so war

Kann Staat je gerecht sein oder ist er immer
Ungerecht und trägt weil es Recht gibt damit
Das Unrecht bereits in sich dessen Autorität
Wir nur aus Angst naiv anerkennen noch

Warum darf einer über den anderen urteilen
Ist dies gerechter als die Gnade oder nur
Der schlechte Kompromiss ohne den wir
Uns nicht mehr zu leben trauen

Die Antworten auf diese Fragen zur Gnade
Sind gefährlich und denken gefährdet hier
Die gewohnte Ordnung warum es doch
Fraglich scheint wem es wohl nutzt

Hat die Freiheit ohne sie beugendes Recht
Für uns noch einen Wert an sich oder sind
Wir nur dialektisch ganz Mensch der immer
Aufbegehren will gegen Ungerechtigkeit

Alles was es braucht um gerecht immer
Zu urteilen steht im kategorischen Imperativ
Neben und über diesem braucht es kein Recht
Das immer nur ein schlechter Kompromiss ist

Nur wagt es wirklich noch wer heute soweit
Zu denken und den gnädigen Staat infrage
Zu stellen weil er ungerecht ist und jedes
Recht immer Unrecht weiter setzt
jens tuengerthal 22.12.15
 

 

Dienstag, 22. Dezember 2015

Frauenliebe 016

Urlaubsliebe

Im Urlaub lösen wir uns aus der gewohnten Umgebung in allem und leben und lieben freier als sonst in den uns vertrauten Bahnen. Darum schwören manche auf die Lust im Urlaub und träumen von der dort geteilten Liebe mehr, als sie das Alltagsglück würdigen können. Ob diese die Liebe würdigen oder nur den Ausnahmezustand suchen statt ihr Glück zu leben, wie es sich zeigt, weiß ich nicht. Halte die Suche nach dem Kick der Ausnahme für überschätzt und denke, dass viele glücklicher wären, liebten sie im Alltag achtsamer und leidenschaftlicher als nur auf die Ausnahmen zu spekulieren, als Traum von der gelösten Liebe.

Kann nicht viel dazu sagen, da ich meist entweder mit meinen Geliebten im Urlaub war und im übrigen diesen für völlig irrelevant im größten Teil der Zeit halte. Der Ausnahmezustand ist für mich gerade nicht, was einer Liebe Bestand gibt sondern der geteilte Alltag in dem wir gemeinsam Glück genießen können, vielleicht sollten wir darum den Alltag weniger ernst nehmen und mehr den Ausnahmezustand dort genießen, als auf ein anderes zu hoffen, da es die Größe einer Liebe ausmacht, den größten Teil der Zeit, das Glück zu teilen, genießen zu können, was ist.

Als ich einmal ohne meine Liebste in Urlaub fuhr, weil die große Kanada Reise mit meinem Vater lange davor bereits geplant war und sie die Zeit nutzte, mit ihrer besten Freundin, der damenhaften im kurzen Rock und mit hohen Schuhen, nach Kenia zu fliegen, lernte ich den getrennten Ausnahmezustand kennen, bevor ich das gemeinsame Glück würdigen konnte. Beide in anderen Welten erleben, was passiert, getrennt voneinander und können sich höchstens in Briefen berichten, die zunächst keiner liest, da keiner den anderen vor Ort erreichen kann. Es war die Zeit vor den E-Mails oder WhatApp, wir hörten einfach wochenlang nichts voneinander.

Von der Reise, die im Westen des Landes, den wir erst über Umwege erreichten, begann, gäbe es schon viel zu erzählen, wenn auch wenig zu Leidenschaft und Liebe zunächst. Kanada ist viel Landschaft, die vom Reisenden Bewunderung verlangt, womit ich zunächst in Vancouver wie auf der davor gelegenen Insel zur genüge beschäftigt war. Begegnete wenig weiblichen Wesen sondern freute mich an der Natur und bewunderte, was ich sah aus unserem Wohnmobil.

Das erste mal wieder in Gegenwart von Frauen kam ich, als wir eine Bootstour zum Walebeobachten im Norden der kleinen Insel machten und anschließend, nach einem Marsch durch den Urwald in den heißen Quellen badeten inmitten der Wildnis. Typisch Europäer stieg ich natürlich nackt in diese Quellen, fernab jeder Zivilisation an der Küste des Pazifik, der mit voller Wucht gegen die Felsen vor den Quellen brandete. Nicht so die beiden jungen Amerikanerinnen, mit denen ich auf der Hinfahrt ein wenig geplaudert schon hatte, vielleicht sogar mit der einen mit kurzen Berührungen flirtete. Sie waren spürbar schockiert, aber mir war der Kampf für meine Freizügigkeit hier wichtiger, als die Nähe dieser amerikanisch etwas üppigen Damen, die in ihren sehr knappen Bikinis, die im Wasser ziemlich durchsichtig wurden, eigentlich viel sexuell freizügiger bekleidet waren, als meine nur Nacktheit nach der Natur.

Sie mieden meine Nähe und ich hatte in den Felsenbecken viel Platz für mich, als mich mein Vater darauf aufmerksam machte, dass dies vielleicht unangemessen wäre und hier nicht passte, fragte ich ihn, wo denn, außer hier mitten in der Natur sollte Mensch nackt baden?

Er hatte Recht, die Ami-Mädchen waren eher peinlich berührt und es passierte nichts mehr, ich lernte sie auch auf der Rückfahrt oder beim Gang durch den Urwald nicht näher kennen, sie gaben sich eher verschlossen und wichen mir aus und ich dachte stolz, wenn sie so doof sind, dann halt nicht - der Wert männlicher Nacktheit wird also international wohl weniger geschätzt, auch in der Natur, als derjenige gering verhüllter Weiblichkeit.

Die anschließende Inlandpassage von der Insel bis kurz unter die Grenze von Alaska verlief Liebe und Lust betreffend eher ereignislos und auch in den abgelegenen Camps der Angler und Holzfäller gab es sehr wenig weibliche Wesen und wenn waren sie eher die Gattinnen der anwesenden wilden Kerle, die für ihre riesigen Fänge beim Angeln bewundert werden wollten. Eine Umgebung des Hemingway-Macho-Kultes war eher weniger der Ort, an dem sich ein siebzehnjähriger sexuell bewähren konnte, es sei denn als Kontrapunkt, der ich aber auch nicht sein wollte und so ließ ich es geschehen. Sex ist ja nicht immer alles, manchmal gibt es auch Landschaft und zuviele Mücken.

Der Besuch einer musealen Goldgräberstadt bot dagegen neben der historisch wenig überraschenden Betrachtung des dort Lebens eine Begegnung mit einer mehr als zauberhaften jungen Kanadierin im historischen Kleid mit Haube, die mit mir ein wenig durch den Ort spazierte, nett plauderte und von der ich einen zarten Kuss an einer Blumenwiese mit Vergißmeinnicht erobern konnte, die amüsanterweise auf englisch genauso heißen Forgotmenots, was ich erst für einen Scherz hielt, der nach einem ehemaligen deutschen Bundespräsidenten klang.

Dieses alte Kleid und ihre Haube machten sie zu einer anbetungswürdigen Jungfrau für mich, auch wenn sie nur ein oder höchstens zwei Jahre jünger war, merkte ich wie Kleider verzaubern konnten und wie gerne hätte ich nun gewusst, was sich darunter verbarg - aber das verbot sich schon in Gedanken und ich schwärmte sie auf englisch an, wir versprachen uns im Spiel die große Liebe, wenn wir uns wiedersähen, was natürlich nie geschah aber die Erinnerung an dieses Goldgräberstädtchen romantisch verklärt und meine Liebe für Frauen in alten Kleidern begründete.

Dies betonte die Taille und machte spielerisch weiblich, entrückte der Zeit, gab der Szenerie etwas magisches. Ihr unter der Haube nur in Strähnen sichtbares blondes Haar, tat sein übriges, es war ein kleiner historischer Sommertraum, auch wenn ich eher zeitgemäß in meinen mir damals passend erscheinenden Outdoor-Kleidern, zwar modisch aber real gruselig vermutlich aussah, blieb der Zauber bestehen und ich sah mehr sie als mich und freute mich an der gewährten Gunst einer geteilten Stunde, in der ich wenig über Goldgräber erfuhr aber dafür um so mehr über kanadische Mädchenträume und wie ähnlich sich die Anziehung allerorten ist. Ein zarter Kuss, ein schlankes, junges Mädchen im Kleid für einen Moment im Arm gehabt, mehr war nicht nötig den jungen Abenteurer für den Rest des Tages zu verzaubern.

Frage mich bis heute, worauf es beim Reisen ankommt, ob es wichtiger ist, Menschen oder Orte zu sehen, ich für erstere gar nicht reisen müsste, für letztere aber auch nicht, da unser Dasein stärker von Begegnungen als von bloßer Umgebung geprägt wird und darum die meisten Menschen vermutlich sich der Mode der Zeit und den Interessen der Tourismusindustrie unterordnend falsche Prioritäten setzen, da Reisen schlicht überflüssig ist, um glücklich zu sein aber die vermutlich beste Methode ist, sich davon abzulenken, zuhause glücklich zu sein, weil alle Träume in die Ferne nur verdecken sollen, wie sehr es uns misslingt, mit dem, was ist, glücklich zu sein.

Auf der Kanutour durch kanadische Wildnis kam mir als weibliches Wesen allein eine Bärin nahe, die mich, der ich wie tot auf dem Boden lag, beschnüffelte, nachdem ich zuvor ihr Junges allein getroffen hatte - zum Glück hatte ich dieses pussierliche Bärenkind weder berührt noch hochgehoben sondern nur aus wenigen Metern Entfernung am Wasserfall beobachtet. Die Hand an meinem Fahrtenmesser beobachtete ich dann, flach auf dem Boden liegend die Bärenmutter, die sich mir näherte.

Wir hatten genaue Anweisungen, wie wir uns verhalten sollten, wenn wir Bären begegneten von unserem Guide bekommen. Jeden Kontakt vermeiden, abhauen, bevor sie zu nah kommen oder neugierig werden, wenn es keine Möglichkeit mehr zum Ausweichen gab, flach auf den Boden legen und abwarten, nicht bewegen und tot stellen. Weglaufen oder auf einen Baum klettern nutzte meist nicht, da die hier Schwarzbären schneller kletterten und Grizzlys zu groß waren - bis zu 2,5m stehend und dazu noch hoch schlagen konnten.

So lag ich da, rührte mich nicht, wagte nicht zu atmen, schaute durch schmale Schlitze meiner Augen, überlegte einen Momnent, ob ich sie nicht öffnen sollte, da Tote doch offene Augen hätten, dachte dann aber daran, dass ich nicht tot und leer in die Gegend starren konnte und die Bärin womöglich die Bewegung meiner Augen sehen würde, es ein Signal zum Angriff wäre - auch, ob ich sie mit einem starren Blick hypnotisieren könnte, war ich nicht sicher genug, es ausprobieren und im übrigen machte ich mir eher fast in die Hose, als das ich etwas ausprobieren würde.

Das es nicht passierte und ich zumindest diese Blamage verhindern konnte, lag weniger an rationaler Kontrolle als dem wahnhaften Gedanken, sie würde es riechen und angelockt werden. So machte ich mir nur sinnbildlich in die Hose, starrte durch die Schlitze und versuchte so starr zu liegen, wie noch nie in meinem ganzen Leben, das bald kurz sein könnte.

Sie kam näher, schnüffelte an mir herum, stieß mich am Kopf mit ihrer Schnauze dabei an und zog dann plötzlich weiter. Vielleicht hatte ihr Bärenbaby, das ich quiecken hörte, sie gewarnt oder wieder Unsinn gemacht und so endete mein größtes Abenteuer, der direkte Kontakt mit einem Bären völlig harmlos. Weiß nicht, wie es wäre, nach Jack Londons Art mit einem Bären zu kämpfen - hielt nur den Knauf meines Messers in der Hand und musste nichts beweisen, nur verhindern, mir in die Hose zu machen.

Bären haben Mundgeruch kann ich zumindest sagen und Angst, wenn sie überstanden ist, macht großmäulig und ich frage mich, ob nicht viele Abenteuergeschichten so ähnlich abliefen, weniger den Kampf mit den Bären wagten, als sich vor Angst tatsächlich oder fast in die Hose machten. Zuerst wollte die Geschichte auch keiner glauben, als ich sie wieder und wieder ohne große Abweichungen erzählte und schließlich konnte ich mit ihr sogar in leichter Variation eine zauberhafte junge Dame beeindrucken, die auf der Farm arbeitete, an der wir ankamen und von der wir zu unserer einwöchigen Paddeltour aufbrachen.

Es war an unserem letzten Abend dort. Sie war eher der ländlich kräftige Typ, vielleicht ein oder zwei Jahre älter und eine wilde natürliche Schönheit - nachdem ich ihr meine Geschichte in der gerade noch glaubwürdigen Heldenvariante erzählt hatte, war sie sichtlich beeindruckt, tat zumindest so und tanzte länger sehr eng mit mir nahe dem Lagerfeuer. Als ich sie küssen wollte, wich sie zurück und sagte, nicht hier, mit Gästen, darf ich nicht, kann ja jeder sehen. Nahm dies hin, reagierte mit einem Lächeln, wollte ja nicht ihren Job gefährden, kam aber dummerweise nicht auf die Idee den Ort zu wechseln, warum es beim untauglichen Versuch der Annäherung blieb.

Ein anderer Gast, vielleicht zehn Jahre älter als ich, mit etwas mehr Abenteuerbart, rauchend und ziemlich betrunken, war da weniger schüchtern und verschwand mit ihr irgendwo zwischen den Zelten im dunklen Teil der Koppel vor dem Stall, hinter dem wir um das Lagerfeuer saßen und sie ging lachend mit. Nun hatte ich wieder etwas gelernt - manchmal ist es dumm, zu höflich zu sein oder zu lange zu warten, bis Frau vorschlägt, was passiert, manchmal muss Mann einfach handeln, um zum Zuge zu kommen, auch wenn das womöglich manchmal eine Zurückweisung bedeuten könnte, hatte ich dann zumindest alles versucht und musste mir nicht sagen lassen, dass ich eine Chance leichtsinnig verspielt hätte. Es sollte mir später noch unzählige male passieren, dass ich, gerade, wenn ich eine Frau sehr verehrte, zu lange zögerte, bevor ich ihr den ersten Schritt wagte, während ich, wenn es unverhofft kam und ich einfach handelte, meist eher zum Ziel kam.

Hier passierte nichts und nachdem wir noch durch die Rocky Mountains gefahren, ich gegenüber dem Athabasca Gletscher ins Feuer fiel und mir die Bindehaut dabei versengte, sah ich einige Tage sehr wenig als die Horizontale des Campers und bekamn schließlich eine heldenhafte Augenklappe und nahm meine Brille ab.

Braungebrannt mit Augenklappe sah schon sehr verwegen aus und tatsächlich verfehlte der Look des erfahrenen Abenteurers so seine Wirkung bei der anschließenden Zugfahrt von Vancouver nach Toronto nicht. Kam mit einer jungen Kanadierin nicht nur ins Gespräch, während wir mit einer englischen, älteren Lady plauderten, die mit uns im letzten Waggon saß und über England, die gute alte Zeit, ihr Leben in Kanada und manches mehr erzählte, betrachtete mein Vater im Panoramawagen die Landschaft mit seiner peinlichen Sonnenmütze, die er aus einer Kotztüte gebaut hatte. Was mir anfänglich nur peinlich war, mein Vater fiel auf und sah nicht sehr vornehm aus, begeisterte die lockeren Kanadier und Touristen im Zug, sie ahmten ihn nach und bald saß der halbe Waggon mit diesem praktischen Kopschmuck dort, was ich allerdings nicht mehr sah, da ich den Ort, nachdem ich meinen Vater dort so gesehen hatte, lieber mied. So verkannte ich, dass er ein Trendsetter wurde und sah während der Fahrt im teilweise Schneckentempo durch die Rockies überhaupt recht wenig von der dort Landschaft.

Hing lieber an den Lippen der englischen Lady und berührte mich unsichtbar vorsichtig mit meiner jungen kanadischen Nachbarin. Wir wollten uns und mehr, das zeigten schon die ersten Blicke und wir nahmen es uns, entschuldigten uns für einen Moment höflich bei der Lady und verschwanden auf dem nächstgelegenen Zugklo. Diese sind auch auf dem berühmten Transkanadaexpress nicht sauberer als bei der Bundesbahn und so wurde alles was dort geschah zu einem Balanceakt zwischen Lust und Ekel, wobei zum Glück ersteres überwog und nach heißen Küssen und Berührungen an allen nur möglichen Orten, damals trugen auch die Frauen in Kanada noch Schamhaare zum Glück, war ihre schlanke Figur mit einem flachen aber straffen Busen reizvoll genug.

Der kleine James stand aufrecht, als ich mich, ohne weiter nachzudenken, auf das zumindest zugeklappte Zugklo setzte und sie sich mit hochgeschobenem Rock und zur Seite geschobener Unterhose auf ihn, um seine Aufrichtigkeit erwartungsgemäß in sich verschwinden zu lassen. Es war schnell und wild und es explodierten drei Wochen angestaute Lust, die nur gelegentlich selbstbefriedigt worden war, bevor ich nachgedacht hatte, in ihr.

Auch sie schien es genossen zu haben, wir küssten uns noch ein wenig, während sie sich des Überflusses auf dem Klo entledigte, das wir, wenig verwunderlich, mittlerweile aufgeklappt hatten, und ordneten unsere Kleider, bevor wir lächelnd, möglichst wenig derangiert wieder bei der Lady aufauchten, um zu plaudern.

Irgendwann war die Idee da, die Nacht miteinander zu verbringen, was wir vermutlich besser gelassen hätten, um uns der schönen kleinen Lust, des Augenblicks, die uns überfiel zu erinnern. Dazu mussten wir wohl eine Kabine buchen, beide mit wenig oder keinem Geld - sie hatte sich gerade von ihrem Freund in Vancouver getrennt, ich noch Schüler und mit meinem Vater unterwegs, sie hatte nur einen Sitz im normalen Waggon, ich fuhr mit meinem Vater Liegewagen, wo Betten übereinander unter umgeklappten Sitzen entstanden. Sex ohne Dämmung im Liegewagen, mit nur Vorhängen zum Gang und dem Vater oben drüber - so cool waren wir noch nicht.

Wir organisierten uns irgendwie eine winzige teure Kabine und sie übernahm knurrend die Kosten und so gesehen war es auch ok, dass ich sie bei der Ankunft mit meinem Boss Sweater, den ich schon vermisste, verschwinden sah und wir hatten Glück, dass der Schaffner mich nicht nach dem Alter fragte, drei Monate war ich noch minderjährig und noch mehr Glück, dass eine klitzekleine Kabine, die wir uns gerade leisten konnten, noch frei war und bezogen sie sofort.

Viel geschlafen haben wir nicht, doch wäre es gelogen, dass der Weg zum Glück nach der ersten Euphorie ein einfacher gewesen wäre. Es plagte mich mein schlechtes Gewissen und ich fing zunächst an mir Sorgen, ob einer möglichen HIV Infektion von ihr zu machen und sie dazu zu befragen, woraufhin sie mir einen Test, den sie angeblich in ihrer Brieftasche trug, zeigte. Weiß nicht, was sie mir zeigte, noch ob es das war, was ich zu sehen verlangte - irgendwann, sie war kurz davor wirklich sauer zu werden, gab ich es auf und wendete mich ihr wieder voller Hingebung zu, zog sie gegen kleinen Widerstand diesmal ganz aus und bedeckte sie mit Küssen.

Wir gaben uns gleich wieder voller Lust hin und trieben es die ganze Nacht, die ja teuer bezahlt war in der Kabine, auch wenn dazu ein Klo genügt hätte und nach dem zweiten oder dritten mal auch mit 17 das ganze eher sportlich denn sinnlich wird. Doch wer wäre ich, dies einfach ohne einen weiteren Gedanken genießen zu können, denn mein eigentlich moralisch schlechtes Gewissen gegenüber meiner Partnerin zwang mich zu aberwitzigen Saltos, deren Bedeutung ich nicht mal mir selbst eingestand. Nachdem AIDS geklärt war, kam ich auf den bliebten Beischlafhinderungsgrund der Verhütung.

Sie erklärte mir, so wie wir uns auf englisch dazu verständigen konnten, sie habe eine Spirale, käme gerade aus einer langen Beziehung und ich müsse mir keine Sorgen machen, es sei alles kein Problem, sicher und ganz locker. Sie war Kanadierin, die sind meist cool, sagen zu allem no problem und genießen lieber das Mögliche, statt zu sehr, am Unmöglichen zu leiden. Staune heute noch, wie sie das alles ausgehalten hat, ohne die Lust zu verlieren, frage mich, wie verliebt sie wohl war und warum ich mir so viele Sorgen machte über etwas, das eigentlich egal war und wenn Frau sagte, alles in Ordnung hat Mann doch genug getan, wenn er danach fragte.

Wir taten es ohne Kondom und einige male mit einigem Spaß, am Ende mit mehr Ehrgeiz im Ausdauersport als Lust und so endete es eher höflich als orgiastisch und wir schliefen ein wenig, ich mit meinem permanent schlechten Gewissen und sie in meinem Arm selig und soweit mir bekannt, hatte es keinerlei Folgen, doch hörten wir nie wieder voneinander und mein Vater wollte mir nicht glauben, dass eine attraktive junge Frau eine teure Kabine bezahlt, um mit seinem Sohn zu vögeln. Weiß nicht, ob das an mangelndem Vertrauen, wenig Zutrauen oder geringer eigener Erfahrung lag - finde die Geschichte bis heute glaubwürdig, habe sie ja auch so erlebt und weiß, dass es Frauen schon manches mal etwas wert war, mit mir zu schlafen, auch wenn ich inzwischen glaube, die männliche Potenz braucht es, dafür zu zahlen, jedenfalls wurde es auch in diesem Bewusstsein von mal zu mal mühseliger zum Höhepunkt zu reiten und keiner so leidenschaftlich wie der erste, den ich besser als alleinige Erinnerung behalten hätte, der nahezu zeitgleich schien und aus dem unmöglichen Moment die reine Lust wurde.


Ob es darum klüger ist, sich seltener an gerade Höhepunkten einfach zu freuen, es dabei zu belassen, um das kleine Glück mehr zu genießen, als gleich nach allen Sternen greifen zu wollen, um die Nacht voller Lust zu teilen, scheint der Frage wert. Weiß nicht, was richtig ist und wie es für andere ist, merkte jedoch für mich, dass die Lust, wenn sie zur freien Verfügung steht, leicht und bald ihren Reiz verliert, unsere Fähigkeiten beschränkt sind. Fraglos ist eine geteilte Nacht ein wunderbares Glück und dies gerade mit der Frau, die ich liebe und eng im Arm halte beim Einschlafen, doch ist es mit eigentlich schlechtem Gewissen nicht unbedingt sinnvoll, dies mit einer Liebhaberin zu wollen und so wurde der Traum realistisch betrachtet zu ein wenig körperlicher Ertüchtigung mit einer Frau, die ich nicht kannte, irgendwie mochte, aber die ich weder als Frau würdigen, noch gelassen genießen konnte.

Was wir genossen haben als schnelle Lust zwischen dem Gespräch mit der englischen Lady war trotz des schmuddeligen Zugklos bereits der höchste uns erreichbare Höhepunkt, eigentlich wusste ich das und weiß längst, dass es klüger ist, es gut sein zu lassen, wenn es so war, keine Wunder zweimal vom Himmel fallen, dennoch tat ich es. Vermutlich weil ich gierig war, was ja noch relativ menschlich wäre, auch weil ich keine Ahnung hatte, dass es gut ist, dann aufzuhören, wenn es am schönsten ist, weil es dann nicht mehr schöner werden kann und noch keine Ahnung, wie wichtig der Kopf beim Sex ist und wie wenig Freude dieser macht, wo wir dabei nicht mit uns im reinen sind.

Das Erlebnis der Dinge hängt also sehr stark an unserer Haltung zu ihnen, wenn wir uns wohlfühlen, geht es uns gut, wenn wir zweifeln, leiden wir eher und können nicht genießen und das scheint im Gefühl nicht anders als beim sexuellen Trieb zu sein, weil wir eben doch ganze Wesen sind, deren innere Aufspaltung eher pathologisch als natürlich ist. Es ist völlig natürlich mal vom Trieb gepackt zu werden, auch wo wir lieben oder in einer glücklichen Beziehung leben - schlimm wäre es eher, wenn uns nichts mehr rührte. Wie wir der Rührung nachgeben hängt mit Erfahrung und Leidenschaft so sehr zusammen wie mit vielen weiteren Bestandteilen des Moments, die sich nicht verallgemeinern lassen.

Sich vorher klarzumachen, was der Gewinn wäre, der Lust mit dann schlechtem Gewissen nachzugeben, kann helfen, ausgewogener zu reagieren, nützt jedoch wenig, da in solchen Momenten selten der Verstand herrscht, eher umgekehrt gilt, was mein Großvater dazu meinte, dass dann das Hirn im Hintern sitzt und schieben hilft, statt sittlich zu erwägen und wenn es anders ist, wir eher an einer errektilen Disfunktion leiden als wirklich moralisch handeln. Darum spricht alle Erfahrung dafür, auch das körperliche Wohlgefühl der Lust in der Liebe zu transferieren.

Was ich gewinnen kann im Augenblick ist die Lust des Moments, was bleibt ist das schlechte Gewissen, auch wenn ich mich von allen sittlichen Vorgaben löse, weil ich, was ich ausschließlich teile, damit relativiere und an Wert beraube. Somit tue ich nichts ganz, solange ich nicht entschieden bin - weder bin ich dort, wo ich Liebe noch dort, wo ich Lust habe ganz, es bleiben beides halbe Sachen, die wir genauso lassen können, weil sie nicht befriedigen können, nur eine Art billiger Druckausgleich mit teilweise fatalen Folgen sind.

Wer sich damit wohl fühlt und beides genießen kann, aufgrund vorheriger Vereinbarung oder mangels empfindsamen Gewissens, stärkeren Trieben als Gefühlen, soll es genießen, mir liegt jedes sittliche Urteil hierzu fern, erlaubt ist, was gefällt, doch stelle ich am Ende dieser Urlaubsliebe fest, nicht jede Lust vermehrt sich, wenn wir ihr folgen, manche gewinnt erst dadurch, dass wir es nicht tun - gepriesen sei, wer jenseits aller Doppelmoral genießen kann, was ist, ohne zu verurteilen, um da zu sein, statt nirgendwo ganz, was gerade im virtuellen Zeitalter viel häufiger ist als manche ahnen, die bereitwillig die Beine breit machen oder ihren Schwanz schnell auf die Reise schicken, ohne irgendwo da zu sein.

Enthaltsamkeit an sich ist keine Wertschöpfung und Treue wird es nicht dadurch, dass wir sie aufgrund höherer Regeln mit schlechtem oder guten Gewissen halten, sondern sie wird zur Lust und zum Mehrwert, wo wir dadurch schätzen lernen, was wir haben - alles übrige ist vermutlich weder der Worte noch des körperlichen Aufwandes wert. Es geht nur um die Lust, die eben nicht im ungehemmten Sex bis zur logischen Erschöpfung besteht, was vermutlich nur schlichte Gemüter auf Dauer und immer wieder reizen lann, sondern um die höchste Lust, die das harmonische Zusammenspiel zweier Menschen bei der Lust sein kann, die um ihrer selbst wegen treu ist und sich Grenzen setzt, den Genuss zu erhöhen miteinander.
jens tuengerthal 22.12.15


Montag, 21. Dezember 2015

Kulturgeschichten 078

Wer sagt mir an, wo Weinsberg liegt?
Soll sein ein wackres Städtchen,
Soll haben, fromm und klug gewiegt,
Viel Weiberchen und Mädchen.
Kömmt mir einmal das Freien ein,
So werd ich eins aus Weinsberg frein.
Gottfried August Bürger

„Im Jahr elfhundertvierzig, wie ich's verzeichnet fand,
Galt Königswort noch heilig im deutschen Vaterland.“
Adalbert v. Chamisso

Liebesleben

Hinter aller Politik und allen Kriegen
Geht fast verloren worum es eigentlich
Im Leben geht als könnte die bloße
Organisation dieses Zweck an sich sein

Zum Fest der Liebe sorgen wir uns
Um passende Geschenke mehr als
Einander genügend zu lieben denn
Was könnte schöner je sein noch

Falsche Prioritäten lassen uns so immer
Wieder das Kostbarste verspielen anstatt
Es augiebiger zu genießen wie es ihm
Doch würdiger wäre jeden lieben Tag

Ließen wir die Liebenden lieber über
Krieg und Frieden entscheiden stünde es
Besser um die Welt die im Krieg versinkt
Der sich an Lächerlichkeiten entzündet

Der fanatische Islam ist dabei so gefährlich
Wie das 600 Jahre jüngere Christentum es
Vor 600 Jahren noch allerorten war als würde
Der wahrere Glauben an den Toten gemessen

Ließen die Narren den Aberglauben privat sein
Kämpften Menschen nur für die Freiheit noch
Strebten nach persönlichem Glück mehr statt
Dem kollektiv organisierten wären sie es mehr

Kein Gut der Welt geht über das Glück
Zu lieben und wieviel mehr noch wenn
Zwei dies selig teilen was nur sonst sollte
Erstrebt werden wie wenig ist alles übrige

Wer in diesem Glück ruhend genießen kann
Hat alles was einem Mensch je erreichbar ist
Nichts ist es darum wert in den Krieg zu ziehen
Wie schön wenn Menschen es endlich erkennen

Einzig die Verteidigung dieses Glücks kann
Die Abwehr jener die es gefährden rechtfertigen
Klärten wir mehr darüber auf um was es geht
Wären nahezu alle Kriege überflüssig künftig

Wer um der Liebe willen alles andere vergisst
Jede Last auf sich nimmt die Liebe zu retten
Scheint ein glücklicherer Mensch zu sein
Als alle die nach Macht nur streben anstatt

Erinnern wir uns der Frauen von Weinsberg
Die am 21. Dezember 1140 ein unvergessliches
Zeichen der Liebe in die Welt trugen wofür sie
Sogar Gnade vom siegreichen König bekamen

Es war König Konrad III. der erste Staufer
Der als Gegenkönig aus Schwaben an die
Macht kam mit den Welfen um die im Reich
Weiter rang denen die Burg da noch gehörte

Doch schlug Konrad III. zuvor Welf VI. der
Den belagerten Verwandten in Weinsberg
Zu Hilfe eilen wollte das eheliche Erbe dort
Gegen die Staufer verteidigen musste

Welf VI. war Vormund des minderjährigen
Welfen Heinrichs des Löwen der sich später
Mit Konrads und Welfs gemeinsamen Neffen
Friedrich Barbarrossa um die Vormacht stritt

Hier wo es um das Erbe seiner Mutter ging
Der Tochter des kinderlosen Pfalzgrafen
Gottfried von Calw unterlag der Welfe dem
Schwaben heftig zunächst errang später mehr

Jenseits der dynastischen Konflikte zwischen
Welfen und Staufern die sich noch über Jahre
Hinzogen wurden die Staufer unter den Friedrichs
Legendär blieben die Welfen dafür bis heute

Beim Sieg an Burg Weinsberg sollten alle Männer
Die in der Festung noch waren hingerichtet werden
Wie es damaligem Brauch entsprach doch gewährte
König Konrad III. dem Damen allein seine Gnade

Die Weiber von Weinsberg sollten die Festung bevor
Die Hinrichtung ihrer Männer begann verlassen
Dabei sogar alles mitnehmen dürfen was sie trügen
So entschied Kraft schlicht über künftigen Wohlstand

Die Frauen der Festung aber trugen ihre Männer
Durch das Burgtor hinaus wie den Berg hinab
Der damals wie heute ein feiner Weinberg war
Woran wir sehen Liebe ist stärker als alles

So retteten sie ihre Lieben und setzten vor
Bald 900 Jahren ein Zeichen der Liebe dort
Zwischen Kurpfalz und Schwaben an das sich
Menschen bis heute lachend erinnern

Weinsberg trägt darum auch den Namen
Weibertreu um dieser Frauen zu erinnern
Die um der Liebe wegen schwer trugen
Leben retteten - ertrugen als es geboten

Der König Konrad der Schwabe hielt Wort
Keiner wurde hingerichtet warum bis heute
Manche Frauen der Liebe mehr zutrauen als
Dem Wagemut der Krieger im Leben

Besser wir hörten mehr auf die Liebenden
Um das Glück ungeteilt zu genießen statt
Uns für Ideen ohne Liebe mit nur Idealen
Lieblos noch zu töten auch ferngesteuert

Das Ziel des Krieges ist immer der Sieg
Wo es Sieger gibt bleiben auch Verlierer
Das Ziel der Liebe ist immer das Glück
Wo sie geteilt wird profitieren beide davon

Lassen wir lieber den Krieg und lieben wir
Einander mehr um uns statt sich weiter
Mit Macht und Tod zu beschäftigen einander
Immer mehr zu beglücken im Leben

Die Frauen von Weinsberg zeigten uns
Worauf es ankommt im Leben was auch
Zu tragen etwas wert ist und mehr immer
Als jeder Sieg miteinander beglückt

Darum widme ich diese Verse lieber
Der die ich liebe als der Welt die sie nur
Lesen mag wenn es ihr gefällt denn worauf
Es uns ankommt geschieht zwischen zweien
jens tuengerthal 21.12.15
 






 

Sonntag, 20. Dezember 2015

Frauenliebe 015

Vollendeter Betrugsversuch

Es war eigentlich peinlich, irgendwie meinten die anderen, ihre Freundinnen alle, sie müffele, stinke nach Schweiß, weniger vorsichtig formuliert, aber keiner wollte es ihr sagen und wir überlegten, was wir tun könnten, da erbot ich mich, sie aus Spaß mit Deo oder einem Eau de Toilette zu besprühen, sie quasi zu ärgen, dann käme sie nicht darauf und das tat ich gern. Als Helfer in der Not für eine Dame in bedrängter Situation gebot es meine Ritterlichkeit sofort aufzuspringen und ihr möglichst dezent zu Hilfe zu springen.

Kitzelte sie darum, während ich mich ihr näherte und versuchte dann, sie festzuhalten und zu besprühen. Weiß nicht, ob sie es geahnt hat oder ich glaubwürdig spielte, sie nur einfach zu gut mitspielte, als sie laut lachte, sich kurz aus Spaß in dem Parfumstrahl suhlte, als freue sie sich darüber und wir uns zu kitzeln begannen, wie Geschwister. In diesem Spiel zur Rettung ihrer Ehre, wer wollte schon stinkend gemieden werden, kamen wir uns spielerisch näher, was meine Lust weckte, aber ich beruhigte mich zugleich, ob des höheren Zweckes, den ich dort verfolgte. Wir küssten uns das erste mal dabei nur aus Spaß, ein Spiel mit dem Feuer, von dem wir wussten, dass es verboten war.

Sie reizte mich sehr und galt als eine der wildesten der Damen des Abijahrgangs, die ich kennenlernte - hörte gern The Cure, Punk und Souxies, trug Mode, die von der Wave-Szene geprägt war, die Haare wild toupiert, gingen alle davon aus, dass wenn eine Erfahrung mit Männern hatte, dann sie. Cool und sicher wie sie war, in ihren inszenierten Auftritten wie ihrem auch leidenschaftlichen Tanz., das tat doch keine, die keine Ahnung hatte.

So täuscht der Anschein manchmal und auch nicht. Sie hatte keinerlei Erfahrung und doch wieder viel davon - hatte mit mehr als einem Mann die Nacht verbracht und sich küssen lassen an wohl nahezu allen Orten, sie war ja nicht prüde, aber keinen in sich gelassen, je, bis jetzt.

Als wir uns zum Sex verabredeten, ging ich davon aus, eine erfahrene heiße Liebhaberin zu treffen, was einerseits stimmte, andererseits eine völlige Illusion war und zeigte wie weit der Schein reichen kann und auf was es letztlich ankommt. Sie war eine phantastische Liebhaberin, hatte eine schlanke und schöne Figur und verschaffte mir zugleich ein doppelt schlechtes Gewissen - zum einen war ich, der erste Mann in ihrem Leben, naja, gut, der erste mit dem sie schlief, zum anderen war sie die Freundin meiner Freundin, betrogen wir sie beide, wusste ich schon, dass es weder ok noch moralisch irgendwie diskutabel wohl war.

Aber es war mir egal, ich wollte sie und ich wollte keine Rücksicht nehmen, auf niemand und sie wollte mich, vor allem wollte sie ihre Jungfräulichkeit loswerden und die Gelegenheit nutzen, es einfach zu tun. Mein schlechtes Gewissen fand sie eher lächerlich - wir waren doch beide erwachsen und wussten was wir wollten - nun, ich war noch nicht ganz erwachsen, wurde es erst im Laufe unserer Liaison und genoss was war, fühlte mich großartig, die zweite ältere Frau zu verführen, was sogar das eigentlich schlechte Gewissen und die sonst moralische Verantwortung besiegte.

Wir taten es nicht nur einmal, bei Gelegenheit, sondern verabredeten uns noch einige male, bis wir es auslaufen ließen - weiß nicht ob meinem schlechten Gewissen geschuldet oder weil sie dann doch irgendwann etwas besseres ernsthaftes hatte. Später sahen wir uns noch manchmal in der Uni, grüßten uns lächelnd und freundlich in der Mensa mit dem geteilten mehr oder weniger Geheimnis. Am übelsten hat sie mir genommen, dass ich es irgendwann meiner Freundin, weiß nicht ob vor oder nach unserer Trennung, gestand und diese sie entweder ansprach oder ihren Zorn anderweitig erfahren ließ.

Jahrzehnte später mag ich beide gern, auch wenn ich zu keiner mehr wirklich Kontakt habe außer zufällig, frage mich immer noch welches Verhalten moralisch und sittlich verwerflicher war, ihres als Freundin oder meines als Partner und was daraus für künftiges Handeln folgen könnte, ob es sinnvoll ist auf so etwas, besser zu verzichten oder, es eben ist, was es ist, wenn uns die suchende Natur in zarter Jugend treibt. Vielleicht wäre es gut, es sittlich korrekt zu bewerten, vermutlich aber kann es letzlich dahinstehen, weil, das, zu dem uns die Natur treibt eben ist, was uns entspricht und wider die Natur handeln unnatürlich ist.

Wenn es zwei zueinander zieht und sie es fühlen, sollen sie es tun und darauf achten, dass keiner der übrigen, falls noch andere beteiligt sind, dabei verletzt wird. Grenzen dafür sind nie allgemein und als solche für andere gültig sondern immer individuell und eine Frage der Vereinbarung. Eine Liebe ist wichtiger und wertvoller als schneller Sex, dennoch riskieren Menschen für Sex nahezu alles, weil sie sich treiben lassen, wenn die Vernunft in den Hintern rutscht und nur noch schieben eher hilft, statt kritisch zu fragen.

Habe keine Antwort auf das, was richtig und gut ist, weiß nur um mein schlechtes Gewissen, aber genoss doch, was war, ganz. Vielleicht ist es weniger wichtig, was wir tun, als wie wir uns dazu stellen und darüber denken, suche ich eine Legitimation und ahne doch die Antwort der anderen, die sagen, es ist nur der Versuch ein asoziales Verhalten im nachhinein zu legitimieren.

Kann dieser Sicht nicht mit völliger Überzeugung widersprechen, kann nur sagen, ich meinte es gut und versuchte das beste daraus zu machen, wollte niemand weh tun und wusste nicht, was richtig gewesen wäre.
jens tuengerthal 20.12.15

Abgepeppt

Nun geht Pep doch
Nach drei Jahren in München
Hat er mit den Bayern alles
Was er konnte bis dahin erreicht
Wenn nicht alles erreicht wird
Ist es Zeit nun zu gehen
Wenn mehr gelingt noch besser
Geht er wenn es am schönsten
Ob er wirklich passte oder nicht
Zu spanisch blieb für die Bayern
Ist müßig nun zu fragen noch
Er hat sie geprägt mit seinem
Konsequenten Ballbesitzfußball
Der Nachfolger bekommt nun ein
Spitzenteam das sich auf macht
Die internationalen Ligen zu dominieren
Nie waren die Bayern so gut und stark
Das mag gefallen oder manchen nicht
Sie sind der Maßstab im Fußball
Wie er in Deutschland gespielt wird
Der Durchlauferhitzer Pep hat fertig
Seine Prägung gegeben und gut ist
Die Welt dreht sich ohne ihn weiter
jens tuengerthal 20.12.15