Dienstag, 22. Dezember 2015

Frauenliebe 016

Urlaubsliebe

Im Urlaub lösen wir uns aus der gewohnten Umgebung in allem und leben und lieben freier als sonst in den uns vertrauten Bahnen. Darum schwören manche auf die Lust im Urlaub und träumen von der dort geteilten Liebe mehr, als sie das Alltagsglück würdigen können. Ob diese die Liebe würdigen oder nur den Ausnahmezustand suchen statt ihr Glück zu leben, wie es sich zeigt, weiß ich nicht. Halte die Suche nach dem Kick der Ausnahme für überschätzt und denke, dass viele glücklicher wären, liebten sie im Alltag achtsamer und leidenschaftlicher als nur auf die Ausnahmen zu spekulieren, als Traum von der gelösten Liebe.

Kann nicht viel dazu sagen, da ich meist entweder mit meinen Geliebten im Urlaub war und im übrigen diesen für völlig irrelevant im größten Teil der Zeit halte. Der Ausnahmezustand ist für mich gerade nicht, was einer Liebe Bestand gibt sondern der geteilte Alltag in dem wir gemeinsam Glück genießen können, vielleicht sollten wir darum den Alltag weniger ernst nehmen und mehr den Ausnahmezustand dort genießen, als auf ein anderes zu hoffen, da es die Größe einer Liebe ausmacht, den größten Teil der Zeit, das Glück zu teilen, genießen zu können, was ist.

Als ich einmal ohne meine Liebste in Urlaub fuhr, weil die große Kanada Reise mit meinem Vater lange davor bereits geplant war und sie die Zeit nutzte, mit ihrer besten Freundin, der damenhaften im kurzen Rock und mit hohen Schuhen, nach Kenia zu fliegen, lernte ich den getrennten Ausnahmezustand kennen, bevor ich das gemeinsame Glück würdigen konnte. Beide in anderen Welten erleben, was passiert, getrennt voneinander und können sich höchstens in Briefen berichten, die zunächst keiner liest, da keiner den anderen vor Ort erreichen kann. Es war die Zeit vor den E-Mails oder WhatApp, wir hörten einfach wochenlang nichts voneinander.

Von der Reise, die im Westen des Landes, den wir erst über Umwege erreichten, begann, gäbe es schon viel zu erzählen, wenn auch wenig zu Leidenschaft und Liebe zunächst. Kanada ist viel Landschaft, die vom Reisenden Bewunderung verlangt, womit ich zunächst in Vancouver wie auf der davor gelegenen Insel zur genüge beschäftigt war. Begegnete wenig weiblichen Wesen sondern freute mich an der Natur und bewunderte, was ich sah aus unserem Wohnmobil.

Das erste mal wieder in Gegenwart von Frauen kam ich, als wir eine Bootstour zum Walebeobachten im Norden der kleinen Insel machten und anschließend, nach einem Marsch durch den Urwald in den heißen Quellen badeten inmitten der Wildnis. Typisch Europäer stieg ich natürlich nackt in diese Quellen, fernab jeder Zivilisation an der Küste des Pazifik, der mit voller Wucht gegen die Felsen vor den Quellen brandete. Nicht so die beiden jungen Amerikanerinnen, mit denen ich auf der Hinfahrt ein wenig geplaudert schon hatte, vielleicht sogar mit der einen mit kurzen Berührungen flirtete. Sie waren spürbar schockiert, aber mir war der Kampf für meine Freizügigkeit hier wichtiger, als die Nähe dieser amerikanisch etwas üppigen Damen, die in ihren sehr knappen Bikinis, die im Wasser ziemlich durchsichtig wurden, eigentlich viel sexuell freizügiger bekleidet waren, als meine nur Nacktheit nach der Natur.

Sie mieden meine Nähe und ich hatte in den Felsenbecken viel Platz für mich, als mich mein Vater darauf aufmerksam machte, dass dies vielleicht unangemessen wäre und hier nicht passte, fragte ich ihn, wo denn, außer hier mitten in der Natur sollte Mensch nackt baden?

Er hatte Recht, die Ami-Mädchen waren eher peinlich berührt und es passierte nichts mehr, ich lernte sie auch auf der Rückfahrt oder beim Gang durch den Urwald nicht näher kennen, sie gaben sich eher verschlossen und wichen mir aus und ich dachte stolz, wenn sie so doof sind, dann halt nicht - der Wert männlicher Nacktheit wird also international wohl weniger geschätzt, auch in der Natur, als derjenige gering verhüllter Weiblichkeit.

Die anschließende Inlandpassage von der Insel bis kurz unter die Grenze von Alaska verlief Liebe und Lust betreffend eher ereignislos und auch in den abgelegenen Camps der Angler und Holzfäller gab es sehr wenig weibliche Wesen und wenn waren sie eher die Gattinnen der anwesenden wilden Kerle, die für ihre riesigen Fänge beim Angeln bewundert werden wollten. Eine Umgebung des Hemingway-Macho-Kultes war eher weniger der Ort, an dem sich ein siebzehnjähriger sexuell bewähren konnte, es sei denn als Kontrapunkt, der ich aber auch nicht sein wollte und so ließ ich es geschehen. Sex ist ja nicht immer alles, manchmal gibt es auch Landschaft und zuviele Mücken.

Der Besuch einer musealen Goldgräberstadt bot dagegen neben der historisch wenig überraschenden Betrachtung des dort Lebens eine Begegnung mit einer mehr als zauberhaften jungen Kanadierin im historischen Kleid mit Haube, die mit mir ein wenig durch den Ort spazierte, nett plauderte und von der ich einen zarten Kuss an einer Blumenwiese mit Vergißmeinnicht erobern konnte, die amüsanterweise auf englisch genauso heißen Forgotmenots, was ich erst für einen Scherz hielt, der nach einem ehemaligen deutschen Bundespräsidenten klang.

Dieses alte Kleid und ihre Haube machten sie zu einer anbetungswürdigen Jungfrau für mich, auch wenn sie nur ein oder höchstens zwei Jahre jünger war, merkte ich wie Kleider verzaubern konnten und wie gerne hätte ich nun gewusst, was sich darunter verbarg - aber das verbot sich schon in Gedanken und ich schwärmte sie auf englisch an, wir versprachen uns im Spiel die große Liebe, wenn wir uns wiedersähen, was natürlich nie geschah aber die Erinnerung an dieses Goldgräberstädtchen romantisch verklärt und meine Liebe für Frauen in alten Kleidern begründete.

Dies betonte die Taille und machte spielerisch weiblich, entrückte der Zeit, gab der Szenerie etwas magisches. Ihr unter der Haube nur in Strähnen sichtbares blondes Haar, tat sein übriges, es war ein kleiner historischer Sommertraum, auch wenn ich eher zeitgemäß in meinen mir damals passend erscheinenden Outdoor-Kleidern, zwar modisch aber real gruselig vermutlich aussah, blieb der Zauber bestehen und ich sah mehr sie als mich und freute mich an der gewährten Gunst einer geteilten Stunde, in der ich wenig über Goldgräber erfuhr aber dafür um so mehr über kanadische Mädchenträume und wie ähnlich sich die Anziehung allerorten ist. Ein zarter Kuss, ein schlankes, junges Mädchen im Kleid für einen Moment im Arm gehabt, mehr war nicht nötig den jungen Abenteurer für den Rest des Tages zu verzaubern.

Frage mich bis heute, worauf es beim Reisen ankommt, ob es wichtiger ist, Menschen oder Orte zu sehen, ich für erstere gar nicht reisen müsste, für letztere aber auch nicht, da unser Dasein stärker von Begegnungen als von bloßer Umgebung geprägt wird und darum die meisten Menschen vermutlich sich der Mode der Zeit und den Interessen der Tourismusindustrie unterordnend falsche Prioritäten setzen, da Reisen schlicht überflüssig ist, um glücklich zu sein aber die vermutlich beste Methode ist, sich davon abzulenken, zuhause glücklich zu sein, weil alle Träume in die Ferne nur verdecken sollen, wie sehr es uns misslingt, mit dem, was ist, glücklich zu sein.

Auf der Kanutour durch kanadische Wildnis kam mir als weibliches Wesen allein eine Bärin nahe, die mich, der ich wie tot auf dem Boden lag, beschnüffelte, nachdem ich zuvor ihr Junges allein getroffen hatte - zum Glück hatte ich dieses pussierliche Bärenkind weder berührt noch hochgehoben sondern nur aus wenigen Metern Entfernung am Wasserfall beobachtet. Die Hand an meinem Fahrtenmesser beobachtete ich dann, flach auf dem Boden liegend die Bärenmutter, die sich mir näherte.

Wir hatten genaue Anweisungen, wie wir uns verhalten sollten, wenn wir Bären begegneten von unserem Guide bekommen. Jeden Kontakt vermeiden, abhauen, bevor sie zu nah kommen oder neugierig werden, wenn es keine Möglichkeit mehr zum Ausweichen gab, flach auf den Boden legen und abwarten, nicht bewegen und tot stellen. Weglaufen oder auf einen Baum klettern nutzte meist nicht, da die hier Schwarzbären schneller kletterten und Grizzlys zu groß waren - bis zu 2,5m stehend und dazu noch hoch schlagen konnten.

So lag ich da, rührte mich nicht, wagte nicht zu atmen, schaute durch schmale Schlitze meiner Augen, überlegte einen Momnent, ob ich sie nicht öffnen sollte, da Tote doch offene Augen hätten, dachte dann aber daran, dass ich nicht tot und leer in die Gegend starren konnte und die Bärin womöglich die Bewegung meiner Augen sehen würde, es ein Signal zum Angriff wäre - auch, ob ich sie mit einem starren Blick hypnotisieren könnte, war ich nicht sicher genug, es ausprobieren und im übrigen machte ich mir eher fast in die Hose, als das ich etwas ausprobieren würde.

Das es nicht passierte und ich zumindest diese Blamage verhindern konnte, lag weniger an rationaler Kontrolle als dem wahnhaften Gedanken, sie würde es riechen und angelockt werden. So machte ich mir nur sinnbildlich in die Hose, starrte durch die Schlitze und versuchte so starr zu liegen, wie noch nie in meinem ganzen Leben, das bald kurz sein könnte.

Sie kam näher, schnüffelte an mir herum, stieß mich am Kopf mit ihrer Schnauze dabei an und zog dann plötzlich weiter. Vielleicht hatte ihr Bärenbaby, das ich quiecken hörte, sie gewarnt oder wieder Unsinn gemacht und so endete mein größtes Abenteuer, der direkte Kontakt mit einem Bären völlig harmlos. Weiß nicht, wie es wäre, nach Jack Londons Art mit einem Bären zu kämpfen - hielt nur den Knauf meines Messers in der Hand und musste nichts beweisen, nur verhindern, mir in die Hose zu machen.

Bären haben Mundgeruch kann ich zumindest sagen und Angst, wenn sie überstanden ist, macht großmäulig und ich frage mich, ob nicht viele Abenteuergeschichten so ähnlich abliefen, weniger den Kampf mit den Bären wagten, als sich vor Angst tatsächlich oder fast in die Hose machten. Zuerst wollte die Geschichte auch keiner glauben, als ich sie wieder und wieder ohne große Abweichungen erzählte und schließlich konnte ich mit ihr sogar in leichter Variation eine zauberhafte junge Dame beeindrucken, die auf der Farm arbeitete, an der wir ankamen und von der wir zu unserer einwöchigen Paddeltour aufbrachen.

Es war an unserem letzten Abend dort. Sie war eher der ländlich kräftige Typ, vielleicht ein oder zwei Jahre älter und eine wilde natürliche Schönheit - nachdem ich ihr meine Geschichte in der gerade noch glaubwürdigen Heldenvariante erzählt hatte, war sie sichtlich beeindruckt, tat zumindest so und tanzte länger sehr eng mit mir nahe dem Lagerfeuer. Als ich sie küssen wollte, wich sie zurück und sagte, nicht hier, mit Gästen, darf ich nicht, kann ja jeder sehen. Nahm dies hin, reagierte mit einem Lächeln, wollte ja nicht ihren Job gefährden, kam aber dummerweise nicht auf die Idee den Ort zu wechseln, warum es beim untauglichen Versuch der Annäherung blieb.

Ein anderer Gast, vielleicht zehn Jahre älter als ich, mit etwas mehr Abenteuerbart, rauchend und ziemlich betrunken, war da weniger schüchtern und verschwand mit ihr irgendwo zwischen den Zelten im dunklen Teil der Koppel vor dem Stall, hinter dem wir um das Lagerfeuer saßen und sie ging lachend mit. Nun hatte ich wieder etwas gelernt - manchmal ist es dumm, zu höflich zu sein oder zu lange zu warten, bis Frau vorschlägt, was passiert, manchmal muss Mann einfach handeln, um zum Zuge zu kommen, auch wenn das womöglich manchmal eine Zurückweisung bedeuten könnte, hatte ich dann zumindest alles versucht und musste mir nicht sagen lassen, dass ich eine Chance leichtsinnig verspielt hätte. Es sollte mir später noch unzählige male passieren, dass ich, gerade, wenn ich eine Frau sehr verehrte, zu lange zögerte, bevor ich ihr den ersten Schritt wagte, während ich, wenn es unverhofft kam und ich einfach handelte, meist eher zum Ziel kam.

Hier passierte nichts und nachdem wir noch durch die Rocky Mountains gefahren, ich gegenüber dem Athabasca Gletscher ins Feuer fiel und mir die Bindehaut dabei versengte, sah ich einige Tage sehr wenig als die Horizontale des Campers und bekamn schließlich eine heldenhafte Augenklappe und nahm meine Brille ab.

Braungebrannt mit Augenklappe sah schon sehr verwegen aus und tatsächlich verfehlte der Look des erfahrenen Abenteurers so seine Wirkung bei der anschließenden Zugfahrt von Vancouver nach Toronto nicht. Kam mit einer jungen Kanadierin nicht nur ins Gespräch, während wir mit einer englischen, älteren Lady plauderten, die mit uns im letzten Waggon saß und über England, die gute alte Zeit, ihr Leben in Kanada und manches mehr erzählte, betrachtete mein Vater im Panoramawagen die Landschaft mit seiner peinlichen Sonnenmütze, die er aus einer Kotztüte gebaut hatte. Was mir anfänglich nur peinlich war, mein Vater fiel auf und sah nicht sehr vornehm aus, begeisterte die lockeren Kanadier und Touristen im Zug, sie ahmten ihn nach und bald saß der halbe Waggon mit diesem praktischen Kopschmuck dort, was ich allerdings nicht mehr sah, da ich den Ort, nachdem ich meinen Vater dort so gesehen hatte, lieber mied. So verkannte ich, dass er ein Trendsetter wurde und sah während der Fahrt im teilweise Schneckentempo durch die Rockies überhaupt recht wenig von der dort Landschaft.

Hing lieber an den Lippen der englischen Lady und berührte mich unsichtbar vorsichtig mit meiner jungen kanadischen Nachbarin. Wir wollten uns und mehr, das zeigten schon die ersten Blicke und wir nahmen es uns, entschuldigten uns für einen Moment höflich bei der Lady und verschwanden auf dem nächstgelegenen Zugklo. Diese sind auch auf dem berühmten Transkanadaexpress nicht sauberer als bei der Bundesbahn und so wurde alles was dort geschah zu einem Balanceakt zwischen Lust und Ekel, wobei zum Glück ersteres überwog und nach heißen Küssen und Berührungen an allen nur möglichen Orten, damals trugen auch die Frauen in Kanada noch Schamhaare zum Glück, war ihre schlanke Figur mit einem flachen aber straffen Busen reizvoll genug.

Der kleine James stand aufrecht, als ich mich, ohne weiter nachzudenken, auf das zumindest zugeklappte Zugklo setzte und sie sich mit hochgeschobenem Rock und zur Seite geschobener Unterhose auf ihn, um seine Aufrichtigkeit erwartungsgemäß in sich verschwinden zu lassen. Es war schnell und wild und es explodierten drei Wochen angestaute Lust, die nur gelegentlich selbstbefriedigt worden war, bevor ich nachgedacht hatte, in ihr.

Auch sie schien es genossen zu haben, wir küssten uns noch ein wenig, während sie sich des Überflusses auf dem Klo entledigte, das wir, wenig verwunderlich, mittlerweile aufgeklappt hatten, und ordneten unsere Kleider, bevor wir lächelnd, möglichst wenig derangiert wieder bei der Lady aufauchten, um zu plaudern.

Irgendwann war die Idee da, die Nacht miteinander zu verbringen, was wir vermutlich besser gelassen hätten, um uns der schönen kleinen Lust, des Augenblicks, die uns überfiel zu erinnern. Dazu mussten wir wohl eine Kabine buchen, beide mit wenig oder keinem Geld - sie hatte sich gerade von ihrem Freund in Vancouver getrennt, ich noch Schüler und mit meinem Vater unterwegs, sie hatte nur einen Sitz im normalen Waggon, ich fuhr mit meinem Vater Liegewagen, wo Betten übereinander unter umgeklappten Sitzen entstanden. Sex ohne Dämmung im Liegewagen, mit nur Vorhängen zum Gang und dem Vater oben drüber - so cool waren wir noch nicht.

Wir organisierten uns irgendwie eine winzige teure Kabine und sie übernahm knurrend die Kosten und so gesehen war es auch ok, dass ich sie bei der Ankunft mit meinem Boss Sweater, den ich schon vermisste, verschwinden sah und wir hatten Glück, dass der Schaffner mich nicht nach dem Alter fragte, drei Monate war ich noch minderjährig und noch mehr Glück, dass eine klitzekleine Kabine, die wir uns gerade leisten konnten, noch frei war und bezogen sie sofort.

Viel geschlafen haben wir nicht, doch wäre es gelogen, dass der Weg zum Glück nach der ersten Euphorie ein einfacher gewesen wäre. Es plagte mich mein schlechtes Gewissen und ich fing zunächst an mir Sorgen, ob einer möglichen HIV Infektion von ihr zu machen und sie dazu zu befragen, woraufhin sie mir einen Test, den sie angeblich in ihrer Brieftasche trug, zeigte. Weiß nicht, was sie mir zeigte, noch ob es das war, was ich zu sehen verlangte - irgendwann, sie war kurz davor wirklich sauer zu werden, gab ich es auf und wendete mich ihr wieder voller Hingebung zu, zog sie gegen kleinen Widerstand diesmal ganz aus und bedeckte sie mit Küssen.

Wir gaben uns gleich wieder voller Lust hin und trieben es die ganze Nacht, die ja teuer bezahlt war in der Kabine, auch wenn dazu ein Klo genügt hätte und nach dem zweiten oder dritten mal auch mit 17 das ganze eher sportlich denn sinnlich wird. Doch wer wäre ich, dies einfach ohne einen weiteren Gedanken genießen zu können, denn mein eigentlich moralisch schlechtes Gewissen gegenüber meiner Partnerin zwang mich zu aberwitzigen Saltos, deren Bedeutung ich nicht mal mir selbst eingestand. Nachdem AIDS geklärt war, kam ich auf den bliebten Beischlafhinderungsgrund der Verhütung.

Sie erklärte mir, so wie wir uns auf englisch dazu verständigen konnten, sie habe eine Spirale, käme gerade aus einer langen Beziehung und ich müsse mir keine Sorgen machen, es sei alles kein Problem, sicher und ganz locker. Sie war Kanadierin, die sind meist cool, sagen zu allem no problem und genießen lieber das Mögliche, statt zu sehr, am Unmöglichen zu leiden. Staune heute noch, wie sie das alles ausgehalten hat, ohne die Lust zu verlieren, frage mich, wie verliebt sie wohl war und warum ich mir so viele Sorgen machte über etwas, das eigentlich egal war und wenn Frau sagte, alles in Ordnung hat Mann doch genug getan, wenn er danach fragte.

Wir taten es ohne Kondom und einige male mit einigem Spaß, am Ende mit mehr Ehrgeiz im Ausdauersport als Lust und so endete es eher höflich als orgiastisch und wir schliefen ein wenig, ich mit meinem permanent schlechten Gewissen und sie in meinem Arm selig und soweit mir bekannt, hatte es keinerlei Folgen, doch hörten wir nie wieder voneinander und mein Vater wollte mir nicht glauben, dass eine attraktive junge Frau eine teure Kabine bezahlt, um mit seinem Sohn zu vögeln. Weiß nicht, ob das an mangelndem Vertrauen, wenig Zutrauen oder geringer eigener Erfahrung lag - finde die Geschichte bis heute glaubwürdig, habe sie ja auch so erlebt und weiß, dass es Frauen schon manches mal etwas wert war, mit mir zu schlafen, auch wenn ich inzwischen glaube, die männliche Potenz braucht es, dafür zu zahlen, jedenfalls wurde es auch in diesem Bewusstsein von mal zu mal mühseliger zum Höhepunkt zu reiten und keiner so leidenschaftlich wie der erste, den ich besser als alleinige Erinnerung behalten hätte, der nahezu zeitgleich schien und aus dem unmöglichen Moment die reine Lust wurde.


Ob es darum klüger ist, sich seltener an gerade Höhepunkten einfach zu freuen, es dabei zu belassen, um das kleine Glück mehr zu genießen, als gleich nach allen Sternen greifen zu wollen, um die Nacht voller Lust zu teilen, scheint der Frage wert. Weiß nicht, was richtig ist und wie es für andere ist, merkte jedoch für mich, dass die Lust, wenn sie zur freien Verfügung steht, leicht und bald ihren Reiz verliert, unsere Fähigkeiten beschränkt sind. Fraglos ist eine geteilte Nacht ein wunderbares Glück und dies gerade mit der Frau, die ich liebe und eng im Arm halte beim Einschlafen, doch ist es mit eigentlich schlechtem Gewissen nicht unbedingt sinnvoll, dies mit einer Liebhaberin zu wollen und so wurde der Traum realistisch betrachtet zu ein wenig körperlicher Ertüchtigung mit einer Frau, die ich nicht kannte, irgendwie mochte, aber die ich weder als Frau würdigen, noch gelassen genießen konnte.

Was wir genossen haben als schnelle Lust zwischen dem Gespräch mit der englischen Lady war trotz des schmuddeligen Zugklos bereits der höchste uns erreichbare Höhepunkt, eigentlich wusste ich das und weiß längst, dass es klüger ist, es gut sein zu lassen, wenn es so war, keine Wunder zweimal vom Himmel fallen, dennoch tat ich es. Vermutlich weil ich gierig war, was ja noch relativ menschlich wäre, auch weil ich keine Ahnung hatte, dass es gut ist, dann aufzuhören, wenn es am schönsten ist, weil es dann nicht mehr schöner werden kann und noch keine Ahnung, wie wichtig der Kopf beim Sex ist und wie wenig Freude dieser macht, wo wir dabei nicht mit uns im reinen sind.

Das Erlebnis der Dinge hängt also sehr stark an unserer Haltung zu ihnen, wenn wir uns wohlfühlen, geht es uns gut, wenn wir zweifeln, leiden wir eher und können nicht genießen und das scheint im Gefühl nicht anders als beim sexuellen Trieb zu sein, weil wir eben doch ganze Wesen sind, deren innere Aufspaltung eher pathologisch als natürlich ist. Es ist völlig natürlich mal vom Trieb gepackt zu werden, auch wo wir lieben oder in einer glücklichen Beziehung leben - schlimm wäre es eher, wenn uns nichts mehr rührte. Wie wir der Rührung nachgeben hängt mit Erfahrung und Leidenschaft so sehr zusammen wie mit vielen weiteren Bestandteilen des Moments, die sich nicht verallgemeinern lassen.

Sich vorher klarzumachen, was der Gewinn wäre, der Lust mit dann schlechtem Gewissen nachzugeben, kann helfen, ausgewogener zu reagieren, nützt jedoch wenig, da in solchen Momenten selten der Verstand herrscht, eher umgekehrt gilt, was mein Großvater dazu meinte, dass dann das Hirn im Hintern sitzt und schieben hilft, statt sittlich zu erwägen und wenn es anders ist, wir eher an einer errektilen Disfunktion leiden als wirklich moralisch handeln. Darum spricht alle Erfahrung dafür, auch das körperliche Wohlgefühl der Lust in der Liebe zu transferieren.

Was ich gewinnen kann im Augenblick ist die Lust des Moments, was bleibt ist das schlechte Gewissen, auch wenn ich mich von allen sittlichen Vorgaben löse, weil ich, was ich ausschließlich teile, damit relativiere und an Wert beraube. Somit tue ich nichts ganz, solange ich nicht entschieden bin - weder bin ich dort, wo ich Liebe noch dort, wo ich Lust habe ganz, es bleiben beides halbe Sachen, die wir genauso lassen können, weil sie nicht befriedigen können, nur eine Art billiger Druckausgleich mit teilweise fatalen Folgen sind.

Wer sich damit wohl fühlt und beides genießen kann, aufgrund vorheriger Vereinbarung oder mangels empfindsamen Gewissens, stärkeren Trieben als Gefühlen, soll es genießen, mir liegt jedes sittliche Urteil hierzu fern, erlaubt ist, was gefällt, doch stelle ich am Ende dieser Urlaubsliebe fest, nicht jede Lust vermehrt sich, wenn wir ihr folgen, manche gewinnt erst dadurch, dass wir es nicht tun - gepriesen sei, wer jenseits aller Doppelmoral genießen kann, was ist, ohne zu verurteilen, um da zu sein, statt nirgendwo ganz, was gerade im virtuellen Zeitalter viel häufiger ist als manche ahnen, die bereitwillig die Beine breit machen oder ihren Schwanz schnell auf die Reise schicken, ohne irgendwo da zu sein.

Enthaltsamkeit an sich ist keine Wertschöpfung und Treue wird es nicht dadurch, dass wir sie aufgrund höherer Regeln mit schlechtem oder guten Gewissen halten, sondern sie wird zur Lust und zum Mehrwert, wo wir dadurch schätzen lernen, was wir haben - alles übrige ist vermutlich weder der Worte noch des körperlichen Aufwandes wert. Es geht nur um die Lust, die eben nicht im ungehemmten Sex bis zur logischen Erschöpfung besteht, was vermutlich nur schlichte Gemüter auf Dauer und immer wieder reizen lann, sondern um die höchste Lust, die das harmonische Zusammenspiel zweier Menschen bei der Lust sein kann, die um ihrer selbst wegen treu ist und sich Grenzen setzt, den Genuss zu erhöhen miteinander.
jens tuengerthal 22.12.15


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