Lektürentagebuch 01/09/24
Mit Bobkowski und dem Papageienbuch
In den September gestartet was zum hier
Verlängerten Sommer so gut passt der
Zugleich Aufbruch in den Herbst ist
Nun können wir bei über 30 Grad die
Schmelzenden Nikoläuse wie sonst
Spekulatius wieder mit uns nehmen
Weil die Zeiten ganz sicher wechseln
Auch unvorstellbares wird mit dem
Glauben an Kontinuität wahr um so
Im Lauf der Zeiten wieder zu stehen
Denke es und an Verwandlungen
Wie der Papagei der Prinzessin von
Der Verwandlung des Verehrers die
Geschichte erzählte der dem Mann
Der Schönsten völlig danach glich
Wie er diesen im eigenen Haus vom
Wächter aussperren ließ um sich
Darin mit den beiden Damen voller
Lust an der Liebe endlich zu erfreuen
Wie dann der verzweifelte Gatte
Zum König lief und ihn um Hilfe
Der Ungerechtigkeit wegen bat
Doch auch der König konnte nicht
Sagen welcher von beiden der
Richtige war so gut war der einst
Betrüger von seiner Fee verzaubert
Die in Indien eine gute Göttin war
Um zu erfahren welcher der echte
Gatte und reiche Kaufmann war
Wer alle betrogen hatte ersann
Der König eine feine List
Ließ die beiden Ehefrauen ganz
Alleine zu sich kommen um sie
Einzeln zu fragen was ihr Mann
Ihnen zur Hochzeit schenkte
Dies fragte er danach auch die
Beiden identisch aussehenden
Männer und wusste sofort wer
Der beiden der echte war
Die rein äußere Verwandlung
Der Wesen und Erinnerung fehlt
Genügt nicht zur Täuschung weil
Der Kern des Menschen innen liegt
Wunderbar diese sinnlich weisen
Indischen Papageiengeschichten
Die auch wo sie märchenhaft sind
Noch pragmatisch spitzbübisch bleiben
Immer geht es dabei um die Lust
Wie das Vergnügen an ihr welches
Zu erreichen alles versucht wird
Auch Zauberei geboten sein kann
Wie Andrzej Bobkowski mit ganz viel
Feingefühl die Leser an seinem Aufbruch
In Hinter dem Wendekreis teilnehmen
Lässt ist wirklich große Literatur
Noch dazu eine in der sich Literatur
Wie Kulturgeschichte mit den eigenen
Erinnerungen kreuzt und verbindet um
Ein neues Bild der Zeit zu malen
Das Einpacken von Büchern in Kisten
Jenes Verstauen der Bibliothek was
Für den Autor das einzig wichtige ist
Bei diesem Umzug klingt erstmal öde
Doch schafft Bobkowski es uns Leser
An Überseekisten und Koffern wie den
In ihnen verstauten Bänden innig so
Teilhaben zu lassen es ist eine Freude
Die Beziehung zum Autor lebt auf wie
Erinnerungen an die Lektüre welche
Werke lebendig für uns noch hält
Auch von lange verstorbenen Dichtern
Alle begeisterten Leser verstehen die
Bedeutung der Bibliothek wie ihrer
Verstauung als Wesenskern zu gut
Sie ist was uns wirklich ausmacht
Wie er die Bände dabei wieder und
Wieder in die Hände nimmt und auch
Aufschlägt um zu erinnern wie im
Bekannten neues zu entdecken
Das andächtige Innehalten bei dem
Mit Blick auf die Bücher noch sein
Frankreich in Erinnerung kommt
Auftaucht in Geistesblitzen als Bilder
Sehr feinfühlig beschreibt Bobkowski
Diesen Abschied der auch wieder ein
Aufbruch zum neuen Ziel ist ohne zu
Wissen dass es sein letztes wird
Die Wehmut für den Moment wie die
Hoffnung auf den Aufbruch endlich
Nach Jahren im geliebten Asyl noch
Eine Heimat jenseits des Wendekreises
In Südamerika zu finden statt in Europa
Was lange schon das Ziel war ist doch
Auch ein Abschied vom Kontinent wie
Seiner Kultur die ihn bisher prägte
Während sich Bobkowski von seinem
Gastland Frankreich langsam leider
Verabschiedet variiert Proust noch die
Peinlichkeit in Balbec um ganz neue
Varianten der doppelten Lügen mit
Denen Bloch sich vielfältig blamierte
Es aber wie alles zu erklären wusste
Was es noch peinlicher für ihn macht
Diese feinen Beobachtungen der tiefen
Abgründe die sich im sozialen Kontakt
Zeigen offenbaren ein gute Gespür für
Den grausamen bürgerlichen Mord
Es ist nur unwichtiges Gerede von
Bloch über den Protagonisten wie
Seinen Freund den Herzog was
Als bewusst gestellt verdreht wird
Unklar ob die Bedeutungslosigkeit
Der Aussagen größer ist als alle
Versuche der Rechtfertigung doch
Ergeht sich Proust daran seitenweise
Hohe Kunst bleibt es diese kleinen
Nichtigkeiten lesbar zu halten wie
Leser durch anderes zu fesseln das
Den betäubenden Tratsch aufhebt
Die Ironie darin noch erkennen
Einfach trotzdem weiterzulesen
Weil Proust es wert ist sind nicht
Die fernliegendsten Gedanken
Werden ich je erfahren welche
Bedeutung dieser Klatsch hat
Oder verfliegt er wie so viele
Haarfeine Details im Nichts
Wer Proust liest und aushält
Sich diese Fragen nie stellte
Scheint die emotionale Tiefe
Nicht weiter zu erkennen
Nach dem warum fragen nur die
Narren und Laien im proustschen
Kosmos verlorener Zeiten der sich
Mit Lichtgeschwindigkeit wandelt
Es ist und damit wird es das was
Dem Werk den Namen gab also
Die ewig verlorene Zeit auf der
Suche nach sich dazwischen
jens tuengerthal 2.9.24
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