Montag, 23. September 2024

Lektürentagebuch 23/09/24

Lektürentagebuch 23/09/24

Mit der Nachtlektüre heute in drei
Büchern gelesen und genossen
Wie gelächelt und gelernt dazu
Von Literatur bis Kulturgeschichte

In der Nacht oder am noch sehr
Frühen Morgen in Franz Hessels
Märchen Geschichten versunken
Die erstaunlich zauberhaft sind

Wie der siebte Zwerg in dem
Märchen um Schneewittchen
Seine traurige Geschichte erzählt
Die schon fast tragisch begann

Es war sein Bett in dem sie schlief
Er folgte dem gläsernen Sarg noch
Wollte einen letzten Blick erhaschen
Ließ die Träger versehentlich stolpern

Was dann zum märchenhaften Ende
Der Geschichte führte aber von ihm
Redet keiner dessen Bett sie belegte
Der sie noch mehrfach rettete bevor

Der vergiftete Apfel kam wovon aber
Im Märchen natürlich nie die Rede war
Weil er ja nur der siebte Zwerg also
Irgendwie nicht der Rede wert war

Die Frau des Menschenfressers der
Versehentlich seine Töchter tötete
Weil er betrunken noch Hunger hatte
Sie für die Gefangenen leider hielt

Wie diese ihn getäuscht hatten was
Ihnen das Leben rettete und warum
Ihr Mann der Fürst der Menschenfresser
Doch eigentlich ein Guter wäre

Sie daran arbeitet ihn langsam zur
Pflanzlichen Kost zu bringen weil
Es doch viel gesünder auch sei
Gestern sogar Milchreis mit ihr aß

Schließlich noch die etwas tragische
Geschichte vom ältesten der drei
Brüder der immer alles erleidet
Damit der jüngste es gut macht

Sich nur manchmal fragt ob all
Seine Opfer nur dem Jüngsten
Oder der Geschichte dienen weil
Vom mittleren nie die Rede ist

Nach der humorvoll märchenhaften
Nacht wandte ich mich heute der
Ernsten Politik zu bei Ernst Troeltsch
In Die Fehlgeburt der Republik aus

Dem Spektator in Berlin 1918 - 1922
Der unter dem Datum 23.3.1920 vom
Vom Putsch der Prätorianer und Junker
Dem sogenannten Kapp Putsch berichtet 

Dieser nach Kapp benannte Putsch hatte
Am 13.3.1920 in Berlin stattgefunden und
Dauerte hundert aufregende Stunden auch
Wenn Kapp kaum eine Rolle dabei spielte

Troeltsch berichtet wie Anwesende und
Politiker es erlebten also auch er selbst
Erzählt vom großen Dilettantismus der
Generäle um von Lüttwitz ohne Plan

Diese getrieben vom Zorn auf die neue
Republik befeuert durch die Legende
Vom Dolchstoß der sie noch im Felde
Als eigentlich siegreich verraten hätte

Fragt wenige Tage nach dem Putsch
Ob die Verweigerungshaltung der 
Staatssekretäre oder die Wirkung
Des Generalstreiks scheitern ließ

Dabei lässt Troeltsch durchklingen es
War die Regierungstreue der leitenden
Beamten die Befehle nicht durchführten
So Lüttwitz und Kapp scheitern ließen

Das Finanzministerium gab keine Gelder
Frei auch andere Ministerien verweigerten
Nach Verhaftungen jede Kooperation
Womit sie die Minister wieder befreiten

Auch der Generalstreik dem Kommunisten
Erst verspätet noch zustimmten hatte
Auswirkungen gerade für den Transport 
Wie die Versorgung im ganzen Reich

Die Reichswehr schoss nicht auf ihre
Kameraden aber unterstützte nicht
Den Umsturzversuch dabei waren es 
Baltische Korps die als brutal galten

Die angekündigten Massaker unter 
Streikenden wurden nicht befolgt weil
Die Befehlssituation relativ unklar war
Womit der ganze Putsch ins Leere lief 

Über die Folgen des Putsch für das Land
Urteilt Troeltsch differenziert sieht durch
Demokratische Bewährung dabei positive
Wie negative Aspekte für das Reich

Diese zeitgenössische Sicht nur wenige
Tage nach dem Putsch geschrieben ist
Wichtig und noch hochaktuell wenn wir
An Versuche der Reichsbürger denken

Manches lässt sich aus Erfahrungen der
Weimarer Republik noch lernen was die
Demokratie besser machen könnte wie 
Gegen Feinde der Freiheit vorgehen

Spannend und mit viel Wiener Humor
Beleuchtet Egon Friedell Englands Weg
Zur Weltmacht den er dabei sogar eher
Trotz seiner Herrscher erfolgreich sieht

Er beschreibt den groben grauenhaften
Heinrich VIII. als grobschlächtigen Kerl
Der nur die Basis der Macht durch die
Anglikanische Kirche auch mit legte

Dabei lässt Friedell nicht unerwähnt
Dass dies eher eine Folge seiner so
Ausufernden Triebhaftigkeit war als
Langfristig strategischer Politik noch

Wie unfähig und unmöglich dann seine
Tochter die blutige Mary war die wohl
Ihren Gatten Philipp II. wirklich liebte
Wie die Reformation zurückdrehen wollte

Wie dann unter Elisabeth besonders
Durch ihre Liebhaber Essex wie den
Piraten Raleigh der Erfolg begann auch
Wenn die jungfräuliche Königin für ihn

Eher eine typisch verlogene Engländerin
War die prüde spielt um das Gegenteil
Zu leben aber so zu tun als sei es in
Wirklichkeit alles ganz anders doch

Besonders übel nimmt er ihr dabei
Die Feigheit mit der sie bei der für
Ihn verständlichen Hinrichtung von
Maria Stuart und Essex noch ihre

Hände in Unschuld waschen möchte
Was er so unglaubwürdig findet wie
Viele Inszenierungen um diese eitle
Königin die Friedell wenig schätzte

Sehe sie als Frau ihrer Zeit anders
Halte ihre Entscheidungen auch aus
Den Bedingungen für nachvollziehbar
Wie ihre Strategie für leider nötig

Wie hätte sie als Frau zu dieser Zeit
Sonst die Macht halten wie ihr Empire
Regieren können wenn nicht mit vielen
Täuschungen über ihre wahre Rolle

Spannend und klug ist auch was Friedell
Über den Geist im Zeitalter Elisabeths was
Auch die Zeit Shakespeares war schreibt
Wie die englische Gelassenheit aufkam 

Über ihren seltsamen Nachfolger Jakob VI
Den Sohn der hingerichteten Maria Stuart
Weiß Friedell wenig gutes zu sagen hält
Ihn eher für den Abkömmling einer Liaison

Zeigt sein persönliches wie politisches
Versagen bei gleichzeitiger Anmaßung
Absoluter Herrschaft auf die so auffällt
Weil sie im Gegensatz zu Elisabeth steht

Diese saß immerhin 45 Jahre auf dem
Thron worin sie nur noch Victoria wie
Gerade Elisabeth II. noch überholten
Prägte ein Zeitalter in ihrer Epoche

Kurz berichtet Friedell noch neben den
Moden der Zeit wie der Kapitalismus in
Dieser Zeit groß und brutal wurde auf
Welcher Basis diese Macht noch steht

Die englischen Banken wie auch die
Englische Börse stehen gleich jenen
Unternehmen kolonialer Ausbeutung
Auf dem Fundament der Sklaverei

Sie sind ein Produkt der Ausbeutung
Die immer so weit ging wie sie durfte
Keine moralischen Grenzen kannte
Alles für die Bereicherung immer tat

Diese moralische Kapitalismuskritik
Ist verständlich und gut fraglich nur
Welche Alternative in Freiheit bleibt
Was der Welt besser tun könnte

Doch die Lektüre von Friedell lohnt
Immer weil sie Zusammenhänge mit
Leichtigkeit und Eleganz sehen lässt
Wie damit Verständnis ermöglicht

jens tuengerthal 23.9.24

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