Lektürentagebuch 22/09/24
Als Nachtlektüre über der ich dann
Wider erwarten schnell einschlief
Wieder Franz Hessel wobei das
Einschlafen nicht am Autor lag
So las ich heute die sehr feine
Geschichte Zwei Wege zu Ende
Und noch Ich sehe ähnlich dazu
Eine zugegeben kurze Geschichte
Zwei Wege spielt auf einem Gut
Von dem sich der Hausherr ganz
Als Landjunker zum Unwillen der
Gattin gen Stadt doch entfernte
Die aus dem Bett gesprungene
Frau wollte ihm noch nachsehen
Doch nahm er nicht die Abkürzung
Sondern das repräsentative Portal
Die verlassene Gattin sieht den
Neffen des Gatten im Garten
Begibt sich im Bademantel gleich
Dorthin ein wenig Mitleid zu holen
Klagt über das harte Leben als
Immer verlassene Ehefrau und
Beginnt mit dem jungen Mann
Sehr leicht bekleidet zu flirten
Dieser schwärmte schon vorher
Für die junge Tante will alles tun
Sie aus der Lage zu retten die
Ihn herzzerreißend bedrückt
Als er sich zum Frühstück begibt
Richtet ihm das Mädchen aus er
Werde von der gnädigen Frau der
Nicht wohl wäre oben erwartet
Er entsinnt sogleich Pläne mit
Seinem Kopf in ihrem Schoß
Wie er die Geliebte retten könnte
Noch bevor der Oheim zurückkehrt
Fest entschlossen alles zu tun
Bewaffnet er sich um den Gatten
Zu erwarten und zum Duell vor
Der Flucht noch zu zwingen
Sie geht in den Gartenpavillon
In Ruhe zu rauchen und der
Dinge zu harren die dann doch
Wieder überraschend enden
Oder sollten wir lieber sagen
Vernünftig erwartbar wenn
Auch vielleicht enttäuschend
Frauen eben rational handeln
Große Liebe und große Dramen
Verwehen manchmal in solchen
Ganz aufgeregten Szenen im
Nichts ohne jede Hoffnung
Die Verwechslungsgeschichte
Ich sehe ähnlich bringt ganz
Erstaunliche Situationen nicht
Ohne Dramatik wie humorvoll
Was es war warum er einem so
Zum verwechseln ähnlich ist
Bleibt offen wie so manches
Doch genügt die Tatsache
Endlich wieder im wunderbaren
Altinidischen Papageienbuch versunken
Wo erzählt wurde wie ein Liebhaber ganz
schnell zu Tode kommt, weil er aus Neugier
Dem Brahmanen lauschte den seine Frau
Fast hatte verhungern lassen bis er sich
Durch ein getäuschtes Orakel befreite
Aber sich dann erblindet plötzlich gab
Wie er es als Orakel der Frau vohersagte
Damit den Liebhaber und die Frau beim
Liebesspiel überraschte wie erschlugt
Was alten rauen Sitten entsprach
Wie sie in Indien vor tausend Jahren
Noch galten hier vor fünfhundert nur
In der islamischen Welt bis heute weil
Eben evolutionär noch unterentwickelt
Sich mit betrogenen Ehemännern noch
Anzulegen oder ihren Frauen zu vertrauen
Kann wie gesehen lebensgefährlich sein
Was der Autor auch schon erfuhr
Zumindest ist es besser die Flucht zu
Ergreifen statt seinen Platz noch neben
Einer bestehenden Ehe zu behaupten
Was selten für irgendwen je lohnte
Dies beschert nur für alle peinliche
Dramen aus denen unter Wahrung
Des Gesichts zu entkommen doch
Noch höhere Anforderungen stellt
Sehr genossen hat Andrzej Bobkowski
In Hinter dem Wendekreis den Besuch
Im geputzten Madeira mit seinen so
Wundervollen blühenden Gärten
Beschreibt die Insel und ihre Schönheit
Eindrucksvoll wie die Händler nervig
Abschreckend genug je hin zu wollen
Erlebte einen Landtag Abwechslung
Bevor es nun über acht Tage auf triste
Seereise gen Westen geht zum Ziel
Seiner Auswanderung Südamerika
Was ja manche magisch anzieht
Wie fremd mir diese Anziehung
Schon immer war muss hier nicht
Wiederholt werden sie ist vermutlich
So wenig begründbar wie meine
Abneigung gegen Amerika das ich
Nur einmal im Norden in Kanada
Durchquerte was zumindest noch
Relativ europäisch zivilisiert war
Wenn schon auf Reisen gleich mit
Marcel Proust der noch den Erzähler
Aus Balbec berichten lässt wie den
Dort beobachteten seltsamen Sitten
Weiter ging es also Auf der Suche
Nach der verlorenen Zeit dabei
Im Schatten junger Mädchenblüte um
Seltsame ausgesprochene Einladungen
Wie der Baron ihn ausdrücklich noch
Bittet mit seiner Tante zum späten Tee
Zu seiner Tante zu kommen dort alle
Überrascht tun keiner was wusste
Die Idee zum Besuch wird dann
Der Großmutter oder ihm unterstellt
Was er noch zu korrigieren versucht
Sagt wie es tatsächlich gewesen ist
Doch hört ihm dabei keiner mehr zu
Es wird jeder Einwand ignoriert
Und er fragt sich was nun noch
Möglich wäre ohne zu verlieren
Belässt es bei diesen Gedanken
Wie ich das Buch nach einigen
Seiten wieder zur Seite lege
Proust als haute cuisine liebe
Spannend dagegen wird es wieder
Bei Stanislaw Ignacy Witkiewicz in
Abschied vom Herbst wo die ganz
Unerwartete plötzliche Erotik und
Geballte Lust mit der Zosia ihn
Am Krankenbett quält weil sie
So erregt ist über ihre ungeahnte
Sinnliche Macht in diesem Moment
Er ist ihr wehrlos ausgeliefert und sie
Weiß dies zu nutzen wie damit als nun
Erwachte sinnliche Frau zu spielen wie
Ihren Platz damit als seine zu behaupten
Die teils philosophische Beschreibung
Der sexuellen Annäherung an den an
Sein Bett gefesselten hat manchmal
Längen die wohl ironisch auch sind
Dieser Kontrapunkt zum natürlichen
Drängen im Bereich Sexualität ist
Eine geistige Herausforderung bei
Der Lektüre die vieles verspricht wie
Bereits ankündigt um wenig zu sagen
Dennoch sehr nett dabei bleibt was
Auch für das Verhältnis zum Prinz gilt
Der ihm näher sich fühlt als anderen
Näher sogar kommt als seiner gerade
Frisch konvertierten Verlobten doch
Lässt er sich philosophisch instruieren
Seinen schlichten Geist auffrischen
Ob der schlichte Geist damit auch
Zum guten Schützen passt wie so
Eben Sportler intellektuell keine
Großen Leuchten sein müssen
In dem was sie tun erfolgreich
Zu sein ist der Prinz wohl ein
Eher schlichtes Gemüt hohen
Uralten Adels was vorkommt
So pflegte meine Großmutter
Die noch preußische Prinzen
In Englisch unterrichtete gern
Den Spruch so mancher dort
Sei wegen uralten Adels des
Lesen und Schreibens nicht
Mehr mächtig wofür es aber
Hier nur wenige Hinweise gibt
Sehr intellektuell und klug schreibt
Dagegen Egon Friedell in seiner
Kulturgeschichte der Neuzeit dabei
Ging es nun um Giordano Bruno
Wieder ein großer Geist der am
Anfang einer Epoche stand wie
Vieles lange vorher sah von der
Religion bis zur Astronomie auch
Gott ist für Bruno überall aber als
Solcher unerkennbar woraus dann
Spinoza Deus sive Natura folgerte
Gott sei identisch mit der Natur
Dies wurde später dann zur Formel
Des Pantheismus wie Friedell ganz
Nebenbei zu Bruno referiert so auch
Logisch die Vorstufe des Atheismus
Die Auflösung des dogmatischen
Aberglaubens im Nichts der Natur
Die alles ist gefällt mir als Leser
Des Lukrez mit Epikur logisch sehr
Wie die Idee der Monade von Bruno
Später Leibnitz weiter dachte der aus
Dieser eine Lehre noch machte die
Seine Zeit wieder neu beeinflusste
Noch weiter geht Wirkung Brunos in
Der Astronomie es gäbe im Universum
Mehr Sinne als uns erkennbar wie dies
Natürlich belebt sein müssen so ist
Sein Blick schon vor 1600 als ihn die
Inquisition doch noch in Rom auf den
Scheiterhaufen mit da 52 Jahren viel
Weiter als Wissenschaft bis heute kam
Viele seiner Theorien bestätigten sich
Doch war er zu klug und damit eine
Gefahr für die römische Kirche die ihr
Weltbild weiter beherrschen wollte
Die Einzigartigkeit der Erde wie des
Himmels und seines Schöpfers so
Infragezustellen war intolerabel für
Die Lehre der römischen Inqisition
Einer der großen Verluste die der
Rechte Glaube verursachte doch
Konnte Montaigne diesen Irrsinn
Nicht mehr kommentieren er war
Als Giordano Bruno im Februar
Des Jahres 1600 hingerichtet wurde
Schon acht Jahre nicht mehr da
Als Opfer seiner Nierensteine wohl
Großartig ist es immer wieder wie
Friedell große Denker als Schlüssel
Zum Verständnis ihrer Epoche nimmt
So ihren Geist lebendig werden lässt
jens tuengerthal 22.9.24
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