Montag, 31. August 2020

Unsterblichkeit

Ist die Unsterblichkeit jemals
Erstrebenswert oder eher nie
Weil sie das Leiden unendlich
Auch verlängerte mit dem wir
Menschen meist kämpfen müssen
Fragen sich ein Physiker wie
Ein Metaphysiker im Dialog
In Giacomo Leopardis großem
Werk den Opuscula Moralia
Die ich heute mal wieder las
Während der Physiker ganz
Aufgeklärter Humanist hierbei
Sich dafür einsetzt widerspricht
Ihm der Metaphysiker entschieden
Leben sei nur der Verlängerung
Wenn überhaupt wert wenn es
Als solches schön sei was aber
Doch seltene Ausnahme sei
Warum es besser sei dieses
Auch frei beenden zu können
Weil wertvoll nur das Schöne
Nicht das Leben an sich sei
Fragte mich wer recht hatte
Wie sehr hoffen wir verliebt
Doch noch auf Unsterblichkeit
Zumindest dieser einen Liebe
Wo Reste von Vernunft blieben
Sagen wir dann bis zum Tod
Der auch gesetzlich als Scheidung
Gilt wie es in der Trauformel hieß
Was heute pragmatisch ersetzt
Um die Liebe damit viel weniger
Lebensgefährlich sein zu lassen
Welch normative Illusion wohl
Doch frage ich mich etwa an den
Fliegenden Holländer denkend
Der erst durch unschuldige Liebe
Von seiner Unsterblichkeit erlöst
Wird und seine Reise beendet
Was an Unsterblichkeit jemals
Erstrebenswert sein könnte oder
Ob es die Sucht der Raser ist
Die stets durchs Leben eilen
Ohne je innezuhalten womit
Diesen die so viel noch wollen
Das Grenzenlose erstrebenswert
Wohl scheinen könnte und wie fern
Ein solches Leben unserer Natur ist
Die beschränkte Zeit uns gibt um
Was ist begrenzt genießen zu können
Während alles Unendliche ewig unfrei
Machte vor allem uns die Freiheit nähme
Unser Leben zu beenden was doch
Größter Ausdruck der Willensfreiheit ist
Wie schon Lukrez und Epikur lehrten
Weil sich für das Nichts entscheiden
Können alles Leid auch relativiert
Da doch ein Ausweg bleibt während
Unsterblichkeit oder ewige Jugend
Ein verflucht grenzenloses Sein
Nur schenkte was zwar der Mode
Der Welttouristen wohl entspräche
Die meinen Dinge sehen zu müssen
Wie überflüssige Bücher sie lehren
Aber dem kritischen Geist nur zeigt
Wie schädlich dieser Wahn nicht nur
Für unsere Umwelt sicher ist sondern
Uns vom Kern des Seins entfernt
Was nach seiner Natur beschränkt ist
So mag für geistlose Wesen wohl die
Ständige Bewegung ein Ersatz sein
Der die innere Leere kompensiert
Doch genießt bewusster wer sich
Der Grenzen allen Seins bewusst ist
Sie nicht zu verschieben trachtet
Sondern lieber mit dem lebt was ist
Auch wenn viele Menschen bis heute
Sich Unsterblichkeit für ihre Seele
Träumen was immer diese sein soll
Leugne sie lieber um frei zu sein
Ändert der Aberglaube nichts an der
Natur die natürlich vergänglich ist
Macht alles was wir darüber hinaus
Uns erfinden immer unfrei weil es
Jenseits dessen liegt was wir noch
Entscheiden oder bestimmen können
Warum der freie Mensch logisch die
Unsterblichkeit flieht um lieber das
Was ist als solches zu genießen
Was nur begrenzt schön sein kann
Wie alles Unendliche ein zuviel wäre
Vollkommene Schönheit nicht mehr
Schön sondern zu perfekt wäre um
Menschlich noch schön zu sein
Die kleinen Fehler liebenswert machen
Wie operierte Schönheit immer hässlicher
Als was Natur uns als solche mitgab
Das Gleichgewicht dadurch zerstört
Aber vermutlich werden immer viele
Von vollkommener Schönheit träumen
Nasen Brüste Glieder korrigieren um
Am Markt der Liebe erfolgreich zu sein
Die Spuren des Alters wegspritzen um
Den Traum von Unsterblichkeit in der
Jugendlichen Schönheit zu leben sich
Für den Anschein gerne vergiften weil
Das verfluchte Bild der Unsterblichkeit
In vielen Köpfen noch mit der Liebe
Auf die wir alle irgendwie hoffen
So tief verbunden ist auch wenn wir
Wären wir ehrlich nie um der Schale
Wegen geliebt werden wollen scheint
Die Hoffnung darauf doch unsterblich
Wie so viele menschliche Fehler die
Es gut machen dass wir es nicht sind
Sondern der Kampf ein Ende hat
Besser wir genössen bis dahin mehr
Was ist statt unsterblich sein zu wollen
Es wäre nur ein endloser Fluch

jens tuengerthal 31.8.20

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