Heute war ich mit Jonathan Franzen
In Costa Rica wie am Amazonas mit
Foster auf der Beagle im Pazifik um
Dann in Humboldts Kosmos dafür
Durch Raum und Zeit zu schweben
Bin ein Weltreisender den die Zeit
Auf seinen Wegen nicht aufhält der
Nebenbei noch frühe Kulturen besucht
Weil ihn alles parallel interessiert
Was Welt und Geist zusammenhält
Andere fahren irgendwo hin um dann
Eine Meinung vom Ort sich zu bilden
Wie Alexander Humboldt es vorgestrig
Noch hoch hielt als er meinte besonders
Fürchte er die Weltsicht von Menschen
Welche die Welt nie gesehen haben
Was heute jeder Flughafen als Unsinn
Leicht beweist um in jeder Bibliothek
Das Gegenteil belegen zu können
Fürchte vielmehr die Vorurteile aller
Die ohne Verstand irgendwo waren
Aber mit Humboldt fälschlich meinen
Eine Meinung haben zu dürfen ohne
Etwas gelesen zu haben als bringe
Solch bloßes Dasein irgendetwas
An geistigem Fortschritt im Leben je
Bin sicher durch bloße Lektüre über
Die meisten Orte mehr zu erfahren als
All die lächerlich getriebenen Touristen
Die ihr Dasein durch da gewesen sein
Definieren was meist so lächerlich ist
Wie gleichnamige Bücher es bleiben
Unternehme immer wieder Weltreisen
Nach je Lektürenlaune weiß dadurch
Inzwischen mehr von der Welt als
Die allermeisten Reisenden die ihr
Austauschbares Erlebnis für einmalig
Asoziale Anwesenheit für bedeutend
Halten statt einmal kritisch zu denken
Was ihnen offenbarte Reisen ist Mist
Zerstört die Umwelt wie Kulturen
Schleppt Krankheiten weltweit ein
Gefährdet sogar geschützte Natur
Stammt aus einer anderen Zeit
Die nur unbedacht fortsetzt wer
Ohne jeden Verstand lebt wie
Keine Verantwortung übernimmt
Die große Kunst von morgen ist
Wie es Künstler immer zeigten
Durch Werke wie Worte alleine
Präsenz zu zeigen statt anzuwesen
Weltreisen heute heißt allein lesen
Wer anderes tut ist schlicht ein Idiot
Zerstört was er meint sehen zu müssen
Noch meine Eltern wuchsen so auf
Reisen war bürgerliches Selbstverständnis
Ein wenig Luxus gemischt mit Abenteuer
Wollten sie noch die Welt erobern
Merkten nicht wie asozial vorgestrig
Diese Sucht nach Orten längst war
So ein Onkel vorbildlicher Umweltschützer
Aber asozialer Weltreisender zugleich war
Wohl nie begreifen wird wie paradox dies
Verhalten zu Ende gedacht stets war
Ein anderer Onkel der eher links war
Engagierter Anwalt wie sozialer Träumer
Schenkte mir als sein Lieblingsbuch einst
Eine Weltkarte und forderte mich auf
Die Welt wie er lange auch zu bereisen
Als er noch kein Herrenreiter geworden
Glaube nicht dass die beiden oder auch
Die Eltergeneration wie meine jemals
Begreifen wird die Zeiten änderten sich
Reisen ist wirklich asozial immer auch
Wenn ich nicht wie Humboldt noch
Eingeborenen Gräber aus Neugier bloß
Plündere sondern weil Flugreisen stets
Mehr Schaden als Nutzen uns bringen
Keiner mehr irgendwo hin muss um
Etwas noch zu erkennen welches auch
Grüne Mäntelchen er sich dabei umhängt
Es braucht weniger Bewegung vor allem
Möglichst keine Flüge mehr um noch
Etwas zu retten was im Bewusstsein
Jedes einzelnen von uns beginnt
Belügt euch nicht länger über euch
Denkt konsequent verantwortlich
Dann sind Weltreisen nur noch ein
Literarisches Thema statt von überall
Idioten die Kulturen nur zertrampeln
Verantwortung heißt heute Rückzug
Nicht mehr Reise mit Geschenken
So kam schon Kolumbus mit allen
Bekannten Folgen kolonialer Vernichtung
Wer den kategorischen Imperativ begriff
Reist nicht mehr irgendwo hin aus den
Bekannt überflüssigen Gründen sondern
Erhält durch Enthaltung vom Reisen
Für die Zukunft was er sehen will aber
Wovon alle mehr wissen wo sie lesen
Das wird viele erstmal ärgern aber
Vielleicht beginnen einige auch endlich
Zu denken was Verantwortung heißt
Um entsprechend gut zu leben
Ohne irgendwo hin zu müssen
jens tuengerthal 27.1.20
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