Mittwoch, 1. Januar 2020

Paradiesverlust

Das Paradies ging uns einst
Verloren unklar nur ob durch
Der Schlange Verführung die
Im Apfelbaum als Teufel saß
Dem gefallenen Engel also
Den spätere Dichter so gern
Noch besangen von Vergil
Über Dante bis Milton den
Die Romantik missbrauchte
Wie so viel im Aberglauben
Eigener Besonderheit als dem
Gespenst über der Natur
Was gerne mehr wäre als
Mensch je sein kann noch
Auf der Spur seines Wesens
Götter und Götzen erfindend
Um alles was er nicht begreift
Dem höheren Wesen getrost
Wie nach alter Sitte auch gewohnt
Zu attribuieren in schlichter Form
Mit denen die Mystik einst begann
Oder ob Evas Neugier es war die
Zur Vertreibung aus paradiesischen
Zuständen im Garten Eden führten
Wie alte jüdische Sage verkündet
Die als nur Gegenentwurf zum
Gilgamesch-Epos schlicht erfunden
Der noch Sexualität und Liebe als
Handwerk und Kunst betrachtete
Was mit rasierter Menschwerdung
Zu erlernen noch war was dafür die
Schwächere jüdische Geschichte
Als Prosa ohne feinere Verse mit
Scham in den Bereich des Tabu
Verbannte an dem so viele noch
Bis heute als Missverständnis
Vor ihrer Natur beschämt leiden
Sie sogar gerne kriminalisieren
Während bei Gilgamesch noch
Enkidu durch Sex und Liebe erst
In die zivile Kultur eintritt welche
Babylonische Kultur tolerant lebte
Die von alter Stadt schon geprägt
Lustvoll zu leben wusste wurde
Der Aberglaube der Hirten aus
Den besetzten Gebieten die heute
Noch mal so mal anders besetzt
Immer wieder umstritten waren
Als trotziger Gegenentwurf zur
Zivilisierten Stadtkultur eher ein
Peinlicher Versuch der Opposition
Denn eine ernstzunehmende Lehre
Für damals kultiviert Menschen
Wofür auch das fehlende Bewusstsein
Die menschlichste aller Eigenschaften
Nur zu deutlich sprechen kann denn
Was soll ein Paradies uns wert sein
In dem wir bewusstlos nur dämmen
Statt eben menschlich zu gestalten
Wie wir es in allen Kämpfen des
Gilgamesch-Epos lesen können
Während sich leicht depressive Verlierer
Ohne Plan das bewusstlose Paradies
Als Gegenentwurf erschwindeln
Bleibt uns nicht viel mehr als Ziel
Denn unsere Menschlichkeit aufzugeben
Für ein bewusstloses Paradies ohne
Verlockung als geistiger Ankunft die
Scharlatane immer gern versprachen
Im Islam zumindest wurden noch die
Huren von Gilgamesch die Enkidu
Liebe und Lust lehrten als Belohnung
Lokaler Gewohnheit entsprechend
Mit integriert was auch die Macht
Der Sekte bis in alle Glieder ausdehnte
Während Christen völlig verlogen
Enthaltsamkeit predigten um ins
Lustfrei phantasierte Paradies zu
Gelangen also ein Leben ohne
Alle Höhepunkte für erstrebenswert
Unter bewusstlosen Idioten erklärte
Was der Prediger Macht uns zeigte
Die im Bündnis mit der Führung
Menschen etwas versprachen was
Vernünftig betrachtet keiner wollte
Im Paradies ohne Orgasmen 
In dem wir unbewusst dämmern
Ohne Aussicht auf ein Ende ging
Wohl auch der letzte Narr schon bald
Auf die Suche nach der verlorenen Zeit
Die zumindest ein Ende noch versprach
So denke ich auch beim Paradies wieder
An die weisen Worte des alten Fontane:

"Und das beste, was es sendet,
ist das Wissen, dass es endet"

Wer wollte schon ein Paradies
Ohne Ende
Ohne Höhepunkte
Ohne Bewusstsein
Ohne Menschlichkeit

Zeit zu erwachen um sich
Dem lustvollen Paradies
Menschlicher Natur nun
Zuzuwenden zum Genuss
Bei vollem Bewusstsein
Also endlich und sterblich
Und darum so schön
Das biblische Paradies
Endlich zu verlieren
Den Himmel auf Erden
Lustvoll zu genießen
Dafür obigen lieber wie
Heine treffend dichtete
Im deutschen Wintermärchen
Den Vögeln zu überlassen
Dann blieben wir genüsslich
Am Boden einfach zufrieden
Doch eher befriedigt wohl
Als im bewusstlosen Paradies

jens tuengerthal 1.1.20

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