Mittwoch, 29. Januar 2020

Staubwirbel

Habe nun ach mit völlig
Verschiedenen Frauen
Zeiten zusammengelebt
Große Gefühle geteilt
Liebe und liebte sie alle
Auf ihre je eigene Art
Die doch eines verband
Die Neigung sich über
Die begrenzte Reinlichkeit
Im männlichen Heim eher
Wenn auch lächelnd noch
Zu mokieren während ich
Ungern viel Staub aufwirbel
Ihn lieber an Ort und Stelle
Friedlich ruhen lasse da mir
Auch dessen Ruhe wichtiger
Scheint als kurzzeitiger Glanz
Der neues Einstauben doch nur
Deutlicher zeigt als mit Patina
Die über Jahre gewachsen hier
Eine Atmosphäre der Ruhe kreiert
Erstaunlicherweise wussten meine
Liebhaberinnen dies zumindest
Teilweise auch zu würdigen solange
Keine echte Beziehung bestand
Wonach der Drang es staubfrei sich
Schöner zu machen meist überwog
Was dafür sprechen könnte nie eine
Beziehung einzugehen um es dafür
Im Kern miteinander schön zu finden
Nichts daran ändern zu wollen was
Zu der soziologisch spannenden Frage
Führt worin Glück besteht und was
Dessen Wesen im Kern ausmacht
Warum manche lieber verändern wollen
Während andere ganz in sich ruhen
Zufrieden mit dem was ist wie es ist
Will diese Beobachtung keinesfalls je
Geschlechtsspezifisch zuschreiben
Dazu fehlt mir statistischer Weitblick
Fürchtete ich die Genderdeterminierung
Frage mich nur ganz persönlich was
Am Zusammenleben erstrebenswert
Wenn es stets Veränderung bringt statt
Zufriedenheit mit dem was ist zu üben
Ob die Natur uns dazu auch drängt
Welches Verhalten anerzogen ist
Wo unsere Natur zum Vorschein kommt
Ob die Reinhaltung der Höhle über das
Medizinisch notwendige hinaus vielleicht
Eine Entsprechung im Schminken findet
Was mehr sein will als Natur uns gab
Wobei seltsamerweise Männer dazu neigen
Ihre bescheidene Natur zu überschätzen
Während Frauen ihre prachtvolle häufig
Unterschätzen oder verbessern wollen
Durch Anmalen oder starke Betonung
Bescheiden vorhandener Merkmale
Die den Geschlechtstrieb anregen
Wofür sie besonders geistig geliebt
Werden wollen sich sapiosexuell nennen
Ob dies zur Erklärung genügt warum
Manche bei Paarung gerne aufräumen
Während andere von Ruhe träumen
Die einen dringend neues erobern wollen
Derweil ein Teil lieber friedlich lebte
Kann ich mit meinem engen Horizont
Zumal als nur Mann der mit Staub lebt
Weil er außer Frauen Bücher liebt
Nicht wirklich beurteilen so wenig wie
Die Frage ob Kriege also eher von
Einem Geschlecht ausgelöst wurden
Welches dem anderen die Ruhe nahm
Warum der Kampf friedlich erschien
In den sie anstatt zu genießen flohen
Lasse es darum lieber dahinstehen
Genieße die Ruhe bis die Sehnsucht
Uns wieder aus dem Paradies vertreibt
Dessen Chaos unserer Natur entsprach
Schreibe es und denke an John Milton
Dessen verlorenes Paradies unsere
Doppelte sich ausschließende Sehnsucht
Schon treffender beschrieb als es die
Bibel bei Adam und Eva je konnte
Frage mich nur wie natürlich uns die
Immer wieder gespielten Rollen sind
Wie lebt wer gemeinsam zufrieden ist
Ob solches Glück sich erst im Tod
Also im Nichts wo wir nicht mehr sind
Erfüllt mithin völlig egal sein könnte
Für unser Streben hier bei dem allein
Die Fassade als Identität vielen zählt
Lebe niesend unter dünner Staubschicht
Weil alles Leben immer Kompromiss ist
Genieße konsequent so gut ich kann
Was bleibt mir auch so nun allein
Wird manches schöner anderes fehlt
Bis die Welt sich wieder ändert
Gemeinsamkeit zur Reinlichkeit anhält
Der viel von Ruhe dann fehlt

jens tuengerthal 29.1.20

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