Momentaufnahmen sind beliebt
Sie halten die Zeit an wie es uns
Goethe viel zitiert im Faust einst
Dichtete lassen den Augenblick
Verweilen was wir vom schönsten
Gerne mit viel Gefühl uns träumen
Etwa in der unsterblichen Liebe
Als gäbe es je etwas von Dauer
Sei nicht alles Leben endlich
Die Kameras unserer Telefone
Lassen uns nun Bilder und Filme
In bester Qualität drehen so dass
Die festgehaltenen Momente längst
Zu inflationärer Massenware wurden
Was das Verweilen fast so beliebig
Macht wie Beziehungen auf dem
Virtuellen Jahrmarkt der Eitelkeiten
Spannend wäre nun zu fragen ob
Diese Relativierung hilfreich ist
Die kleinen Momente die uns bleiben
Gebührend zu genießen oder längst
In den Gigatonnen digitaler Archive
Alle Erinnerung an große Träume
Beliebig austauschbar wurde wie
Die bearbeiteten Gesichter auf Insta
Unsere Augenblicke makellos werden
Dahingestellt ob damit schon Kunst
Sicher irgendwie künstlich nur sind
Was immer davon wirklich bleibt
Entwertet Inflation in der Regel
Kann jedoch auch Konzentration
Auf bleibende Werte hier fördern
Wenn alles sonst wertlos wird
Was sich im Schatten sozialer Netzwerke
Mancher wohl schon erschrocken fragte
Der daran Herz wie Verstand verlor
Wobei ich nicht von Neuland rede
Sondern die neue Heimat gut kenne
Auch wo dem Herzen mal zu nah
Kommen ohne wirklich zu kommen
Spurlos aber schmerzvoll berühren
Verwirrung vor dem Nichts offenbaren
Was von nur Daten in uns übrig bleibt
Da werden wir uns wohl manches mal
Noch wundern wie wirklich sich so ein
Nur virtueller Moment schon anfühlt
Von dem wir so viele Bilder haben
Obwohl am Ende nichts bleibt
jens tuengerthal 22.1.20
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