Alle Jahre wieder schimpfen die Menschen in Deutschland über das Weihnachtswetter. Erinnere mich noch aus dunklen Sagen meiner Kindheit, dass es zumindest am 1. oder 2. Feiertag tatsächlich mal geschneit hat - den Heilig Abend habe ich immer so wie gerade eher mild in Erinnerung, wenn auch alle darüber klagten, sie vermissten den Schnee und wünschten ihn sich so sehr für eine romantische Weihnacht.
Manche gibt es, die Schnee tatsächlich nicht mögen, obwohl dieser doch gerade in Städten, zumindest am ersten Tag, alles grau weg zaubert und eine romantische Landschaft in der schlimmsten Tristesse schafft. Aber wie es immer die Schwarzseher gibt, die noch im schönsten Moment meinen, nur nicht zu sehr freuen, dann tut es nicht zu weh, wenn das Schöne wieder vorbei ist, sich darum nie ausgelassen, dem Genuss hingeben, er könnte ja unverdient sein oder bald enden, so gibt es eben auch die Schneehasser und die Kein-Schnee-Nörgler.
Für mich ist Wetter halt Wetter. Bei manchem nehme ich lieber einen Schirm, Ansonsten ist es nicht der Rede wert. Dieses Jahr habe ich mich ertappt, wie ich wieder auf die auch nahezu alljährliche Ankündigung hereinfiel, die einen sehr kalten und frostreichen Winter prophezeite. Schon freute ich mich auf eine weiße Adventszeit - als wüsste ich nicht, dass diese im Herbst noch liegt, Schnee dort eher einem seltenen Wunder gleicht, die Ausnahme ist und nicht die Regel. Der Winter beginnt am 21. Dezember und kommt frühestens im Januar und vorher brauchen wir nicht darüber zu reden, wie er war oder sein könnte.
Wenn er vorbei ist, brauchen wir auch nicht mehr darüber zu reden, dann ist Frühling mit dem wir uns dann lieber beschäftigen sollten, statt über den Winter, wie er auch ist, zu klagen. Wenn es sehr kalt wird und viel Schnee liegt, hat das Vorteile und Nachteile. Es ist jedes Jahr das gleiche Theater und immer wieder die selbe Empörung darob. In Sibirien wird es kälter und in Spanien weniger kalt, wenn überhaupt. Wem nicht gefällt, was ist, der sollte über einen Ortswechsel nachdenken, statt zu jammern. Allerdings vermute ich, dass die Jammerer egal wo jammern - wo es kalt ist, weil es zu kalt ist, wo es warm ist über die Hitze stöhnen, weil jammern ihr Lebenselixier und ihr größtes Talent ist.
Weiße Weihnachten ist schön und romantisch, keine Frage, kein Schnee an Weihnachten kann viele Leben retten - es ist überall so schön, wie ich es mir dort mache und haben will und um so weniger ich erwarte, desto glücklicher bin ich, mit dem was ist. Genießen können, was ist, statt über Dinge zu klagen, die nicht zu ändern sind, ist ein Talent zum Glück. Kann nicht viel vermutlich, wenn ich all die Supertalente dieser Welt betrachte, bin unmusikalisch, keine große Schönheit, nicht besonders hervorragend in irgendwas vermutlich, nur freuen kann ich mich und genießen und darum bin ich ein glücklicher Mensch, egal, wie es gerade kommt.
Weder naiv noch schicksalsergeben, denke ich kritisch über manches außer mein Wohlergehen, was ich völlig unkritisch einfach genießen will, warum ich alle destruktiven Jammerer am liebsten gänzlich meide. Bilanziere nüchtern, was mir gut tut und was nicht und komme damit zu dem Schluss, was ich nicht ändern kann, ist keiner Aufregung wert und wenn ich etwas ändern kann, ist es nur dann größerer Aufregung wert, wenn der zu erwartende Gewinn der Aufregung, den Energieaufwand dieser selbst übertrifft. So betrachte und bilanziere ich alles, was mich im ganzen ziemlich cool macht, wie meine Tochter es gerade meinte und wenn sechzehnjährige Damen etwas cool finden, kann es nicht völlig aufgeregt sein.
Manchmal mache ich auch wider alle Vernunft noch Dummheiten, obwohl ich es eigentlich besser wissen könnte, wäre ich immer vernünftig. Doch ein gutes Maß an Unvernunft scheint mir wiederum ein so großer Lustgewinn, dass er die Risiken der Dumnheit aufwiegt. Beim Rauchen scheint mir das manchmal fraglich, doch geht es mir besser dabei, wenn ich mich weniger damit beschäftigte, warum ich auch diese Frage noch einfach offen lasse. Glück ist, was wir daraus machen, davon bin ich überzeugt und ich lebe jeden Tag so, dass, träfe mich morgen der Schlag, ich sagen könnte, alles getan und gelebt zu haben, was ich mir nur wünsche, was, gemessen am Nichts, immer weniger wird und so bin ich heute mit jedem Wetter an Weihnachten glücklich, weil ich es will.
Denke inzwischen, es kommt vielmehr auf das Wetter an, was wir jeden Tag in uns machen, als was so oberhalb zufällig vorbei zieht und genieße darum, was ist und mach es mir darin schön. So bin ich auch an Weihnachten mit jedem Wetter glücklich und alle, die etwas anderes erzählen, meide ich lieber, weil dann die Gegenwart ein gutes Buches stets viel erquicklicher ist - was sie auch sonst in aller Regel gegenüber den meisten Menschen ist, was ich aber lieber für mich behalte, um nicht am Ende wie ein Griesgram zu wirken in meinem zurückgezogenen Glück.
jens tuengerthal 25.12.2017
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