Donnerstag, 28. September 2017

Playgone

Essay zum Tode Hugh Hefners

Der letzte große Playboy ist weg, titeln die Magazine zum Tod von Hugh Hefner, dem Erfinder des Magazins Playboy. Der Berliner ist dann immer versucht, zu sagen, noch lebt Rolf Eden im schönen Grunewald. Doch ausnahmsweise geht es mal nicht um Berlin sondern um Kalifornien. Dort lebte der angeblich letzte Playboy Hugh Hefner in seiner längst teuer verkauften Villa mit den vielen Lustgrotten, was wörtlich oder bildlich verstanden  vermutlich ihn treffend beschreibt, bis zu seinem Lebensende

Aber was war der Magazingründer und Mädchenliebhaber eigentlich für ein Mann, lebte er die gut verkaufte Inszenierung, realisierte er Männerträume, war er eher ein Frauenideal oder lebte er einfach, was ihm gefiel, so geschmacklos es uns heute auch scheinen mag?

Feministinnen weltweit regten sich über das Frauenbild des Playboy auf, der die Damen entweder unbekleidet oder nur sexy verhüllt mit einem Puschel über dem Po abbildete und sie damit auf ihre Sexualität reduzierte, dem hielten Playboy Redakteure und betroffene Männer, die sich mit solchen Feministinnen auseinandersetzen musste, was ja manchmal unvermeidbar ist, immer wieder entgegen, es ginge doch viel mehr um Inhalte und die nackten Damen seien einfach ein Gimmick dazu,  um das Auge zu erfreuen. Überhaupt seien die Frauen dort doch besonders ästhetisch abgebildet, was doch gerade für eine Verehrung und nicht eine Verachtung der Frauen spricht.

Es stimmte, wie ich aus Erfahrung weiß, die Artikel waren meist sehr gut recherchiert, oft wirklich spannend und teilweise von großen Schriftstellern verfasst. Die Frauen waren halt dabei, schön zu sehen dass erste, was sich nahezu jeder darin ansah, auch ich, weil eine nackte Frau für mich einfach ein schöner reizvoller Anblick ist, mehr aber auch nicht. Ich liebe auch schön gebundene und fein gemachte Bücher sehr und finde deren Anblick sogar oft erregender als den der meisten Frauen, was aber vielleicht auch eine etwas spezielle Vorliebe von mir ist, der auch aus Erfahrung sagt, die Vielfalt wird überschätzt und dennoch freue ich mich an der schönen Natur des weiblichen Körpers, egal ob ich am Nacktbadestrand liege oder mir einen Playboy anschaue, ähnlich wie mich auch ein schöner Wald oder Berg entzücken kann, nur ist der selten so erregend wie schöne Bücher oder eben Frauen.

Sich daran zu freuen, finde ich nicht verwerflich. Damit muss mir die aktuelle Ästhetik der Mode mit viel zu dünnen, unnatürlich proportionierten Frauen nicht gefallen, die häufig noch wider die Natur als komplette Nacktschnecken vor uns erscheinen. In den Playboy wird keine Frau gezwungen, im Gegenteil, viele bewerben sich darum und hoffen damit eine Karriere als Model zu starten oder erhoffen sich sonstige Vorteile für ihr Leben. Die mit denen ich darüber sprach, sagte mir alle, sie fanden es eine gute Erfahrung und hätten sich danach besonders schön gefühlt.

Damit muss ich nicht die typisch neureich amerikanische Ästhetik des Magazingründers gut finden, die sich im Laufe der Jahre immer mehr an den US-Durchschnitt anpasste. Finde sie grässlich und billig und es auch zu blöd, wenn Frauen mit einem Puschel auf dem Po und Hasenohren durch die Gegend laufen. Aber ich freue mich an mehr Nacktheit und dem Anblick der Natur, wie sie überall selbstverständlich sein sollte, um sich an menschlicher Schönheit in ihrer vielfältigen Gestalt zu erfreuen.

Dafür und für das sexuelle Selbstverständnis vieler Frauen hat Hugh Hefner großes geleistet und das wird auch immer der Würdigung verdienen, trotz dieser für meinen Geschmack peinlich neureichen Inszenierung, wie sie auch ein Rolf Eden, der letzte lebende Playboy ist nämlich spätestens jetzt ein Berliner, bis zur Perfektion beherrschte.

Nacktheit im Alltag normaler zu machen, ohne die Grenze zur Pornographie zu überschreiten, sondern sogenannte ganz normale Frauen von nebenan erotisch zu inszenieren, hat ein erregendes Moment in der Gesellschaft geschaffen, was vielen Frauen erst ihre Macht über den Mann auch durch ihren Körper bewusst machte. So wurden Frauen durch den Playboy nicht verdinglicht und bloße Lustobjekte männlicher Anschauung, die sie einzig ausbeuten will, wie manche noch vom schwarzerschen Feminismus leidvoll betroffene meinen beklagen zu müssen, sondern selbständige Täterinnen der Verführung, die ihre Macht spielerisch zu nutzen wussten.

Dazu muss Frau nicht 20, gertenschlank und blendend aussehend sein, wobei jede Abweichung noch weg gephotoshopt wurde, sondern nur sich mit Lust zeigen wollen, um schön zu sein. Sicher könnte über die typisch amerikanische Ästhetik im Playboy gestritten werden, aber mir erscheint dies völlig müßig, als würde ich mich über die Geschmacklosigkeit eines Donald Trump oder der Zuschauer des Privatfernsehens erregen.

Vielleicht sind FKK Magazine mit nackten Menschen, die früher sich Nudisten nannten, noch geeigneter ein schönes Bild der Natur zu verbreiten, doch kenne ich bisher kein Nudisten Magazin mit journalistisch und schriftstellerisch so reizvollen Artikeln wie den Playboy. Darum muss ich nicht den Geschmack der Amis teilen, um die Freude am weiblichen Körper sthetisch gut zu heißen.

Es wird die Sexualisierung der Frau und ihre Rolle als bloßes Lustobjekt durch Bilder, wie sie der Playboy am Rande der Legalität inszenierte von feministischer Seite beklagt. Ist Erotik und Lust eine Reduktion und Schwächung der Frau oder gibt es der Frau nicht viel mehr Macht als sie in allen verklemmten Zeiten unter der Diktatur der bigotten christlichen Moral bisher hatte?

Immer noch meint dieser anmaßende Aberglaube, in all das eingreifen zu dürfen, was Lust, Fortpflanzung, Trieb und allgemein die Freude an unserer Natur betrifft. Es wird dies verlogene Spiel Moral genannt, tritt unter dem Deckmantel der Religion auf und hindert bis heute mehr Frauen daran ihr Sexleben zu genießen, als glücklich zu werden.

Der Playboy hat mehr zur Befreiung der weiblichen Sexualität und damit der gegenseitigen Erfüllung getan als sogar vermutlich die Pille oder zumindest vergleichbar. Dafür kann Hugh Hefner trotz seiner vielen Geschmacklosigkeiten und seiner typisch amerikanischen Ästhetik gelobt werden, nicht dafür, dass er Pfeifenraucher war und damit Stil bewies, einen solchen werden die meisten ihm schon vorher unterstellt haben.

Sex normaler machen, wie es auch Beate Uhse tat, kann auf eine aufklärerisch wissenschaftliche Weise getarnt werden, wie es auch die Filme eines Oswald Kolle oder jüngste Serien im Fernsehen taten oder auf eine etwas aufschneiderisch verführerische Art, wie es im Playboy geschah. Den Deutschen gilt letztere Form als unsauber, während erstere fast einen Stempel vom Amt bekommt für verantwortungsvolle Aufklärung.

Über Sex reden, sich an der Lust und der Schönheit freuen, tut den Menschen gut, wenn sie nicht stattdessen lieber auf Rollen versessen, nur nach Problemen suchen. So betrachte ich den alten Playboy, der gerade verstarb, als schlicht nettes Accessoire der Zeit. Dabei muss mir weder die Inszenierung der Frauen in seinem Magazin noch die Häschen-Ästhethik überhaupt gefallen - finde sie so grässlich wie den meisten Hollywood Kitsch oder die florideske Disney-Ästhetik, in die auch President Donald so gut passt.

Aber über den Playboy über weibliche Schönheit zu reden, warum ich Schamhaare natürlich schön finde, ihr Fehlen als einen pädophilen Angriff auf meinen Geschmack sehe, warum natürliche Weiblichkeit schöner ist als die totgeschminkt inszenierte, finde ich gut und im Ergebnis der Beziehung förderlicher und erregender als kollektive Erregung über weibliche Inszenierung. Bin mir wohl bewusst, wieviele überzeugte Feministinnen, sich angesichts dieser Worte empört abwenden, aber ich ertrage diesen herben Verlust recht stoisch, da der Lustgewinn ihrer Gegenwart nörgelnd ohnehin sehr gering war.

Liebe Aktfotos und fotografiere meine Liebste zu gerne nackt, freue mich an ihrer Schönheit darum noch mehr und dies nicht, weil sie eine perfekte Figur hat und jung ist, hat sie und ist so, sondern weil ich sie liebe. Sie wird immer die schönste Frau für mich sein, die ich einzig anbetungswürdig finde - weil ich sie so sehr liebe und dieses Denken scheint mir typisch männlich. So wie wir uns selbst nur selten kritisch betrachten, sondern eher beim Blick in den Spiegel überschätzen, neigen Frauen nach meiner Erfahrung mehrheitlich zum Gegenteil und zum kritischeren Blick.

Der Playboy bringt längst keine Aktfotos mehr, außer es gehört zum Artikel, will eher ein Society Magazin werden. Die BILD hat auch die Nackte von der ersten Seite verbannt, was ästhetisch kein großer Verlust war. Aber fehlt der Gesellschaft diese Nacktheit und was bräuchte es anstatt?

 Würde mir viel mehr Nacktheit wünschen und Freude wie Leidenschaft in der Inszenierung des eigenen Körpers, weil nichts der Lust förderlicher ist. Mehr Nackedeis im Alltag und normalen öffentlichen Sex statt dessen Skandalisierung. Dies alles natürlich beim gebotenen Schutz der Kinder, was immer eine Epoche dabei gerade für geboten hält.

Freuen wir uns aneinander, genießen wir voller Lust unsere natürlichen Körper, lernen wir mehr über Sex, um auch Schwierigkeiten dabei, überwinden zu können. Dachte früher guter Sex läge in der Natur und müsse nur gemacht werden, dann passt es schon. Weiß inzwischen, dass dies nicht der Fall ist, cirka 98% der Paare nie gemeinsam zum Höhepunkt kommen, also immer im Vorspiel stecken bleibt, bei dem auch nur jeder für sich kommt, statt wirklich Sex zu haben.

Dies liegt zum einen an der Natur und zum anderen an mangelnder Aufklärung darüber, wie auch unter Schwierigkeiten alle Weg nach Rom führen können, ohne gläubig werden zu müssen. Darüber, dies sei hier versprochen, werde ich bestimmt auch nochmal ein Essay zum weiblichen Höhepunkt und dem gemeinsamen Glück schreiben, bestimmt bald und vielleicht sogar nach dem gerade Genuss dessen, was ich hier preise und warum ich heute sage, die meisten Menschen haben nie in ihrem Leben Sex sondern onanieren nur irgendwie mehr oder weniger erfolgreich ineinander, sind damit aber zufrieden, weil sie es nicht anders kennen, aber hier geht es ja nicht um die Technik des Sex sondern um ein Gedenken an Hugh Hefner, den alt gewordenen Playboy und seine Verdienste.

Hefner hat mehr Sex und mehr Nacktheit in den Alltag gebracht, wenig von dem, was er tat, wäre nun genau mein Geschmack, was ich auch schon oft genug gesagt habe, aber mehr Lust finde ich gut und natürlich, freuen wir uns daran und in diesem Sinne gedenke ich dem Verstorbenen dankbar, er hat mehr Sex auch in die verlogen prüde amerikanische Gesellschaft gebracht und das ist ein größerer Verdienst für den Weltfrieden als ihn die meisten Präsidenten vollbrachten. So verkehrt kann dieser Hugh Hefner also nicht gewesen sein. Der Playboy-Gründer ist tot, es lebe die freie Natur.

jens tuengerthal 28.9.2017

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