Freitag, 22. August 2025

Mobilitätsopfer

Mobilitätsopfer

Mobilität halten wir für wertvoll
Nehmen dafür auch gerne die
Über 1300 Toten jährlich hin
Auch 175.000 Verletzte sind
Nicht weiter der Rede wert
Das ist halt der Preis unserer
Wunderbaren Mobilität der wir
Mehr Opfer schon brachten als
Die Inquisition je forderte
Autos sind ja keine Hexerei
Nur dumme Maschinen
Das passiert halt mal 
Denken alle bis es sie 
Selbst erwischt danach
Spricht keiner mehr
Hab es zufällig überlebt
Als ich 1987 totgefahren wurde
Heute lache ich darüber als
Mobilitätsopfer habe ich
Mal was nützliches getan

jens tuengerthal 22.8.25

Liebestreu

Liebestreu

Großen Gefühlen
Immer treu bleiben egal
Wer mit wem Sex hat

jens tuengerthal 22.8.25

Teegeschmack

Teegeschmack

Vertrauter Geschmack
Grüner Vanille morgens
Macht einfach glücklich

jens tuengerthal 22.8.25

Spätsommerlicht

Spätsommerlicht

Spätsommerlicht scheint
Angenehm wärmend ohne
Zu große Hitze

jens tuengerthal 22.8.25

Liebeskümmerer

Liebeskümmerer

Kümmere mich zu gerne um die Liebste
Bin für sie da mit liebevoller Sorge und
Begleite sie so durch den Tag frage 
Wie es ihr geht und tue alles für sie

So bin ich aufgewachsen und finde das
Normal in der Liebe gewann dabei noch
Mehr Energie statt mich zu verausgaben
Dachte ich bis eine es missbrauchte 

Zwei Jahre mit einer Borderlinerin die
Von einer Katastrophe in die nächste
Rutschte um genug Aufmerksamkeit 
Zu bekommen haben mich ausgebrannt

Dazu Eifersucht mit Szenen aus dem
Nichts haben alles Vertrauen zerstört
Dabei habe ich für die Liebe gelebt 
Danach nur noch Frauen konsumiert

Fürchte die Liebe als ständig neue Krise
Bleibe lieber allein und für mich sich nie
Wieder rechtfertigen zu müssen dabei
Kümmere ich mich doch so gerne

Die Liebe des Kümmerers ist damit
Verkümmert und egal geworden
Ruhiger lebt sich ohne sie denn
Gutes ist nicht mehr zu erhoffen

Warte auf das Ende und genieße
Was noch bleibt vor allem Bücher
Weiß nicht ob es das schon war
Genug war es schon lange

Nur um wen ich mich kümmere
Weiß ich immer noch nicht aber
Das wird irgendwann auch egal
Wie die Liebe am Ende aller Tage

jens tuengerthal 22.8.25

Donnerstag, 21. August 2025

Lektürentagebuch 21.8.25

Lektürentagebuch 21.8.25

Auf der Reise ins Paradies mit dem
Bremer Ehepaar Heinrich und Christine Gondela berichtet er aus Serwitz am Morgen des 4.9.1802 von höllischer Nacht

Nachdem sie im Unwetter nach einem
Achsbruch in einer düsteren Kaschemme
Notdürftig Quartier gefunden hatten ergriff
Ihn in der Nacht die große Angst wieder

Mühsam nur schlief er wenige Stunden
Beide wachten ständig beim kleinsten
Geräusch wieder auf und fürchteten sich
Als plötzlich ans Fenster geklopft wurde

Fürchteten beide Gondelas sogleich es
Sei ein Überfall und Heinrich drohte mit
Den Pistolen zu schießen die er nicht hatte
Was den durstigen Gast wieder vertrieb 

Gefühlt jeden Moment wieder erwachend
Verbrachten sie die Stunden im Dunkeln
Bis zur endlich Morgendämmerung die sie
Endlich beruhigt einschlafen ließ 

Um sechs Uhr weckte sie dann der Wirt 
Mit sogar frischem Kaffee zu dem sich 
Heinrich eine gute Pfeife gönnte bald
Kam der Schmied ihren Wagen wieder

Fahrtüchtig zu machen was ihm auch
Tatsächlich noch gelang und so ging
Die Reise nachdem sie viel zu viel
Für das schlechte Quartier bezahlten

Weiter in der Hoffnung es möge nie
Wieder ein Reisender in diesem so
Düsteren Quartier je solche Ängste
Erleiden müssen wie sie in der Nacht

Am Abend des 4. September berichtet
Heinrich aus Podersan das sie in weniger
Als einer Stunde erreichten wo nun der
Wagen wieder instand gesetzt werden soll

Bei wunderbarem Wetter und nach einem
Guten Kaffee mit reichlichem Frühstück 
Machen sich beide mangels Wagen dann
Zu Fuß auf zum Park Schönhofen

Diesen hatten sie loben hören und so
Machen sie sich in der Hitze auf den 
Weg den Berg hinauf wo sie erschöpft
Ankommen erstmal Kaffee und Wein 

Im zum Park gehörigen Wirtshaus 
Genießen vor guter Laune sogar
Im Saal zu tanzen beginnen bis der
Zur Führung bestellte Gärtner kommt

Dieser führt sie durch die ganze wohl
Zauberhaft am Berg gelegene Anlage
Die auch verschiedene Gebäude besitzt
Die sie alle genüsslich besichtigen

Ein wenig lästert Heinrich über die
Neigung alle Parks mit ähnlichen 
Gebäuden gotisch chinesisch wie
Tempel und Meierei zu schmücken

Ist dann aber doch angetan von der
Schönheit dieser würde zu gerne am
Einen oder anderen Ort noch länger
Verweilen doch der Gärtner drängt

Verzaubert von der Blumeninsel am
Ende des Rundgangs verweilen sie
Noch einen Moment und müssen sich
Dann eilen vor Einbruch der Dunkelheit

Wieder in Podersan anzukommen wo
Sie eine sehr reichliche Mahlzeit dann
Mit gutem Wein gut erholt genießen so
Viel hatten sie bekommen dass sie noch

Ihren Diener den guten Hinrich gleich
Mit Essen mitversorgen konnten um
Sich dann mit dem Trost ins Bett zu 
Begeben dass ihr Wagen curiert sei

Herrlich diese gegensätzlichen Erlebnisse
Auf der Reise des Ehepaars Gondela das
Aus der Hölle ins Paradies an einem Tag
Gelangt und es zu genießen dabei weiß


Weiter auf Reisen geht es nun in Wien
Mit Johann Kaspar Riesbecks Briefen
Eines reisenden Franzosen die 1783
Das erste mal noch anonym erschienen

Der 22. Brief beginnt mit einem Bericht
Über die Wiener Polizei die alles was
Schwung und moralische Stärke habe
Unterdrücke und Gedanken zu einer

Philosophie einer guten Polizei die sich
Mit Problemen beschäftige um dafür
Sicherheit zu schaffen und dabei die
Freiheit möglichst wenig beeinträchtigt

Die Polizei solle ihre Richterstühle nicht
Zu Beichtstühlen machen und noch über
Die häusliche Moralität wachen sie soll
Nie eine Inquisition werden gut zu sein

Doch habe die Wiener Polizei eine eigene
Keuschheits Kommission welche bis in die
Häuser die Betten visitierte die noch von
Maria Theresia geschaffen worden war

Der Kaiser ihr Sohn hatte gerade erst
Deren Beschränkung durchgesetzt die
Vorher Nymphen und Spitzel beschäftigten
Die gemeinsam junge Leute ausbeuteten

Dies wurde zwar aufgehoben aber noch
Immer folgen Polizisten den jungen Leuten
Im Prater in die Büsche etwaige Sünder 
Dort in flagranti zu ertappen was Riesbeck

Einfach ekelhaft nennt auch wenn damit
Hurerei und Kindermode begrenzt werden
Sollten die dann zu seltsamen Ehen noch
Gezwungen werden oft Künstler bleiben

Schon Shakespeare habe in einem Stück 
Dessen Name er nicht erinnert einen
Hurenwirt sagen lassen wenn die Polizei
Die Hurerei gänzlich abschaffen wollte

Müsse sie sämtliche Männer kastrieren
Schon damals schien die Wiener Polizei
In diesem Ruf gestanden zu haben doch
Habe der Ehezwang schreckliche Folgen

So blieben die meisten der erzwungenen
Ehen kinderlos weil es ohne Gefühl nie so
Gut klappen wie mit meint Riesbeck auch
Würden die Kinder solcher Ehen die

Gleichgültig füreinander wären oft eher
Selbst auch gefühllos worin er wohl den
Hauptgrund sieht warum die Wiener
So wenig sittliches Gefühl noch hätten 

Mehr als Schimpfen könnten die Wiener
Aus Angst vor der überall Polizei ohnehin
Eher nicht warum es auch selten Duelle
Gäbe aber schimpfen könnten sie gut

Einen Aufstand habe der Hof in Wien
Nicht zu fürchten habe es nie gegeben
In der Geschichte Wiens oder doch 
Zumindest eher sehr wenige wenn

Zum Aufstand sei der Wiener viel zu
Entnervt ist aber auch dafür nicht so
Patriotisch wie die Pariser so sei die 
Subordination die einzige Triebfeder

Weder die Freiheitsliebe der Engländer
Noch das Ehrgefühl der Franzosen
Sei in Wien zu finden womit auch der
Wille zur Verteidigung völlig fehlt

Fast alle kaiserlichen Gärten und Schlösser
Ständen dem Publikum zum Vergnügen 
Offen dazu seien Prater und Augarten
Zu den schönsten Europas geworden 

In Wien herrsche überall Sicherheit wie
Ordnung aber es sei dafür eher langweilig
Lieber hätte er etwas mehr Risiko noch
Wie in London als den hier Gehorsam

Er sieht die geringe Gefahr von Unordnung
Im schwachen Nationalcharakter begründet
Der nichts besonderes mutig beginne im
Nächsten Brief berichte er mehr davon

Diese dem anonymen Franzosen aus
Gründen der Sicherheit vor Zensur
Unterstellten Briefe sind ein schöner
Bericht aus dem vorrevolutionären Land

Sie zeigen Mut zum Widerstand und auch
Klare Kritik an der Obrigkeit die sich durch
Ihr Verhalten noch selber schädige wie
Ein Bewusstsein für fehlende Freiheit

Spannend wäre auch wie heutige Wiener
Die Betrachtung ihres Charakters sehen
Was sie lächeln ließe und was empörte
Enthalte mich hier jeden Urteils lieber


Weiter geht es mit einigen Seiten in 
Georg Forsters Ansichten vom.Niederrhein
Wohin der spätere Mainzer Revolutionär 
Mit Alexander von Humboldt reiste

Über Gerechtigkeit nach dem Recht
Gegen die nach der Natur philosophiert
Georg Forster am Beispiel der Stadt
Lüttich gegen die das Reichsgericht

In Wetzlar wo Goethe einst sein
Referendariat machte ein Urteil fällte
Das die Reichsexekution begründete
Die wiederum das preußische Militär

Durch General von Schlieffen dort
Durchsetzen ließ denn damals noch
Gehörte Lüttich zum Gebiet des bis
1806 bestehenden Deutschen Reichs

Dies war die Vorgeschichte der teils
Schon revolutionären Gedankens die
Forster zu Staat und Identität hier im
Falle von Lüttich noch äußerte

Sie durch zurückblättern wieder in
Erinnerung zu rufen machten den
Zunächst absurden Exkurs klar da es
Um das Recht der Bürger von Lüttich geht

Wie gewagt diese Gedanken wirklich sind
Beurteile ich lieber erst wenn ich dieses
Kapitel zu Ende gelesen habe was
Vielleicht noch etwas dauern könnte

Forster entwickelt gute Gedanken zur
Begründung des Staates in Freiheit
Die deutlich effektiver wären als es
Eine Despotie je sein könnte 

Doch ohne sofortige Erinnerung noch
An den Kontext von Lüttich klangen
Diese zunächst etwas abstrus für mich
Wie teilweise sehr umständlich formuliert

Im Zusammenhang dagegen bleibt sein
Stil zwar immer noch etwas langatmig
Wird aber verständlich und war da
Aktuell und politisch auch brisant 

So bin ich heute über einem der kleinen
Nachteile der wechselnden Lektüre mit
Beschränkter Erinnerung gestolpert aber
Fand den Faden dann doch wieder

Die Ansichten vom Niederrhein die etwa
Lichtenberg sofort hoch lobte und zu der
Sogar Goethe relativ wohlwollend noch
Schrieb waren eine Reise zur Revolution

Der erste Band erschien 1791 bei Cotta
Tarnte hinter dem umständlichen Titel die
Reise in revolutionäres Land wie damit
Die französische Revolution indirekt

jens tuengerthal 21.8.25

Bücherparadies

Bücherparadies

Der Himmel und erfundene Götter
Interessieren mich so wenig wie
Sonst Hokuspokus es je konnten
Genieße lieber was mir noch bleibt

Die schönsten und besten Welten
Waren seit ich lesen konnte immer 
Geistige und damit zuerst jene der
Bücher die mich überallhin brachten 

Früher durchlitt ich auch Qualen um
Bücher zu Ende zu bringen was dem 
Bewohner einer Bibliothek fern liegt
Der greift lieber zum nächsten dann

Geht es mir psychisch schlecht aus
Welch unerfindlichen Gründen auch
Immer ist die Andere Bibliothek stets
Das beste mögliche Medikament

Natürlich nicht jeder meiner bisher
Nur etwas über zweihundert Bände
Aber ich weiß ganz genau was wie 
Wann gut tut wie Montaigne immer

Die großen Reisebände aus dieser
Bibliothek geben mir seltsam genug
Orientierung wenn ich mich mal wieder
In mir selbst völlig verirrt habe

Schaue glücklich auf bunte Rücken
Dankbar immer genug zu lesen hier
Im Paradies der Bücher zu haben dem
Schönsten mir denkbaren Ort dazu

Früher versteckte ich noch verschämt
Die Lesebändchen in jedem Band heute
Lasse ich sie lustvoll freudig hängen um
Sich an aktueller Lektüre zu freuen

Das Paradies auf Erden ist nämlich
Genau der Ort der uns Zufriedenheit
Wie GIück dauerhaft schenken was
Der Bibliothek seit Jahren gelingt

jens tuengerthal 21.8.25

Paradieswahn

Paradieswahn

Die Idee vom Paradies ist ein Wahn
Der eng mit dem Märchen der Schöpfung
Verbunden zu nichts als Unzufriedenheit
Die Menschheit immer führen kann 

Schon die Geschichte von Adam und Eva
Ist ein übel chauvinistisches Märchen das
Nur dem Machterhalt alter Strukturen im
Babylonischen Exil noch diente

Während die unkultivierte Sekte der
Wüstenbewohner immer mehr Mitglieder
An die emanzipierte Stadtreligion verlor
Erfand diese als Ziel das Paradies

Christentum und Islam als Töchter der
Jüdischen Sekte übernehmen diese Idee
Die höchstes menschliches Ziel wurde
Sich im Sprachgebrauch verselbständigte

Wäre ein Paradies wirklich paradiesisch 
Um dort quasi bewusstlos also ohne den
Apfel vom Baum der Erkenntnis schon
Genossen zu haben sorglos zu leben

Wertet die Hoffnung auf ein solches
Jenseitiges Paradies nicht was ist ab 
Verhalten sich die Erben dieses alten
Aberglauben darum so asozial weiter

Gegenüber der Natur die Paradies
Genug uns sein könnte wagten wir
Je im Leben zufrieden noch zu sein
Statt weiter auf ein Jenseits zu hoffen 

Der Planet kann uns gut ernähren
Bietet uns Schutz und ist Heimat 
Genug damit zufrieden zu sein statt
Noch immer mehr zu wollen

Habe nichts außer Büchern die das
Denken der Welt beinhalten also eine
Eigene geistige Welt mir schenken die
Grenzenlos paradiesisch schön ist

Vergesst das himmlische Paradies
Was eine stupid bewusstlose Hölle
Für dumme Narren die nie kritisch
Fragen oder denken immer bleibt

Genießen wir lieber das irdische Paradies
Mit aller Schönheit der Natur voller Lust
Die uns der Aberglaube gern verbietet
Als ginge es im Leben um anderes je

So ist mein vollkommenes Paradies die
Kleine Bibliothek in der ich lustvoll lebe
Gelegentlich den Diwan auch teile was
Mit Lust aneinander Paradies genug ist

Reale Befriedigung miteinander finden
Ist menschlich gut und schön aber alle 
Himmlischen Teile werden irrelevant um
Der Natur im möglichen zu folgen

Überlassen wir das himmlische Paradies
Den Vögeln die hoch hinaus stets wollen
Genießen wir lieber lustvoll unsere Natur
Damit vollkommen zufrieden zu sein

jens tuengerthal 21.8.25

Netzliebe

Netzliebe

Große Gefühle
Virtuell lieber lassen
Verhindert Herzbruch

jens tuengerthal 21.8.25

Virtuell

Virtuell

Die virtuellen
Freunde verschwinden einfach
Per Knopfdruck schneller

jens tuengerthal 21.8.25

Erledigung

Erledigung

Manches erledigt
Sich ganz von alleine nur
Etwas abwarten

jens tuengerthal 21.8.25

Altersliebe

Altersliebe

Neulich las ich bei einer
Sie könne noch nicht alt werden
Sie wisse noch nicht mit wem
Halt so ein alter Spruch 
Schon tausendmal gelesen
Dachte nur doch geht einfach 
Die Natur geht ihren Weg 
Egal ob einsam oder gemeinsam
Kümmert sich nicht darum was ich
Will oder wollen sollte weil es
Eben der Gang der Dinge ist
Irgendwann ist es einfach vorbei
Dann ist ohnehin alles egal
Aber kommt es je darauf an
Was wirklich geht oder genügt
Die Sehnsucht es voller Liebe
Miteinander teilen zu wollen
Auch mit Unsinn glücklich
Zu bleiben weil es ist
Was es ist und das
Manchmal genügt
Glücklich zu sein

jens tuengerthal 21.8.25

Mittwoch, 20. August 2025

Lektürentagebuch 20.8.25

Lektürentagebuch 20.8.25

In zwei Flaneure in Berlin über den
Kurfürstendamm 239 der heute in
Der Budapester Straße liegt und dem 
Zoologischen Garten gegenüber gelesen 

Als Hessel 1888 von Stettin nach Berlin
Mit Mutter und Geschwistern zog wohnte
Er zuerst in der Genthiner Straße um dann
In den Kurfürstendamm 239 zu ziehen

Dort berichtet er von den riesigen Sphinxen
Die es auf ihn abgesehen hätten wie jene
Die als Portiersfrau vor einem Bau aus der
Gründerzeit lag oder die etwas kleineren 

Auf der Brücke am Landwehrkanal bis er
Sich im bayerischen Viertel mit einer im
Treppenhaus anfreundete die er noch
Aufforderte etwas mythologischer zu sein

Auch Walter Benjamin widmet sich noch
Dem Motiv der Sphinx in seiner Berliner 
Kindheit erzählt er von jenen im Zoo vor
Denen die Strauße Spalier dort standen

Auch in seinem Essay über Baudelaire
Schreibt er Sphinxen hätten die düstere 
Schönheit von Ladenhütern wie sie noch
In alten Passagen anzutreffen sein

Hessel bemerkt der Zoologische Garten
Habe zu Humboldts Zeiten noch vor der
Stadt gelegen aber sei inzwischen an 
Drei Seiten von Häusern umgeben

Die vierte Seite führt immer noch bis zum
Landwehrkanal dem gegenüber dann der
Tiergarten beginnt und so begrenzt der
Tiergarten den Zoo was tierisch klingt

Wer das Tor mit den Elefanten erst
Durchschritt gelangte in eine andere Welt
So gäbe es den Vierwaldstättersee und
Die Alleen verwandelten sich bald in 

Kurpromenaden auf denen Brunnentrinker
Mit ihrem Glas Karlsbader in der Hand den
Heilsamen Rundgang machten auf der
Lästerallee stände noch ein Musikpavillon 

In diesem machten Militärorchester Musik
Von denen Benjamin schreibt er hätte nie 
Wieder so etwas entmenscht schamloses
Gehört Menschenströme zu temperieren

Der alte Berliner Zoo hat eine ganz eigene
Atmosphäre wobei die Beobachtung der
Besucher die sich gern zum Affen machen
Amüsanter ist als die gefangenen Tiere


In dem Band Ich schreibe aus Paris von
Helen Hessel im Anschluss passend nun
Das Kapitel Zwischen Berlin und Paris in
Dem Essay von Mila Ganeva gelesen

An einem Foto aus dem Sommer 1929
Das Helen wie Franz Hessel und ihrer
Kinder beim Urlaub in der Normandie zeigt
Wird die Geschichte hier aufgehängt

Helen sitzt hinter der Schreibmaschine
Tippt auch im Urlaub ihre Artikel nennt 
Sich eine Sklavin ihrer Arbeit und ist
Zugleich stolz auf ihre Tätigkeit

Seit 1925 arbeitete sie von Paris aus
Als Mode Korrespondentin mit einer
Eigenen Beilage in der Frankfurter Zeitung 
Hatte den Anspruch mehr zu berichten

Als nur die Mode darzustellen sondern
Für die moderne selbständige Frau zu
Schreiben die sie selbst auch war und
Pflegte dazu beste Kontakte in Paris

Sie arbeitete unter anderem regelmäßig
Mit Man Ray zusammen der für sie die
Bilder zu ihren Artikeln lieferte kannte
Auch Designer wie Coco Chanel gut 

Monatsweise war sie auch in die Berlin
Was ihr mondäner protziger und auch
Viel hektischer noch vorkam als Paris 
Wurde auch dort noch hoch geschätzt

Doch gehörte sie nicht zur Berliner Szene
Der zahlreichen Mode Journalistinnen die
Ihr zu aufgedonnert erschienen sie war
Lieber die sportliche selbstbewusste Frau

Entsprechend der Mode trug sie einen
Kurzen Bob der ihre Selbständigkeit wie
Ihren Einsatz für die moderne Frau noch
Passend zur sportlichen Kleidung zeigte

Sie nannte die moderne Frau die begabte
Regisseurin des anonymen Schauspiels
Das wir das tägliche Leben nennen dabei
Nutze diese die Mode als Waffe im Kampf

Der Geschlechter gegen die naturbedingte
Polygamie des Mannes was von dieser 
Frau die stets mehrere Männer hatte ein
Bemerkenswertes Statement doch ist

Nach ihrer Philosophie ist die moderne
Frau sowohl praktisch wie kreativ dazu
Attraktiv wie unauffällig herausfordernd
Feministisch wie bewusst weiblich

Sie ist mit den neuesten Trends vertraut 
Wie auf zeitlose Art dabei klassisch noch
Dabei wies sie gerne auf die immer auch
Demokratische Wirkung der Mode hin

So würde die Mode aus den Salons
Durch die Nacherfindung der Frauen
Aus allen Klassen erst lebendig womit
Das Alltagsspiel der Mode gemeint ist

Eines das alle Klassen überwinden würde
Die Dame aus den reichen Salons auch
Anerkennend die Variationen selbst der
Einfachen Arbeiterin imitieren ließ 

Trotz ihrer Bedeutung wie ihrer guten
Kontakte in die Szene trat Helen nie als
Modepüppchen auf sondern blieb ihrem
Sportlich männlichen Stil dabei treu

jens tuengerthal 20.8.25

Alterskunst

Alterskunst

Wie gehe ich gut mit dem Alter um
Welches Verhalten ist angemessen
Muss ich mich altersgemäß fühlen wie
Andere um Haus und Boot mich sorgen

Schaue ich auf meine Eltern oder jetzt
Die Mutter die nach dem Tod des Vaters
Im Elternhaus übrig blieb denke ich sie
Haben das gut und richtig gemacht

Sie haben einen großen Freundeskreis
Bei denen sich einer um den anderen
Liebevoll auch kümmert in der Not der
Sie vom eigenen Leid auch ablenkt

Fast täglich bekam meine Mutter als
Sie bettlägerig zu Hause war Besuch
Auch jetzt wo beide Schwestern nun
Zufällig gleichzeitig im Urlaub sind

Vereinsamt die Omi nicht hat auch 
Genug gute Bücher noch um sich
Alleine ihr Gedächtnis fit zu halten
Sehe das Vorbild und denke gut so

Vielleicht ist die Kunst des Alterns
Mit seiner Umgebung zufrieden zu sein
Mit vielen anderen hab ich es ja eher
Weniger und bleibe lieber für mich

Natürlich ist Großstadt anders als
Ländliche Umgebung in der Kurpfalz
Aber geistige Anforderungen wie die
Begegnungen scheinen gut zu tun

Dann einfach irgendwann umfallen
Wie mein Vater vom Klo nimmt dem
Sicheren Ende allen Schrecken und
Werde hoffentlich keine Ärzte brauchen

jens tuengerthal 20.8.25