Lektürentagebuch 28.6.25
Mit Zwei Flaneure in Berlin dem Band
Auf den Spuren von Franz Hessel und
Walter Benjamin von Gerd Rüdiger
Erdmann schon auf dem Bücherfest
Voller Begeisterung zu lesen begonnen
Wenn dort auch der Blick auf Schöne
Die vorbei flanierten gelegentlich etwas
Ablenkte faszinierte schon der Einstieg
Es beginnt in der Einleitung mit einer
Strophe aus Schwarz zu Blau von dem
Berliner Musiker Peter Fox die so wird
Gemutmaßt auch Hessel gefallen hätte
Jenes Guten Morgen Berlin du kannst
So hässlich sein passte zur Ambivalenz
Die auch Hessel gegenüber der Stadt
Empfand in die er mit acht Jahren zog
Doch war Hessel als Autor immer
Bemüht den Berlinern zu helfen ihre
Stadt zu lieben dagegen war das
Verhältnis seines Freundes Benjamin
Zu seiner Geburtsstadt Berlin eher
Ablehnender doch will das Buch die
Ähnlichkeiten und die Nähe der beiden
Guten Freunde näher untersuchen
Es führt dazu wie ein Spaziergang
An Orte die beide beschrieben oder
Die eine Rolle für beide spielten
Dies soll neue Einblicke gewähren
Das erste Kapitel ist schon wunderbar
Zur Flanerie Hessels und Benjamins
Überschrieben bezeichnet den Flaneur
Als ideal die Großstadt zu beschreiben
Weil diese sich permanent umformt
Passt die kurze Form des Beobachters
Die dabei ambivalent schwankt zwischen
Vorfreude auf das Neue und Angst vor ihm
Wie zugleich der Trauer um das Verlorene
Dazu passend wird gleich aus Benjamins
Angelus novus Text zu seinem Klee Bild
Zitiert den ich gerade im Bode sah
Der Engel blickt in die Vergangenheit
In das Paradies der Kindheit die für
Benjamin als besonderes das Erstemal
Bereithält dessen magischen Ursprung
Die Erwachsenen suchen was nie gelingt
Hessel benutzt dafür den Begriff des ersten
Blickes der kindliche Unmittelbarkeit meint
Erkennt so die tragische Einmaligkeit
Sowohl Hessel wie Benjamin litten unter
Depressivem Erleben auch wenn sie es
Völlig unterschiedlich umsetzten entrinnt
Hessel dem durch die Flanerie zeitweise
Die Großstadt die immer wieder anders
Fremd und neu ist gibt dem Menschen
Die Möglichkeit an jeder Ecke das Wunder
Der Entdeckung neu zu finden nach Hessel
So verwandelt Hessel die Großstadt in
Seiner Poetik in ein Magazin erster Blicke
Einen Kramladen aus dessen Allerlei
Der Flaneur schauend schöpfen kann
Die Flanerie wird zur Therapie in der
Sich die Kindheit wiederfindet die Proust
In la recherche so erschöpfend beschrieb
Weshalb alle beide dies Werk liebten
Dabei ist der Großstädter ständig von
Der Gefahr der Abstumpfungn bedroht
Warum der fröhliche erste Blick immer
Gelernt und geübt werden muss
Welch geniale Gedanken zur Lektüre
Die deren Tiefe gut ausloten so wird
Überraschungen begegnen wer bereit ist
Gewohnte Wege einmal zu verlassen
Für Benjamin ist Proust ein Mystiker
Der an seiner Weltfremdheit starb die
Er nicht zu ändern vermochte die für
Ihn am Ende vernichtend wurde
So sei das Kind der Ahnherr des Flaneurs
Was den Flaneur von Spaziergänger hier
Unterscheidet beschrieb Hessel in der
Kunst spazieren zu gehen die hier zitiert
Spazieren sollte wieder zweckfrei
Genossen werden es sei weder
Nützlich noch hygienisch es seien
Ferien vom Alltag sie zu genießen
So werde die Straße zum Wachtraum
Doch hier müsstest du müssen sonst
Darfst du nicht kritisiert Hessel die
Gesellschaft es sei nicht leicht hier
In Berlin geht man nicht spazieren
Empörte sich eine laut Hessel und
Sie hätte Recht hier gehst du wohin
Zum spazieren hätte hier keiner Zeit
Was Hessel in den Zwanzigern noch
Über Deutschland schrieb gilt heute
Noch genauso warum ich als Flaneur
Gerne in meiner Bibliothek bleibe
Doch Hessel beschließt aus Reih
Und Glied der Hastenden zu treten
Dagegen sei promenieren nur ein
Gesellschaftliches Spiel nie allein
Für den Flaneur sei die Straße Lektüre
Dennoch empfiehlt Hessel ein Ziel um
Davon abzukommen warum er sich in
Der Vorschule des Journalismus auch
Weigert den Auftrag zur Berichterstattung
Wie gefordert zu erfüllen er wahrt damit
Distanz zum rasenden Reporter Kisch
Flanerie bleibt darum stets zweckfrei
Damit stellt sie sich auch konsequent
Gegen das bürgerliche Arbeitsethos
Dies dient nur den zweckfreien Genuss
So sei Berlin im Drill der Moral erstarrt
Benjamin erlebt Berlin nach seiner
Rückkehr aus Moskau als tote Stadt
Die Menschen seien vereinsamt alles
Dafür unmäßig geputzt und gescheuert
Er geht als Persönlichkeit müßig um so
Gegen Arbeitsteilung und Spezialisierung
Zu protestieren ginge er gerne wieder
Wie 1840 Mode mit Schildkröten spazieren
Nach Hessel ist der Müßiggang nicht
Arbeitsverweigerung sondern umgekehrt
Beschränke das Geschäft die logisch
Vorrangige wie übergeordnete Muße
Auch Benjamin widmet dem Müßiggang
In seinen Passagen ein ganzes Kapitel
Die bürgerliche Gesellschaft schadete ihr
Die Muße der Dichter war früher anerkannt
Wie gut täte es auch unseren Zeiten
Gerade mit diesem Kanzler dahin mehr
Zurückzukehren als noch an Macher
Zu glauben die alles nur zerstören
Benjamin nennt sich einen schlechten
Fußgänger seine Flanerie sei eher
Theoretisch und philosophisch während
Hessel literarische Ambitionen hat
So wendet sich Benjamin Baudelaire
Dem Vorbild moderner Flaneure als
Übersetzer zu woraus ein Werk
Neben den Passagen noch wurde
Edgar Allan Poe habe bereits die
Grenze vom Flaneur zum Asozialen
Verwischt auch Hessel beschreibt es
Als Vergnügen verdächtig zu wirken
Die Zeitlupe des bloßen Zuschauers
Mache die Menschen nervös wobei
Bei ihm nichts dahinterstecke er möchte
Nur beim ersten Blick verweilen
Der Flaneur aber sei kein Schaulustiger
Er bleibe distanziert und unbeteiligt
Benjamin distanziert den Flaneur auch
Von der Boheme dem Snob und Dandy
Ein spannender Blick auf die beiden
Flaneure wie den kritischen Geist
Der hinter dieser Lebensform steht
Die der Gesellschaft den Spiegel vorhält
Bin gespannt auf die weitere Lektüre
Lasse es nun bei der Einleitung wie
Dem sehr kompakten ersten Kapitel
Voller Freude auf alles was noch folgt
jens tuengerthal 28.6.25