Lektürentagebuch 20.6.25
Wieder in den Buddenbrooks nur eben
Zweieinhalb Jahre später am 14. April
Des Jahres 1838 notiert der Konsul die
Glückliche Geburt seiner Tochter Clara
Handschriftlich mit Feder in dem goldenen
Buch der Familie und dankt dabei Gott
Für die leichte Geburt und den guten
Verlauf der Dinge notiert dazu Gebete
Der romantisch frömmelnde Konsul
Nutzt den leichten Abstand von seiner
Frau und Familie noch ein wenig im
Alten Familienbuch zu blättern
Liest die alten Geschichten wie er
Beinahe erschlagen worden wäre
Als Kind von einem Sack der von
Oben irgendwo herabfiel wie mehr
Seiner Rettung in Norwegen oder
Wann die anderen Kinder geboren
Die zweite Hochzeit seines Vaters
Mit Antoinette Duchamp aus Hamburg
Seiner Hochzeit mit der Tochter des
Konsul Kröger die gutes Vermögen
Für die Familie wieder mitbrachte
Erinnert sich am Buch der Zeiten
Dieser Blick in die Geschichte der
Erst mit dem Großvater nach Lübeck
Gekommenen also jungen Familie
Gemessen am hanseatischen Maß
Ordnet sich und die Familie ein die
Nun um ein Mitglied pflichtbewusst
Größer geworden was seine Frau
Auf doch Nachfrage gut überstand
Der etwas schwärmerische Großvater
Johann Buddenbrook meint sogleich
Das Kind habe die Augen seiner Nette
Was liebevolle Koketterie natürlich ist
Am Ende kommen die Kinder alle
Also Thomas Christian und Antonie
Um mit dem Vater zum Gottesdienst
Gehörig in die nahe Kirche zu gehen
Im Zauberberg geht es weiter über die
Konversion von Leo Naphta vom Judentum
Zum Katholizismus wie den Kontakt den
Der Lehrer und Prediger herstellte
Wie Naphta mit ihm ins Gespräch kam
Dieser sich darauf des armen Judenjungen
Annahm der nur noch seine Geschwister
Bei der Armenfürsorge noch abgab
Er war zu begabt für diese Familie
Blühte im Konvent erst richtig auf
Schon vorher im Gespräch über
Marx und Hegel zeigt der Junge
Diplomatisch geschickt seine große
Bewunderung für die katholische
Kirche als revolutionäre Organisation
Die dem Judentum nahe käme
Der Pater hatte den Braten gerochen
Zugleich hat ihn der Ehrgeiz gepackt
Den Judenjungen zu retten wozu es
Wenig Aufwand bei diesem bedurfte
Der Junge nutze seine Chance zog
Ins Konvent konvertierte sobald es ging
Wollte dem Orden unbedingt beitreten
Wurde darum nun privilegiert behandelt
Wie ihn nach Abschluss der Schule
Wie erster Zeit im Orden dieser zum
Studium nach Holland schickte wo
Seine Lunge leider schwer erkrankte
Zurück im Kloster an der Schule wurde
Seine Gesundheit erst besser in der
Dort gesunden ländlichen Luft aber
Dann auch wieder leider schlechter
Seit sechs Jahren lebte der Mann
Des Ordens der Jesuiten nun schon
In Davos in der dünnen Luft um noch
Überleben überhaupt zu können
Wir erfahren welche Eide er leistete
Was seinen weiteren Weg allein aufhielt
Wie er Lateinlehrer für kranke Kinder
Wurde der Theologe doch sein wollte
Bei Joseph und seine Brüder über die
Beschreibung der von Dûdu geplanten
Ersten Begegnung von Mut und Joseph
Im Garten im biblischen Ton amüsiert
Wie fein Thomas Mann hier die ganz
Schlichten Triebe von Mut beschreibt
Ihre Zweifel an ihrem Äußeren und
Wie vollkommen schön er ihr erscheint
Wie sie hofft vom dämmrigen Licht dort
Etwas profitieren zu können und dafür
Genießt wie Kleid und Mantel ihren schon
Etwas reiferen Busen jugendlich heben
Das zeugt von feiner Kenntnis der
Weiblichen Psyche wie einer ganz
Wunderbaren Umrahmung der eher
Schlichten biblischen Geschichte
Dieser heilige hochernste Ton der
Einer schlicht triebhaften Begierde
Scheinbar widerspricht zeugt von
Humor der Puppenspielers Mann
Seine drei großen Romane nun in
Ausschnitten nacheinander zu lesen
Die unterschiedliche Art der Inszenierung
Dabei zu genießen macht Freude
Es zeigen sich die Kontinuitäten wie
Deutliche Brüche dabei noch klarer
Das Genie in den Buddenbrooks wird
Zum späten Meister im Josephsroman
Mit Februar 1916 ist der nächste als
Brief getarnte Bericht von Franz Hessels
Pariser Romanze zeitnah überschrieben
Der von der Vorkriegsliebe uns erzählt
Krank auf seinem Strohsack liegend
Schreibt er erschöpft vom Wachdienst
Der klingt als wäre er da schon leicht
Von fiebrigen Visionen ergriffen
Wie er seine Lotte längst völlig verlor
Die vielleicht noch einen Kommandanten
Eines U-Bootes oder einen Jagdflieger
In Blitzheirat sich vermählt haben könnte
Wie alle stets um ihre Gunst warben
Auch die düsteren Maler im deutschen
Café die sonst für sich blieben spielten
Domino mit ihr in ihrer Mitte zu gerne
Sogar Eprussi der sonst nie Besuch
In seinem Atelier empfängt und für
Picasso eigentlich steht bat sie herein
Schenkte ihr einige seiner Tuschen
Oft war sie im Bilderboudoir der Manon
Laurier wohnte den Diskussionen der
Jungen Kunst gerne bei uns brauchte
Ihm als Führer eigentlich nicht mehr
Wie er Paris mit ihr und den Künstlern
Neu erlebt und neu sieht auch in den
Dunkelsten Spelunken ist es durch ihre
Gegenwart neben Huren hell wie nie
Es sind feine Geschichten mit ganz
Großen Bildern die Hessel hier seinen
Protagonisten erzählen lässt und vieles
Könnte noch heute genauso sein
Der Blick auf das Wunder seiner Liebe
Zu Charlotte die überall zum Mittelpunkt
Der neu entdeckten Welten wird wie es
Ihm als verliebten Beobachter scheint
jens tuengerthal 20.6.25