Mittwoch, 18. Juni 2025

Lektürentagebuch 18.6.25

Lektürentagebuch 18.6.25

Weiter ging es im zweiten Kapitel
Von Franz Hessels Pariser Romanze
Aus dem Papieren eines Verschollenen
Nun ein Jahr später im Januar 1916

Schon in der Nacht oder genauer
Am frühen Morgen da schon die
Vögel im Park zwitscherten mit der
Lektüre gleich wieder begonnen

Erzählt von der polnischen Front
Wie sie zuerst in Thorn noch für 
Monate kaserniert wurden sie dort
Russische Kranke bewachten

Dann vom Faschingsdienstag in
Paris wo es passierte und wie er
Dort auf den Kinderkarneval eher
Aus Versehen noch geriet weil er

Der üppigen Frau aus der Cremerie
Bis dorthin gefolgt war und wen er
Dort überraschend mit wem traf was
Mit Freude am erzählen vorgebracht

Ursprünglich hatte er für ihre Reise
Nach Italien sich belesen wollen doch 
Das Buch was er in der Nationalbibliothek
Über dorische Säulen entleihen wollte war

Leider gerade schon von irgendwem 
Entliehen worden womit ihm Zeit blieb
Die verführte ihn in die Cremerie zu
Gehen wo des Schicksals Lauf begann

Wie er für das Gaston Mädchen das
Ihre Freundin Hertha begleitete den
Stock und den Hut hielt die auf seine
Frage ob sie noch oder wieder spiele

Antwortete sie spiele immer und nie
Dann zur Konversationsstunde wieder
Verschwindet und er nun erfährt sie sei
Die Tochter einer Freundin von Hertha 

Sie wohne in einer Pension um die Ecke
Der Kinder Monceau die vollgestopft mit
Antiquitäten im Empfangsraum wäre wie
Zwischen all dem die schon etwas

Zerknitterte Madame de Roulers die
Natürlich keine Pension betreibt aber
Gerne junge Damen aus guten Familien
Zu sich aufnähme und dann auch für 

Die Konversation ihre altjungferliche
Freundin Madame Picard einlud was
Dann entsprechend auch bezahlt wurde
Beide erziehen die Jugend aus Liebhaberei

Nur eine persönliche Empfehlung konnte
Junge Damen zu Madame Roulers bringen
Wo Lotte im Jungmädchenzimmer wohnt
Das alles in rosa Schleifchen noch hätte 

Doch sie langweile sich dort und wolle
Das richtige wilde Paris kennenlernen 
Was sie sich nicht traue ihr vorzustellen
Des Versprechens der Freundin wegen

Ihn etwa hätte sie ihr sonst niemals
Vorgestellt dabei sei er doch wie er
Sogleich betont ganz harmlos lebe 
Mönchisch mit Büchern und Bildern 

Sie blieben dann den ganzen Abend
Zusammen und landeten noch in
Nonoches Bar wen sie dort alles
Treffen und was typisch passiert

Wie die koksende Gavine die ihm
Lotte zu gleichen scheint von ihrer
Zeit in der Nervenheilanstalt erzählt
Wo sie sich von ihrer Tollheit erholte

Wie ihn dann Hertha mitnahm in ihr
Gemach über den Wipfeln der Avenue
Wie er nachts aufrecht dort saß und
Dachte wie vergeblich aller Liebeseifer ist

Wie wir den nur tierischen Trieb in
Immer neue kindliche mörderische Spiele 
Um die einfache Lust im Labyrinth noch
Finden zu können voller Ehrgeiz dabei

Wie er dann einige Tage später am
Teetisch bei Frau Herth Lotte widersieht
Wer dort noch alles dazu kommt wie er
Lotte bis zu seinem Aufbruch erlebte

Er geht mit Eberhard der für Manon Laurier
Schwärmt die alle durch ihre Lorgnette
Ansah und mit cher ami dazu begrüßte 
Ihm von seinem Liebeskummer erzählte 

Wie sie alles mit sich machen lässt
Dann plötzlich etwas anderes spielen will
Sie locke ihn beständig aber gewähre
Nichts und ihn eifersüchtig machte 

Wie zärtlich sich seine Manon dieser
Lotte zuwandte der sie das Album mit
Kinderliedern vermachte von ihrem Vater
Das sie ihm schon lange vorher versprach

Lese es sehe den Absatz und denke
Nun ist Zeit für eine Pause um die
Gedanken und Erinnerungen die mich
Mit Hessel verbinden fliegen zu lassen

Denke an meine wunderschöne Verlobte
Die von Familie noch war in Paris erst im
Schloss eines Freundes wohnte der
Nachbar vom Le Pen zufällig war

Die später ins einer ähnlichen Pension
Auch lebte wie von Madame wohin sie
Auch über Verbindungen gelangt war
Was alles erstaunlich parallel war

Denke bei der koksenden Gavine
An die gleiches schnupfenden
Chanel Models die über den Dächern
Im VII. Arrondissement lebten

Wie ich mit der so zarten ersten Verlobten
Der von O mit ihren zierlichen Füßen durch
Ganz Paris laufen durfte ohne viel Geld
Als noch irgendwie Student ohne Examen

Der ich mein Leben lang irgendwie blieb
Nur von Heidelberg nach Berlin geriet 
Wie Hessel es umgekehrt machte was
Nicht die einzige Parallele hier ist

Denke an die heiße Sommermacht mit
Der üppigen Geliebten im kleinen Hotel
Nahe der Oper und wie die so wild sich
Geträumte Pariser Lust wund endete

An die langen Diskussionen im Haus
Des Grand Orient in der rue cadet wo
Mit dem Großmeister am Kamin die
Planung der Zukunft besprochen wurde

Der Weg quer durch an Paris noch im mit
Allem Gepäck vom Bahnhof im Osten zu
Dem im Westen auf dem Weg in die
Bretagne vor nun 35 Jahren

Hessel und seine wunderbare Distanz
Zum Leben was er gerne als Flaneur 
Einfach betrachtet tut wunderbar gut 
Auch wenn diesmal emotional beteiligt

jens tuengerthal 18.6.25

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