Lektürentagebuch 19.6.25
Weiter ging es mit Franz Hessel und
Seiner Pariser Romanze bei der er
Den ersten Gang mit Lotte durch die
Stadt unternimmt sie ihr zu zeigen
Nicht die Museen und Sehenswürdigkeiten
Die kennt sie schon sondern das heimliche
Paris mit den versteckten Ecken und ist
Von diesem ersten Gang ganz glücklich
Die Stadt scheint ihm in ihrer Gegenwart
Wie verzaubert und sie stehen vor dem
Karussell im Jardin du Luxembourg es
Fehlt nur Rilke der es später bedichtete
Sie entdecken den geheimen Garten
Hinter einer armen Kirche nahe dem
Ufer von dem aus Notre Dame auf der
Insel zu sehen ist und er erzählt ihr
Von der Illes des France wie von Chatres
Dem Zauber der Figuren dort während sie
Im Gras sitzend einen Blumenkranz flicht
Sind beide voneinander ganz verzaubert
Als sie sich dann verabschiedet fühlt er
Sich leer und falsch bereut schon fast was
Alles er nicht getan hätte aber sie wollen
Sich ja bald wiedersehen und weitergehen
Während er so verträumt in Auslagen mit
Büchern am Ufer noch schaut begegnet er
Germaine die ihn sogleich mit sich nimmt
Er solle ihr bei ihr Gesellschaft leisten
Dort im Rauchersalon wo Kissen liegen
Es nach Tee und Drogen und schwerem
Parfum riecht wo sie ihn fragt ob diese
Kleine de chez Madame Herta Hörner
Der er an der Metro die Hand gab eine
Liebe sei und er wiederholt sich diese
Frage laut zu spüren was sie ist worauf
Germaine über die deutschen Mädchen
Die sich anbieten aber nicht geben urteilt
Scharf die Pariserin die dann darüber
Philosophiert wie sie sein sollen um euch
Gefallen zu können und fragt was er will
Noch eine Pfeife zunächst ist seine Antwort
Um sich dem Opiumrausch hinzugeben
Davon zu erzählen wäre leicht doch er
Müsse ja von Lotte weiter erzählen
Wie er mit ihr vom Louvre kam sie dann
Den Mädchen aus den Modesalons dort
Begegneten die in Spiegeln die Männer
Beobachteten die dort vorübergingen
Wie sie ihnen folgten und welche Fragen
Seine Lotte ihm stellte als sie mit den
Mädchen die kommen und gehen dort
In einer kleinen Bar beim Kaffee saßen
Wie er sich erinnert wie er einmal eine
Yvonne so verehrte die dann verschwand
Wie der Freund riet immer mehrere von
Den Mädchen zu haben frei zu bleiben
Diese spielten einfach kämen und dann
Verschwinden sie ohne Erklärung sich
Auf eine zu konzentrieren wäre darum
Immer gefährlich und schmerzvoll auch
Wie sie eines Sonntags zusammen im
Park picknickten wie richtige Bürger mit
Essen und Wein natürlich dazu und sie
Am Ende an seiner Schulter lehnte
Wie er sie wohl hätte küssen können
Es aber nicht geschah und sie machten
Immer neue Ausflüge zusammen und
Trafen sich am Bassin im Luxembourg
Wie sie sich dann ein kleines Atelier
In Montparnasse mietete was ihre so
Reich und gut verheiratete Freundin
Ganz schrecklich bohême fand
Diese täte ständig alles damit die
Ganze Welt von ihr entzückt sei wie sie
Daran leidet und Mädchen sein will
Am nächsten Tag wieder Dame spielt
Als sie bei einem Ausflug eine Truppe
Komödianten in der Postkutsche treffen
Davon danach schwärmen als wilde
Vagabunden durch Frankreich zu ziehen
Beim Ausflug aufs Land merkt er als er
Ihr beim Essen eines Huhn zuschaut wie
Glücklich ihn dieser Anblick machte er
Sich satt vom großen Gefühl fühlte
An der Straße pflückte sie Blumen und
Er dachte dabei Tiere grasen und Mädchen
Pflücken Blumen was uns Männern doch
Wie er Claude schreibt rätselhaft bleibt
Als sie im Zug schläft beobachtet er sie
Freut sich an ihrer Schönheit aber sieht
Auch eine Strenge in den Zügen die ihn
Schon hoffen lässt sie möge jung sterben
Seltsam fühlt es sich nach diesem
Gedanken an als sie erwacht er konnte
Kaum mit ihr sprechen danach als sie
Am Bahnhof ankommen treffen sie
Madame Herta mit zwei Galanen im
Café und sie plaudern noch ein wenig
Als Herta sie dann über Nacht zu sich
Einlädt geht er lieber allein nach Hause
Wie fein und großartig erzählt Hessel
Hier von der beginnenden Liebe die
Ganz zart freundschaftlich anfängt so
Eigentlich doch nicht gewollt war
Nach Hessel weiter in der Biographie
Walter Benjamins von Lorenz Jäger
Gelesen wie sich der Freund über die
Akademischen Lehrer in Deutschland
Auftregt und wie er die großen zerreißt
In Berlin gebe es nur einen einzigen
George nahen Forscher der irgend
Erträglich wäre weil er anders ist
In München hört er den großen
Kunsthistoriker Wölflin der das
Kunstwerk nicht sehe sondern
Sich dazu verpflichtet fühle dieser
Hält seine Theorie für eine moralische
Tat dabei wird dann pedantisch wie
Cantonisch lächerlich und richtet so
Jede natürliche Begabung zugrunde
Dagegen gefallen ihm Außenseiter wie
Der Sprachphilosoph Ernst Lewy der
Nach Göttingen in Berlin lehrte wie er
Vorlesungen zur Buße fast allein hört
Dann in der privaten Wohnung eines
Mexikanisten eine hübsche Dame traf
Wie den traurig schauenden Rilke auch
Noch einen Husserl Schüler hörte
Neben seiner Beziehung zu Grete Rast
Taucht nach einer Vorlesung Dora Pollack
In seinem Leben auf und wird bedeutend
Die noch mit Max Pollack verheiratet ist
Diesen aber für den intellektuell viel
Interessanteren Benjamin verlässt
Wie danach auch erfolgreich heiratet
Sie galt als schön sinnlich überempfindlich
Diese blonde Jüdin mit vollen roten Lippen
Strahlte laut Charlotte Wolff Lebensfreude
Aus und viele Männer seien Anfang der
Zwanziger Jahre in sie verliebt gewesen
Walter und Dora Benjamin heirateten im
Krieg April 1917 der Erste Weltkrieg fand
Jedoch ohne Benjamin statt der als Zitterer
Ende 1914 vom Dienst freigestellt wurde
Es gab verschiedene Nachmusterungen
Die er mit Unmengen von Kaffee zitternd
Überstand und 1917 sorgte Dora via
Hypnose für einen lähmenden Ischias
Zur Kur ging er dann in die Schweiz
Erst mondän im Hotel Savoy in Zürich
Dann nach Sankt Moritz ebenso gediegen
Er studierte in Bern ohne jeden Ischias
Noch auf eine Nacht in den Tropen an
Bord der Jagiello mit dem Auswanderer
Andrzej Bobkowski der vom Leben an
Bord in hinter dem Wendekreis erzählt
Wie sie durch die Arbeit an der Zeitung
Sonderrechte zur Nutzung der Bar in
Der Ersten Klasse bekamen was am
Tag besser war als an Deck
Dieses Blatt soll auf dem morgigen
Kapitänsabend der ein Abschiedsball
Wird weil 500 von Bord nun gehen
Verteilt werden nun wird geschafft
Dabei geht es um Kultur und Zivilisation
Zivilisation sei die ganze Bar mit allem
Kultur die Fähigkeit sie zu nutzen ohne
Sich dabei gleich völlig zu besaufen
Doch verstand der Spanier ihn nicht
Auch die zivilisiertesten Menschen
Würden sich gelegentlich besaufen
Um dann irgendwohin zu reiern
Was er wiederum bestreitet weil
Die Fähigkeit sich zu beherrschen
Einen kultivierten Menschen doch
Gerade ausmache der damit ein
Kultiviertes Gleichgewicht zeigte
War eine Kultur erst groß mache
Was zwar zugestanden wurde doch
Zugleich infragegestellt wurde
Lese nachdenklich diese Worte
Eines Polen und denke an die
Wodka Besäufnisse mit Polinnen
Was nicht immer kultiviert endete
Doch kann ich zumindest von mir
Sagen dass bis auf einmal beim
Sommerfest des Bundespräsidenten
Die Besäufnisse kultiviert blieben
Auch wenn größte Not dazu führen
Könnte alles Mobiliar zu zerschlagen
Wäre das kurze zurückschrecken davor
Für ihn ein tauglicher Ausweis der Kultur
Das kleine Zögern oder das schlechte
Gewissen beim zerschlagen des hier
Mahagoni Tisches wäre kultiviert genug
Auch innere Größe zu zeigen
Der Spanier nickte dazu aber von einem
Einverständnis waren sie weit entfernt
Als er einem tschechischen Apotheker
Davon erzählte verstanden sie sich sofort
Abends bat sie der Kapitän noch auf einen
Drink zu sich in sein Apartment direkt
Neben der Brücke erzählte wunderbare
Geschichten vom Wendekreis dort
Wirklich glücklich in diesem Moment
Schreibt Bobkowski von der Taufe der
Vorher geschmacklosen Eiswürfel hier
Unter dem südlichen Himmel
jens tuengerthal 19.6.25
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