Freitag, 20. Juni 2025

Lektürentagebuch 20.6.25

Lektürentagebuch 20.6.25

Wieder in den Buddenbrooks nur eben
Zweieinhalb Jahre später am 14. April
Des Jahres 1838 notiert der Konsul die
Glückliche Geburt seiner Tochter Clara

Handschriftlich mit Feder in dem goldenen
Buch der Familie und dankt dabei Gott
Für die leichte Geburt und den guten
Verlauf der Dinge notiert dazu Gebete

Der romantisch frömmelnde Konsul
Nutzt den leichten Abstand von seiner
Frau und Familie noch ein wenig im
Alten Familienbuch zu blättern 

Liest die alten Geschichten wie er
Beinahe erschlagen worden wäre
Als Kind von einem Sack der von 
Oben irgendwo herabfiel wie mehr 

Seiner Rettung in Norwegen oder
Wann die anderen Kinder geboren 
Die zweite Hochzeit seines Vaters
Mit Antoinette Duchamp aus Hamburg

Seiner Hochzeit mit der Tochter des
Konsul Kröger die gutes Vermögen
Für die Familie wieder mitbrachte
Erinnert sich am Buch der Zeiten 

Dieser Blick in die Geschichte der
Erst mit dem Großvater nach Lübeck
Gekommenen also jungen Familie
Gemessen am hanseatischen Maß

Ordnet sich und die Familie ein die
Nun um ein Mitglied pflichtbewusst
Größer geworden was seine Frau
Auf doch Nachfrage gut überstand

Der etwas schwärmerische Großvater
Johann Buddenbrook meint sogleich
Das Kind habe die Augen seiner Nette
Was liebevolle Koketterie natürlich ist 

Am Ende kommen die Kinder alle
Also Thomas Christian und Antonie
Um mit dem Vater zum Gottesdienst
Gehörig in die nahe Kirche zu gehen


Im Zauberberg geht es weiter über die
Konversion von Leo Naphta vom Judentum
Zum Katholizismus wie den Kontakt den
Der Lehrer und Prediger herstellte

Wie Naphta mit ihm ins Gespräch kam
Dieser sich darauf des armen Judenjungen
Annahm der nur noch seine Geschwister
Bei der Armenfürsorge noch abgab 

Er war zu begabt für diese Familie 
Blühte im Konvent erst richtig auf
Schon vorher im Gespräch über
Marx und Hegel zeigt der Junge 

Diplomatisch geschickt seine große
Bewunderung für die katholische
Kirche als revolutionäre Organisation
Die dem Judentum nahe käme

Der Pater hatte den Braten gerochen
Zugleich hat ihn der Ehrgeiz gepackt
Den Judenjungen zu retten wozu es
Wenig Aufwand bei diesem bedurfte

Der Junge nutze seine Chance zog
Ins Konvent konvertierte sobald es ging
Wollte dem Orden unbedingt beitreten
Wurde darum nun privilegiert behandelt

Wie ihn nach Abschluss der Schule
Wie erster Zeit im Orden dieser zum
Studium  nach Holland schickte wo
Seine Lunge leider schwer erkrankte

Zurück im Kloster an der Schule wurde
Seine Gesundheit erst besser in der
Dort gesunden ländlichen Luft aber
Dann auch wieder leider schlechter

Seit sechs Jahren lebte der Mann
Des Ordens der Jesuiten nun schon
In Davos in der dünnen Luft um noch
Überleben überhaupt zu können 

Wir erfahren welche Eide er leistete
Was seinen weiteren Weg allein aufhielt
Wie er Lateinlehrer für kranke Kinder
Wurde der Theologe doch sein wollte 


Bei Joseph und seine Brüder über die
Beschreibung der von Dûdu geplanten
Ersten Begegnung von Mut und Joseph
Im Garten im biblischen Ton amüsiert

Wie fein Thomas Mann hier die ganz
Schlichten Triebe von Mut beschreibt
Ihre Zweifel an ihrem Äußeren und
Wie vollkommen schön er ihr erscheint

Wie sie hofft vom dämmrigen Licht dort
Etwas profitieren zu können und dafür
Genießt wie Kleid und Mantel ihren schon 
Etwas reiferen Busen jugendlich heben

Das zeugt von feiner Kenntnis der
Weiblichen Psyche wie einer ganz
Wunderbaren Umrahmung der eher
Schlichten biblischen Geschichte

Dieser heilige hochernste Ton der
Einer schlicht triebhaften Begierde 
Scheinbar widerspricht zeugt von
Humor der Puppenspielers Mann 

Seine drei großen Romane nun in 
Ausschnitten nacheinander zu lesen
Die unterschiedliche Art der Inszenierung
Dabei zu genießen macht Freude

Es zeigen sich die Kontinuitäten wie
Deutliche Brüche dabei noch klarer
Das Genie in den Buddenbrooks wird
Zum späten Meister im Josephsroman 


Mit Februar 1916 ist der nächste als
Brief getarnte Bericht von Franz Hessels 
Pariser Romanze zeitnah überschrieben 
Der von der Vorkriegsliebe uns erzählt

Krank auf seinem Strohsack liegend
Schreibt er erschöpft vom Wachdienst
Der klingt als wäre er da schon leicht
Von fiebrigen Visionen ergriffen

Wie er seine Lotte längst völlig verlor
Die vielleicht noch einen Kommandanten
Eines U-Bootes oder einen Jagdflieger
In Blitzheirat sich vermählt haben könnte

Wie alle stets um ihre Gunst warben
Auch die düsteren Maler im deutschen
Café die sonst für sich blieben spielten
Domino mit ihr in ihrer Mitte zu gerne

Sogar Eprussi der sonst nie Besuch
In seinem Atelier empfängt und für
Picasso eigentlich steht bat sie herein 
Schenkte ihr einige seiner Tuschen

Oft war sie im Bilderboudoir der Manon
Laurier wohnte den Diskussionen der
Jungen Kunst gerne bei uns brauchte
Ihm als Führer eigentlich nicht mehr

Wie er Paris mit ihr und den Künstlern
Neu erlebt und neu sieht auch in den
Dunkelsten Spelunken ist es durch ihre
Gegenwart neben Huren hell wie nie

Es sind feine Geschichten mit ganz
Großen Bildern die Hessel hier seinen 
Protagonisten erzählen lässt und vieles
Könnte noch heute genauso sein

Der Blick auf das Wunder seiner Liebe
Zu Charlotte die überall zum Mittelpunkt
Der neu entdeckten Welten wird wie es
Ihm als verliebten Beobachter scheint

jens tuengerthal 20.6.25

Hyggosophie

Hyggosophie

Es braucht kein mehr sondern
Endlich viel weniger damit alle
Gut und entspannt leben können
Kein Wachstum der Bevölkerung
Nicht mehr Wohnungen die das
Land nur versiegeln sondern viel
Weniger von allem ohne Stress
Mit dänischer Gemütlichkeit
Eben hygge statt hektisch
Weil es allen besser tut aber
Vor allem das Klima retten kann
Ein gutes Leben allen ermöglicht
Statt wenigen auf Kosten der dafür
Klagend schuftenden Mehrheit 
Entspannt euch lieber denn 
Was braucht es wirklich als
Entspannte dänische Ruhe 
Um zu genießen was bleibt
Weniger Hektik mehr hygge

jens tuengerthal 20.6.25

Geburtenratenroulette

Geburtenratenroulette

Es gibt noch erfreuliche Nachrichten
Auch in dunklen Zeiten wie diesen
Während die Politik noch mit den 
Geburtenraten Roulette der dabei
Sterbenden Sozialsysteme spielt
Deren Prognosen inzwischen auf
Mehr Phantasie als Fakten ruhen
Doch gibt es Grund zu jubeln wenn
Die Menschheit dank Zivilisation
Mit Bildung auch für Frauen nun
Endlich spürbar schrumpft weil 
Damit die Mutter aller Probleme
Endlich nachhaltig beseitigt wird
Der ekelhafte sich ausbreitende
Mensch mit seinem Wachstumsfetisch 
Weil wir schon lange zu viele waren
Noch weiter wie bisher zu leben
Wir brauchen nicht mehr Wohnraum
Sondern viel mehr Wald um das
Klima noch stabil zu halten was
Manche noch nicht begriffen
Regelt die Natur ganz alleine
Emanzipation und Gleichberechtigung
Sorgen für mehr Stabilität wie genug
Reichtum für die wenigen die bleiben
Gewinn aus der Konzentration ziehen
Statt stupide auf Wachstum zu setzen
Ist der Schlüssel zur besseren Zukunft 
Frauen genug Bildung endlich geben
Dass sie merken lächerlicher Aberglaube
Schadet ihnen mehr als er je nutzte
Vermittelt keine tauglichen Werte 
Sondern steigert nur die Deantwortung
Wie gut wenn nun endlich das ewige
Geburtenratenroulette ein Ende finde
Weniger Kinder mehr Lebensfreudet

jens tuengerthal 20.6.25

Bibliotheksfrieden

Bibliotheksfrieden

Bibliotheken sind
Erlesenes Paradies 
Voll Bücherfrieden

jens tuengerthal 20.6.25

Giftwerke

Giftwerke

Geistiges Gift spritzt
Aus sozialen Netzwerken
Wie demokratisch

jens tuengerthal 20.6.25

Musenlost

Musenlost

Ein Dichter ohne Musen hat
Den wichtigsten Grund zum
Schreiben verloren all seine 
Dichtung wird damit beliebig
Austauschbar und egal als 
Hätte sie künstliche Intelligenz
Ohne Gefühle fabriziert die
Nur imitiert was einmal war
Klingt manchmal noch echt
In einsamer Verzweiflung
Aber hat sich damit erledigt
Nun kann die Kunst wirklich
Künstlich werden was das
Dichterleben erledigte wie
Den Schreibzwang heilte
Überlebende Dichter befreite
Dann ist es einfach Zeit für
Philosophie Literatur Politik
Gelegentlich noch ein Haiku
Aus dem Sein ohne Grund
Sich zu verabschieden
Den Musen zu danken 
Keine Worte mehr darüber
Zu verlieren ist erledigt
Bis die nächste kommt
Oder auch nie

jens tuengerthal 20.6.25

Donnerstag, 19. Juni 2025

Lektürentagebuch 19.6.25

Lektürentagebuch 19.6.25

Weiter ging es mit Franz Hessel und
Seiner Pariser Romanze bei der er
Den ersten Gang mit Lotte durch die
Stadt unternimmt sie ihr zu zeigen

Nicht die Museen und Sehenswürdigkeiten
Die kennt sie schon sondern das heimliche 
Paris mit den versteckten Ecken und ist
Von diesem ersten Gang ganz glücklich

Die Stadt scheint ihm in ihrer Gegenwart
Wie verzaubert und sie stehen vor dem
Karussell im Jardin du Luxembourg es
Fehlt nur Rilke der es später bedichtete 

Sie entdecken den geheimen Garten
Hinter einer armen Kirche nahe dem
Ufer von dem aus Notre Dame auf der
Insel zu sehen ist und er erzählt ihr

Von der Illes des France wie von Chatres
Dem Zauber der Figuren dort während sie
Im Gras sitzend einen Blumenkranz flicht
Sind beide voneinander ganz verzaubert

Als sie sich dann verabschiedet fühlt er
Sich leer und falsch bereut schon fast was
Alles er nicht getan hätte aber sie wollen
Sich ja bald wiedersehen und weitergehen

Während er so verträumt in Auslagen mit
Büchern am Ufer noch schaut begegnet er
Germaine die ihn sogleich mit sich nimmt
Er solle ihr bei ihr Gesellschaft leisten

Dort im Rauchersalon wo Kissen liegen
Es nach Tee und Drogen und schwerem 
Parfum riecht wo sie ihn fragt ob diese
Kleine de chez Madame Herta Hörner

Der er an der Metro die Hand gab eine
Liebe sei und er wiederholt sich diese
Frage laut zu spüren was sie ist worauf
Germaine über die deutschen Mädchen

Die sich anbieten aber nicht geben urteilt
Scharf die Pariserin die dann darüber
Philosophiert wie sie sein sollen um euch
Gefallen zu können und fragt was er will

Noch eine Pfeife zunächst ist seine Antwort 
Um sich dem Opiumrausch hinzugeben 
Davon zu erzählen wäre leicht doch er
Müsse ja von Lotte weiter erzählen

Wie er mit ihr vom Louvre kam sie dann
Den Mädchen aus den Modesalons dort
Begegneten die in Spiegeln die Männer
Beobachteten die dort vorübergingen 

Wie sie ihnen folgten und welche Fragen
Seine Lotte ihm stellte als sie mit den 
Mädchen die kommen und gehen dort
In einer kleinen Bar beim Kaffee saßen 

Wie er sich erinnert wie er einmal eine
Yvonne so verehrte die dann verschwand
Wie der Freund riet immer mehrere von
Den Mädchen zu haben frei zu bleiben

Diese spielten einfach kämen und dann
Verschwinden sie ohne Erklärung sich
Auf eine zu konzentrieren wäre darum
Immer gefährlich und schmerzvoll auch

Wie sie eines Sonntags zusammen im
Park picknickten wie richtige Bürger mit
Essen und Wein natürlich dazu und sie
Am Ende an seiner Schulter lehnte

Wie er sie wohl hätte küssen können
Es aber nicht geschah und sie machten
Immer neue Ausflüge zusammen und
Trafen sich am Bassin im Luxembourg

Wie sie sich dann ein kleines Atelier
In Montparnasse mietete was ihre so
Reich und gut verheiratete Freundin
Ganz schrecklich bohême fand

Diese täte ständig alles damit die
Ganze Welt von ihr entzückt sei wie sie
Daran leidet und Mädchen sein will
Am nächsten Tag wieder Dame spielt

Als sie bei einem Ausflug eine Truppe
Komödianten in der Postkutsche treffen
Davon danach schwärmen als wilde
Vagabunden durch Frankreich zu ziehen

Beim Ausflug aufs Land merkt er als er
Ihr beim Essen eines Huhn zuschaut wie 
Glücklich ihn dieser Anblick machte er
Sich satt vom großen Gefühl fühlte 

An der Straße pflückte sie Blumen und
Er dachte dabei Tiere grasen und Mädchen
Pflücken Blumen was uns Männern doch
Wie er Claude schreibt rätselhaft bleibt

Als sie im Zug schläft beobachtet er sie
Freut sich an ihrer Schönheit aber sieht
Auch eine Strenge in den Zügen die ihn 
Schon hoffen lässt sie möge jung sterben

Seltsam fühlt es sich nach diesem 
Gedanken an als sie erwacht er konnte
Kaum mit ihr sprechen danach als sie
Am Bahnhof ankommen treffen sie

Madame Herta mit zwei Galanen im
Café und sie plaudern noch ein wenig
Als Herta sie dann über Nacht zu sich
Einlädt geht er lieber allein nach Hause 

Wie fein und großartig erzählt Hessel
Hier von der beginnenden Liebe die
Ganz zart freundschaftlich anfängt so
Eigentlich doch nicht gewollt war


Nach Hessel weiter in der Biographie
Walter Benjamins von Lorenz Jäger
Gelesen wie sich der Freund über die
Akademischen Lehrer in Deutschland

Auftregt und wie er die großen zerreißt
In Berlin gebe es nur einen einzigen
George nahen Forscher der irgend
Erträglich wäre weil er anders ist

In München hört er den großen
Kunsthistoriker Wölflin der das
Kunstwerk nicht sehe sondern
Sich dazu verpflichtet fühle dieser

Hält seine Theorie für eine moralische
Tat dabei wird dann pedantisch wie
Cantonisch lächerlich und richtet so
Jede natürliche Begabung zugrunde

Dagegen gefallen ihm Außenseiter wie
Der Sprachphilosoph Ernst Lewy der
Nach Göttingen in Berlin lehrte wie er
Vorlesungen zur Buße fast allein hört

Dann in der privaten Wohnung eines
Mexikanisten eine hübsche Dame traf
Wie den traurig schauenden Rilke auch
Noch einen Husserl Schüler hörte

Neben seiner Beziehung zu Grete Rast
Taucht nach einer Vorlesung Dora Pollack
In seinem Leben auf und wird bedeutend
Die noch mit Max Pollack verheiratet ist

Diesen aber für den intellektuell viel
Interessanteren Benjamin verlässt
Wie danach auch erfolgreich heiratet
Sie galt als schön sinnlich überempfindlich

Diese blonde Jüdin mit vollen roten Lippen
Strahlte laut Charlotte Wolff Lebensfreude 
Aus und viele Männer seien Anfang der
Zwanziger Jahre in sie verliebt gewesen

Walter und Dora Benjamin heirateten im
Krieg April 1917 der Erste Weltkrieg fand
Jedoch ohne Benjamin statt der als Zitterer
Ende 1914 vom Dienst freigestellt wurde

Es gab verschiedene Nachmusterungen
Die er mit Unmengen von Kaffee zitternd
Überstand und 1917 sorgte Dora via
Hypnose für einen lähmenden Ischias

Zur Kur ging er dann in die Schweiz
Erst mondän im Hotel Savoy in Zürich
Dann nach Sankt Moritz ebenso gediegen
Er studierte in Bern ohne jeden Ischias 


Noch auf eine Nacht in den Tropen an
Bord der Jagiello mit dem Auswanderer
Andrzej Bobkowski der vom Leben an 
Bord in hinter dem Wendekreis erzählt 

Wie sie durch die Arbeit an der Zeitung
Sonderrechte zur Nutzung der Bar in 
Der Ersten Klasse bekamen was am
Tag besser war als an Deck

Dieses Blatt soll auf dem morgigen
Kapitänsabend der ein Abschiedsball
Wird weil 500 von Bord nun gehen
Verteilt werden nun wird geschafft

Dabei geht es um Kultur und Zivilisation
Zivilisation sei die ganze Bar mit allem
Kultur die Fähigkeit sie zu nutzen ohne
Sich dabei gleich völlig zu besaufen

Doch verstand der Spanier ihn nicht 
Auch die zivilisiertesten Menschen
Würden sich gelegentlich besaufen 
Um dann irgendwohin zu reiern

Was er wiederum bestreitet weil 
Die Fähigkeit sich zu beherrschen
Einen kultivierten Menschen doch 
Gerade ausmache der damit ein

Kultiviertes Gleichgewicht zeigte
War eine Kultur erst groß mache
Was zwar zugestanden wurde doch
Zugleich infragegestellt wurde

Lese nachdenklich diese Worte
Eines Polen und denke an die
Wodka Besäufnisse mit Polinnen
Was nicht immer kultiviert endete

Doch kann ich zumindest von mir
Sagen dass bis auf einmal beim
Sommerfest des Bundespräsidenten
Die Besäufnisse kultiviert blieben

Auch wenn größte Not dazu führen
Könnte alles Mobiliar zu zerschlagen
Wäre das kurze zurückschrecken davor
Für ihn ein tauglicher Ausweis der Kultur

Das kleine Zögern oder das schlechte
Gewissen beim zerschlagen des hier
Mahagoni Tisches wäre kultiviert genug
Auch innere Größe zu zeigen

Der Spanier nickte dazu aber von einem
Einverständnis waren sie weit entfernt
Als er einem tschechischen Apotheker
Davon erzählte verstanden sie sich sofort

Abends bat sie der Kapitän noch auf einen
Drink zu sich in sein Apartment direkt
Neben der Brücke erzählte wunderbare
Geschichten vom Wendekreis dort 

Wirklich glücklich in diesem Moment
Schreibt Bobkowski von der Taufe der
Vorher geschmacklosen Eiswürfel hier
Unter dem südlichen Himmel

jens tuengerthal 19.6.25

Hoffnungsschimmel

Hoffnungsschimmel

Ein wenig Hoffnung nur finden im
Grauen Alltag ließe das Leben
Wundervoll strahlen als ob alles
Je wieder gut sein könnte dann
Sollten wir vermutlich ohne lang
Zu überlegen zugreifen damit
Die Hoffnung nicht verschimmelt
Im immer feuchten Schritt der
Altersbedingt zunehmenden Inkontinenz
Die alles fließen lässt wie damit auch
Die letzte noch Hoffnung erledigt
Manchmal passieren ja Wunder
Und es verliebt sich wer ohne
Zu genau hinzuschauen was
Natürlich gefährlich ist aber
Nicht völlig ausgeschlossen
So klammern wir uns weiter
An die letzte verbliebene Hoffnung
Denn am Ende bleibt nichts mehr

jens tuengerthal 19.6.25

Realismuss

Realismuss

Realistisch betrachtet lohnt sich
Das Elend des Lebens selten wirklich
Meistens überwiegt das Leiden
Selten nur irgendeine Aussicht
Die nachhaltig Besserung für 
Das Leben und die Welt verspricht
Wir verbrauchen zuviel Energie
Zerstören durch unser Weiterleben
Mehr als wir je Gutes tun können
Schlimmer noch wird es wenn wir
Zum Vergnügen auch noch reisen 
Verschwänden besser schnell um
Nicht noch mehr zu zerstören
Wie dies möglichst spurlos
Was unser Ziel immer sein sollte
Wären wir irgendwann vernünftig
Dächten einmal konsequent
Beendeten wir diese Qual schnell
Außer wir sind zufällig verliebt
Dann ist alles ganz anders
Auch ohne Vernunft darum
Geht alles weiter wie immer
Am Ende war die Liebe Schuld

jens tuengerthal 19.6.25

Sichertee

Sichertee

Eine Tasse Tee
Bleibt gute Aussicht immer
Soviel ist sicher 

jens tuengerthal 19.6.25

KI 044

KI 044

Alle KI braucht
Zuviel Energie künftig 
Natur kann ohne

jens tuengerthal 19.6.25

Aussichtsreich

Aussichtsreich

Gibt es noch eine
Aussicht die lohnte weiter
Leben zu wollen

jens tuengerthal 19.6.25

Liebestraum(a)

Liebestraum(a)

Von Liebe träumen ist wunderbar
Die Realität leider meist anders
Traumatisiert genug vom Leiden
An der Liebe fragt sich was lohnt
Noch oder je und wird es nicht
Mit jedem Versuch noch viel
Unwahrscheinlicher noch einmal
Vertrauen zu können und den
Versprechen der Liebe zu glauben
Die noch schneller wieder nichts 
Wie vergessen werden wollen
Als sie vorher noch die Ewigkeit
Miteinander beschworen haben
Warum es besser sein könnte
Auf weitere Versuche zu verzichten
Sich lieber aufzusparen falls es
Wirklich Mal passt und nicht nur 
Ein weiterer schlechter Kompromiss ist
Denke ich inzwischen weil so wenig
Blieb oder lohnte nur der Schmerz
Die Zweifel weiter erhöhte warum
Es besser ist für sich zu bleiben
Bis auf den nahezu unmöglichen Fall
Wenn einfach alles stimmt dann ist
Ohnehin alles völlig egal aber bis
Dahin sich alle lieber zu ersparen
Nur den Liebestraum behalten
Rein theoretisch den keine je
Erfüllt und sagen es war genug
Alles erlebt nun kommt nichts 
Neues mehr am Jahrmarkt
Manche Deckel finden keinen 
Topf mehr im Leben

jens tuengerthal 18.6.2 56

Mittwoch, 18. Juni 2025

Lektürentagebuch 18.6.25

Lektürentagebuch 18.6.25

Weiter ging es im zweiten Kapitel
Von Franz Hessels Pariser Romanze
Aus dem Papieren eines Verschollenen
Nun ein Jahr später im Januar 1916

Schon in der Nacht oder genauer
Am frühen Morgen da schon die
Vögel im Park zwitscherten mit der
Lektüre gleich wieder begonnen

Erzählt von der polnischen Front
Wie sie zuerst in Thorn noch für 
Monate kaserniert wurden sie dort
Russische Kranke bewachten

Dann vom Faschingsdienstag in
Paris wo es passierte und wie er
Dort auf den Kinderkarneval eher
Aus Versehen noch geriet weil er

Der üppigen Frau aus der Cremerie
Bis dorthin gefolgt war und wen er
Dort überraschend mit wem traf was
Mit Freude am erzählen vorgebracht

Ursprünglich hatte er für ihre Reise
Nach Italien sich belesen wollen doch 
Das Buch was er in der Nationalbibliothek
Über dorische Säulen entleihen wollte war

Leider gerade schon von irgendwem 
Entliehen worden womit ihm Zeit blieb
Die verführte ihn in die Cremerie zu
Gehen wo des Schicksals Lauf begann

Wie er für das Gaston Mädchen das
Ihre Freundin Hertha begleitete den
Stock und den Hut hielt die auf seine
Frage ob sie noch oder wieder spiele

Antwortete sie spiele immer und nie
Dann zur Konversationsstunde wieder
Verschwindet und er nun erfährt sie sei
Die Tochter einer Freundin von Hertha 

Sie wohne in einer Pension um die Ecke
Der Kinder Monceau die vollgestopft mit
Antiquitäten im Empfangsraum wäre wie
Zwischen all dem die schon etwas

Zerknitterte Madame de Roulers die
Natürlich keine Pension betreibt aber
Gerne junge Damen aus guten Familien
Zu sich aufnähme und dann auch für 

Die Konversation ihre altjungferliche
Freundin Madame Picard einlud was
Dann entsprechend auch bezahlt wurde
Beide erziehen die Jugend aus Liebhaberei

Nur eine persönliche Empfehlung konnte
Junge Damen zu Madame Roulers bringen
Wo Lotte im Jungmädchenzimmer wohnt
Das alles in rosa Schleifchen noch hätte 

Doch sie langweile sich dort und wolle
Das richtige wilde Paris kennenlernen 
Was sie sich nicht traue ihr vorzustellen
Des Versprechens der Freundin wegen

Ihn etwa hätte sie ihr sonst niemals
Vorgestellt dabei sei er doch wie er
Sogleich betont ganz harmlos lebe 
Mönchisch mit Büchern und Bildern 

Sie blieben dann den ganzen Abend
Zusammen und landeten noch in
Nonoches Bar wen sie dort alles
Treffen und was typisch passiert

Wie die koksende Gavine die ihm
Lotte zu gleichen scheint von ihrer
Zeit in der Nervenheilanstalt erzählt
Wo sie sich von ihrer Tollheit erholte

Wie ihn dann Hertha mitnahm in ihr
Gemach über den Wipfeln der Avenue
Wie er nachts aufrecht dort saß und
Dachte wie vergeblich aller Liebeseifer ist

Wie wir den nur tierischen Trieb in
Immer neue kindliche mörderische Spiele 
Um die einfache Lust im Labyrinth noch
Finden zu können voller Ehrgeiz dabei

Wie er dann einige Tage später am
Teetisch bei Frau Herth Lotte widersieht
Wer dort noch alles dazu kommt wie er
Lotte bis zu seinem Aufbruch erlebte

Er geht mit Eberhard der für Manon Laurier
Schwärmt die alle durch ihre Lorgnette
Ansah und mit cher ami dazu begrüßte 
Ihm von seinem Liebeskummer erzählte 

Wie sie alles mit sich machen lässt
Dann plötzlich etwas anderes spielen will
Sie locke ihn beständig aber gewähre
Nichts und ihn eifersüchtig machte 

Wie zärtlich sich seine Manon dieser
Lotte zuwandte der sie das Album mit
Kinderliedern vermachte von ihrem Vater
Das sie ihm schon lange vorher versprach

Lese es sehe den Absatz und denke
Nun ist Zeit für eine Pause um die
Gedanken und Erinnerungen die mich
Mit Hessel verbinden fliegen zu lassen

Denke an meine wunderschöne Verlobte
Die von Familie noch war in Paris erst im
Schloss eines Freundes wohnte der
Nachbar vom Le Pen zufällig war

Die später ins einer ähnlichen Pension
Auch lebte wie von Madame wohin sie
Auch über Verbindungen gelangt war
Was alles erstaunlich parallel war

Denke bei der koksenden Gavine
An die gleiches schnupfenden
Chanel Models die über den Dächern
Im VII. Arrondissement lebten

Wie ich mit der so zarten ersten Verlobten
Der von O mit ihren zierlichen Füßen durch
Ganz Paris laufen durfte ohne viel Geld
Als noch irgendwie Student ohne Examen

Der ich mein Leben lang irgendwie blieb
Nur von Heidelberg nach Berlin geriet 
Wie Hessel es umgekehrt machte was
Nicht die einzige Parallele hier ist

Denke an die heiße Sommermacht mit
Der üppigen Geliebten im kleinen Hotel
Nahe der Oper und wie die so wild sich
Geträumte Pariser Lust wund endete

An die langen Diskussionen im Haus
Des Grand Orient in der rue cadet wo
Mit dem Großmeister am Kamin die
Planung der Zukunft besprochen wurde

Der Weg quer durch an Paris noch im mit
Allem Gepäck vom Bahnhof im Osten zu
Dem im Westen auf dem Weg in die
Bretagne vor nun 35 Jahren

Hessel und seine wunderbare Distanz
Zum Leben was er gerne als Flaneur 
Einfach betrachtet tut wunderbar gut 
Auch wenn diesmal emotional beteiligt

jens tuengerthal 18.6.25

Witzfiguren

Witzfiguren

Die Welt könnte gerade empören
Welche Witzfiguren sie regieren
Wie Gewalt Macht und das
Geschäft mit der Angst alle
Vernunft aus der Führung
Erfolgreich verdrängen konnten
Vorurteile nun wieder herrschen
Dummheit sich durchsetzen kann
Gegen Kultur und Bildung noch
Wie lächerlicher Aberglaube auch
Zweihundert Jahre nach Kant noch
Schlichte Anhänger findet die
Ihren spirituellen Hokuspokus
Für eine höhere Wahrheit halten 
All das könnte jeden kritisch wie 
Vernünftig denkenden Menschen
Empören und zutiefst enttäuschen
Was nichts an den Tatsachen änderte
Darum empfiehlt es sich heute eher
Über alle spirituellen wie politischen
Witzfiguren laut zu lachen um noch
Etwas zum Lachen zu haben in so
Düsteren Zeiten wie diesen die
Vor allem die Unendlichkeit der
Menschlichen Dummheit bewiesen
Was schon komisch genug ist

jens tuengerthal 18.6.25