Samstag, 14. Juni 2025

Spurlos

Spurlos

Einfach verschwinden
Völlig spurlos auflösen
Wäre kultiviert

jens tuengerthal 14.6.25

Angstpopulismus

Angstpopulismus

Mit Ängsten spielen
Populisten zu gerne
Nennen es Wahrheit

jens tuengerthal 14.6.25

Vertrauensliebe

Vertrauensliebe

Liebe vertraut auf ein Gefühl
Steht also immer auf unsicherem
Grund dessen wir uns besser
Sicher sind weil sie nie mehr hat
Ohne Vertrauen ist darum nichts
Vom größten Gefühl übrig nur
Die Angst zu verlieren bleibt
Zeigt sich gerne als Eifersucht
Welche manche dagegen für
Einen Beleg ihrer Liebe halten
Obwohl sie nur den vorher längst 
Verlust der Liebe belegt die nur
Vom Vertrauen in das Gefühl lebt
Den viele Beziehungen verspielen
Weil sie auf Erwartungen setzen
Die immer enttäuscht werden
Vielleicht wagten mehr wirklich
Zu lieben statt um längst verlorene
Gefühle weiter zu kämpfen wenn
Sie sich bewusst machten das
Liebe nur mit Vertrauen sein kann

jens tuengerthal 14.6.25

Sommersternenriesling

Sommersternenriesling

Nach einem sonnigen Freitag
Um Mitternacht noch auf einen
Riesling vors Crossroads am
Wie immer Stammplatz hier 

Die Tische sind noch gut besetzt
Tino und Phil II machen die Bar
Bei heute ruhiger Musik ist die
Stimmung sommerlich gelöst

Eine Mischung aus älteren Paaren
Freunden und Freundinnen wie
Zwei Dates die sich noch nicht
Nahe kommen aber nett plaudern 

Auch Phil I ist zu Besuch und sitzt
Mit anderen Bekannten am Tresen
Das jüngste Date ist ein wenig mit
Seinen Telefonen schon beschäftigt 

Bekannte und Freundinnen begrüßt
Ein wenig geplaudert nach einer Woche
Pause geht alles wieder seinen Gang
Tino ermahnte zum ersten mal zur Ruhe

jens tuengerthal 14.6.25

Freitag, 13. Juni 2025

Rückzugsglück

Rückzugsglück

Während die Welt Kriege führt
Wie den Planeten weiter zerstört 
Wird die Sehnsucht nach Rückzug
Immer größer und wie gerne doch
Bliebe ich in meiner Bibliothek um
Das draußen zu ignorieren dafür
In der Welt der Bücher zu leben
Für den Rest der Zeit die mir im
Leben noch bleibt denke ich weil 
Friedlicher Rückzug die schönste
Erfüllung im Literaturreich schenkt
Wie schön wäre doch die Welt wenn
Es mehr Leser als Touristen gäbe 
Weil gute Lektüre die beste Art ist
Die Welt kennenzulernen statt noch
Irgendwo hin zu wollen einfach nur
Da bleiben und genießen was bleibt
Es warten genug gute Bücher auf mich
Der Rückzug in die eigene Bibliothek
Wie Montaigne es uns vorlebte ist
Der beste Weg zum Frieden wie
Einer zufriedenen Welt dort wenn
Draußen die Kriege toben
Noli me tangere

jens tuengerthal 13.5.25

Lektürentagebuch 13.6.25

Lektürentagebuch 13.6.25

Nach dem Festmahl beginnt nun
Der entspannte Teil des Abends 
Die Damen gehen ins Landschaftszimmer
Wo der alte Konsul Flöte spielt

Sein Sohn geht mit den Herren
Außer Pastor Grabow und dem
Dichter Hoffstede auf langen Wegen
Zum Billardzimmer im Seitenflügel

Einen Moment noch denkt er wie
Gern er seine Zigare nun in Ruhe im
Sessel im Landschaftszimmer rauchte 
Riefe ihn nicht die Gastgeberpflicht

Die Wärme und die Sehnsucht mit der
Mann dies beschreibt offenbart sowohl
Den Raucher wie die eigene Liebe zum
Rückzug statt der Männerspiele

Schon beginnt eine heiße fast schon
Wütende Diskussion um den gerade 
Aktuellen Beitritt zum Zollverein 
Der seit 1834 bestand und so zur

Einigung vor der Reichsgründung
Von 1871 führte was auch der
Europäischen Einigung mit dem
Binnenmarkt und Euro ähnelt

Der Weinhändler Köppen ist strikt
Gegen den Zollverein der doch die
Selbständigkeit der Hansestadt damit
Gefährdete wie er auf Platt einwirft

Der Konsul ist weitsichtiger wie als
Getreidehändler interessiert daran
Als gerade der Streit zu eskalieren
Droht kommen Dichter und Pastor

Der gute Jean Jacques Hoffstede
Gibt einen wunderbar doppelbödigen
Leicht sexuellen Vers über der
Sachsen Marschall und die Pompadour

Zum besten die er des Königs Schwert
Wie seine Scheide nannte womit er
Die Lacher alle auf seiner Seite hatte
Die Diskussion sich damit auflöste

Auch der eben noch hoch empörte
Köppen wiederholte sich lachend 
Die Verse mit seinem Bass wieder
Mit Welt und allem in Harmonie

Wieviel Weisheit steckt darin so
Manche Runden zu trennen um
Entspannt miteinander zu scherzen
Ohne Empörung zu fürchten 

Ob eine solche zeitweise Trennung
Der Geschlechter vielleicht sogar
Allen Seiten besser tun kann mag
Diskutieren wer es für nötig hält

Vielleicht führen uns auch manche
Extreme unserer Zeit zurück zum
Natürlichen Verhältnis der Geschlechter
Was immer dieses auch sein mag

Nach großer Genderaufregung wie
Schlichtem Trump Chauvinismus täte
Ein ruhiges Mittelmaß allen besser
Auch übereinander lachen zu können

Dahin über lustig doppelbödige Verse
Wieder zu gelangen fände ich elegant
Ermöglicht dem Dichter die Enthaltung
Wie gelegentlich sexuelle Anspielungen

So lässt sich aus dem Buddenbrooks
Als echtem Klassiker bis in unsere Zeit
Noch manches im Umfang miteinander
Lernen was das Leben erleichtert

Statt sich über Herrenwitze hier nur
Zu empören täte es besser viel mehr
Miteinander wie über sich zu lachen
Da das Leben Elend genug doch ist

Zollvereinstreit und auch Grenzschutz
Diskussionen führen in die Irre uns nur 
Manche Konflikte werden besser durch
Ablenkung und Witze gelöst als ernsthaft


Im Zauberberg kommt Konsul James Tienappel seinen Neffen besuchen
Mit der festen Absicht diesem nach
Acht Tagen mit nach Hamburg zu nehmen 

Wie gelassen Hans Castorp auf diesen
Via Telegramm angekündigten Besuch
Der auf lächerliche acht Tage angesetzt
Reagiert zeigt seine innere Stabilität

Unruhig dagegen wird Onkel James
Der mit seinen knapp über vierzig fast
Doppelt so alte der auch sogleich
Einen Termin beim Hofrat will

Sogleich geht natürlich nichts doch
Innerhalb der geplanten acht Tage
Des Besuchs wäre es möglich doch 
Gewesen hätte nicht James lieber

Vorab die Flucht ergriffen nachdem
Er zuvor einer Dame bereits mehrfach
In Gegenwart des Hofrats sogar noch
Zuprostete also Teil des Ganzen wurde 

Dies nachdem ihn der Hofrat schon 
Auf den ersten Blick als total anämisch
Wie anfällig für Tuberkulose diagnostizierte
Er spürte wie fern sein Kontor ihm wurde

Der Onkel den Hans mit der Kutsche
Mit dem Hinkenden am Bahnhof abholte
Erlebte ähnliches wie Hans zu Beginn
Wurde von der Gesellschaft aufgesogen

Lernte das sich einwickeln in Decken
Bekam das große Zittern und Frieren
Schlief fast rauchend im Bett ein mit
Dann womöglich katastrophalen Folgen 

Der Zauberberg und das Leben im
Sanatorium Berghof ergriffen ihn und
Verzauberten den Hanseaaten schnell
Der fast sein Zeitgefühl schon verlor

Bevor ihn der magische Berg dann
Endgültig auch emotional fesselte
Ergriff er Hals über Kopf die Flucht
Ohne Abschied mit dem ersten Zug

Nun ist Hans Castorp endgültig frei
Keiner käme mehr ihm zu holen
Nach dem Scheitern von James
Gab das Flachland ihm nun auf


Bei Joseph und seine Brüder geht es
Weiter mit dem Kapitel das erste Jahr
In dem Mut noch alles tut ihre Liebe
Vor sich und anderen zu verhehlen

Wie sie im zweiten Jahr sich ihm
Zu erkennen gab sie schließlich
Im dritten Jahr ihm sogar antrug
Mit dem bekannt tragischen Ergebnis

Wie die erste Liebe einer schon
Reifen Frau sie nun ganz ergreift
Zugleich verzaubert wie verwandelt
Ihr Denken gegen alle Vernunft bestimmt

Sie die zuerst noch alles versucht
Die Verführung von ihrem Hof durch
Das Gespräch mit Potiphar zu beenden
Sich ihm mit Gewalt zu entziehen

Ist dem schönen unwilligen Jüngling
Nun jeden Tag ausgesetzt was die
Scheinbar unerreichbare und doch 
So nahe Liebe immer reizvoller macht

Fein zeigt Thomas Mann hier den
Lesern des Josephsroman wie Mut 
Fast gegen ihren Willen in diese
Verliebte Abhängigkeit geraten muss

Wie dessen Desinteresse noch ihr
Interesse potenzierte und steigerte
Seine Ahnungslosigkeit dafür ihre
Abhängigkeit immer weiter trieb

Vor dem entscheidenden Ereignis
Wo die verschmähte Liebe dann
Den Unschuldigen ahnungslos fast
Ins Gefängnis bringen sollte

Wirbt der kluge Autor hier noch um
Verständnis für die Täterin die ganz
Natürlich blind vor Liebe sein muss
Als Opfer seiner Ignoranz gezeigt wird

Ist diese Frau noch selbständig dabei
Kann sie eine vernünftige Entscheidung
In der Sache treffen oder natürlich nie
Weil mit der Liebe alles aussetzt

Feinfühlig betont Thomas Mann der
Da schon lange erfahrene Ehemann
Verständnisvoll den emotionalen auch
Ausnahmezustand der reifen Frau

Mut ist jenseits der Fruchtbarkeit
Also vermutlich in der Menopause
Hat mit ihren Hormonen so sehr
Wie mit ihren Gefühlen zu kämpfen

Die in dieser Zeit bei manchen Frauen
Noch exponentiell wachsende Lust der
Die wachsende Impotenz gleichaltriger
Männer gegenübersteht wirkt dazu

So ist die Situation schon anfänglich 
Hochexplosiv wird durch den Lauf
Der Zeit mit der Natur noch verstärkt 
Schafft ein kaum lösbares Problem

Sehr feinfühlig und auch als Ehemann
Erfahren beschreibt Thomas Mann hier
Eine Phase an der viele Beziehungen
Aus Ungleichzeitigkeit noch scheitern

Finde diesen aufmerksamen Blick auf
Ältere Paarbeziehungen wie deren 
Unterschiedliche Bedürfnisse auch
Spannender als seine Knabenliebe je

Möglicherweise liegt die jeweilige
Lesart von Thomas Mann auch an
Der sexuellen Neigung und was 
Für wen eine Bedeutung hat

Insofern Mann sowohl Homo wie
Hetenbedürfnisse fein erkennt und
So befriedigen kann sollte sich wohl
Jede Seite zurückhalten dabei

Zumindest die ihn ausschließlich
An ihr Ufer ziehen wollen wie
Tillmann Lahme leider inzwischen
Werden dogmatisch uninteressant

Joseph und seine Brüder zeigt in
Den Dialogen des älteren Ehepaares
Wie den auch sexuellen Bedürfnissen
Der reifen Frau im Gegensatz zum

Erschöpft desinteressierten Gatten
Viel Erfahrung in reif gewordener Ehe
Wie Verständnis vom Körper der anderen
Das intuitiv viel weiter hier reichte

Bedenke ich zusätzlich noch dass
Thomas Mann dabei nichts vom 
Nervus pudendus wie der Forschung
Zu seiner Neurologie wissen konnte

Erstaunt seine auch emotionale
Feinfühligkeit mit der sich dieser
Erfahrene Ehemann und Vater
In die Frau Mut hier einfühlen kann

Eine Frau die unter hormoneller 
Umstellung wie erster Verliebtheit
Unter unmöglichen Umständen leidet
Ist nicht Potiphars böses Weib 

Sie scheint immer mehr als ein
Opfer der Umstände was damit alle
Beteiligten einschließlich des nur 
Erfundenen Gottes entschuldigt

Diese Größe und Vielfalt des Künstlers
Thomas Mann und seine Fähigkeit sich
In die komplexen Emotionen der Figuren 
So tief einzufühlen ist beeindruckend

jens tuengerthal 13.6.25

Liebesrätsel

Liebesrätsel

Liebe liebt Rätsel
Lösen heißt verlieren um 
Neu zu verlieben

jens tuengerthal 13.6.25

Vielosoviel

Vielosoviel

Wird weniger mehr
Wenn endlich alles genug
Nichts mehr nötig ist

jens tuengerthal 13.6.25

Lebensaufgabe

Lebensaufgabe

Ist all unsere
Lebensaufgabe endlich 
Elegant gehen

Leichten Herzens wenn
Soweit aufzuhören
Spurlos verschwinden

jens tuengerthal 13.6.25

Reichstagsbeleuchtung

Reichstagsbeleuchtung

Ist der Reichstag wieder verhüllt um
Auf undurchsichtige Politik zu verweisen
Oder ist es einfach nur Berliner Kunst

In Erinnerung des Wrapped Reichstag
Der Christos vor dreißig Jahren wird 
Gerade der Reichstag so beleuchtet
Als wäre die Front zeitweise verhüllt
Vom Lichtdesigner Andreas Boehlke
Der an das Happening von 1995 erinnert
Das die damals Reichstagspräsidentin
Rita Süssmuth gegen ihre Partei dabei
Vor allem gegen Kohl und Schäuble
Als künstlerisches Projekt mit einer
Knappen Mehrheit im Bundestag von
Nur 69 Stimmen durchsetzte was
Seit den 70er Jahren schon von 
Dem Künstlerpaar erstrebt wurde

So lebt gerade im späten Dunkel ein
Berliner Jahrmarkt wieder auf an dem sich
Menschen vorm Parlament versammeln 

Die Stimmung ist an so wunderbaren 
Abenden in den langen Nächten gelöst
Gejubelt wird wenn die Hüllen fallen

War gegen halb zehn in zauberhafter
Gesellschaft vom Hauptbahnhof aus
Zum Reichstag gelaufen wo sich schon
Einiges Volk auf der Wiese ballte

Schön ist es dies miterlebt zu haben
Vor elf zu kommen lohnt weniger
Weil das Licht sich im Dunkeln erst
In seiner ganzen Wirkung entfaltet 

Der Spaziergang danach zur
Böse Buben Bar noch in der
Blauen Stunde war schöner
Der Wein dort auch besser

Ob eine musikalische Begleitung
Das Happening noch etwas mehr
Strahlen ließe mag sein doch das
Publikum jubelte gelegentlich brav

Was es für eine Erinnerungskultur ist
Die das Gedenken der Verhüllung
Bejubelt wenn die Hüllen fallen sei
Hier nicht gefragt Partystimmung halt

War schön und gut es gesehen zu haben
Wer es verpasst könnte es bedauern
Wein Bulette und Kartoffelsalat danach
Sind der noch größere Genuss gewesen

jens tuengerthal 13.6.25

Donnerstag, 12. Juni 2025

Lektürentagebuch 12.6.25

Lektürentagebuch 12.6.25

Weiter in den Buddenbrooks wo sich
Nach dem Festessen ein gewisses
Füllegefühl breit machte als die Konsulin 
Das Fehlen der Kinder bemerkt

In der Halle findet sie diese um den
Laut jammernden Christian der sogar
Wagt zu sagen ihm sei verdammt übel
Worauf die Konsulin die Brauen hebt

Natürlich wird der Sohn ermahnt
Strafe Gott solche Worte mit noch
Längerer Übelkeit was den jungen 
Schauspieler nicht daran hindert

Den harmlosen Fluch zur Verdammnis
Noch einmal zu wiederholen der ihm
Gerade Erleichterung verschafft während
Doktor Grabow seinen Puls dabei fühlt

Es sei harmlos meint der Arzt ein wenig
Diät nur Franzbrot und Taube sowie
Kamille zum Spülen dann würde bald
Wieder alles gut sein wie gewohnt

Das ein wenig Taube ein wenig Franzbrot
Wird zur quasi Gebetsformel wenn sich
Die reichen Bürger mal wieder an der
Fülle ihres Wohlstandes überfressen 

Christian will natürlich nie wieder etwas
Essen was für die Harmlosigkeit spricht
Während Grabow noch die Diät verordnet 
Denkt er an den guten Schinken eben

Ein kleiner Blick in die Gedanken des
Arztes der einen Teufel tun wird den 
Guten Bürgern ihre Gewohnheiten noch
Vorzuhalten die natürlich krank machen

Lieber verschreibt er solange sie es 
Noch überleben ein wenig Franzbrot 
Wie ein wenig Taube und genießt mit
Verdient auch weiter an den Folgen 

Lübeck ist eine alte Hansestadt hier
Ändert keiner seine Gewohnheiten für
Eine Diät die vielleicht gesund hielte
In Maßen ging es ja schon immer gut

Also geht es auch einfach weiter so
Erstaunlich ist daran nur wie Mann 
Dem Arzt das richtige Ergebnis zur
Ernährungsfrage in den Mund legt 

Waren die Wirkungen von Diäten
Der Medizin schon lange bekannt
Oder ist das sich überfressen so
Alt vermutlich wie die Menschheit

Mangel und Überfluss wie auch das
Fehlende Gleichgewicht dabei sind
Ursache sicher vieler Übelkeiten
Die eigentlich keinen Arzt forderten 

Ein wenig Franzbrot und ein wenig
Taube schaden aber vermutlich nie
Bei uns gab es dafür Zwieback und
Auch gerne mal Kamillentee dann

Diese Verbindung von Kamille die
Besonders bei Erbrechen geschätzt
Ihrer antibiotischen Wirkung wegen 
Mit Übelkeit wirkt bei mir bis heute

Maß zu halten im Überfluss sich
Nicht zu überfressen erfordert auch
Ständige Übung wie dabei viele
Leider Fehlversuche noch davor


Im Zauberberg bekommt Hans Castorp
Nach der Abreise von Joachim einen 
Neuen Platz von der Anstaltsleitung am
Nachbartisch Settembrinis zugewiesen 

Genauer sogar dessen ehemaligen Platz
Was Thomas Mann wieder die Gelegenheit
Gibt sein Figurenkabinett tanzen zu lassen
Etwa bei dem Brauerpaar Magnus 

Dann findet er dort die Tischgenossen
A.K. Ferge aus Petersburg wie den sehr
Anhänglichen Ferdinand Wehsal der
Lange erfolglos Clawdia anschwärmte

Die kleinen Gefechte zwischen dem
Brauer Magnus und dem nach einer
Tschechischen Autonomie als dabei
Abstinenzler strebenden Wenzel der

Eigentlich einen unaussprechlichen
Anderen Namen trug der darum
Durch den böhmischen Wenzel ersetzt
Waren schon legendär und cholerisch

Die Versuche des Mannheimers Wehsal
Mehr über die fragliche Fasnacht noch
Zu erfahren sind sehr untertänig wie
Seine Theorie vom glücklichen Leid 

Dafür erzählt Ferge dem neugierigen
Hans von den Weiten Russlands das
Sich bis zum Polarkreis streckt und
Berührt ihm damit sehr empfindsam

Der Platzwechsel bringt Neuigkeiten
Dreht das Figurenkarussell weiter was
Zeit bis weit in den Oktober füllt bald
An Advent und Silvester denken lässt


Mit Freude in Dieter Borchmeyers so
Kluger am Werk orientierter Biografie
Thomas Mann Werk und Zeit über das
Endspiel im Zauberberg gelesen

Diese Interpretation des Textes wie
Auch des Werkes von Mann anhand
Der Quellen dort ist so schlüssig wie
Kulturgeschichtlich noch weit blickend

Dort werden wir Vordenker des Endes
Auf das er 1924 zur Vollendung also
Sechs Jahre nach Kriegsende völlig
Anders schaut als 1914 vor Beginn

Egal ob die Betrachtungen nun eher
Ein brüderliche Konflikt um das Erbe
Der untergegangenen Kultur war sah er
Es schon in den Buddenbrooks voraus 

Borchmeyer erspart dem Leser auch
Mutmaßungen über Manns vielleicht
Pubertäre Lektüre zum Thema Sex
Der auch im Werk keine Rolle spielt 

Hier nach der Lektüre des sehr guten
Borchmeyer kommt meine Abrechnung
Mit Lahme der nur sich damit offenbarte
Mann vom Sockel stoßen zu wollen

Wer solch peinlich konkurrentes Verhalten
Für nötig hält offenbart nur eigenes Leid
Wie persönliche Probleme mit dem noch
Gegenstand seiner Forschung

Sicher hat Lahme gut und sauber
Recherchiert stützt sich auf Quellen
Die relativ glaubwürdig auch sind
Aber formt daraus eine Person

Statt sich am Autor zu orientieren
Was bei diesen immer empfehlenswert
Werden die Werke Dritter zitiert die
Möglicherweise die Psyche prägten

Das klingt eher nach substanzosem
Hokuspokus der belegen will was jeder
Leser Manns längst wusste egal ob
Dafür die Kettenhunde im Keller

Hart zuvor rangenommen wurden 
Spricht mehr für bewusstes Handeln
Des großen Ironikers Mann der schon
Früh sich als Sorgenkind des Lebens

Bezeichnete damit die Terminologie
Übernahm und literarisch auch machte
Einer der wusste was er tat und damit
Ironisch umging muss von keinem der

Spätgeborenen mit dem Bedürfnis
Nach Aufmerksamkeit vom Sockel
Gestoßen werden auf den ihn allein
Sein Werk so meisterhaft brachte

Genau an diesem und den Worten
Des Autors dazu orientiert sich die
Biografie von Borchmeyer die eine
Echte Bereicherung zu Mann ist

Die peinlichen Gender-Spekulationen
Von Lahme tragen dagegen nichts zur
Aufklärung bei sind entbehrlich bloß 
Ein zeitgeistiger Bestseller halt

Wäre es nicht zu niederträchtig
Läge bei diesem billigen Populismus
Lahme den Coelho der Biografen
Von Thomas Mann nur zu nennen

Dabei beginnt Lahme gut und mit
Niveau aber verbeißt sich dann in 
Der Hoffnung auf Auflage zum Thema
Sex und schwul was peinlich bleibt

Dies nicht weil er falsch läge denn
Darüber schrieb Mann selbst genug
Sondern wie er es zum Thema macht
Statt es aus dem Werk zu nehmen

Dort ist alles schon beschrieben auch
Der ironische Umgang mit dem stets
Sorgenkind des Lebens nach ihrer
Natur aber mit Niveau und Ironie

Dies wäre auch der einzige Punkt
Den ich bisher an dem sonst so
Hervorragenden Borchmeyer kritisierte
Der fehlende Blick für Manns Witz 

Thomas Mann liebte das Theater
Inszenierte Auftritte mit viel Humor
Seine Kinder liebten es wenn er aus
Werken in der Entstehung vorlas 

So inszeniert er auch ironisch noch
Die eigene Homosexualität dabei
Stets mit Respekt vor seiner Frau Katia
Der manchen Biografien besser täte

Lese die Biografie eines Autors weil
Der Mensch hinter dem Werk meine
Neugier geweckt hat aber nur um 
Sein Werk besser verstehen zu können

Wer sich vom Werk entfernt um die
Person bloßzustellen blamiert sich
Mehr als die er vom Sockel stoßen
Wollte macht sich nur überflüssig

jens tuengerthal 12.6.25

Lebenslust

Lebenslust

Vielfältig quälen sich die Menschen
Manche nennen es Sport andere
Suchen sexuelle Freude noch am
Kleinen Schmerz aus Gewohnheit

Statt Erfüllung tun sich Menschen
Gerne etwas an was dann keine
Aussicht auf lustvolle Erfüllung hat
Sondern nur Stolz auf die Qualen 

Jene die diese sich heldenhaft
Fühlenden dafür überstanden um
So Anerkennung zu gewinnen ein
Eher schlichtes Marketing wohl

Wie auch die sexuelle Neigung zur
Qual eher auf Störungen hinweist
Verhält es sich beim Sport nicht anders
Sind halt alle etwas bekloppt schlicht

Auch der Dichter dieser Zeilen folgte
Lange gern dem Ruf der Wildnis
Quälte sich Berge hinauf und fand
Sich wunderbar stolz heldenhaft dabei

Heute belächel ich diesen Unsinn
Bei einer Tasse Tee lieber von Ferne
Aus der trockenen Bibliothek oder
Lese von Abenteuern anderer Narren

Das Leben ist relativ kurz und sollte
Jede Minute so sehr wie möglich
Dabei genossen werden um zu tun
Was uns gut tut mehr geht nie

Das Leben hat und braucht keinen
Sinn aber wir können es genießen
So sehr wie nur möglich jeden Tag
Möglichst ohne andere zu stören 

Der Lebenslust ausgiebig folgen
Wie möglichst spurlos wieder von 
Hier zu verschwinden ist für mich
Die menschlichste aller Philosophien

Folgten ihr mehr konsequent und
Lernten dies aufgeklärt zu tun also
Aus selbstverschuldeter Unmündigkeit
Befreit könnte es eine Zukunft geben

Die Hoffnung darauf aber ist wohl
Zugegeben sehr gering weil es ein
Mindestmaß an Verstand erforderte
Darum genieße ich was bleibt

Darüber dichten könnte zumindest 
Manche Leserinnen anstecken um
Es sich gemeinsam nett zu machen
Also tue ich gerade das bestmögliche

jens tuengerthal 12.6.25

Brandbombe

Brandbombe

Wieder mal stürzt ein Flugzeug ab
Zufällig in Indien diesmal vermutlich
Ohne Überlebende weil diese mobilen
Brandbomben voller Kerosin einfach
Wunderbar explodieren was dann so
Schnell geht dass jedes Mitleid hier
Entbehrlich eigentlich ist wer in ein
Flugzeug steigt so das Klima ruiniert
Bekommt in solchen seltenen Fällen
Die Quittung für ein asoziales Leben
Also im Ergebnis was auch verdient
Passiert und ist nicht weiter spannend
Die drin waren sind nicht mehr und
Betroffene Anwohner haben halt Pech
Interessanter ist die Frage was es für 
Boeing bedeutet deren Mängel sich
Weiter häufen was Airbus wieder freut 
Es ein Zeichen für den Abstieg der USA 
Unter dem Verbrecher Trump schon ist
Welches autoritär asoziale Regime als
Erstes nun implodiert und Flugzeuge
Die explodieren eben wenn sie
Herunterfallen wundert niemand
Fliegen wird nie menschlich
Weniger Mobilität wäre gut
Ein Flugzeug weniger ist so
Gesehen ein erster Schritt 
Natürlich ist alles auch ganz
Furchtbar und schrecklich
Wir geben uns gern betroffen
Wie zugleich nur Konsequenz
Unseres Lebensstils warum
Jammern nur dürfte wer es 
Konsequent anders macht

jens tuengerthal 12.6.25

Liebesideale

Liebesideale

Die Ideale
Der Liebe vergessen hilft
Welche zu finden

jens tuengerthal 12.6.25