Lektürentagebuch 10./11.6.25
Schon in der Nacht oder besser am
Sehr frühen Morgen gegen fünf als
Die Vögel schon zwitscherten mit den
Buddenbrooks begonnen und darüber
Wunderbar eingeschlafen denn diese
Sprachliche Schönheit wie zugleich
Geniale Komposition ist eine Freude
Lässt mich bei jedem Satz lächeln
In diesem Kapitel kam der Nachtisch
Zur Freude auch der Kinder wie der
Besucher nicht minder wozu dann
Der Großvater Buddenbrook den
Enkel Thomas in den Keller schickt
Um zwei Flaschen von dem guten
Malvasier als Dessertwein zu holen
Der auch noch extra Gläser bekommt
Es gab den geschichteten Palettenpudding
Für die Erwachsenen und flambierten
Gerade brennenden Plumpudding für die
Kinder als besonderes kulinarisches Glück
Nun kommen die Reden auf die Gastgeber
Mit Anerkennung und Dankeschön was der
Pastor liebevoll fromm.beginnt und der
Dichter Jean Jacques Hoffstede krönt
Mit extra zum Anlass gereimtem Versen
Voller Bewunderung und ganz liebevoller
Anspielungen wie die Venus bei der er
Die leicht errötende Konsulin anlächelt
Zwischendurch wird noch einmal Thomas
Nach einer dritten Bouteille Malvasier
Geschickt und Johann Buddenbrook
Nennt die Verse charmant allerliebst
Wie treffend ist diese gehobene Stimmung
Beim festlichen Schmaus beschrieben die
Durch Festreden noch zusätzlich geadelt
Alle in einen seligen Zustand versetzt
Wie sehr erinnerte mich dies schon bei
Der ersten Lektüre an die Festessen im
Haus der Großeltern was später dann
Die Eltern als Ritual veranstalteten
Die bürgerliche Tafel folgte genauen
Strengen Regeln die jeder befolgte
Kleine Abweichungen waren zwar
Zugelassen aber auch darin rituell
So wurde der Nachtisch bei uns vom
Großvater Grotepater zugeteilt aber
Wer was bekam wählte die Großmutter
Als Orakel mit geschlossenen Augen
Reden wurde gerne bei Beginn der
Gänge gehalten damit auch das
Küchenpersonal unter uns was auch
Immer die gleichen waren wieder saß
Bin nicht ganz sicher ob das Rituelle
Es besonders festlich machte aber
Die großen Familienfeste wurden
Als solche immer wieder zelebriert
Die Kunst die Balance zwischen der
Strengen Form und den erlaubten
Abweichungen machte es festlich
Wie zugleich fröhlich bis komisch
Allen die mit solchen Ritualen noch
Aufwuchsen schien die Befolgung
So natürlich dass jede Abweichung
Schnell als großer Fauxpas schien
Vor Beginn des Essens wurde stets
Gebetet wie sich die Hände gereicht
Keiner wagte es vorher etwas auch
Nur anzurühren so verlockend es war
So fern mir alle Götter heute sind so
Nah und vertraut ist mir dies Gebet
Wie der Ritus sich die Hand zu reichen
Den ich sogar in der Mensa praktizierte
Wie das Spiel bei den Buddenbrooks
Schaffen Rituale einerseits Gemeinschaft
Sondern andererseits von anderen ab
Die ohne solche einfach nur was essen
Im Zauberberg bis zur Abreise von
Joachim gen Flachland gelesen wie
Vom Kampf den Hans Castorp bis
Dahin noch mit sich führt um sein
Bleiben vor sich zu rechtfertigen
Wobei ihm Behrens hilft mit einer
Seiner flapsigen Bemerkungen
Diese Entscheidung gut zu finden
Zum Abschiedsbesuch bei ihrem
Freund Settembrini aber begleitet
Hans den Vetter lieber nicht sich
Dessen Ermahnung zu ersparen
Der erstrebte Eintritt in sein Regiment
Macht für Joachim die Abreise so
Lohnend vorfreudig schön während
Hans keinen Grund für sich sieht
Joachim geht noch bevor seine
Hochbusige Marusja zurück kommt
Hans bleibt auf Clawdia zu warten
Dort der Dienst hier das Gefühl
Aufregend ist der Abschied dennoch
Hans Temperatur klettert auf 37,9°
Joachim misst schon nicht mehr
Angeblich zerbrach sein Thermometer
Auch die Liegekur nimmt er am Ende
Wie Hans am Anfang nicht mehr wahr
Packt lieber alle Dinge sorgsam ein
Auch den winterlichen Pelzsack
Vielleicht kann er diesen ja später
Im Manöver noch gut gebrauchen
Plant der angehende Offizier schon
Sein Leben als Soldat strategisch
Die Fahrt zum Bahnhof Davos Dorf
Mit der Kutsche wie der Abschied am
Bahngleis erinnert Hans wieder sehr
An seine Ankunft vor über einem Jahr
So schließt sich ein Kreis wieder mit
Der Abfahrt von Joachim ist für Hans
Den allein lebenden Waisen auch der
Letzte Grund zur Rückkehr weg
So schafft die nur scheinbar spontane
Doch strategisch geplante Abfahrt von
Joachim auch für Hans eine ganz neue
Situation die aller Zwänge enthebt
Bezeichnend auch trägt Joachim dann
Am Bahnhof einen Hut während Hans
Wie dort üblich legere barhäuptig ist
Auch hier die Umkehr zur Ankunft
Genial werden dabei die Zeichen der
Zugehörigkeit zu denen hier oben als
Zeichen persönlicher Identität genutzt
Die eine Abgrenzung ermöglichen
Dem mehr an Freiheit ohne Hut steht
Die Enge des formalen Korsetts der
Liegekur gegenüber was eine Welt
Für sich mit eigener Ordnung schafft
Fesselt diese separate Welt mehr als
Ein gesundes Leben noch locken kann
Ist die Freiheit derer unten noch irgend
Verlockend für jene von dort oben
Weiter in Tilman Lahmes Thomas Mann
Ein Leben das sich zum Abschluss des
Ersten Teils über Anfänge und frühe
Schrecken sehr detailliert auslässt
Dabei versucht Lahme aus den von
Thomas Mann wohl gelesenen Büchern
Der Autoren von Krafft-Ebing und Moll
Eine Traumatisierung zu konstruieren
Diese zwar eventuell mögliche Sicht
Auf den Schüler Thomas Mann der
Nebenbei noch um seinen Abschluss
Am Lübecker Katharineum kämpft
Ist ziemlich konstruiert erzwungen
Wie zugleich so schlicht dass es
Erstaunt warum erfahrene Forscher
Das Genie Mann so reduzieren
Nötig war die Versetzung in die
Obersekunda heute elfte Klasse
Für einen dann kürzeren Wehrdienst
Endlich nach München zu ziehen
Lahme recherchiert sonst sehr gut
Schreibt und argumentiert so treffend
Dass ich noch weiterlese nur mich
Frage warum er dieser Spur folgt
Dies tut er mit vielen auch eher
Pubertär unwichtigen Details die
Auf eine falsche Gewichtung schon
Hindeuten könnten schaute wer
Kritisch und kapitulierte nicht vor
Der Vielzahl eher komischer Details
Werde auch in der Absicht Lahme
Lachend zu widerlegen weiterlesen
Finde es immer wieder erstaunlich
Warum so viele Forscher versuchen
Aus dem was Mann offen schreibt
Noch einen Skandal zu inszenieren
Das ist weder zielführend noch bringt es
Neue Erkenntnisse trägt allein dazu bei
Manns auch homosexuelle Neigung auch
Heute noch weiter zu skandalisieren
Mit dieser Neigung nüchtern umzugehen
Statt ein riesiges Thema daraus zu machen
Wäre ein Stück mehr Normalität während
Der Skandal nur die Ausnahme betont
Thomas Mann war auch schwul und hat
Sich damit literarisch auseinandergesetzt
In Zeiten auch eines Oscar Wilde wie der
Publikationen von Magnus Hirschfeld
Scheint die Reduktion eines der größten
Autoren der deutschen Sprache auf das
Niveau peinlich schlechter Aufklärung
Der größere Skandal als egal was war
Krafft-Ebing und Moll sind peinliche wie
Schlechte Werke die jedoch gemessen
Am offiziellen juristischen Ton dazu zur
Aufklärung auf ihre Art auch beitrugen
Mann war Vater und hat sein Leben
In der Familie als der Zauberer geliebt
Der Austausch mit den beiden großen
Erika und Klaus war dazu lebendig
Spannender als das Thema von Manns
Sexueller Neigung die er im Werk genug
Thematisierte ist dagegen seine auch
Politische Verwandlung im Leben
Wie nah ist der Thomas Mann der
Betrachtungen noch dem aus seinen
Ansprachen an das deutsche Volk
Wie typisch ist diese Verwandlung
Habe bei meiner Bremer Großmutter
Eine ähnliche Wandlung beobachtet
Von bekennend deutschnational zu
Dem Widerstand doch viel näher
War dies ein bürgerlicher Prozess
Wachsender Erkenntnis oder eine
Echte demokratische Emanzipation
Ehemals kaisertreuer Großbürger
Was davon deutet sich bereits im
Zauberberg an dem die Betrachtungen
Quasi dazwischen kamen wie sehr
In Joseph und seine Brüder wieder
Was wird aus dem frühen Antisemitismus
Ist Doktor Faustus eine klare Warnung
Wie nah steht er Jüngers Marmorklippen
Wären spannende Felder der Forschung
Thomas Manns Knabenliebe wie seine
Auch homosexuelle Neigung und die
Zugleich Angst davor hat er selbst genug
In seinem Werk thematisiert das reicht
Lahme kann schreiben und tut dies
Vielfältig gut in spannender Weise
Da versuche ich weiterhin über den
Schwulen Unsinn hinwegzusehen
Vermutlich ist der mediale Irrglaube
Es bräuchte Skandale wie große
Neuigkeiten Ursache dieser eher
Verirrung im schwulen Nichts des Sex sells
Wie schön wäre es doch eine neue
Mann Biografie zu bringen die sich
Ohne Skandale am Werk orientiert
Wie es Borchmeyer so gut tat
Denke es und sehe sie im Stapel
Neben mir liegen und werde sie
Vermutlich bald dem lahmen Lahme
Wieder vorziehen weil besser
Dabei schreibt Lahme viel jünger
Schneller und dynamischer als es
Borchmeyer sehr gediegen gelingt
Sie könnten voneinander lernen
jens tuengerthal 11.6.25