Lektürentagebuch 16.5.25
Einfühlsam erzählt Franz Hessel in
Das Lederetuis über die Eifersucht
Die jene schon etwas reifere Dame
Völlig hinter sich gelassen hätte
Wie sie in dem hier imaginierten Brief
An ihren jüngeren Geliebten schreibt
Was sie auch ihm verdankte oder
Einer Geschichte mit ihm in Paris
Als er kam und sie für ihn schon
Ein Zimmer reservierte in seinem
Hôtel der l’ Univere et du Portugal
Was er doch so gern immer hatte
Wie einmal nichts frei war aber dann
Doch ein an eine Dänin vermietetes
Zimmer einige Tage untervermietet
Von ihnen genutzt werden konnte
Wie er wie immer zauberhaft schrieb
Ihr täglich seine Liebe versicherte wie
Er keine andere Frau interessant fand
Was sie nur in ihrem Verdacht bestätigte
Warum sollte wer auch so zauberhaft sein
Wenn da nicht längst eine andere wäre
Jung und weißblond sah sie diese schon
Vor sich die aus gutem Hause wohl kam
Immer hätte sie ihm gesagt er solle doch
Bitte offen sagen wenn ihn eine andere
Junge und sportliche mehr interessierte
Sie spürte die andere und wollte gehen
Dann kam er war wieder bezaubernd
So vergaß sie alle Vorsätze ganz
Am nächsten Morgen musste er
Ganz früh geschäftlich in die Stadt
Sie blieb noch im Bett und schlief
Träumte befingerte seine Sachen
Seine Uhr und schlüpfte in seine
Ihr viel zu großen Pantoffeln verliebt
Dann öffnete sie den Nachttisch
Entdeckte darin ein elegantes Etuis
Vornehm und guter Geschmack
Dachte sie noch verliebter in ihm
Ohne irgend spionieren zu wollen
Öffnete sie das Etuis und da fielen
Fotos der eleganten sportlichen
Jungen weißblonden Dame heraus
Wie jene die sie in ihrem Träumen
Schon lange gesehen und sie war
Wirklich schön er bewies guten
Geschmack auch bei seiner Geliebten
Alt fühlte sie sich nach der Nacht
Ungeschminkt noch und gerade
Erst aufgestanden hässlich verglichen
Nackt wollte sie die Fotos ansehen
Aber es ging nicht er konnte ja auch
Jeden Moment wieder kommen da
Wollte sie bereit und angezogen sein
Ging ins Bad und machte ihr Gesicht
Wollte ihn erwarten machte einen Plan
Wie sie ihren Abschied nahm nachdem
Sie ihn mit der Wirklichkeit konfrontierte
Wollte sie stolz und frei allein gehen
Dann kam er wieder hereingestürmt
Schon davon fast verliebt gab
Sie Ihm das Etuis das er neugierig betrachtete ohne die Bilder zu kennen
Nichts hatte der Ignorant von all den
Kämpfen in ihr mitbekommen nicht
Bemerkt wie extra hart sie sich ihr
Gesicht diesmal gemacht hatte
Männer spüren einfach nichts
Von den großen Gefühlen einer Frau
Was die Welt wirklich bewegt ignorieren
Diese kleinen Jungen und stürmen herein
Doch sie hatten sich einfach nur blamiert
Schämte sich unendlich und seitdem
Habe sie mit Eifersucht kein Problem mehr
Nie wieder auch künftig ist erledigt
Vielleicht war dies Etuis aber auch
Nicht von der Dänin und er konnte
Sich nur perfekt zusammennehmen
Dann liebte sie ihn wohl eben dafür
Eine wunderbare Geschichte der
Eifersucht die wie immer auf einem
Hirngespinst nur beruht aber alles
Dabei infrage stellen kann für nichts
Wie gut kennen wir alle diese Dramen
Die immer irgendwie peinlich enden
Wo wir das süß finden verliebt genug
Noch sind wenn es nervt besser gehen
Habe dies lange verkannt dabei schon
Große fast tödliche Dramen aus stets
Lächerlicher Eifersucht miterlebt ohne
Gelassen darüber lachen zu können
Eher fühlte ich mich davon gewürgt
Blieb mir bei Eifersucht die Luft weg
Dennoch blieb ich oft noch zu lange
Obwohl ich es längst besser wusste
Eifersucht ist Besitzdenken es geht
Dabei darum nicht zu kurz zu kommen
Das ist das Gegenteil von Liebe logisch
Nur wann ist die Liebe das je wirklich
Nun wo ich jede Suche aufgab und
Die paar Jahre die mir noch bleiben
Lieber ungestört mit Büchern verbringe
Lächel ich theoretisch einfach darüber
Praktisch kommt es manchmal nicht
Nur in der Literatur überraschend anders
Aber das interessiert jetzt wohl keine
Mehr noch darum enden die Verse hier
jens tuengerthal 16.5.25