Freitag, 18. April 2025

Ausgeträumt


Ausgeträumt

Ausgeträumt hat wen
Wecker nach wenig Stunden
Aus diesen reißen 

jens tuengerthal 18.4.25

Flaneureschicksal

Flaneureschicksal

Der Flaneur steht immer daneben
Beobachtet nur was passiert ohne
An dem teilzunehmen bleibt er für sich
Manchmal nur fühlen sich insbesondere
Damen beobachtet und beschweren sich
Über den der niemandem etwas tut
Noch irgendwas will weil sie sich
Gerne ungestört fühlen wollen
Sich nicht vorstellen können
Dass einer nur beobachtet ohne
Etwas von ihnen zu wollen was sie
Wiederum als Beleidigung empfinden
Wie gut tut es da wenn der Wirt 
Deiner Stammbar dich als sein
Maskottchen verteidigt und sie 
Damit bloßstellt was jede weitere
Diskussion mit diesen Damen erledigt
Weil jeder weiß der Flaneur ist nur 
Ein Flaneur und alles ist gut so
Was aber zeigt wie schwer wir
Flaneure es heute haben wo
Nichttun verdächtig ist

jens tuengerthal 17.4.25

Donnerstag, 17. April 2025

Liebeshimmel

Liebeshimmel

Unter dem Himmel über Berlin
Der gerade keine Sterne hat
An die Liebe denken die sich
Hier schon so vielfältig zeigte
Schenkt Freude in Erinnerung
Denke an das Meer von Gefühl
In dem ich viele Jahre badete 
Lausche dem Echo der Wellen
Die noch lang in mir nachhallen
Um so weiter sie sich entfernen 
Desto mehr zu einer harmonischen
Melodie der Liebe werden die so
Schöner scheint als sie je real war
Dankbar so viele wunderbare Frauen
Irgendwann geliebt zu haben wird 
Die Erinnerung schönste Gegenwart
Frei von allem Leid was die Liebe
Auf die eine oder andere Art doch
Immer irgendwann noch brachte
Schaue in den Liebeshimmel der
In der Erinnerung immer blau ist
Bleibe dankbar auch unter Wolken
Was ich alles erleben durfte und
Bliebe lieber hoffnungslos nun

jens tuengerthal 17.4.25

Gründonnerstagsriesling

Gründonnerstagsriesling

Am Abend vor Karfreitag nach einem
Sonnig warmen Tag sind die Plätze
Vor den Bars gut gefüllt auch vor dem
Crossroads sitzen einige Bekannte 

Schnell und ohne Worte brachte Phil
Den Riesling der heute mit auch Phil
Wie Tino die Bar rockt natürlich musste
Tino erst mal raunzen wo ich sitze

Wie immer am reservierten Personaltisch
Konnte aber sogar auf die Genehmigung
Durch den alten Phil verweisen womit
Das Thema lachend erledigt war

Irgendwie ist es ja auch ein Stück
Gute Gewohnheit die Sprüche der
Pappenheimer in deiner Bar schon
Fast sicher erwarten zu können 

Draußen sitzen zwei Paare davon
Eines gemischt geschlechtlich dem
Ersten Anschein nach sowie zwei
Gemischte Gruppen mit Paaren

Das Damenpaar ist blond und dunkel
Ohne weitere besondere Merkmale
Die eine Dame mit drei bärtigen Herren 
Trägt einen langen Vorhangrock

Dieser ginge vermutlich auch als
Markise durch in meinem Rücken
Sitzen zwei Paare am Stehtisch die
Sich deutlich hörbar unterhalten 

Dennoch um weghören bemüht
Kann ich nicht berichten ob ihr
Von den Damen dominiertes Gespräch
Trotz vieler ‘aber’ interessant ist

Gerade stellt eine der Damen fest
Du solltest ihnen nie vermitteln dass
Sie dumm sein was zumindest nicht
Unsympathisch klingt bei egal was

Der neue Phil der den alten Phil
Künftig ersetzen wird wie mir der
Alte der auch noch jung ist gerade
Mit seinen beruflichen Plänen erzählte

Ist an seinem ersten Tag hier noch
Sehr engagiert und konzertiert wie
Dabei auch zuvorkommend höflich
Ein schöner Kontrapunkt zu Tino

Einiges leicht verkleidetes Partyvolk
Flaniert zwischendurch vorbei gern
Um Aufmerksamkeit dabei bemüht
Die Kreuzung ist gut bevölkert heute

jens tuengerthal 17.4.25

Lektürentagebuch 17.4.25

Lektürentagebuch 17.4.25

Zwei wunderbar humorvolle Geschichten
Von Franz Hessel gelesen wobei die eine
Zugegeben eher fremd mir blieb dafür
Die andere um so näher gefühlt habe

Der Geiger von Florenz bespricht einen
Eher harmlosen Ufa Film der wohl wie
Soviele wieder vergessen würde wäre
Da nicht die wunderbare Elisabeth Bergner

Die Schwärmerei für Schauspieler fand ich
Schon immer eher peinlich wie auch die
Bewegten Bilder eher überschätzt noch
Zumindest im Vergleich zu Büchern 

Kein Film reicht je an gute Bücher
Auch wenn Visconti sich bemühte
Aber der Geiger von Florenz klang
Schon wie vergessen wir schnell

Nett ist es wie Hessel die Bergner
Groß schreibt und schwärmt von ihrer
Dort Hosenrolle als Geiger aber es
Scheint austauschbar wie der Film

Allen Superlativen zum Trotz bleibt
Die Figur und seine Schwärmerei
Farblos was an mir als Leser auch
Liegen könnte den Filme anöden

Hessel zu lesen ist ein Vergnügen
Über Filme so langweilig wie diese
Was also passend soweit wäre als
Gute Ironie zumindest durchgeht

Wunderbar dagegen ist die zärtliche
Arabeske die mit dem biblischen
Dialog von Adam und Eva beginnt
Wo sie ihn zum Apfel verführt 

Sie tut dies mit typisch fraulichen 
Fragen die seinen Ehrgeiz wie
Seine Neugier anstacheln sollen
Ist also Schlange und Verführung 

Anschließend an diesen Ausflug
In die endlose Vergangenheit denkt
Der Autor darüber nach wie schwer
Es doch Frau mit Mann heute hätte 

Ihre Aufgabe wäre ob vom Teufel 
Oder Gott beauftragt dabei den
Mann zur Wirklichkeit zu verführen
Damit er dort seinen Mann steht

An was alles die heutige Frau dabei
Denken muss was er ihr dann bitte
Freundlichst wieder abnehmen soll
Macht das Leben der Frauen schwer

Mit feinem Humor und schöner Ironie
Erzählt Hessel hier so treffend über
Das Verhältnis von Mann und Frau
Was mich Leser ständig lächeln lässt


Weiter ging es nach Sardinien was wohl
Manche auch für das Paradies halten
Das durch den Ausbruch des Weltkrieges
Überraschend sehr beeinträchtigt wird

Während der eine Sohn den Eltern
Berichtet dass er sich freiwillig zum
Kriegsdienst gemeldet hat um damit
Bessere Konditionen zu bekommen

Liest der andere kommunistische Artikel
Gegen den Krieg und Mercede sieht sich
In ihren Ahnungen bestätigt während
Michele Angelo beinah ausrastet

Absurd schien es dem Schmied sich
Freiwillig zum Dienst zu melden auch
Als Unteroffizier noch und eine düstere 
Stimmung breitet sich in der Familie aus

Droht nun das nächste Unglück oder
Hatte die Familie schon genug davon
Wie hält die Mutter noch zusammen
Was entgegengesetzte Wege geht


Von der Insel ging es in die Berge
Nach Davos wo der Hofrat besonders
Die Schneeschmelze lobte die alle Gäste
Sonst eher betrübte weil etwas verging

Frau Salomon die genug von ewigen
Verlängerungen und dem Vorführen ihrer
Edlen Spitzenwäsche bei Untersuchungen
Hatte reiste lautstark und wild ab 

Spätestens im Herbst sei sie wieder da
Prophezeite Hofrat Behrens was die
Hochbusige Marusja und ihre Tante
Die Urlaub machen für sich ankündigten

Einige alte Bekannte aus dem Speisesaal
Waren bettlägrig geworden andere wie
Der blasse Doktor Blumenkohl sogar
Ganz dezent unauffällig verstorben

So entstanden Lücken an den Tischen
Einige setzten sich auch um was etwa
Frau Stöhr plötzlich neben Joachim brachte
Was bis Pfingsten die einzige Unruhe war

Gedanken ob die nur fünf Monate
Bis zum Herbst eine lange Zeit sind
Für den sehnsüchtigen Vetter oder ein
Nichts nach den dortigen Maßstäben

Wie Mann hier mit der Zeit jongliert
Ist immer wieder wunderbar zu lesen
Führt uns die Relativität der Wahrnehmung
Die wir zu gern für wahr halten deutlich vor


Bei Thomas Mann dem Genie noch
Bleibend ging es nach Ägypten zu
Joseph und seine Brüder wo nun der
Hofzwerg Dudu eine Intrige spinnt 

Jener wie Mann schreibt Unterwüchsige
Der zuerst bei Mut gegen Joseph hetzte
Ihr die rassistischen Argumente noch in
Den Mund gelegt hatte redete nun süß

Mit dem Instinkt naher Diener wie in 
Allen Intrigen erfahrener Mann hatte er
Gespürt wie sich seine Herrin langsam
In dem schönen Sklaven verliebte 

Nachdem ihr Versuch scheiterte
Joseph direkt zu verbannen durch
Den Widerstand des Potiphar sah er
Die Chance zum großen Drama

Diese zu nutzen verkehrte er seine
Vorigen Worte in ihr Gegenteil und
Lobte und pries ihn wie er nur konnte
Förderte damit noch Muts Gefühl

Wunderbar beschreibt Mann das
Vorspiel des biblischen Dramas mit
Großer Freude an höfischen Intrigen
Die ihren sicheren Weg gehen

Gemein war schon was vorher geschah
Doch war es offen intrigant nun aber 
Wird das scheinbare Gegenteil für die
Vernichtende Intrigen mit allen gespielt

Grausam und gemein ist es schon über
Andere bei der Herrin schlecht zu reden
Doch zur tödlichen Gefahr wird es wenn
Liebe dabei noch im Spiel ist

Welch Niedertracht liegt darin noch die
Gefühle der anderen zu missbrauchen
Seine eigene Rache zu bekommen die
Liebe als Werkzeug zu nutzen dafür

Wie großartig hat sich Thomas Mann
In den dünnen biblischen Stoff der
Vieles nur andeutet hinein gedacht
Eine menschliche Geschichte gesponnen

jens tuengerthal 17.4.25

Zufriedenheiter

Zufriedenheiter

Alles im Leben erreicht zu haben
Schenkt Zufriedenheit zum Abgang
Was aber relativ egal mir ist da ich
Dann ja nicht mehr da bin 

Wichtiger dagegen könnte werden
Mit dem was ist zufrieden zu sein
Weil es große Gelassenheit schenkt
Mehr kaum mehr denkbar scheint

Nichts neues mehr zu wollen um
In dem zu ruhen was ist wäre der
Horror aller Märkte wohl wie der
Meisten Frauen vermutlich auch

Ob das in unserer Natur liegt oder
Ein Büchersammler sich einfach
Dem Ziel seiner Wünsche anpasst
Ist für meine Zufriedenheit egal

Sich am status quo freuen ohne
Nach anderem noch zu streben 
Schenkt heitere Zufriedenheit die
Mit immer weniger glücklich ist

Wer das von sich sagen kann
Hat alles im Leben erreicht denke ich
Lächelnd auf meinem Diwan inmitten
Der kleinen Bibliothek meines Lebens

jens tuengerthal 17.4.25

Heimatgefühl

Heimatgefühl

Was ist eigentlich Heimat
Frage ich mich der zufällig
In Berlin in Prenzlauer Berg
Am Helmholtzplatz nun lebt
Dies bald 15 Jahre in einer
Wohnung was die längste
Zeit meiner Lebens an einem
Ort bisher gewesen ist sich 
Im Leben nicht mehr ändert
Wenn ich nicht muss was
Keine gute Perspektive wäre
Geboren noch in Bremen
Aufgewachsen in Frankfurt
Natürlich am Main denn die
Oder lag ja in der DDR die
Zum Glück mir erspart blieb 
Abitur und Studium in Heidelberg
Vater geworden in Berlin hat mein
Leben verschiedene Orte aber
Eine Kontinuität Bücher die
Das geistige Zuhause mir
Egal wo waren warum auch
Menschen und Orte für mich
Relativ austauschbar egal sind
Heimat ist wenn meine Bibliothek
Was konsequent immobil macht
Habe dort alles erreicht was ich
Als Knabe mir träumen konnte
An Büchern Möbeln Frauen
Von allem dicke genug
Es braucht nichts mehr 
Weiß nicht ob das Heimat ist
Übe nun noch Zufriedenheit
Dann habe ich fertig

jens tuengerthal 17.4.24

Ordnungsliebe

Ordnungsliebe

Ordnung lieben schützt
Im Chaos der Gefühle
Nicht vor Verlusten

jens tuengerthal 17.4.25

Naturchaos

Naturchaos

Natur scheint Chaos
Wo Ordnung nicht erkennbar
Erfinden wir sie

jens tuengerthal 17.4.25

Aufgeräumt

Aufgeräumt

Aufgeräumt gibt den
Anschein höherer Ordnung
Gegen die Natur

jens tuengerthal 17.4.25

Liebesenttäuschung

Liebesenttäuschung

Liebe ist der Glaube an ein Gefühl
Wir täuschen uns dabei vor dass
Die Geliebte wichtiger als alle ist
Hoffen dies würde uns gut tun
Auch wenn es das real meist
Nur sehr beschränkte Zeit tut
Dafür um so länger leiden lässt
Würden wir die Zeit messen
Die Liebe wirklich glücklich machte
Sie dem Leiden gegenüberstellen
Merkten wir in Summa welche 
Geradezu unglaubliche Täuschung
Das Liebesglück schon immer war
Vernünftig ist das nicht zu erklären
Nüchtern lohnend war es nie 
Außer für verliebte Momente
Täuschten wir uns nicht länger
Liebte vermutlich keine mehr
Andererseits enttäuschten wir
Uns über das reale Glück um 
Zu sehen wie es wirklich ist 
Wären alle danach enttäuscht 
Was für keinen wirklich lohnt
So braucht die Liebe wohl viel
Täuschung um weitezurleben
Wie Enttäuschung zu entstehen 
Steht daher immer auf dünnem Eis
Was die Wirklichkeit betrifft

jens tuengerthal 17.4.25

Mittwoch, 16. April 2025

Nazinormal

Nazinormal

Darf der Umgang mit Rechtsradikalen
Im Parlament je normal werden oder
Braucht es einen Radikalenerlass
Der jede Kooperation mit diesen 
Auf allen Ebenen wie bisher
Ausschließt zur Rettung unserer
Demokratie oder begann nicht
Der Tabubruch schon mit der
Kooperation der SPD mit den
Erben der SED galt nicht allen
Linken wie Grünen gegenüber 
Früher ein Kooperationsverbot
Was darf je normal werden
Ist die Diskussion darüber
Nicht ganz dringend nötig um
Einen demokratischen Weg noch
In unsicherer Zukunft zu ermöglichen 
Wenn die AfD von Putin noch
Finanzierte bloße Nazis sind
Gehören sie schlicht verboten
Wer dies Verfahren verweigert
Schadet der Demokratie damit
Wenn er die Kooperation ausschließt
Es gibt gute Gründe für ein Verbot
Leiten wir das Verfahren endlich ein
Oder wir müssen alle Parteien
Künftig auch gleich behandeln
Entweder entschlossen verbieten
Dann ist Ungleichbehandlung
Auch weiterhin gerechtfertigt
Oder künftig Gleichbehandlung
Wer die AfD im Diskurs stellen
Wie demokratisch besiegen will
Muss sie wie alle Demokraten
Gleich behandeln oder den Mut 
Zum Verbot aufbringen weil das
Weder noch mehr schaden wird
Vielleicht verdeutlicht dies einigen
Wie nötig das Verbotsverfahren ist

jens tuengerthal 16.4.25

Lektürentagebuch 16.5.24

Lektürentagebuch 16.5.24

Herrlich froh mit Franz Hessel wieder
Genossen was ich nicht habe wie er es
Als Flaneur der Schaufenster beschreibt
Dem die Dinge im Geist genügen

Wahrhaft geistvoll wie humorvoll dazu
Beschreibt er verschiedene Momente
In denen er sich mehr daran freute alles
Nur von Ferne zu betrachten statt sich

Wie andere nah in Geschäften zu
Drängen oder mit Ellbogen in Schlangen
Um Karten für die Vorstellung zu balgen
Hält er lieber Abstand und betrachtet

Plakate als Abbild der Wirklichkeit die
Er nicht bezahlen könnte deren Teil er
So sein kann was er nach seiner neuen
Philosophie aus dem Kalender genießt

Weniger mehr sein zu lassen wie mit
Phantasie die Welt für sich haben ist
Eine Philosophie die allem besser tut
Als vermeintliche Wege zum Erfolg

Ob sich eine solche Philosophie mit
Dickem väterlichen Erbe wie es bei
Franz Hessel der Fall lange war mehr
Genießen lässt ist dabei völlig egal

Der Flaneur braucht nichts mehr aber
Ist glücklich mit dem was er tut als 
Beobachter im Leben der anderen
Ein Eckensteher der Kulturgeschichte

Zufriedenheit im weniger zu finden ein
Beobachter des albernen Seins bleiben
Ist die hohe Kunst die Hessel lehrt 
Dabei hilft es ihn täglich zu lesen


Vom ironischen Flaneur der nichts mehr
Braucht und alles in den Geist verlegt
War es ein kleiner Schritt nur auf den 
Zauberberg geographisch nach Davos

Über diesen hatte ich auch schon den
Herrlichen im Status gesendeten Artikel
Gelesen was Grund genug war nun in 
Die frühlingshafte Bergluft einzutauchen 

Es ist die Zeit um Ostern als nach dem
Bruch an Karneval wieder der Kontakt
Mit Ludovico Settembrini beginnt dem
Die Osterrekoration ein Anlass dazu ist

Doch nach kleiner Plauderei mit dabei
Natürlich klassisch antiken Bezügen
Verkündet ihnen Settembrini seinen 
Nun bevorstehenden Umzug nach Dorf

Dort würde er sich als Aftermieter beim
Damenschneider bescheiden einrichten
Weil Behrens ihm lebenslänglich gab mit
Rückkehr nach unten nicht zu rechnen ist

Die Bedeutung des Humanisten der die
Fastenzeit also ihm gegenüber völlig
Schweigend verbracht hat wird ihm
Mit dem Abschied noch bewusster

Wie fein führt Thomas Mann diese
Dialoge und lässt seine Figuren so
Im großen Strom der Zeit tanzen der
Auch über unabänderliches lächeln lässt

Der Zauberberg ist auch in winzigen
Portionen häppchenweise genossen
Immer wieder ganz großes Theater
Das die Worte selig tanzen lässt


Aus den Alpen ging es ins alte Ägypten
Zu Joseph und seine Brüder weiter im
Ehestreit von Potiphar und Mut über die
Zukunft von Joseph den sie fürchtet

Sie will ihn vom Hof vertreiben und folgt
Dafür einen tiefen Gefühl dem er mit
Vernünftigen Argumenten begegnet
Er ist dabei ehrlich sie lügt dagegen

Sie von unklarer Furcht getrieben
Versucht ihn mit ihrer Gunst wie
Ihrem Wohlergehen zu erpressen
Was Priorität für ihn doch haben solle

Er erstaunt wie verwundert über ihren
So unverständlichen Wunsch da er auch
Ihre Träume nicht kennt versucht ihr mit 
Einem Kompromiss entgegenzukommen

Diesen lehnt sie die ihrem Gefühl folgt
Darum ganz oder gar nicht will empört ab
Verlässt den Saal mit mühsam noch 
Gewahrter Haltung gegenüber Potiphar

Auf ihren Trotz hin nahm auch der
Gatte seine Angebote alle zurück
Sie bleiben im Wesen entzweit 
Ohne Hoffnung auf Verständnis

Dieser Streit voller Missverständnisse 
Scheint wie ein früher Beleg der doch
Viel jüngeren Mars Venus Theorie 
Beide leben in verschiedenen Welten

Der Unterschied zur Realität ist nur
Wir Leser wissen voller Freude an der
Tiefen epischen Kenntnis die Mann hier
Inszeniert was für wen wie wirklich ist

Leicht fällt es mir als Mann Potiphar hier
Zu verstehen wie seine Frau die doch nur
Ihrem Gefühl folgt zu verurteilen doch
Spannend wäre wie Frau dies beurteilt

Können sich Männer und Frauen in diesem
Ganz zentralen Punkt aller Versuche eine
Verständigung je erreichen oder sind die
Beziehungsversuche immer untauglich

Sie lügt ihn an aber ist besten Willens
Ihn vor ihrem Albträumen zu schützen
Bekämpft eine danach reale Gefahr
Er eigentlich gutwillig wird trotzig 

Die Wesen von Venus und Mars reden
Miteinander in scheinbar einer Sprache
Die eine völlig entgegengesetzte Bedeutung
Für jeden hat und verstehen sich nicht

Die Enttäuschung über das Unverständnis
Führt zu kleinen ehelichen Katastrophen 
Oder wirklich großen Konflikten wie sie
Joseph infolge jahrelang erleiden muss

Ob das Wissen darum etwas daran ändert
Oder wir besser stoisch ertragen was sich
Nicht ändern lässt bleibt dabei noch offen
Sehr weise beschreibt Thomas Mann es

Die Lektüre großer Literatur lohnt also
Auch für Erlebnisse im alltäglichen Leben
Erleichtert so das Zusammenleben weil 
Vieles literarisch bereits durchlebt wurde

jens tuengerthal 16.4.25

Liebesanwalt

Liebesanwalt

Liebe braucht keinen
Anwalt ihrer Natur zu
Folgen nur Gefühl

jens tuengerthal 16.4.25

Advocatusliberta

Advocatusliberta

Freiheit braucht immer
Verteidiger gegen die
Dumme Gewohnheit

jens tuengerthal 16.4.25