Lektürentagebuch 16.5.24
Herrlich froh mit Franz Hessel wieder
Genossen was ich nicht habe wie er es
Als Flaneur der Schaufenster beschreibt
Dem die Dinge im Geist genügen
Wahrhaft geistvoll wie humorvoll dazu
Beschreibt er verschiedene Momente
In denen er sich mehr daran freute alles
Nur von Ferne zu betrachten statt sich
Wie andere nah in Geschäften zu
Drängen oder mit Ellbogen in Schlangen
Um Karten für die Vorstellung zu balgen
Hält er lieber Abstand und betrachtet
Plakate als Abbild der Wirklichkeit die
Er nicht bezahlen könnte deren Teil er
So sein kann was er nach seiner neuen
Philosophie aus dem Kalender genießt
Weniger mehr sein zu lassen wie mit
Phantasie die Welt für sich haben ist
Eine Philosophie die allem besser tut
Als vermeintliche Wege zum Erfolg
Ob sich eine solche Philosophie mit
Dickem väterlichen Erbe wie es bei
Franz Hessel der Fall lange war mehr
Genießen lässt ist dabei völlig egal
Der Flaneur braucht nichts mehr aber
Ist glücklich mit dem was er tut als
Beobachter im Leben der anderen
Ein Eckensteher der Kulturgeschichte
Zufriedenheit im weniger zu finden ein
Beobachter des albernen Seins bleiben
Ist die hohe Kunst die Hessel lehrt
Dabei hilft es ihn täglich zu lesen
Vom ironischen Flaneur der nichts mehr
Braucht und alles in den Geist verlegt
War es ein kleiner Schritt nur auf den
Zauberberg geographisch nach Davos
Über diesen hatte ich auch schon den
Herrlichen im Status gesendeten Artikel
Gelesen was Grund genug war nun in
Die frühlingshafte Bergluft einzutauchen
Es ist die Zeit um Ostern als nach dem
Bruch an Karneval wieder der Kontakt
Mit Ludovico Settembrini beginnt dem
Die Osterrekoration ein Anlass dazu ist
Doch nach kleiner Plauderei mit dabei
Natürlich klassisch antiken Bezügen
Verkündet ihnen Settembrini seinen
Nun bevorstehenden Umzug nach Dorf
Dort würde er sich als Aftermieter beim
Damenschneider bescheiden einrichten
Weil Behrens ihm lebenslänglich gab mit
Rückkehr nach unten nicht zu rechnen ist
Die Bedeutung des Humanisten der die
Fastenzeit also ihm gegenüber völlig
Schweigend verbracht hat wird ihm
Mit dem Abschied noch bewusster
Wie fein führt Thomas Mann diese
Dialoge und lässt seine Figuren so
Im großen Strom der Zeit tanzen der
Auch über unabänderliches lächeln lässt
Der Zauberberg ist auch in winzigen
Portionen häppchenweise genossen
Immer wieder ganz großes Theater
Das die Worte selig tanzen lässt
Aus den Alpen ging es ins alte Ägypten
Zu Joseph und seine Brüder weiter im
Ehestreit von Potiphar und Mut über die
Zukunft von Joseph den sie fürchtet
Sie will ihn vom Hof vertreiben und folgt
Dafür einen tiefen Gefühl dem er mit
Vernünftigen Argumenten begegnet
Er ist dabei ehrlich sie lügt dagegen
Sie von unklarer Furcht getrieben
Versucht ihn mit ihrer Gunst wie
Ihrem Wohlergehen zu erpressen
Was Priorität für ihn doch haben solle
Er erstaunt wie verwundert über ihren
So unverständlichen Wunsch da er auch
Ihre Träume nicht kennt versucht ihr mit
Einem Kompromiss entgegenzukommen
Diesen lehnt sie die ihrem Gefühl folgt
Darum ganz oder gar nicht will empört ab
Verlässt den Saal mit mühsam noch
Gewahrter Haltung gegenüber Potiphar
Auf ihren Trotz hin nahm auch der
Gatte seine Angebote alle zurück
Sie bleiben im Wesen entzweit
Ohne Hoffnung auf Verständnis
Dieser Streit voller Missverständnisse
Scheint wie ein früher Beleg der doch
Viel jüngeren Mars Venus Theorie
Beide leben in verschiedenen Welten
Der Unterschied zur Realität ist nur
Wir Leser wissen voller Freude an der
Tiefen epischen Kenntnis die Mann hier
Inszeniert was für wen wie wirklich ist
Leicht fällt es mir als Mann Potiphar hier
Zu verstehen wie seine Frau die doch nur
Ihrem Gefühl folgt zu verurteilen doch
Spannend wäre wie Frau dies beurteilt
Können sich Männer und Frauen in diesem
Ganz zentralen Punkt aller Versuche eine
Verständigung je erreichen oder sind die
Beziehungsversuche immer untauglich
Sie lügt ihn an aber ist besten Willens
Ihn vor ihrem Albträumen zu schützen
Bekämpft eine danach reale Gefahr
Er eigentlich gutwillig wird trotzig
Die Wesen von Venus und Mars reden
Miteinander in scheinbar einer Sprache
Die eine völlig entgegengesetzte Bedeutung
Für jeden hat und verstehen sich nicht
Die Enttäuschung über das Unverständnis
Führt zu kleinen ehelichen Katastrophen
Oder wirklich großen Konflikten wie sie
Joseph infolge jahrelang erleiden muss
Ob das Wissen darum etwas daran ändert
Oder wir besser stoisch ertragen was sich
Nicht ändern lässt bleibt dabei noch offen
Sehr weise beschreibt Thomas Mann es
Die Lektüre großer Literatur lohnt also
Auch für Erlebnisse im alltäglichen Leben
Erleichtert so das Zusammenleben weil
Vieles literarisch bereits durchlebt wurde
jens tuengerthal 16.4.25
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