Sonntag, 19. Mai 2024

Pfingstkiezriesling

Pfingstkiezriesling

Nach  dem Pfingstkonzert in der
Philharmonie und der Dichtung
Auf dem Diwan noch auf einen
Rheingauer Riesling um die Ecke

Ins Crosdroads an der Kreuzung
Der Pappelallee vor der Bremer Höhe
Kleine Runden sitzen beisammen
Am Nachbartisch parlieren drei

Französinnen in ihrer Sprache
Die nicht nach Paris klingt
Sind sie nicht unattraktiv nur
Völlig in ihr Gespräch vertieft

Nebenan ein Pärchen in Jeans
Beide bebrillt sie mit blondem Zopf
Er mit grauem langen Bart hält er
Sie fest im Arm die bereits gähnt

Am Tisch um die Ecke sitzen zwei
Heftig aufgetakelte Blondinen die
Sich sichtbar mit ihren knabenhaften
Männlichen Begleitern langweilen

Ein Tisch mit drei Knaben wie zwei
Puffelsmuzen unterhält sich zu laut
Über private Belanglosigkeiten dabei
Bleibt alles zwischen ihnen unerkennbar

Am Tisch an der Straße vier Herren
Mit zierlicher Dame wobei diese sich
In Coolness überbieten so noch ihre
Aufmerksamkeit zu erlangen was

Nach hinten losgehen könnte doch
Ist niemand zu sehen der es änderte
Den Flaneur eingeschlossen der
Ohnehin lieber nur beobachtet

An der Wand drei Stammgäste in
Reihe wie die alten Korsen im Asterix
Rauchend trinkend im Gespräch als
Mobiles Inventar der hier Bar

Die angekündigten Gewitter blieben aus
Timo räumt Tische leer und zwängt sich
Zwischen den Tischen als Wirt nun
In der kurzen Hosen Zeit angekommen

So zieht der Abend in die Nacht am
Nachbartisch statt der Französinnen
Ein Paar sie nervös rauchend cool
Damenhaft elegant er deutlich älter

Eine Amerikanerin redet zu laut
Mit quäckender Kaugummistimme
Sonst ist es wie immer dezent schön
Genieße den Riesling als Flaneur

jens tuengerthal 19.5.24


Pfingstmesse

Pfingstmesse

Beethovens Missa Solemnis passend
Zu Pfingsten in der Berliner Philharmonie
Gehört auf einem wunderbaren Platz
Also in keiner Kirche auch wenn er sein

Seiner Aussage nach bestes Werk
Eigentlich für die Inthronisation seines
Schülers und Freundes Erzherzog
Rudolph von Österreich als Erzbischof

Von Olmütz komponierte aber dann
Brauchte der mittlerweile taube Komponist
Noch bis 1823 zur Fertigstellung dieses
Wahrhaft gigantischen Werks das ohnehin

Die bescheideneren Bedingungen für
Eine Aufführung in Olmütz gesprengt
Wohl hätte ob wie böse Zungen sagen
Bereits hörbar ist dass Beethoven

Nicht mehr hörte was er tat kann ich
Als musikalischer Laie sicher nicht
Kompetent beurteilen aber egal wie
Hat der 1827 verstorbene Komponist

Die Uraufführung im April 1824 in
Petersburg wohl nicht miterlebt selbst
Hatte er seiner Hoheit seinem Freund
Rudolph die Partitur mit mehr als

Dreijähriger Verspätung überreicht zum
Auch noch falschen Jahrestag der
Inthronisation die angebliche Widmung
Von Herzen zu Herzen findet sich

Weder im Widmungexemplar noch im
Erstdruck sondern allein im Autograph
Der Berliner Staatsbibliothek vermutlich
War dies auch eine Auswirkung des

Inzwischen merklich abgekühlten
Verhältnisses der beiden früher Freunde
Teile der Messe wurden 1824 im Rahmen
Der Uraufführung der 9. Sinfonie in Wien

Im Kärntnertortheater aufgeführt auch
Das wird Beethoven höchstens noch
Gesehen sicher nicht gehört haben
Erst nach Beethovens Tod fanden

Vollständige Aufführen erstmals statt
So 1830 in Böhmen und 1835 dann in
Preßburg besetzt ist diese Messe mit
Klassischem Sinfonischen Orchester

Mit Posaunen Kontrafagott Hörnern
Gemischtem Chor wie vier Solisten
Sopran Alt Tenor und Bass wie der
Orgel als kirchlichem Instrument

In Berlin spielte diesmal in historischer
Aufführungspraxis Conderto Brandenburg
Unter der Leitung von Thomas Hennig
Der noch vor Konzertbeginn mit der

Goldenen Ehrennadel wie einer wohl
Hochverdienten Lobrede geehrt wurde
Die ihm noch zu Corona Zeiten verliehen
Erst heute überreicht werden konnte

Welche Umgebung wäre passender
Als der wunderbare Bau der Philarmonie
Unter den Augen auch der beiden von
Hennig geleiteten Chöre im vollen Saal

So ertrug das Publikum die Verzögerung
Des Beginns der Messe noch gelassen
Spendete gebührenden Beifall bevor sich
Henig auf das Pult schwang und begann

Duch die historische Aufführungspraxis
Werden die einzelnen Stimmen auch
Der Instrumente besser hörbar was sich
Bei den wunderbar zarten Solis der

Konzertmeisterin wie auch beim Gesang
Angenehm bemerkbar machte ob dies
Wirklich Beethovens größtes Werk ist
Kann ich wirklich nicht beurteilen

Sicher nur ist es nicht das Werk was mir
Bisher von ihm am besten gefiel so sind
Seine Sinfonien mir leichter verständlich
Wie andere Kompositionen mir näher

Dies liegt nicht nur an der Aversion
Des Atheisten gegen alle Messen
Wie sonst heiligen Hokuspokus der
Vom Inhalt mir immer fremd bleibt

Großartig gespielt mit wunderbaren
Stellen die Henig fein herausarbeitete
Wie das Orchester großartig spielte
Begleitet von den zwei Chören hier

Das war zum einen der BOC genannte
Berliner Oratorien Chor wie auch der
Schlachtenseer Chor die Henig beide
Wohl schon lange musikalisch begleitet

Dahingestell wie großartig diese Messe
Musikalisch beurteilt wirklich ist war sie
Eine echte Herausforderung auch für die
Hörer zur Zeit der ersten Aufführungen

Erste Kritiken überschlagen sich damals
Nicht unbedingt mit größter Begeisterung
Im Gegenteil hagelte es auch sehr derbe
Kritiken am Werk wie am Komponisten

Fragte mich beim Zuhören wie der ewigen
Suche Beethovens nach neuen Höhepunkten
Wie der taube Komponist wohl im Bett war
Ob er da auch immer weiter nur steigerte

Ohne zu einem Ende je zu kommen wie
Von Höhepunkt zu Höhepunkt sich nur
Hangeln konnte statt dazwischen auch
Mit harmonischer Schwingung zu genießen

Wie zart und fein Beethoven doch auch
Komponieren konnte wurde dank der
Guten Konzertmeisterin immer wieder
In leisen Momenten noch hörbar

Dankbar für die historische Aufführungspraxis
Wollte ich diese Messe lieber nicht von den
Berliner Philarmonikern mit Stahlsaiten also
Noch deutlich lauter gespielt hören

So war es ein eindrucksvolles musikalisches
Erlebnis mit großartigen Musikern die hörbar
Begeistern konnten was mit langem Applaus
Am Ende noch verdient belohnt wurde

Würde auch Concerto Brandenburg allen
Hörern empfehlen wenn auch vielleicht nicht
Mit gleicher Entschiedenheit für die Messe
Welche Beethoven sein Meisterwerk nannte

Dankbar der Geigerin im Orchester dort
Der ich meine wunderbare Karte in der
Vierten Reihe verdanke für ein großes
Musikalisches Erlebnis das den Hörer

Der eher Flaneur als Musiker ist teils
Etwas überforderte freue ich mich über
Dieses Konzert zur Kinderzeit am
Sonntagnachmittag unklar nur ob

Darum auch so viele Alte unter den
Dort Hörern auch waren oder das
Eben typisch für klassische Konzerte
Ist die reiferes Publikum anziehen

Vielleicht ist es ein wenig beruhigend
Für ein letztes Gefühl von Jugend noch
Heute etwas überfordert gewesen zu sein
Jedenfall genügt immer Verständnis

Verständnis für einen schon behinderten
Komponisten bei gleichzeitiger Freude
Über ein musikalisches Erlebnis mit einem
Wunderbar spielenden Orchester

jens tuengerthal 19.5.24

Lustlehren 061

Lustlehren 061

Bewegungsharmonie ist in der Lust
Der entscheidende Faktor der den
Großartigen Sex von der bloßen
Gemeinsamen Gymnastik unterscheidet

Ob es diese Unterscheidung braucht
Wem sie überhaupt nutzen kann sei
Weniger hier diskutiert als die Frage
Was Harmonie in der Bewegung heißt

Wo es passt und alles stimmt sind die
Bewegungen synchron harmonisch
Genießen einander lustvoll statt sich
Kraftvoll hektisch nur abzumühen

Dies kann mal passieren auch in 
Sonst harmonischen Konstellationen
Doch wo es an der Harmonie in der
Bewegung dabei fehlt wird es nie mehr

Dabei Geduld zu haben ist wichtiger
Als nur auf die Natur zu hoffen die uns
Beim Sex sonst triebhaft leitet wenn
Das nicht klappt hilft darüber reden

Wie über Sex reden ohnehin hilft zu
Einem harmonischen gemeinsamen
Erlebnis eher zu finden als durch ein
Bloßes Ausprobieren das frustriert

Auch die Übung ist neben den so
Wichtigen Gesprächen natürlich
Ganz wichtig um zu einem guten
Weg auch praktisch zu finden

Wo die Übung also der Sex noch
Von offenen Gesprächen über die
Jeweiligen Bedürfnisse begleitet wird
Kann dies wahre Wunder bewirken

Es gibt nicht nur den einen Weg zum
Glück wie zur Befriedigung sondern
So viele wie Menschen die dabei ihre
Harmonie aufeinander abstimmen

Wo das nie klappt sind alle weiteren
Versuche eher müßig doch bevor
Schnell kapituliert wird weil es doch
Fälle gibt wo es natürlich klappte

Ist es ganz wichtig sich viel Zeit
Dabei zu schenken was auch den
Großen Vorteil hat die Lust lieber
Zu entspannen als sich zu stressen

Es geht nicht um Leistungserbringung
Oder die Zahl der Höhepunkte sondern
Eine individuelle Abstimmung der
Körperlichen Harmonien aufeinander

In Anbetracht des möglichen ganz
Wunderbaren Erlebnisses dann auch
Geteilter wie sich geschenkter Lust
Die zur Befriedigung beide führt

Lohnt sich alle Geduld beieinander
In größter Lustharmonie anzukommen
Dabei sollte aber fein unterschieden
Werden was möglich ist und was nie

Wo es Entwicklung zu schönerer Lust
Miteinander gibt ist dies alle Versuche
Wie viele Gespräche wert was sich
Nicht fühlt und entwickelt lässt es besser

So kann wunderbarer Sex sowohl ein
Überraschendes Naturereignis sein wie
Die Folge intensiver Arbeit daran um
Zu einer geteilten Harmonie zu finden

Nichts ist mehr oder weniger wert nur
Das eine ist überraschend schön alles
Übrige kann wunderbare Wege künftig
Versprechen die nicht an Zufall hängen

Vielleicht ist sogar der schönste Sex
Den zwei sich gemeinsam erarbeiten
Viel sicherer beständig als der Zufall
Den Natur uns manchmal beschert

Nach meiner geringen Erfahrung ist
Sex der gemeinsam sich Wege sucht
Kontinuierlich besser als die von uns
Unabhängigen Naturereignisse

Jene treten Nach der Natur ein oder
Auch nicht aus unabsehbaren Gründen
Dieser ist das Ergebnis gemeinsamer
Suche und damit erlernt wiederholbar

jens tuengerthal 19.5.24

Feiertagsfrei

Feiertagsfrei

Am Feiertag haben alle frei
Warum sich dann in allen
Freizeiteinrichtungen Menschen
Drängen freie Tage zu genießen

Dahingestellt was in Massen je
Ein Genuss sein kann ist es für
Den Flaneur eher einer für sich
In Ruhe dennoch zu bleiben

Pfingsten ist dazu meistens noch
Schönes Wetter von oben egal
Ob Gewitter angekündigt sind
Können wir Feiertage genießen

Auch der hier nach dem alten
Aberglauben da aufgestiegene
Irgendwie Heilige Geist muss
Keinen beim Feiern stören

Legen gleich noch den Montag
Als heilige Draufgabe dazu um
Ausgiebig genießen zu können
Was im Mai einst so aufstieg

Gestern entschied sich schon
Wer aus der Bundesliga absteigt
Heute wer alles aufsteigen darf
Da werden Geister relativ egal

Berlin feiert dazu als Volksfest
Den Karneval der Kulturen in
Kreuzberg den ich auch mal
Besuchte inzwischen ignoriere

Massen freuen sich an Feiertagen
Jubeln gerne in großer Menge um
Gemeinschaftlich Glück zu teilen
Feiere lieber in Ruhe für mich

Dass alle frei haben stört mich
Eher als ich es genießen kann
Individuelle Feiertag fände ich gut
Statt staatlich verordneter Freizeit

Alle bunten Kulturen zu feiern wie
Heute in Kreuzberg liegt mir näher
Als aufsteigende heilige Geister
Dennoch meide ich lieber beide

Messen hören liegt konventionell
Wohl relativ nahe mir eher fern
Wenn ich es dennoch tue eher
Aus alter Verbundenheit noch

Störe mich nicht am Feiertag den
Andere Dichter Volkes Himmel nannten
Doch lasse ich mich ungern ablenken
Von dem was ich will durch was alle tun

jens tuengerthal 19.5.24

Naturbetrachtungen

Naturbetrachtungen

Natur zu betrachten liegt mir nah
Gerne auch ganz nah mit Liebe
Was den Blick schön verklärt
Egal wie wirklich die Wirklichkeit ist

Der Blick in die Natur schenkt mir
Freude und Lust wie Befriedigung
Weil ich mit viel Gefühl schaue
Scheint alles mir noch schöner

Mit Alphonse Karr die bescheidene
Liebe zur ganz nahen Natur wie
Die Überflüssigkeit aller Reisen
Bei der um seinen Garten genießen

Nahe liegende Schönheit in der
Natur als Wunder zu erkennen
Wie dafür tief dankbar zu sein
Schenkt bescheidene Zufriedenheit

Wie wenig je mehr egal wo wird
Wenn ich die nahe Natur würdige
Wie mit Liebe um mich schaue
Ist ganz große Philosophie

Dabei nennt es sich bescheiden
Nur Roman in Briefen an einen
Verreisten Freund was als 425.
Band der Anderen Bibliothek

Im Mai 2020 erschien ist viel mehr
Eine Philosophie unserer Zeit die
Satt vom Überfluss neue Wege
Sucht das Leben zu erhalten

Nicht irgendwohin zu laufen mehr
Um die Fremde zu bestaunen
Sondern in der nächsten Natur
Die größte Schönheit erkennen

Dieses Buch voller Liebe zu den
Wundern der Natur erschien als
Estausgabe 1845 bei Dumont in
Paris aber war noch nie so aktuell

Über nahes Glück neu nachdenken
Mit Liebe auf die Dinge schauen
Natur ohne zu reisen würdigen ist
Was gerade nötiger als je wäre

Mögen noch viele dieses ganz
Wunderbare Buch lesen wie mit
Liebe genießen es kann den Blick
Auf die Welt zauberhaft wandeln

Welch Reichtum vor der Tür liegt
Wie viel uns die Natur schenkt
Die wir nur würdigen lernen müssen
Um bescheiden mehr zu genießen

Keiner nimmt dort etwas mir weg
Dafür lehrt es die eigenen viel
Bescheidenen Mittel mit Liebe neu
Betrachten um glücklich zu leben

Wir müssen nirgendwo mehr hin
Können dafür mehr genießen was
Vor unserer Tür oder ins uns auf
Seine Entdeckung erst wartet

Natur mit viel Liebe betrachten
Um glücklich zu genießen was
Alles schon wunderbar ist lehrt
Ein zufriedeneres Leben führen

Selten tut Lektüre so gut wie da
Wo sie ein zufriedenes Leben lehrt
Als Leser jenseits aller Gier mit
Der ganz nahen Natur glücklich

Wer nach Zufriedenheit strebt
Wie einen neuen Blick auf das
Leben was wir führen sucht wird
In Alphonse Karr seine Welt finden

jens tuengerthal 19.5.24

Nahglück

Nahglück

Nahe liegendes
Macht geteilt noch glücklicher
Ferner geht weiter

jens tuengerthal 19.5.24

Liebeswirklich

Liebeswirklich

Wirklich schon Liebe
Oder etwas davor fragt
Kein Liebender je

jens tuengerthal 19.5.24

Morgenlust

Morgenlust

Morgendlicher Lust
Gemeinsam folgen beginnt
Tage noch schöner

jens tuengerthal 19.5.24

Samstag, 18. Mai 2024

Welterlesen

Welterlesen

Manche laufen durch ferne Länder
Etwas über diese zu erfahren dabei
Zerstören sie mehr als sie sehen
Sind Teil einer lästigen Horde nur

Orte die ich gesehen haben muss
Gibt es nicht mehr in meinem Leben
Dafür unendlich viele die ich mir in
Einem Leserleben erlesen habe

Länder Welten Orte Räume Zeiten
Alles durchquerte ich lesend schon
Nahm es mit der Lektüre in mich auf
Lebte zeitweise auch in Syrien

Las von Märkten und Städten die es
So längst nicht mehr gibt konnte den
Zauber des Orients ohne seinen Fluch
In Ruhe im Sessel hier genießen

Reiste lesend durch China teils mit
Staunenden Europäern dann wieder
Aus chinesischer Feder sogar um
Diese auch Teekultur zu verstehen

Durch das Weltall reiste ich einst
In den Sterntagebüchern von Lem
Mit Georg Forster reiste ich um die
Welt wie an den Niederrhein noch

Bei letzterer Reise war noch der
Junge Alexander Humboldt als
Reisebegleiter mitgekommen dessen
Reiseberichte mir Südamerika zeigten

Mit Montaigne ritt ich von seinem
Schloss über Deutschland nach Rom
An der Seite Heinrich Harrers wie
Sven Hedins ging es nach Tibet

Goethe nach Italien begleitet auch
Wenn früher selbst dort gewesen
Käme es mir fast absurd heute vor
Die Bibliothek dafür zu verlassen

Es ist eine erlesene Welt großer
Ihre Reisen beschreibenden Autoren
Glücklich sich dafür Zeit zu nehmen
Habe ich die Welt längst mir erlesen

Wenn ich Lust auf Paris habe ziehe ich
Einen Band der intrigenschwangeren
Tagebücher der Brüder Goncourt aus
Der Sammlung und fühle genug davon

Große Reisende der Antiken machten
Wohl den Anfang der Sammlung die
Eine erlesene Welt mir erschloss
Denke ich etwa an Odysseus

Auch der Zauberberg beginnt als eine
Reise nach Davos wo ich einst noch
Skifahren lernte als ich noch diesem
ÖKologisch eher zweifelhaften Spaß

Ohne schlechtes Gewissen nachgab
Weil es so geil war während ich heute
Lieber Hans Castorps Schneeerlebnis
Lese statt selbst darin zu stecken

Wie mit Musil in das Österreich der
Späten Kaiserzeit dazu was eine ganze
Welt an Geschichten in sich trägt von
Roth bis Zuckmayer und viele mehr

Orte die ich lesend erreiche liegen
Dem Leser und Dichter viel näher
Als die zu denen ich lästig fuhr um
In einer Masse dumm rumzustehen

Kenne Venedig schon lange aus den
Tagebüchern Casanovas wie vieler
Anderer literarischer Quellen bei denen
Der Tod in Venedig nicht fehlen darf

Mit Massen dorthin fahren wie sich im
Gedränge noch durchwühlen statt in
Ruhe darüber zu lesen ist für eher
Schlichte Gemüter ein Vergnügen

Genieße es mir die Welt viel mehr
Erlesen zu erschließen dann ganz
Exklusiv im Luxus meiner Bibliothek
In egal welcher Zeit dort zu sein

Es sind genug Menschen gereist
Fand jede unnötige Fortbewegung
Schon immer eher lästig ist etwas
Für Nomaden nicht für Kulturwesen

Will ich wissen wie es irgendwo ist
Kann ich in der Bibliothek darüber
Berichte Geschichten und mehr lesen
Habe am schönsten Ort die Welt zu Gast

Erlesene Welten sind für mich die
Vornehmste und schönste Art zu
Reisen für Kulturmenschen während
Nomadische Banausen noch reisen

Es ist egal was dabei wem besser tut
Ob die erlesenen Welten vornehmer sind
Da sein nur für schlichte Gemüter das
Sich hinlegen noch ersetzen muss

Solange keine Form zu leben der anderen
Schadet wie deren Grundlagen zerstört
Mögen alle nach ihrer Fasson von mir aus
Auch selig werden und bleibe ich hier

Insofern es leider im Klimawandel noch
Anders ist und Reisen mehr zerstört als
An geistigem Gewinn nicht bringt wäre
Eine Änderung überlebensnotwendig

Sich die Welt erlesen ist der beste
Ausstieg aus der Droge Reisen die
Nur schlichtes Gemüt wie zu wenig
Phantasie offenbart und zerstört

Wo all dies unschädlich möglich
Werden sollte irgendwann möge
Jede nach ihrer Fasson selig werden
Wer schreibt der bleibt lieber

jens tuengerthal 18.5.24

Bücherbeziehung

Bücherbeziehung

Kann ich Bücher wirklich lieben
Wie ich es gerne von mir sage
Der ich in einer Bibliothek lebe
Die klein aber fein für mich ist

Finde Beziehungen meist eher
Schwierig weil alle Erwartungen
Gefühle erwürgen wie mich infolge
Langsam grausam ersticken lassen

Zu Büchern lebe ich mein Leben lang
In einer engen liebevollen Beziehung
Sie trösteten wühlten auf und ließen
An Gedanken die ihnen folgten wachsen

Lebe mit Büchern in denen ich nach
Laune lese um unsere Zweisamkeit
Als Akt der Zuwendung zu genießen
Will sie so wenig erledigen wie Geliebte

Viele lesen wie sie leben und sehen es
Als eine Art fernsehen mit Buchstaben
Sie wollen unterhalten werden dabei
Sind keine Leser sondern Buchbetrachter

Manche Thriller oder Krimis schreien
Danach fertig gelesen zu werden ohne
Mehr zu bieten als Unterhaltung dabei
Die als völlig egal wieder verweht

Solche Druckwaren sind für Leser wie
Zeitungen schnell erledigtes Altpapier
Was nur dem raschen Konsum dient
Der denen die Bücher lieben fern liegt

Habe eine Beziehung mit meinen Büchern
Die nicht erledigt werden soll oder gar
Enden muss weil beendet sondern ein
Leben lang genossen werden darf

Keine Eile Bücher gelesen zu haben
Werde nie alle um mich in meinem Leben
Ganz gelesen zu haben aber ich habe ein
Leben und eine Liebe mit ihnen geteilt

Verbrauche und konsumiere keine Bücher
Sie sind Mitbewohner meines Seins was
Mal mehr mal weniger Nähe bringt also
Eine lebendige Beziehung auch ist

Dabei gibt es auf und ab was dann
Weniger lauten Streit als ein stilles
Zur Seite legen zur Folge hat bis
Wir einander anders betrachten

Mit schlechter Literatur oder sonst
Massenware wurde ich nie warm
Eine enge Beziehung braucht auch
Den ästhetischen Reiz dazu

Liebe gebundene schöne Bücher
Bunt bedruckte Taschenbücher
Werden nur im Ausnahmefall dann
Mit ganz spitzen Fingern gelesen

Warum ich etwa den großartigen
Leoparden von Lampedusa noch
In peinlicher Taschenbuchausgabe
Stehen habe hat historische Gründe

In Gedenken alter Freundschaften
Kann die Liebe sich einiges erlauben
Was ausnahmsweise toleriert wird
In der sonst gebundenen Bibliothek

Was ich so tief in mich lasse wie
Gute Bücher eindringen muss mir
Gefallen und sich gut anfühlen wo
Diese Nähe fehlt wird nicht gelesen

Glaube inzwischen ich kann Bücher
Wirklich lieben wie mit ihnen in einer
Glücklich harmonischen Beziehung
Ohne auf ein Ende zu hoffen leben

Dass Bücher keine Menschen sind
Vor allem auch keine Frauen die ich
Sonst mit Lust und Leidenschaft liebe
Könnte mehr Grund als Hindernis sein

Zumindest hatte ich noch zu keiner
Eine so lange harmonische Beziehung
Wie ich mit der Bibliothek seit ich
Als Teenie Büchersammler wurde

Bücher haben mich nie enttäuscht
Noch je getäuscht oder verletzt was
Nicht meine Literatur ist wird nicht
Weiter gelesen und verliert sich

Alle Bücher die ich liebe leben mit mir
Sind keine Lebensabschnittsgefährten
Für zwischendurch mal netten Sex
Sondern bleiben ein Teil von mir

Weiß nicht ob sich das irgendjemand
Vorstellen oder nachvollziehen kann
Ist ja auch nur mein Bücherleben in
Der ganz eigenen Bücherwelt

jens tuengerthal 18.5.24

Liebeskochen

Liebeskochen

Liebe geht durch den Magen
Behauptet der Volksmund dem
Mit Misstrauen zu begegnen
Meistens vernünftig erscheint

Was alle sagen wird durch die
Masse nicht richtiger sondern
Nur noch peinlicher auch wie
Diktatoren hier genug bewiesen

Bin mir dabei auch nicht sicher
Ob kochen wirklich der Sex des
Alters ist der die Lust aufeinander
Mit Essen anstatt dann ersetzt

Nötig wenn nichts mehr steht
Oder sonst uns wohl ergeht
Wäre ein Ersatz immer weniger
Als was wirklich sein könnte

Sicher aber bin ich mir dass
Zusammen kochen etwas
Ganz sinnliches ist was eine
Lust an sich schon sein kann

Wo das Ergebnis zusätzlich
Noch ein großer Genuss wird
Geht die Liebe sicher auch
Durch den Magen gelegentlich

Doch wichtiger als der Konsum
Selbst gekochter Leckereien ist
Die Lust an geteilter Zubereitung
Sich etwas Gutes zubereiten

Ein gutes großes Essen macht
So satt dass es jede Lust danach
Eher erledigt als noch potenziert
Kochen macht lustvoll hungrig

Zubereitung mit Liebe wie sich
Dabei liebevoll nah zu sein ist ein
So sinnlicher Genuss dass egal wird
Ob wir es oder uns dann vernaschen

Sich voller Lust und Liebe darauf
Zu freuen kann Genuss genug sein
Das Liebesleben zu genießen was
Manche Wunder noch bereithält

jens tuengerthal 18.5.24

Lustlehren 060

Lustlehren 060

Wie lange braucht guter Sex
Überlege ich und weiß doch
Dieser hat keine Zeit mehr
Weil dabei nichts sonst zählt

Große Liebhaber sind immer
Augenblickskünstler die sich
Ganz in den Moment begeben
Ihn voller Lust zu genießen

Wer miteinander schweben kann
Verliert Raum und Zeit dabei um
Im Augenblick wie jenseits davon
Befriedigt glücklich zu sein

Viele Umstände erzeugen noch
Zeitdruck dem wir dann folgen
Ordnungsgemäß zu funktionieren
Mit maximalem Lustverlust auch

Wer noch denkt oh Augenblick
Verweile doch hatte noch keinen
Guten Sex der alles ergreift weil
Dann alle Uhren stehen bleiben

Sich ungeachtet aller Gesetze
Von Schwerkraft und Zeit ganz
In die Ewigkeit des Augenblicks
Fallen zu lassen ist die Kunst

Das Schweben miteinander wie
Die Sekunden des Höhepunkts
Sind nicht messbar noch was in
Welcher Reihenfolge vorkommt

Wer danach von sich sagen ich
Bin Gekommen um zu bleiben
Wie einfach selig weiterschwebt
Hat alles nur mögliche erreicht

Alle die beim Sex auf die Uhr
Schauen oder an sie denken
Machten besser anderes weil
Das Schönste keine Zeit hat

Dann kann alles ganz schnell
Gehen oder stundenlang dauern
Es ist völlig egal weil alles gut so
Miteinander jenseits der Zeit ist

Wer es wagt sich auf die Kunst
Des ewigen Augenblicks ganz
Einzulassen kann ihn genießen
Wie darin wahre Wunder erleben

Auf der Suche nach verlorener Zeit
Verliere ich diese im Unendlichen
Ohne einen Augenblick je ganz
Voller Lust genießen zu können

Lieber schwebe ich darum durch
Die schönsten Momente um dabei
Alle Zeit ganz zu vergessen egal
Wie lange diese dann dauern

Guter Sex kennt also keine Zeit
Dauert hoffentlich eine Ewigkeit
Die gefühlt nie endet weil so alles
Was sein kann im Augenblick ist

Sekundenbruchteile nur eines
Geteilten Höhepunktes gäbe ich
Für ein Leben immer wieder gern
Kein Tod wäre schöner als der
Kleine gemeinsam

jens tuengerthal 18.5.24