Freitag, 15. September 2023

Lateinleere

Lateinleere

Als Anhänger des Humanismus
Habe ich natürlich in der Schule
Latein gelernt oder sollte es lernen
Denn gelernt habe ich trotz mancher
Wiederholung und Nachhilfestunde
Verdammt wenig außer Floskeln oder
Den ersten Satz des gallischen Krieges
Anders als Michel de Montaigne der
Lateinisch sprechen lernte wie in dieser
Sprache humanistisch denken konnte
Mit Leichtigkeit die Klassiker las blieb
Die Sprache der Römer mir eher ein
Buch mit vielen Siegeln die ich lieber
Nie ganz gebrochen habe obwohl ich
Dank großer Gnade ein klitzekleines
Latinum in meinem Zeugnis habe ist
Dies weniger ein Nachweis meiner
Fähigkeiten in dieser Sprache als
Ausdruck schulischer Toleranz gewesen
Der Junge hatte ja sonst Qualitäten
Sie wollten ihn nicht daran alleine
Scheitern lassen aber dennoch
Denke ich bis heute Latein wäre
Die ideale Sprache Europas wenn
Wir nur lernten sie wieder zu sprechen
Sie zum natürlichen Vokabular aller
Europäer würde wäre das eine Form
Der Verständigung die gut täte mit der
Das schlichte englisch nicht mithält
Doch sollte die Lehre des Latein dazu
Von der bisher Leere wieder zu einer
Lebendigen gesprochenen Schule
Werden miteinander zu reden aber
Da wir englisch ja haben wird dieser
Humanistische Wunsch vermutlich so
Echolos verhallen wie alle Lateinstunden
Meiner viel zu langen Schullaufbahn
Doch gut darüber gedichtet zu haben

jens tuengerthal 15.9.23

Humanismuss

Humanismuss

Braucht es mehr Humanismus
Der den Menschen wieder in den
Mittelpunkt stellt statt der Religion
Wie es als Reaktion auf das noch
Mittelalter in Italien einst begann
Als sich kluge Köpfe wieder der
Antike und ihrem Menschenbild
Zuwandten statt sich nur wie die
Scholastik noch um Auslegung
Der heiligen Schriften des alten
Aberglaubens zu bemühen der
Lange alles Denken dominierte
Was sich in der Kunst zeigte
Wie in der Literatur aber vor allem
In der Philosophie der es um ein
Menschliches Miteinander ging
Statt eines göttliches Paradieses
Was erst nach dem Tod drohte
Von der Willkür eines Gottes wie
Seines Bodenpersonals abhängig
Die Wiederentdeckung der alten
Griechischen Philosophen infolge
Der Eroberung von Byzanz durch
Die Mauren wie die Suche gerade
Der Humanisten nach Schriften aus
Der Zeit die sie lasen und verbreiteten
Veränderte das Menschenbild zu
Beginn der Renaissance entscheidend
Hierbei zählt besonders die Entdeckung
Der Dinge der Natur des Lukrez wohl
Im Kloster zu Fulda durch den im
Auftrag seiner Gönner suchenden
Humanisten Poggio Bracciolini der
Einen atheistischen Denker aus dem
Rom vor der Kaiserzeit verbreitete
Was zu einem radikalen Umbruch im
Denken führte wie es uns bereits
Stephen Greenblatt in seinem Buch
Die Wende wie die Renaissance begann
Wie in einem geistigen Krimi zeigte
Diese neue Freiheit des Denkens welche
Den Tod nicht fürchtete sondern lieber
Auf den Spuren des Epikur das Leben
Voller Lust genießen wollte war für die
Um ihre Allmacht fürchtende Kirche ein
Grauen das sie bald mit dem Bann
Belegte warum vielleicht auch ein
Renaissance Philosoph wie der etwa
Hundert Jahre später geborene
Michel de Montaigne den Lukrez wie
Die meisten antiken Denker anonym
Nur zitiert Konflikte mit der Kirche zu
Vermeiden was in der Zeit der damals
Frankreich zerreißenden Glaubenskriege
Sehr ratsam wohl war doch war der
Geist eines Lukrez einmal losgelassen
NIcht durch kirchliche Verbote einfach
Wieder einzufangen plötzlich ging es
Im Denken um den Menschen wie sein
Glück und seine Lust statt nur um die
Göttliche Offenbarung und ähnlichen
Hokuspokus der das Denken über
Viele Jahrhunderte allein beherrschte
Der Humanismus war dabei nicht nur
Atheistisch was tolerante Denker wie
Ein Erasmus von Rotterdam bewiesen
Doch war die Allmacht Gottes nun
Geistig infrage gestellt und es ging
Erstmals um den Menschen wieder
Sein Glück in den Mittelpunkt zu stellen
Bahnte auch den Weg für die später
Aufklärung aus der unsere noch heute
Gültigen Menschenrechte geboren
Wurden und die über Kant den Begriff
Von Freiheit und Verantwortung neu
Wie bis heute gültig definierte um eine
Ordnung jenseits der Autorität zu schaffen
Die sich auf das eigene Gewissen zuerst
Berief statt Göttern oder ihren Geboten
Zu folgen wurde Recht was Menschen
Für gut befanden und ist moralisch nur
Egal was welches Recht wo schreibt
Was mit dem eigenen Gewissen zu
Vereinbaren ist womit sich der Mensch
Als Maßstab von gut und böse allein
In den Mittelpunkt stellte und dieser
Humanismus ist der Erhaltung wert
Heute wichtiger denn je wo Freiheit
Übermächtigen Staaten untergeordnet
Oder Künstliche Intelligenz immer mehr
Funktionen übernimmt braucht es ein
Bewusstsein für Humanismus in jedem
Ist dieser ein muss unserer Zeit weil er
Den Menschen und sein Wohlergehen
Wieder in den Mittelpunkt stellt danach
Sollten wir alle mehr streben statt noch
Zu egal welchen Göttern zu beten

jens tuengerthal 15.9.23

Donnerstag, 14. September 2023

Lustreife

Lustreife

Welche Lust war die beste
Könnte ich mich nach 52 Jahren
Fragen wenn ich jemals noch
Vergleichen wollte was unvergleichlich

Jedes Alter hat seine Vorteile die
Später uns natürlich gereift dann
Als Nachteile vorkommen weil
Was überwunden ist uns albern
Eher erscheint denn noch reizvoll

So ist es wohl ganz natürlich dass
Der reife Sex mir reizvoller scheint
Als die jugendlichen Mühen die
Konkurrent noch glänzen wollen

Genießen was gemeinsam gut tut
Auf einer Ebene im Leben dabei
Kinder schon groß gezogen ohne
Mehr noch zu wollen passt es

Weiß nicht was am besten je war
Genieße dafür gelassen was ist
Dies scheint mir angemessen gut
Will nie wieder junge aufgeregte
Nur Unruhe stiftende Mädchen

Mehr Lust an der Reife statt am
Jugendwahn ist Teil des Weges
Der ankommt statt zu suchen
Nirgendwo hin muss weil da

jens tuengerthal 14.9.23

Liebesherbst

Liebesherbst

Ist der Herbst der Liebe die Zeit
Kurz vor dem Ende wenn schon
Nahezu nichts mehr geht sich nur
Gemeinsam auf das Ende vorbereitet
Wird es dadurch in die Länge noch
Gezogen statt hinter sich gebracht
Wo nahezu impotent längst der Sex
Keine große Rolle mehr spielt oder
Ist im Gegenteil der Liebesherbst
Die bunteste reifste Liebe erst die
Uns reich an Erfahrung gelassen
Genießen lässt was gut tut ohne
Über Fortpflanzung nachzudenken
Die keine Frühlingsspiele mehr
Braucht um zu genießen was ist
Eine Liebe die in schönsten Farben
Glänzt im Rausch reifer Tauben
Sich vollen Herzens hingibt um
Dies Glück einfach zu genießen
Was bin ich dankbar dort zu sein

jens tuengerthal 14.9.23

Naturverfärbung

Naturverfärbung

Im Herbst verfärben sich die Blätter
Die Natur zeigt ihre schönste Seite
Auch darum liebe ich diese Zeit so
Manche Menschen neigen im Herbst
Ihres Lebens dazu sich die Haare zu
Färben als seien sie wieder jung wie
Brüste und Haut zu straffen um so
Als jünger Frühling zu erscheinen
Mochte den Frühling schon immer
Viel weniger als den Herbst den ich
Liebe im Glück natürlicher Farben
Echtheit ist mir wichtiger als Schein
Graues Haar als herbstliche Natur
Finde ich sinnlicher als Farbe anstatt
Gestraffte wie aufgeblasene Brüste
Fühlen sich immer ekelhaft an dafür
Küsse ich jede Falte der Liebsten
Zu gern als Entfaltung der Reife
Die auch den Wein kostbar macht
Schön ist wer bei sich ist in seiner
Natur die auch ihre sein kam damit
Glücklich wie zufrieden erscheint
Der Rest ist halt irgendwie gefärbt
Wird ertragen wo die Natur uns
Zur Anbetung einlädt statt der
Sonst chemischen Industrie die
Nur einen Anschein vortäuscht
Der nie halten kann was er verspricht

jens tuengerthal 14.9.23

Leserleben

Leserleben

Leser leben wie andere auch
Sie essen trinken lieben mit
Gelegentlich körperlicher Aktivität
Manchmal auch lieber ohne
Aber Leser haben neben dem
Was alle so gewöhnlich haben
Noch eine Welt für sich in die
Sie ihre Lektüre dann entführt
Jenseits von Raum und Zeit
Erleben sie ihre Lektüre mit
Ohne dabei in Tränen beständig
Auszubrechen außer es ist so
Wirklich schlechte Literatur wie
So viele sie verschlingen die
Bücher nur zur Unterhaltung
Wenn Zeit ist konsumieren
Worüber wir Leser höchstens
Milde lächeln auch wo Leserin
Doch nicht Abgrenzung zählt
Sondern Offenheit die ihre Welt
Öffnet um das Glück zu teilen
Was keinen Dreck oder Lärm
Egal wo auf der Welt erzeugt
Sondern selig für sich bleibt
Was bin ich stolz und glücklich
Durch die Prägung meiner Eltern
Wie vieles Vorlesen meiner Mutter
Ein Leser geworden zu sein
Der die schönsten Erlebnisse
Der Welt zwischen Buchseiten
Fand die mir ein Universum der
Schönen Sprache eröffneten
Wie mich gute Literatur ohne
Einem Markt zu gehorchen
In meiner kleinen Bibliothek
Horten wie wählen lässt um
Immer gute Lektüre zu haben
Im Wissen ich könnte hier
Hundert Jahre eingesperrt sein
Dennoch genug zu lesen haben
Weil mich mehr nicht mehr
Interessiert im Leserleben das
Durch Raum und Zeit mich
Sich lange so lesen ließ
Manchmal nur frage ich mich
Was noch mehr sein könnte
Aber dann fällt mir nichts ein
Habe im Leserleben alles
Erreicht was nur sein kann
Mehr wäre schon zuviel
Bin vollkommen zufrieden

jens tuengerthal 14.9.23

Bleibend

Bleibend

Manche hetzen durch die Welt
Weil sie dies und das unbedingt
Noch erlebt oder gesehen haben
Wollen bevor sie sich verabschieden
Fühlen sich also permanent auch
Vom Tod am Ende noch gehetzt
Muss nirgendwo mehr hin
Will es auch eigentlich nicht
Sondern lieber glücklich bleiben
Wo ich bin um zu genießen
Was ist mehr nicht außer
Vielleicht dass diese Haltung
Hilft zu erhalten was ist statt
Reisend weiter zu zerstören
Habe alles was ich liebe hier
Wer mich sehen will wird kommen
Auf meinem Diwan vorm Kamin
In meiner Bibliothek hier am
Helmholtzplatz möchte ich bleiben
Mehr braucht es nicht mehr
Um glücklich zufrieden zu sein
Was hohe Kunst mir scheint

jens tuengerthal 14.9.23

Kaminzeiten

Kaminzeiten

Im Herbst wenn es früher dunkel wird
Beginnt die Zeit am Kamin denke ich
Freue mich an meinem kleinen bloß
Elektrischen Kamin der aber knackt
Als würde Holz verbrennen wie dazu
Heißen Tee und gute Bücher dankbar
Wie schön das Leben wieder wird
Wenn nicht jede Bewegung allein
Schwitzen lässt sondern am Abend
Ein kühler Hauch die Stadt durchweht
Erster Frost irgendwann kommt das
Wohlige Kamingefühl noch stärker
Werden lässt ohne dafür noch Holz
Schleppen hacken verbrennen zu
Müssen genieße ich die Illusion
Des wunderbar herbstlichen dann
Kamingefühl auf dem Diwan die
Schönste Jahreszeit zu genießen
Dankbar für den Wechsel

jens tuengerthal 14.9.23

Herbstgefühl

Herbstgefühl

Sitze wieder in langen Hosen
Mit Sakko und Steppjacke
Ein kühler Wind weht ab und zu
Der Herbst ist gekommen
Wie über Nacht kam er
Früher dunkel wurde es
Schon im verlängerten Sommer
Die letzten Wochen doch nun
Passt das Licht zur gefühlten
Jahreszeit nun auch wenn
Noch Sommer ist nominell
Gefühlt hat heute der Herbst
Begonnen und es fühlt sich
Gut an langsam stirbt nun
In schönsten Farben das Jahr
Wie gut ist wenn alles ein Ende hat

jens tuengerthal 13.9.23

Mittwoch, 13. September 2023

Lustdynamik

Lustdynamik

Hat die Lust eine eigene Dynamik
Beschleunigt und verstärkt sie sich
Im Wechselspiel noch rasant wie
Weniges genügt sie ganz zu bremsen

Was weckt sie was schläfert sie ein
Ist der sexuelle Reiz stärker als alle
Gefühle die wir so gerne vorgeben
Dem Trieb eine moralische dann
Legitimation verlogen zu geben

Braucht es diese überhaupt oder
Schadet sie der Dynamik eher
Die aus der Natur wachsen soll
Überlege ich und denke dabei
Es kommt auf die Art der Begegnung
Mehr an als auf das Wesen der Lust
Die sich den Umständen anpasst

So gibt es leidenschaftliche Nähe
Die versucht so schnell wie möglich
Zueinander zu finden wie dabei
Nach Befriedigung für sich sucht
Sich gerne ineinander verliert

Dann gibt es die eher neutralen
Bei denen der Sex stattfindet wie
Händewaschen oder Pinkeln
Gerne auch damit verbunden
Als Hygieneakt miterledigt wird

Wie auch die liebende Nähe
Welche Zärtlichkeit zuerst sucht
Bei der Lust zufällig entsteht wie
Ein Abfallprodukt der Liebe was
Liebevoll auch erledigt wird aber
Nicht im Mittelpunkt dabei steht

Schließlich noch die dynamischen
Lustentwickler die lau beginnen
Vorsichtig wie zurückhaltend bis
Sie sich einander vertrauensvoll
Ganz wie überall öffnen dauert
Wird aber dafür immer wilder
Passt sich der emotionalen Nähe
Dynamisch an und kennt daher
Viele Varianten der Begegnung

Und irgendwo dazwischen suchen
Die Menschen ihren Weg der sie
Zum größten Glück führen kann
Vielleicht ist die höchste Kunst
Ohne Erwartung zu bleiben um
Zu genießen was kommt wie
Es sich uns gerade zeigt

jens tuengerthal 13.3.23

Liebesnuancen

Liebesnuancen

Was ist der Weg der Liebe
Gibt es den einen oder deren
So viele verschiedene wie es
Liebende auf dem Planeten gibt
Ähneln sich nicht alle Liebenden
Ihn ihrem Wahn wie den Symptomen
Unterscheiden sich nur die Ziele
Je nach Neigung mehr oder weniger
Sind es diese kleinen Nuancen die
Liebe begründen wie ausmachen
Kommt es in der Liebe viel mehr
Auf Kleinigkeiten an als auf das
Große und Ganze um dieses als
Produkt der Summe davon erst
Genießen zu können überlege ich
Ist Liebe dann die Summe dieser
Kleinigkeiten oder doch etwas
Irgendwie Großes anderes das
Wichtiger als die Kleinigkeiten ist
Überlege ich und weiß nur wie
Wichtig Nuancen und Kleinigkeiten
Dabei sein können was sein kann
Ob du einander innig fühlst oder
Dich nur befremdet berührst
Ob du dich ganz zuwendest
Oder für immer abwendest
Weil es einfach nicht passt
Kann an Kleinigkeiten hängen
Die wir selten vernünftig dabei
Bedenken und abwägen weil
Das Gefühl vieles alleine tut
Ohne auf den Verstand zu höhen
Außer als Mittel Wege zu finden
Zueinander wie ineinander dann
Vielleicht lohnte es sich viel mehr
Auf die Kleinigkeiten zu achten
Um zu finden was bleibt auch
Wenn es auf sie nicht ankommt
Sind sie in Summa eher alles

jens tuengerthal 13.9.23

Schreibmaschinendichtung

Schreibmaschinendichtung

Gerade bei Alfred Polgar in der
Mission des Luftballons eine ganz
Herrliche Geschicht über die
Schreibmaschine gelesen welche
Dem Menschen die Arbeit des
Schreibens abnimmt wie auch
Langfristig ihn überflüssig machte
Dies viele Jahre bevor uns mit KI
Von dieser generierte Texte nun
Vorführen was etwa aus Lyrik die
Maschinen produzieren wird ob
Da nur Dadaismus noch hilft es
Mit Jandls feinem Humor zu sehen
Wir wirklich gut sind wo wir uns
Gänzlich überflüssig machen wenn
Ein mit aller bisherigen Lyrik dann
Gefütterter Rechner die Synthese
Aus all dem uns anbietet als quasi
Bestmögliche Variante wäre diese
Besonders wertvoll oder wertlos
Sollte ich besser als die Maschine
Dichten wollen oder nie mit dieser
Konkurrieren um frei als Dichter
Zu bleiben der ich gerne noch bin
Längst mit Maschine aber dichte
Ob auf dem Telefon oder noch
Ganz konventionell am Rechner
Um die abertausend Gedichte in
Der Google Cloud zu speichern
Wie ich es längst täglich tue weil
Schreiben in der Cloud wie die
Sicherung meiner Daten dort nur
Eine zeitgemäße Form längst ist
Keiner mehr die Feder zückt doch
Gibt es keinen Beleg für mein Werk
Als 1 und 0 in elektronischen Netzen
Ist es schon Eitelkeit mehr zu wollen
Welchen Einfluss hat die Maschine
Auf die Dichtung genommen wenn
Maschinen uns überflüssig machen
Wollen wozu braucht es dann noch
Dichter dies kritisch zu beobachten
Könnten Rechner dies selbst auch
An ihrer Aufgabe dabei zweifeln
Ihre Position auch kritisch sehen
Oder funktionieren sie nur um zu
Funktionieren eben gefühllos ohne
Jeden Zweifel oder Verzweiflung
Die uns in ihrer Gegenwart kommen
Macht dies vielleicht die Dichtung
Weiter lesenswert wichtig weil sie
Über den Tag hinaus reicht statt
Gefühlloses Produkt nur zu sein
Auch wenn es sich genauso liest
Denke ich und glaube nicht dass
Wir uns überflüssig machen
Noch dies je können weil es
Voraussetzte sich ganz zu
Begreifen was zweifelhaft ist
So dichte ich einfach weiter
Weil es nötig sein könnte sich
Besser zu begreifen um sich
Doch eines Tages vielleicht
Auch als Dichter dann völlig
Überflüssig zu machen

jens tuengerthal 13.9.23

Vernunftsgefühlsgurt

Vernunftsgefühlsgurt

Kann die kritische Vernunft wie
Strenge Logik ein Sicherheitsgurt
Gegen Ausbrüche des Gefühls sein
Uns auf der sicheren Seite zu halten

Wenn Emotionen die Ratio bedrängen
Das kann sie teilweise sicher auch
Sind wir weniger zufälligen Gefahren
Der Verletzung dann ausgesetzt

Weil was was passiert kontrolliert ist
Im Homo Faber beschrieb es einst
Max Frisch ganz wunderbar wie der
Kontrollierte Naturwissenschaftler

Seine Welt im Griff hat bis das
Gefühl mit ungeahntem Drama
In diese wie ein Fluch einbricht
Der übermächtige Trieb sich mit

Gefühl verbunden gegen alle
Vorher Vernunft durchsetzt da
Wäre der Sicherheitsgurt einer
Kritischen Vernunft hilfreich gewesen

Manche Verwicklung zu vermeiden
Doch ist die Vernunft wie das Gefühl
Teil unserer Natur und wo diese
Einem Ziel zustrebt werden alle

Beteiligten sie dabei unterstützen
Oder wie es mein Großvater einst
Etwas deftiger noch ausdrückte
Sitzt im richtigen Moment das Hirn

Im Hintern und hilft schieben was
Den Sicherheitsgurt nicht überflüssig
Aber dann eher egal doch machte
Vor allem aber erhöht dieser Gurt

Als Flucht vor dem Gefühl nur die
Gefahr von dessen noch potenzierter
Weil unerwarteter Wirkung deutlich
Es mag also die Vernunft uns in

Vielleicht neun von zehn Fällen
Vor den Untiefen der Gefühle
Relativ vernünftig schützen wie
Einen guten Rückzug bieten die

Schwankungen der Welt lächelnd
Zu betrachten statt als Liebessklave
Aber wo dann das Gefühl sich mit
Übermacht gegen alle Vernunft

Seiner Natur nach durchsetzt
Ist wer dem Gurt vertraute wehrlos
Den Wogen des Gefühls ausgeliefert
Was zumindest sehr verwirren wird

Ob es darum besser wäre immer
Unangeschnallt zu lieben wie sich
Zum Austausch von Zärtlichkeiten
Nur zu treffen scheint fraglich

Wer wollte als Freund Kants je der
Vernunft ihren Rang absprechen
Auch in Fragen des Gefühl aber
Sich der Übermacht der Natur

Wo sie kommt bewusst zu sein
Kann helfen mit beidem zu leben
Ohne gleich Schiffbruch zu erleiden
Oder über Bord gespült zu werden

Wovor ein Vernunftgurt auch nur
Sehr bedingt schützen kann wie
Die Erfahrung zeigt warum es gut
Wie geboten sein kann beide im

Situativen Gleichgewicht zu halten
Keinem allein zu trauen oder beide
Vereint lieber wirken zu lassen also
Wohl abgewogen dem Gefühl folgen

Was ohnehin macht was es will
Denke ich trotz Erfahrung ahnungslos
Immer wieder das Wunder betrachtend
Mit der Liebe die Welt verzaubert

jens tuengerthal 13.9.23

Wahrnehmungsrelativität

Wahrnehmungsrelativität

Wie wirklich ist die Wirklichkeit
Fragte schon Watzlawick was
Bis heute aktuell spannend blieb
Wo gibt es absolute Wahrnehmung
Die darüber urteilen lässt was nun
Wirklich war wo die Erfindung beginnt
Welche Wirklichkeit wir uns schaffen
Was tatsächlich geschehen ist wo
Die Grenzen dabei verschwimmen
Überlege ich und habe dabei keine
Gewissheit weil die Unsicherheit
Schon in der Wahrnehmung beginnt
Welchem Sinn kann ich trauen wenn
Alles relativierbar ist und was ist die
Realität dabei wo sind wir im Traum
Kann ich mir meine Welt schaffen
Sie so machen wie sie mir gefällt
Oder bin ich Opfer kausaler Realitäten
Die sich naturgesetzlich durchsetzen
Faktisch wirken wie der Schwerkraft
Dem Bedürfnis nach Nahrung wie
Flüssigkeit ohne die ich verdurste
Kann meine Wahrnehmung diese
Relativieren wie teilweise zeitweise
Zumindest aufheben was manche
Etwa Yogis von sich behaupten wie
Zeitweise nachweislich schafften
Wobei sich noch die Frage stellt
Wie sehr der Entzug von nötiger
Nahrung auch geistige Freiheit
Relativiert wie das Bewusstsein trübt
Wofür mehr spricht als vermeintliche
Klarsicht im Schlankheitswahn doch
Ohne dies hier zu beurteilen weil es
Auf letzte Wahrheiten nicht ankommt
Diese eher ein Treppenwitz sind
Fragt sich wie sehr die Wahrnehmung
An einer ausreichenden Grundversorgung
Mit Nahrung und Sauerstoff immer hängt
Ob sich die Rundung des Mondes auch
Auf unsere Stimmung auswirkt wie sie
Ebbe und Flut bewirkt oder die Sterne
Wie ihre Stellung unseren Blick auf die
Welt verändern was lange schon der
Hokuspokus der Astrologie vertritt ohne
Irgendeinen realen Beweis dafür zu haben
Doch fragt sich was Wirklichkeit noch ist
In welcher Welt wir lieber leben um das
Lustvoll schönste damit zu erleben wie
Sehr es auf Realitäten noch ankommt
Wenn Glück aus der Phantasie kommt
Oder bloßen Ideen wie der Liebe die
Keine materiell beweisbaren Spuren
Hinterlässt wenn sie verschwindet als
Die manchmal gebrochenen Herzen
Welche nur verstehen kann wer selbst
Darunter leidet oder litt sonst allen als
Übertriebene Phantasie erscheinen
Dabei noch zu sehen wie beschränkt
Die eigene Wahrnehmung stets ist
Geprägt durch Erfahrung Horizont
Blickwinkel und vieles mehr was
Sich objektiver Bewertung entzieht
Relativiert jede Wahrnehmung zu
Einer irgendwie Gefühlssache auch
Wenn wir uns sicher sind zu wissen
Wie es war und was genau so ist
Könnte dies die größte Illusion sein
Was Trumps verzerrte Wirklichkeit
Seinen Wählern lange vorführte
Aber bis heute wenige dazu bringt
Ihn als Lügner aufzuhalten so ist
Die relative Wahrnehmung einerseits
Eine Chance zur Toleranz aber auch
Die Gefahr des Missbrauchs von
Bewusst gefälschten Nachrichten
Zugleich gewachsen welche durch
Vorherige Relativierung noch leichter
Raum finden sich auszubreiten wie
Kriminelle Strukturen zu verdecken
Was sich in Zeiten des Krieges zeigt
In dem alle gerne zu Propagandazwecken
Lügen den Gegner zu schwächen oder
Eigene Großtaten zu bejubeln so die
Motivation möglichst hoch zu halten
Egal was in Wirklichkeit passiert ob
Ein Meter Land einen Toten wert ist
Aber sich der Wahrnehmungsrelativität
Mehr bewusst zu werden könnte uns
Helfen mit mehr Toleranz zu leben
Statt um nur Meinungen zu kämpfen
Oder dafür Opfer noch zu riskieren

jens tuengerthal 13.9.23