Freitag, 2. September 2022

Miss Verständnis

Miss Verständnis

Nie würde ich behaupten Frauen je
Verstehen zu können denke ich
Der aus Erfahrung noch nie
Klüger wurde aber dennoch
Die Hoffnung nicht aufgibt
Ohne genau zu wissen
Worauf eigentlich und schon
Haben wir obigen Faden
Verloren der aber auch
Nur ins Leere meines
Unverständnisses führte
Beruhigend daran ist nur
Es geht fast allen genauso
Schüttele den Kopf und mich
Denke intelligent wäre wohl
Von Dingen die ich nicht verstehe
Lieber die Finger zu lassen aber
Zum Glück sind Frauen kein Ding
Was nicht weiter hier bringt
Auch keine Klarheit mehr
Erwarten lässt aber wer
Wollte klagen ist doch
Manches nur zum lieben
Nicht zum verstehen
Vielleicht klappt es
Mit einer mal aber
Siehe oben

jens tuengerthal 1.9.22

Donnerstag, 1. September 2022

Gefühlsdusel

Gefühlsdusel

Ist es ein Glück große Liebe wieder
Zu finden wie Zärtlichkeit zu teilen
Sich zu sagen wie unentbehrlich
Zwei einander doch sind auch wenn
In weniger guten Momenten eher
Mehr Abstand wünschenswert wäre
Die ganze Gefühlsduselei nervt ist
Doch kein gefühltes Glück so groß
Wie das sich gefunden zu haben
Wie beieinander anzukommen um
Endlich ganz da zu sein denke ich
Schreibe es und frage mich was
Gegen alle Erfahrung dazu treibt
Statt bescheiden glücklich zu sein
Mit dem was ist doch irgendwie
Auf ganz große Gefühle zu hoffen
Wie zugleich sie vernünftig zu fürchten
Lieber wegzulaufen wo sie drohen
Um insgeheim doch weiter zu hoffen
Als sei es in uns schon angelegt
Liebe finden zu wollen obwohl
Alle Erfahrung lehrt es geht nie
Auf Dauer gut wie alles was
Zu Anfang glänzt Schatten wirft
Wenn die Nähe Gewohnheit wird
Vielleicht ist Liebe wie eine Droge
Der Rausch der Gefühle der den
Blick auf die Welt verändert
Dann scheint sie als größtes
Denkbares Glück und was
Außer den Rausch genießen
Sollten wir dann auch tun
Beduselt Dusel gehabt

jens tuengerthal 1.9.22

Bücherheim

Bücherheim

Lebe in einer kleinen Bibliothek
Habe die schönsten am Bett so
Die liebste Lektüre ganz nah
Kann auf dem Diwan lesen
Den elektrischen Kamin im Blick
Auf dem der Samowar eher nur
Symbolisch steht aber es ist so
Alles um mich wie ganz nah was
Leben für mich kostbar macht
Eine geistige Welt die ich mir
Über Jahre zusammen suchte
Natürlich sind auch die Liebsten
Die mich gelegentlich besuchen
Dem Glücklichen Leser etwas
Zärtlichkeit schenken eben dort
Ein wunderbares Glück was nie
Hoch genug geschätzt werden kann
Aber fragte mich wer wofür noch
Dies Leben und alles wäre doch
Der erste Gedanken ein wenig
Im Bücherheim noch lesen
Vielleicht ist das genug
Glücklich zu bleiben

jens tuengerthal 1.9.22

Bescheidenheiter

Bescheidenheiter

Bescheidenheit sei eine hohe Tugend
Lehrte mich mein Großvater einst im
Geist der preußischen Geschichte die
Er schon als Kadett inhalieren durfte
Was er sein Leben lang gern hochhielt
Auch wenn er es zu gerne großbürgerlich
Ausschmückte und mehr gern wäre
Denke an den Feldmarschall von Moltke
Der sich die Bescheidenheit zum Motto
Machte wie ich in seinem Geburtshaus
An den Wänden las sagte er einst
Viel leisten wenig hervortreten dafür
Mehr sein als scheinen was schon den
Geist der Befreiungskriege prägte als
Die Damen Eisenschmuck trugen weil
Sie Gold für Eisen gaben damit das
Der hohen Zahlungen an Frankreich
Wegen arme Preußen überleben wie
Sich im Widerstand stärken konnte
Dieser Geist prägte mein Aufwachsen
Über Leute die sich groß taten oder
Ihren Reichtum gerne zeigten wurde
Ein wenig mokant die Braue gehoben
Mit nahezu nichts auszukommen ist
Was ich daraus lernte wie mit dem
Glücklich zu sein was da ist um mit
Weniger glücklich sein zu können
In den seltsamen Wechselfällen die
Das Leben bisher für mich nahm hat
Sich die heitere Bescheidenheit 
Bestens bewährt weil zufrieden ist
Wer in weniger nicht das mehr sucht
Sondern sich damit zufrieden gibt was
Sein Sein ihm gibt auch im Rahmen
Der eigenen Möglichkeiten zwar sich
Fähigkeiten bewusst zu sein aber sie
Als geistiges Glück für sich genießen
Vielleicht auch weil es einsam macht
Von allen gleich Niveau zu erwarten
Lieber bescheiden zu lächeln wie es
Sich unterschätzt in Ruhe besser lebt
Als auf großer Welle stets reitend die
Am Ende an den gleichen Strand nur
Schwappt und so übe ich mich immer
Lieber in Bescheidenheit auch weil es
Nichts gibt was sicherer macht als
Von anderen unterschätzt zu werden
Selbst wenn das letzte Hemd noch
Taschen hat keiner was davon doch
Kann mehr werden was wenig schien

jens tuengerthal 1.9.22

Putzig

Putzig

Manche putzen richtig gerne
Brauchen es um sich wohl
Zu fühlen in ihrem Zuhause
Andere schaffen es auch ohne
Fühlten sich aber vielleicht
Wohler wenn sie mal putzten
Doch scheint anderes wichtiger
Bin zugegeben eher ein anderer
Als ein mancher aber manchmal
Packt es auch mich ein wenig
Dann ist es auch sehr nötig
Würden manche wohl sagen
Dieser Akt braucht etwas Vorlauf
Bis der Entschluss den inneren
Widerstand gegen das Putzen
In mir überwinden kann vielleicht
Will ich nicht so viel Staub aufwirbeln
Lange war es viel zu heiß dazu aber
Nun wo die schönste Jahreszeit mit
Dem fast schon Herbst beginnt und
Die Temperaturen erträglicher werden
Sinkt mein innerer Widerstand etwas
Nicht dass ich völlig begeistert wäre
Aber zumindest ist der Entschluss
Gefasst es sich für die dunkle Zeit
Noch etwas schöner in meiner
Bücherhöhle zu machen mal
Sehen was dann daraus wird
Schon putzig mit dem Putzen
Manche machen es einfach
Andere überlegen es sich gut
Bevor sie es anfangen weil
Wird ja wieder dreckig dann
Von ganz alleine also lieber
Nur nicht übertreiben damit

jens tuengerthal 1.9.22

Mittwoch, 31. August 2022

Liebesverwundert

Liebesverwundert

Die Liebe ist ein seltsames Wunder
Wenn ich am sichersten bin dass
Alles richtig ist wie so sein muss
Ist meist am wenigsten Verstand
Übrig weil diese Sicherheit auf
Gefühl allein beruht nur was
Außer Gefühl soll uns helfen
In der Liebe das Richtige zu tun
Wo es doch im Kern nur darum
Geht wenn wir lieben und so
Gibt es keine vernünftigen
Antworten mehr vielleicht aber
Ist genau dies das Wunder
Wenn es Liebe ist findet es
Sich auch gegen alle Vernunft
Sogar vermutlich noch eher
Und so gibt es auf die Fragen
Der Liebe keine Antwort die
Richtig oder falsch wäre
Wo nicht werden wir es
Hoffentlich schnell vergessen
Dann wundern wir uns nur
Wie wir meinten zu lieben
Am Ende bleibt das Wunder

jens tuengerthal 31.8.22

Paarungen

Paarungen

Als Gipfel des Liebesglücks gilt es
Ein Paar in trauter Zweisamkeit bis
Ans Ende des Lebens zu werden
Mit Familie und Nachkommen dann
In denen unsere Liebe fortleben soll
War dieser Traum je realistisch oder
Immer eine Ausgeburt der Phantasie
Die ertragen ließ was niemals passte
Ob Männer und Frauen oder egal in
Welcher Kombination des Geschlechts
Je zusammenpassen wage ich nicht
Zu entscheiden um nicht denen die
Es von sich meinen ihr Gefühl als
Außenstehender abzusprechen wie
Käme ich je dazu denke ich und soll
Jeder nach seiner Fasson selig werden
Doch täte es der Liebe als Gefühl
Gut wenn wir sie vom ganzen sozialen
Ballast befreiten um frei zu lieben wie
Es uns gut tut und ich bemühe dabei
Auch nicht den Naturzustand den ich
Im Gegensatz zum Schwätzer Rousseau
Für weniger erstrebenswert halte als
Die aufgeklärt kritische Gesellschaft
Die reflektiert was sie tut statt nur
Immer zu wiederholen was noch nie
Außer unter Zwang auf Dauer gut ging
Liebe hat wie die Moral nur Wert wo
Wir uns frei und ohne Zwang dafür
Entscheiden wie sie so genießen
Statt alten Konventionen zu genügen
Die Familien ordnen wollen um so
Das Aufwachsen des Nachwuchses
Bestmöglich sicherzustellen denn
Sein wir ehrlich wir sind genug hier
Es braucht keinen Nachwuchs mehr
Der nur das Klima weiter schädigt
Besser wir werden endlich weniger
Schneller noch als evolutionär nur
Wie und warum paaren wir uns
Dann in Zukunft noch und was
Tut uns dabei gut statt die Qual
Der Existenz zu vergrößern was
Die Ehe ziemlich perfekt kann
Wie alle Insider glaubhaft bezeugen
Was uns in alte Rollen zwingt
Welche Verbindung tut uns gut
Womit werden wir glücklich 
Suchen wir gemeinsam danach
Liebe hat eine Chance zu sein
Nicht mehr was sie früher war
Das Zubehör in der Familie die
Lange eher eine ökonomische
Verbindung war denn von Liebe
Getragen zu sein sollte auch
Wenn sie gern beschworen wurde
Wir sind nun so frei uns aus Lust
Mit Liebe zu paaren ohne sich um
Die Folgen Gedanken zu machen
Als den Genuss miteinander was
Eine große Chance ist endlich das
Miteinander unbefangen zu genießen
Statt Rollenmuster wiederzukäuen
Dann ist egal ob wir zusammenpassen
Was passt wird genossen und alles
Übrige findet sich schon irgendwo
In der Schnittmenger der Zärtlichkeiten
Nach der wir uns alle noch sehnen
Dann können wir auch zusammen
Alt werden weil wir es wollen wie
In diesem Bereich vieles teilen
In allen Paarungen die uns gut tun

jens tuengerthal 31.8.22

Aberglaubensalbernheiten

Aberglaubensalbernheiten

Gestern las ich den ersten Entwurf
Der Erinnerungen einer liebsten
Freundin die als Prinzessin in eine
Weit über tausend Jahre alte Familie
Tief im Orient geboren wurde deren
Weg nach der Religion die noch ihre
Vorfahren einst mit begründeten vor
Mehr als tausend Jahren wie immer
Schon vorgezeichnet war dort
Tief im Süden auf der arabischen
Halbinsel die uns ein Märchenreich
Eher war und wo sie unfrei gelebt
Immer hätte wie sie nach dem Tod
Ihres Vaters sogar in Deutschland
Zwangsverheiratet wurde weil die
Aus den alten heiligen Familien nur
Untereinander heiraten dürfen es
Der vorgezeichnete Weg war den
Sie mutig und ganz allein als dann
Schon junge Mutter verließ um ihr
Leben als freie Frau zu leben wofür
Diese orientalische Prinzessin alle
Bewunderung verdient die noch aus
Einem Land kam in dem die Mädchen
Beschnitten und verhüllt werden wie
Keine eigenen Rechte haben weil
Der Aberglaube es so vorschreibt
Wie gerade im Irak die Anhänger des
Führers der Schiiten den Aufstand
Probten bis er sie zur Ordnung rief
Der sich vorher zurückgezogen weil
Glaube Menschen noch wüten lässt
Lese vom Papst der neue Kardinäle
Ernannte und denke an die Macht
Die der oberste Priester dieser Sekte
Immer noch hat die Frauen vom Amt
Wie der Führung ausschließt auch
Wenn diese sich nicht mehr verhüllen
Müssen ist die dort Sexualmoral wie
Das Plädoyer gegen Abtreibung was
Auch Franziskus fortsetzt so albern
Wie in der Wirkung frauenfeindlich
Weil Männer sich anmaßen über die
Bäuche der Frauen zu entscheiden
Zwar muss hier dem Papst noch
Zugute gehalten werden dass er
Aus den USA nicht den konservativen
Lauten Abtreibungsgegner nun zum
Kardinal berief sondern einen eher
Jüngeren wohin immer das führt
Heute morgen las ich noch von
Christina von Schweden deren Vater
Gustav Adolf im Religionskrieg der
Dreißig Jahre dauerte bei Lützen fiel
Was sie sehr jung zur Königin machte
Doch legte sie später die Krone ab
Weil sie lieber katholisch wurde wie
In Rom ein sehr freies Leben führte
Doch sollten wir uns nicht fragen
Wohin uns aller Aberglaube seit
Jahrtausenden immer wieder führt
Wie Hass und Kriege er begründete
Für welchen Gewinn als die Angst vor
Der erfundenen Hölle oder die Hoffnung
Auf das erschwindelte Himmelreich was
Keiner mehr erlebt weil es nur die Toten
Erreichen die uns aber nichts angehen
Wie Epikur schon vor 2200 Jahre lehrte
Es ist völlig irrelevant ob es die Götter
Die Menschen sich nach ihrer Art egal
Wo auf der Welt erfanden oder unter
Die sie mit dem Schwert gezwungen
Wurden gibt wer kann noch glauben
Vollkommene Wesen kümmerten sich
Um den kleinlichen irdischen Unsinn je
Unser Glück wie unser Leben ist allein
Unsere Entscheidung und so wie ich
Glücklich ohne Götter lebe kann es
Jede der es so gefällt ohne sich noch
Vor etwas außer dem Gewissen zu
Fürchten um ein freier Mensch zu sein
Lassen wir doch endlich all die albernen
Geschichten vom Aberglauben hinter uns
Sie nützen keinem und geben auch nie
Eine ethisch wertvolle Orientierung da
Auch die 10 Gebote nur eine Order des
Erfundenen Gottes sind welche seine
Gläubigen befolgen müssten was aber
Ethisch keinerlei Wert hat da wir seit
Kant wissen moralisch handelt nur wer
Aus der Unmündigkeit sich befreite um
So seinem Gewissen zu folgen denn
Gehorsam gegenüber Regeln von egal
Welchen erfundenen Göttern ist ethisch
Ohne jeden moralischen Wert weil es 
Nicht reflektiert sondern nur Gehorsam
Fordert den auch dressierte Tiere lernen
Lassen wir die Aberglaubensalbernheiten
Es wird Zeit dass die Menschheit endlich
Erwachsen wird um mündig zu handeln
Wie Verantwortung zu übernehmen damit
Wir die kurze Zeit die wir haben zumindest
Friedlich und gut leben können in Freiheit
Die orientalische Prinzessin hat sich von
Den Fesseln ihrer Wurzeln befreit auch
Im Geiste der Aufklärung die darum so
Aktuell wie je bleibt und die große Aufgabe
Der Zukunft für freie Menschen ist die sich
Aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit
Befreiten um glücklich zu leben
Was könnte je besser sein

jens tuengerthal 31.8.22

Sterbezeit

Sterbezeit

Gerade wird viel gestorben dachte ich
Noch bevor der Sommer zu Ende geht
Erst die Mutter einer liebsten Freundin
Dann mein Onkel Hans und nun auch
Noch Gorbatschow und Ströbele als
Gäbe es eine Serie und denke dabei
Nicht an tausende Tote in der Ukraine
Oder in Pakistan und im Mittelmeer
Weil zu viele Tote unfassbar sind
Die vier erstgenannten waren schon
Alt und hatten ein langes Leben mit
Glück und Trauer hinter sich es ist
Kein Drama über achtzig zu sterben
Dachte ich immer und doch spür ich
Der immer sagt der Tod geht mich
Nichts an wie die Einschläge nun
Langsam näher kommen so war es
Der erste der Brüder meines Vaters
Wenn diese Generation gegangen ist
Sind wir die nächsten die gehen werden
Frage mich nicht was ich gerne dieser
Welt hinterließe eher was ich noch
Ändern kann um sie zu retten habe
Keine Furcht vor dem Tod der nur
Das große Nichts ist nach dem dann
Nichts mehr kommt was ich eher
Erleichternd finde als schwer weil
Alles eben irgendwann endet damit
Platz für neues Leben ist und weil
Nichts für die Ewigkeit ist was uns
Nur bei der Liebe immer schwer fällt
Zu akzeptieren und vielleicht war das
Der Grund sich ein Himmelreich wie
Eine Hölle als Sanktion zu erfinden
Damit zumindest die Liebe nie endet
Aber wie unfrei macht das eigentlich
Dachte ich und fand den Tod als die
Große Freiheit ohne jede Pflicht eher
Nie eine schreckliche Vorstellung aber
Vielleicht sollte ich nun noch viel mehr
Genießen was bleibt weil alles endet
Aber schöne Erinnerungen bleiben
Manchmal ist der Tod eine Erlösung
Von schon zu langem Leiden dann
Fällt uns der Abschied leichter als
Wenn er überraschend unerwartet
Etwa bei einem Unfall kam dennoch
Bleibt es im Ergebnis das gleiche
Ein Mensch ist weg und wir sollen
Nun ohne ihn weitermachen aber
Denken noch manchmal an die
Toten und wenn wir dabei lächeln
Ist die Erinnerung zumindest gut
Mehr können wir nie erreichen
Denke ich und lächle über das
Was war was immer kommt

jens tuengerthal 21.8.22

Dienstag, 30. August 2022

Weinbücherheimat

Weinbücherheimat

Nach dem glücklichen Gang zum
Antiquar meines Vertrauens bei dem
Der selige Sammler 6 Bände seiner
Geliebten Anderen Bibliothek entdeckte
Zu Preisen die mich lächeln ließen
Die noch gut in seine Sammlung passten
Kulturhistorisch wie literarisch spannend
Ergänzen sie meine Bücherheimat gut
So ging ich bestens gelaunt aus der
Imanuelkirchstraße gen Helmholtzplatz
Als ich auf dem Weg noch einige freie
Plätze vor der Hausbar entdeckte
Bei der es den guten Wein vom Müller
Aus der früher Heimat Kurpfalz gibt
Beschloss auf einen Wein zu bleiben
In die neuen Bände gleich hinein zu
Schnuppern was ich tat den Dialekt
Des Heidelberger Wirts lauschend
Einen guten Grauburgunder genießend
Weiß nicht ob das irgendwie Heimat ist
Jedenfalls tut es sehr gut während ich
In der inzwischen Dämmerung den
Mädels die meine Töchter sein könnten
Die am Tisch nebenan beim Wein sitzen
Amüsiert lausche und mich freue wie
Schön das Leben hier auf dem Berg
Neben dem Wasserturm gerade ist
Verabschieden sich die Mädchen
Mehr als höflich was gut tut
Welch schöner Tag ist das

jens tuengerthal 30.8.22m

Heimatlos

Heimatlos

Eine Liebste war gerade in ihrer Heimat
Um ihre Mutter dort zu beerdigen wie sie
Die bald 50 Jahre in Berlin schon lebte es
Sich wünschte um am Ende anzukommen
Sie redet viel von ihrer Heimat dem Kosovo
Wo Serben lange die Albaner unterdrückten
Dann wallen die Gefühle schnell hoch wie
Wenn sie von den Bergen und Wiesen
Dort erzählt die so schön wären wie
Kein Ort sonst auf der Welt da ist sie
Überzeugt auch wenn sie gelegentlich
Über ihre Landsleute schimpft die nur
Auf den Status schauen statt sich für
Den Menschen dahinter noch zu
Interessieren immer am Telefon wären
Ständig redeten und sich inszenierten
Die Albaner halt die früher Illyrer waren
Lausche dem immer etwas befremdet
Wie fasziniert zugleich weil ich keine
Heimat habe sondern nirgendwo wie
Überall zuhause bin außer vielleicht
In meiner kleinen Bibliothek wo noch
Heimatgefühle etwas hochkommen
Über die ich aber lieber lache denn
Was bin ich und wo komme ich her
Als in Bremen geborener der schon
Mit einem Jahr gen Frankfurt zog
Dort blieb bis ich 16 wurde und es
Weiter nach Süden gen Heidelberg
Ging wo ich bis zur Jahrtausendwende
Lebte liebte studierte um ab da in
Berlin Redakteur Vater Liebhaber
Zu werden wie Leser zu bleiben
Die Welt sah ich als Kind schon
Der Wechsel langweilt mich eher
Bin meiner Zeit darum voraus
Reise nicht mehr sondern bin
Lieber ganz da wo ich bin mit
Weniger Mobilität in die Zukunft
Weil alles andere keine mehr hat
Verbinde Orte mit Menschen die
Sie zu etwas mir machen dann
So geht es mir auch mit den
Berliner Stradteilen und Kiezen
Die sich über Liebste in meine
Erinnerung einschrieben eine
Erinnerung eigener Art schufen
Die Kurpfalz wo ich erwachsen
Wurde wie studierte blieb mir
Auch im Tonfall immer fremd
Aber den Wein von da lieb ich
Bremen die Schöne im Norden
Ist nur über Großeltern bekannt
Manche Geliebte in und um gehabt
Die seltsam vertraut mir waren
Vielleicht war es der Tonfall der
An meine Mutter mich erinnerte
Aber ich kenne meinen Geburtsort
Eigentlich real kaum wie ich bei
Der Lektüre von Neue Vahr Süd
Dem Roman von Sven Regener
Merkte der fremde Welten beschrieb
Obwohl mein Opi dort Zahnarzt war
Berlin ist halt Berlin der Ort
An dem ich am längsten lebe
Seit 22 Jahren schon ohne je
Heimatgefühle aufzubauen noch
Klar ist der Helmholtzplatz vertraut
Kenne ich ihn eine Dekade genau
Treffe immer Bekannte am Platz
Bekomme meinen Weißwein ohne
Nachfrage in der Stammbar darf
Dort noch sitzen wenn alle anderen
Schon rein müssen ab Mitternacht
Werde im Edeka freundlich begrüßt
Wie vom Vietnamesen an der Ecke
Mit seinem immer offenen Laden
Auch vom Palästinenser daneben
Vielleicht ist das schon Heimat
Weiß es nicht so genau habe
In Heiligensee wie in Wilmersdorf
Dahlem und Charlottenburg schon
Heimatliche Gefühle mit vollem Herz
Gehabt aber gehöre nirgendwo hin
Dort fehlen mir die Bars hier die
Harmonie der Gärten wie das
Ländlich vorstädtische doch was
Viel Ruhe und Harmonie schenkt
Im Osten fehlt mir der Westen
Dort ist es zu eingefahren bald
Habe die Taut-Siedlungen lieben
Gelernt unser Weltkulturerbe
Durch die Frauen dort wie die
Oderberger von oben gesehen
Erst richtig genossen wie auch
Schmargendorf und der Grunewald
Einmal sehr vertraut waren durch
Die Liebe die dort liegen blieb
Orte sind mit Frauen erst
Etwas mir geworden wie Berlin
Voll von denen ist die halt hier
Wohnen aber heimatlos bleiben
Auch echte Berlinerinnen als
Geliebte genießen dürfen was
Das Gefühl für die Stadt verändert
Wie den Dialekt liebevoll betrachtet
Den auch ein Liebermann schnurrte
Bin gerne heimatlos zwischen Büchern
Immer zuhause mehr in Geschichten
Heimat ist eine komische Idee
Weiß nicht wo das ist

jens tuengerthal 30.8.22