Sonntag, 2. November 2025

Lektürentagebuch 2.11.25

Lektürentagebuch 2.11.25

Die ersten Seiten des Mai in 
Wenn die Sonne untergeht sind
Geballt von Informationen die
Spannende Zusammenhänge zeigen

So kommen Klaus und Erika endlich
In Sanary-sur-Mer an und treffen
Oh Wunder ihre alte Freundin Billux Sybille Baronin von Schönebeck

Direkt am Hafen was ein Glück ist
Handelt doch ihre Mutter mit ihrem
Verschwundenen achtzehn Jahre
Jüngeren italienischen Mann Villen 

Illies erzählt noch ein wenig von den
Familiären Hintergründen von Billux
Und ihrer schönen Mutter Lisa die
Aus wohlhabender jüdischer Berliner

Familie mit Namen Bernhardt stammt
Lisa war in der Kulturszene Berlins
Einigen Größen horizontal bekannt
Wie Tucholsky und Feuchtwanger 

Angeblich soll auch Thomas Mann
Erfolglos einst um ihre Gunst noch
Gebuhlt haben warum sie ihn nun
Immer den armen Tommy nennt

Was unbelegt behauptet nur einer
Der vielen Ausrutscher in den Tratsch
Ist aber zumindest stilvoll erzählt wird
Mit dazu bedeutenden Protagonisten 

Lisa taucht auch in vielerlei Gestalt
Im Werk von Franz Hessel auf ist 
Eine zentrale Figur mit ihrer Tochter
Für das bald Haus der Familie

Währenddessen trifft Thomas Mann
Mit Sohn Golo zusammen noch im
Basler Luxus Hotel Drei Könige den
Rechtsanwalt Heins ohne Folgen

Der Meister leidet und hat große 
Angst vor dem Verlust des Koffer 
Mit seinen Tagebüchern versucht
Mit Tolstoi und viel Schlafmitteln 

Zumindest ein wenig zur Ruhe
Zu kommen was misslingt worauf
Die Panikattacken noch zunehmen
Was ihm völlig außer Gefecht setzt

Das ist kein Wunder und kein Grund
Für Spott eines halbgebildeten Autors
Sondern eine psychische echte Not
Die professionelle Hilfe bräuchte 

Dagegen findet Klaus eine Formel
Die Illies Artikel 1 des Grundgesetzes
Der Familie Mann nennt Schreiben als
Einzige Möglichkeit der Erleichterung 

Dazu wird noch sehr passend eine
Viel spätere Anekdote zu Katia 
Eingeflochten die im Interview sagte
Es müsse doch in dieser Familie

Eine geben die nicht schreibt und
Nannte konsequent ihre Erinnerungen
Meine ungeschriebenen Memoiren
Was mal eine elegante Brücke ist

Nach Tagen des Leidens an der
Ungewissheit in Basel kommt dann
Endlich vom Außenministerium in 
Paris die Einladung mit Willkommen

Am 4. Mai endlich berichtet
Rechtsanwalt Heins aus München
Der Koffer mit den Tagebüchern käme
In den nächsten Tagen in Lugano an 

Erleichtert schläft Mann erstmals
Wieder gut und die Reise nach
Sanary wird nun endlich konkret
Am 5. Mai geht es im Schlafwagen los

Das sich Illies dann wieder darüber
Lustig machen muss dass Mann das
Fehlen warmer Getränke im Zug eine
Behagensminderung nennt ist typisch

Wo Illies nüchtern Fakten berichtet
Gerne auch mal gefühlvoll schildert
Ist seine Sachkenntnis sehr schön
Wo er wertet wird es nur peinlich 

Dieses kleine Nest Sanary-sur-Mer
Ist ein wichtiger Ort geworden in 
Der deutschen Literaturgeschichte
Im Exil nach 1933 daran erinnern

Ist so gut wie zum Verständnis auch
Der eigenen Geschichte und Kultur
Dringend nötig weil nur diejenigen
Aus der Geschichte auch lernen 

Die sie verstehen und im Kontext
Als teilweise vernichtete Kultur
Erst weiterleben lassen können
Was den Ort so bedeutend macht

Hier traf sich die Elite deutscher
Literatur von den Nazis vertrieben 
Dort verstarb der große Franz Hessel 
Verbrachte Manns einen Sommer 

An diesen zu erinnern ist sehr
Verdienstvoll von Florian Illies 
Ersparte er uns Lesern nur seine
Unqualifizierte Meinung dazu

Wer herablassend über Zustände
Psychischer Not spottet die auch
Die eigene Sexualität betreffen
Zeigt leider nur wenig Charakter

Alle wissen von Manns auch in
Seinem Werk gezeigter aber der
Form zu genügen unterdrückter
Homosexualität die er nie lebte

Sich darüber spöttisch flapsig
Zu äußern verkennt die Umstände
Auch wenn Illies richtig anmerkt
Dass Tommy sich Katias wegen sorgt

Er wollte mit seiner natürlichen 
Neigung nicht seine geliebte Frau
Bloßstellen sondern wahrte die Form
Was große Disziplin immer erforderte

Vor allem lebte er seinen Humor
Wie seine Ironie so wunderbar
In seinem Werk aus wie es kein
Anderer Autor je schaffte 

Wer nun die psychische Not eines
Menschen auf der Flucht der sich
Des Bodens unter den Füßen noch 
Beraubt sieht verspottet ist billig

Würde auch nicht behaupten dass
Dieser Denkmalssturm der Erkenntnis
Förderlich ist oder das Werk besser
Verstehen lässt im Gegenteil

Zu oft leider klingt Illies beim doch 
So spannenden Thema in großer Not
Spöttisch herablassend wähnt sich
Den lächerlichen Manns überlegen

Denke dabei hat sich ein kleines Licht
Ziemlich verhoben was es zwar zum
Bestseller für schlichte Geister bringt
Aber ohne den möglichen Gewinn 

Zumindest waren heute Teile besser
Lesbar und vieles spannend genug
Die schlichten Urteile zu ignorieren
Morgen mehr aus Sanary-sur-Mer

jens tuengerthal 2.11.25

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