Sonntag, 30. November 2025

Lektürentagebuch 30.11.25

Lektürentagebuch 30.11.25

Nun Friedell über Newton gelesen der
Sich vor Freude fast überschlägt beim
Größten spekulativen Genie das die 
Barocke der Menschheit schenkte 

Er war sowohl als Mathematiker wie
Als Physiker und Astronom eine echte
Revolution der uns in der Optik 
Zeigte dass durch Vereinigung aller

Spektralfarben das weiße Sonnenlicht
Entsteht wie das die Eigentümlichkeit
Der Farben auf der Verschiedenheit 
Der Lichtstrahlen immer nur beruht 

Machte mit dem von ihm gebauten
Spiegelteleskop auch astronomische 
Entdeckungen ließ noch das kleinste
Ganz exakt erstmals berechnen

Die Summe seiner Forschungen zog
Er in der Gravitationstheorie auf die
Ihn ein vom Baum fallender Apfel
Erst aufmerksam gemacht hatte

Der auf die Anziehungskraft im 
Inneren der Erde ihn hinwies der 
Die Bewegung des Mondes wie
Daraus des Universums erklärte

In seinem Hauptwerk stellt er dann
Das allgemeine Gravitationsgesetz
Auf das die Anziehung beweglicher 
Körper logisch berechenbar machte

Weil alle Monde zu Planeten wie 
Diese gegen ihre Sonne gravitieren
Gilt dies Gesetz für den ganzen
Weltraum der berechenbar wurde

Später versuchte er sich auch noch
Als Theologe und schrieb über
Den Propheten Daniel wie auch die
Apokalypse im Alter wurde das mehr 

Fast übermenschlich nennt Friedell 
Mit sympathischer Begeisterung die
Leistungen seiner spekulativen
Schöpferkraft der zum Trotz aber

Newton immer bescheiden blieb
Wie es in seiner Grabinschrift in 
Westminster Abbey heißt damit
Die Einfalt des Evangeliums zeigte

Warum sich sonst kluge Menschen
Die kritisch schon denken vielfach im
Aller dem Aberglauben zuwenden
Bleibt mir ein ewiges Rätsel

Die Hoffnung vor diesem letzten
Wahnsinn rechtzeitig zu sterben
Scheint mir wesentlich verlockender
Als der olle Jenseitsglaube noch je


Mit einer geradezu unglaublichen
Sammlung von Superlativen schreibt 
Friedell im Absatz nach Newton
Über König Karl II. der seinen

Vater nach dem Ende von
Oliver Cromwell folgte was den
Leserinnen offenbart es handelt
Sich um einen englischen König 

England befand sich in dieser Zeit
An der Spitze der wissenschaftlichen
Entwicklung woran Karl zumindest
Als Mitglied seiner Royal Society

Der die größten Wissenschaftler
Angehörten auch Interesse zeigte 
So gründete der König der sich viel
Mit Astronomie auch beschäftigte 

Die Sternwarte von Greenwich er war
Taktvoll gutmütig leutselig intelligent
Entschuldigte sich sogar bei allen für
Die Länge seines Todeskampfes 

Zugleich war er brillanter Tänzer
Ballspieler und Anekdotenerzähler
Ein großer Freund der Künste wie 
Besonderes des Theaters dabei

Doch trotz all dieser blendenden 
Eigenschaften war er laut Friedell
Ein kalter träger frivoler Mensch
Ohne Grundsätze dabei auf nichts 

Bedacht als die Befriedigung seiner
Immer wachen Genusssucht der
Sogar nur zum Vergnügen ins 
Parlament wie in die Komödie ging

Die Ausschweifungen seines Hofes
Waren das Londoner Tagesgespräch
Die Engländer nannten ihn verächtlich
The merry Monarch mit viel Humor

Er war eher nicht rachsüchtig aber
Auch ohne echte Überzeugungen
Hatte weder den Machtdünkel der
Stuarts noch größeren Ehrgeiz

Nichts wäre er im Grunde gewesen
Schreibt Friedell ganz trocken war
Friedfertig aus Indolenz wie duldsam
Aus Oberflächlichkeit er hatte nur eine

Echte Passion seine Geldgier die ihn
Nahezu alles verkaufen ließ ohne sein
Gewissen damit größer zu belasten 
Verschwenderisch und geizig zugleich

Gab alles für Lustbarkeiten aber war
Knauserig wie bestechlich im Staat
Was die Beamten nachmachten und
Nie war England korrupter als da

Unglücklich wäre seine Regierung
Noch dazu gewesen es so segelte
Eine holländische Flotte die Themse
Hinauf und drohte mit Eroberung 

Der verlustreichen Ausbruch der Pest
Wie der Großbrand von London der
Die City in Asche legte fielen auch
In die Regentschaft Karls noch

Er forderte nach der Lehre vom
Passiven Gehorsam die absolute
Unterwerfung von seinen Untertanen 
Wie der Vater über seine Kinder

Dabei sei er nur Gott nicht aber
Seinen Untertanen verantwortlich
Diese hätten kein Recht zum irgend
Widerstand womit seine Herrschaft

Wirklich absolut wie nie zuvor war
Doch sei wie Friedell zum Abschluss
Zu Karl meint mehr Unterwerfung
Nie je weniger verdient gewesen

Doch wird dies vernichtende Urteil
Noch ergänzt durch die Bemerkung 
Niemand habe diese absolute Macht
Weniger begehrt und gebraucht als er

Eine spannende sehr gegensätzliche
Betrachtung zu zwei bedeutenden
Figuren im England dieser Epoche 
Mit Newton und Karl II gelesen

Friedell scheut nicht die Meinung
Die er meist mit Fakten dazu auch
Untermauert aber manchmal gern
Völlig faktenfrei dann noch einwirft

Das schadet der freudigen Lektüre
Überhaupt nicht nur als Quelle für
Wissenschaft ist er damit untauglich
Aber ich lese ja zum Vergnügen 

Ein Vergnügen ist der Weitblick 
Wie die Ironie Friedells dazu auch
Seine gewagten absoluten Urteile
Betrachtet der Leser vergnügt

Es gibt keine objektive Geschichte
Jede betrachten wir immer aus dem
Blickwinkel unseres Horizontes was 
Natürlich ist aber eben beschränkt

Am wenigsten objektiv sind dabei
Zeitzeugen die also wirklich noch
Erlebt haben was Geschichte wurde
Im ansonsten unbedeutenden Leben 

Wissenschaft braucht dagegen
Fakten und Belege um so eine
Verifizierbare Aussage zu machen
Zumindest was beweisbar scheint

Friedell ist dagegen eher lehrreiche 
Literatur zur Geschichte damit auch
Teil unserer Kulturgeschichte die
Geschichte auf bestimmte Art las 

Doch wurde immer Geschichte als
Lektüre auch geschrieben und die
Ilias wie die Odyssee sind wie das
Alte Testament Geschichtsbücher 

Sie haben unsere Kultur wie unser
Denken über die Zeiten geprägt
Damit wurden sie auch ein Stück
Lebendig literarische Zeitgeschichte

Sich mit Geschichte beschäftigen
Lädt zum weiterdenken wie prüfen
Der Aussagen von Friedell auch ein
Was ein ganzes Universum öffnet

Dies ist bei Egon Friedell immer auch
Jene Welt der Wiener Kaffeehäuser
In denen der kluge Kopf lebte der mit
Seiner Kulturgeschichte ein Denkmal

Sich setzte wie wirklich Geschichte
Schrieb als gute Unterhaltung wie
Um weiter über die Zeit zu blicken 
Dabei Meinung auch offen bekennt

Es gibt keine Objektivität in der
Geschichte sondern immer nur
Blinde die irgendwie schauen
Einen Weg in der Zeit zu finden

Dies zumindest gelingt Friedell 
Mit viel Humor und Anstand auch
Wenn jeder Historiker wohl über
Das Werk ohne alle Belege die 

Nase nur empört rümpfte ist es
Für Leser ein großes Vergnügen
Das weiter bildet als viele die nur
Im Kampf der Fußnoten langweilen

Lese Friedell wie Literatur auch
Die ein Bild für das Zeitgefühl gibt
Wie blickte das noch beginnende 
20. Jahrhundert auf die Geschichte

Die Zeit war literarisch damals wie
Philosophisch und physikalisch ein
Ganz großes Thema von der Suche
Nach der verlorenen bei Proust

Zum Zauberberg oder Einstein mit
Der Relativitätstheorie auch zur Zeit
Hier reiht sich Friedell ein als der 
Zeitreisende noch wunderbar ein

Denke es und freue mich dabei
An der vielfältigen Lektüre die alle
Zeit auf ihre Art thematisieren vor
Rund hundert Jahren entstanden

Falle als Flaneur gerne aus der Zeit
Um über sie nachzudenken stehe ich
Dabei auch gerne mal neben mir was
Die Illusion von Objektivität dazu gibt

Nichts finde ich im übrigen schöner
Als die literarischen Zeitreisen und
Wenig könnte je spannender sein 
Als mal eben die Zeit zu wechseln

Die Zeit in der diese Bücher hier
Entstanden ist auch jene in der
Franz Hessel flanierte was die
Zeitreise noch schöner macht

jens tuengerthal 30.11.25

Isaac Newton 

König Karl II von England

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