Lektürentagebuch 24.11.25
Fasziniert las ich die kleine Novelle
Das Fest der Maria von Franz Hessel
Die schon mit der Todesnachricht der
Hochverehrten Maria Amberg beginnt
Diese hatte gerade erst ihre große
Hoffnung weckende Bühnenlaufbahn
Begonnen und zuletzt erschien sie
Auf einem Fest in einer Villa noch
Im Englischen Garten wo sie in einem
Stück die Titelrolle der Psyche spielte
Ein Freund der zugegen war schrieb
Dem Erzähler Fritz der sich erinnert
Sie war dem Applaus ausgewichen
Alle hatten sie noch gesucht dann
Als das Fest zu Ende war da fanden
Sie Maria tot an der Brücke am Wehr
Es war nun drei Jahre her dass er
Zum letzten mal mit ihr zusammen
Auf dem Fest eines Sängers war
Der sein neues Grammophon zeigte
Wie sie zusah ohne dabei eine
Miene nur zu verziehen dann
Auch später im Gasthaus das am
Viktualienmarkt lag daneben saß
Sich dennoch der Wirt der am Tisch
Geschichten erzählte um sie bemühte
Erinnert sich an ihre ersten Treffen
Als er ziellos im Bahnhof spazierte
Wie sie ihn mit zu ihrer Mutter nahm
Die ganz ländlich wohnte dort einen
Bauernhof hatte von dem Maria noch
Stammte viele Geschichten erzählte
Die Geschichten in der ländlichen
Atmosphäre lassen wie magisch
Die Welt ihrer verlorenen Lieben
Das Drama ihres Lebens entstehen
Sie plaudert darüber beim Gang ins
Dorf zum Vetter der Wirt ist und so
Schafft Franz Hessel mit jeder neuen
Geschichte eine magische Stimmung
Wie ihr erster Geliebter der ein
Schüchterner Postadjunkt war nun
Auf dem Friedhof neben ihrem Vater
Liegt fast ohne Raum dazwischen
Erzählt vom Neid auf ihre Base die
Ein Kind schon hat und sich wohl
Den Bauch mit dem nächsten hielt
Tags auf dem Feld ist beim Hopfen
Eines Tages als sie mit dem ersten
Geliebten im Heu lag und dieser sie
Ruhig hätte küssen können hatte er
Ihr erzählt in zwei Jahren ginge es
Da sei sie dann ungeküsst noch
Weggelaufen nach München um
Dort Schauspielerin zu werden was
Der Vater der Goldschmied erlaubte
Sie erleben verschiedenes noch
Zusammen an das sich der von
Maria Fritz genannte Erzähler mit
Vielen Details dazu erinnert
Ein berühmter Künstler wollte Maria
Radieren dazu musste sie in sein
Atelier da bat sie ihn mitzukommen
Der Künstler schaute erst grimmig
Begrüßte ihn aber ganz freundlich
Irgendwann wurde Fritz müde und
Legte sich auf den Diwan wo er
Schon bald einfach so einschlief
Im Traum legte sie ihr Kleid auf ihn
Deckte ihn damit zu aber sah dabei
Ihren prachtvollen Marmor Busen
Als er am Morgen erwacht ist sie weg
Bei einem Spaziergang im Wald
Der zur Isarquelle führen sollte
Liegen sie auf einer Wiese dabei
Küsste er ihre eisigen Lippen
Beim letzten Gespräch auf der
Terrasse verabschiedet sie sich
Sie hätte genug Gelegenheiten
Im Leben gehabt glücklich zu sein
Wäre sie nur nicht so traurig auch
Irrte wie ein Gespenst ohne Haus
Wo viele sie begehrten hätte sie auch
Genossen und käme auf die Bühne
Irgendwie aber meinte sie lohne
Das alles doch nicht zudem fehle
Ihr der Segen oder ein Recht und
Verabschiedete sich mit an Lebewohl
Begraben wurde Maria Amberg auf
Dem Friedhof in ihrer Heimat dort
Zwischen Vater und Verlobten
Lag jene die ihn Kind nannte
Fein beschreibt Hessel hier wieder
Als Flaneur und Beobachter ein
Leben das der Liebe verloren ging
Sich selbstbestimmt bewusst zerstört
Der selbst auch depressive Autor
Mit immer Neigung zum Suizid
Den er häufiger thematisiert hat
Ein feines Gespür für seine Figuren
Ein quasi Nachruf wird in der darin
Ausgerollten Erinnerung zu einer
Feinen Novelle die ganz nah am
Abgrund des Lebens noch schwebt
Eisige Lippen der blonden Schönheit
Die eben eine große Karriere begann
Um sich nach dem ersten Erfolg dann
Endgültig allein zu verabschieden
Was diese Maria alles erlitten hat
Um die hohe Protektion doch zu
Erhalten oder vielleicht genossen
Lässt Hessel elegant dezent offen
So zu erzählen von einer Toten
Das Ende des Dramas ihres Lebens
Das immer an sich auch litt noch
Vorwegnehmend ist große Kunst
Sie war so frei und doch gefangen
Ging weil sie es so wollte als
Der letzte Vorhang gefallen
Wählte den Tod statt Ruhm
jens tuengerthal 24.11.25
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