Mittwoch, 26. November 2025

Lektürentagebuch 26.11.25

Lektürentagebuch 26.11.25

Die Radlampe heißt die kurze Novelle
Von Franz Hessel in der eine Olga
Ihrem Eduard ihre Untreue gesteht 
Die eigentlich gar keine war

Gleich zu Beginn entschuldigt sie sich
Aber gibt ihm zugleich die Schuld für
Ihr kindisches Verhalten weil er sie
Dem Kind das vorm Fenster spielte 

Verglichen hatte könnte sie nicht
Anders als sich so kindisch verhalten
Er sei so edel und habe sie zu dem
Geformt was sie nun geworden sei 

Sie hat Sorge dass er sie nicht
Verstehen könnte und dann sei
Alles aus dann müsste sie gehen
Erinnert an die Frauen von Babylon 

Jene die sich wie er ihr es erzählte
Sich dem preisgeben mussten der
Von irgendwoher kam dann kommt
Die Geschichte von der Fastnacht

Wo er als Mönch ging und brutal
Mit ihr war sie blutig küsste die
Ein grünseidenes Kleid mit einer
Hüfte betonenden Krinoline trug 

Als er um Mitternacht fort vom Fest
Wollte bat er sie ihn nicht allein zu
Lassen und gab ihr sein Schlafzimmer
Erzählte ihr dann noch Geschichten

Dabei aber wäre er unruhig gewesen
Fragte sie schließlich ob sie ihm denn 
Noch vertrauen könnte dann sei er ins
Wohnzimmer hinüber gegangen

Alles war mild und schön sie hatte
Nur Angst er könnte erwachen und
Zog ihr Kleid an ging dann über
Die Felder zu sich weil in München

Auch nachts keine Gefahr sei
Dann kam ihr einer mit einer sie 
Blendenden Lampe entgegen
Der sie ansprach und packte

Nahm sie mit festem Griff mit
In seine Dachstube dabei das 
Rad in der einen Hand und sie 
In der anderen bis nach oben

Wie er sie aufs Bett warf wo
Die Lampe vom Rad sie blendete 
Während er ein Loch noch flickte
Dann sei sie einfach fortgelaufen 

Zurück bis zu ihm wo er ganz friedlich
Noch schlief und ins Bett gestiegen
Ob er ihr nochmal verzeihen könne
Auch wenn sie ganz freiwillig mitkam

So endet diese Novelle in Briefform
Nach Salti und Entschuldigungen mit
Einer freimütigen Überraschung am
Ende des Geständnisses der Untreue 

Fein beschreibt Hessel all die
Umwege die sie geht wie zuerst 
Nicht ungewöhnlich ihm dabei die
Schuld gibt bei zugleich Umarmung 

Die Untreue die sie gesteht war 
Dabei vor allem geistiger Natur
So kommt ganz am Ende doch
Die Überraschung ihrer Lust

Wie die jungfräulichen Tempeldamen
Zu Babylon wollte sie sich eigentlich 
Dem Fremden ihrer Natur folgend
Hingeben getrieben von der Natur

Aber natürlich war er der sie anfangs
Dem Kind verglich an allem Schuld 
Gesteht sie ihre keusche Lust um
Ihn zur Tat endlich zu motivieren

Eine faszinierende Geschichte die
Allen die schon mal liebten und sich
In Zweisamkeit versuchten genug
Zum fühlen und denken gibt


Bei Buddenbrooks um sich nach
Mehreren Tagen Hessel wieder dem 
Feinen Humor von Thomas Mann
Zuzuwenden kommt ein Abschied

Thomas geht vor seiner Abreise
Nach Amsterdam nochmal in den
Kleinen Blumenladen um sich dort
Von seiner Geliebten Anna auf

Höflich hanseatische Art aber doch
Am Ende zu verabschieden weil die
Dinge eben seien wie sie seien und
Er eine Partie machen müsse 

Nicht wie der Bruder des Vaters
Zu enden der nur einen Laden
Heiratete wusste Thomas genau
Was von ihm erwartet wurde 

Wie Tony den widerwärtigen Grünlich 
Nehmen musste so weiß Thomas
Was geht und was eben nicht weil 
Die Gesellschaft Erwartungen hat

Waren es darum schlimmere Zeiten
Obwohl parallel zur Hochblüte der
Romantik wurde standesgemäß
Geheiratet wie es sich gehörte

Die Ehen hielten dafür dann ein
Leben lang und Thomas trifft ja
Mit Gerda der Pensionatsfreundin
Von Tony aus Amsterdam auch

Eine so spannende wie attraktive
Rothaarige aber das kommt ja erst
Später passt nur der Vollständigkeit
Wegen zu diesem Abschied gut

Mit feinem Humor lästert Mann hier
Über die Umstände deren Kind auch
Er als Sohn der Lübecker Oberklasse
Einmal war deren Sitten er zeigt

Diese sind nirgendwo anders und
Eine gute Partie zu machen hat
Eben ihren Preis was sich bis heute
In bestimmten Kreisen nicht änderte

Durfte das im Studium erfahren
Als ich mit meiner ersten Verlobten
Eine gute und wunderschöne Partie
Von Familie machen durfte 

Plötzlich sind die Konventionen 
Viel stärker als alle Gefühle aber
Es wäre gewesen was erwartet
Beiden gut gestanden hätte 

Dennoch ist es tragisch wenn eine
Zarte schöne Liebe den Umständen
Einfach geopfert wird was fragt wozu
Leben wir überhaupt und für wen

In der ersten Hälfte noch des 19.
Jahrhunderts in der wir gerade sind
Galten Stellung und Umstände
Noch mehr als heute davon übrig

Menschen waren damit Gefangene
Ihrer Umstände noch mehr als freie 
Individuen hatten dafür weniger mit
Fragen ihrer Meinung zu kämpfen

Thomas opfert seine Liebe wie Tony
Die ihre um standesgemäß auch
Heiraten zu können was ihnen
Hoffnung auf Sicherheit gab 

Der Einzelne war im Biedermeier
Noch stärker Teil der Gemeinschaft
Definierte sich durch seine Klasse
Doch sind Hanseaten bis heute so

Denke ich an meinen Bremer 
Großvater merke ich wie wenig
Sich dabei geändert hat was 
Die Erwartungen einer Klasse betrifft

Ob dieser Stolz der Erhabenheit
Etwas besonderes zu sein sich
Vor allem aus der Abgrenzung 
Definierte sei hier dahingestellt


Im Zauberberg sucht Hans Castorp
Der sich Sorgen um seinen Vetter
Joachim macht Hofrat Behrens auf 
Zu erfahren was wirklich los ist

Joachim hatte zuvor noch einen
Termin bei Radamanthys gehabt
Zu dem der Hofrat seinen Rachen
Mit dem Spiegel untersuchte

Mit Haltung und strenger Disziplin
Nahm Joachim noch weiter an den
Mahlzeiten teil und achtete dabei
Darauf sich nicht zu verschlucken

Hans der den Vetter besorgt dabei
Beobachtet versucht den Hofrat
Zum Gespräch alleine zu erwischen
Was dann mehrere Tage dauerte

Als er ihn schließlich mitten in der
Großen Liegekur dem Gärtner noch
Anweisungen geben hörte lief er
Aus seiner Loge in den Garten

Dort faltet ihn Hofrat Behrens
Erstmal ordentlich zusammen
Was er hier zu suchen habe
Der Kurve nach habe er zu liegen 

Als er vorbringt er sei Joachims
Wegen da lobt der Hofrats dessen 
Disziplin und Charakter vor seinem 
Als läppisch neugieriger Zivilist

Mit seiner typisch westfälischen
Grobheit faltet er Hans dann noch
Weiter im Vergleich zu Joachim
Zusammen aber wird irgendwann

Doch ruhiger und gesteht es gäbe
Wohl keine Hoffnung mehr noch
Müsse die Tante nicht gleich auch
Benachrichtigt werden denn so

Schnell schießen die Preußen nicht
Was kulturhistorisch eine Anspielung
Auf die Schlacht gegen Österreich
Bei Königgrätz unter Moltke war

Diese in Deutschland wie auch
Sonst  verbreitete Redensart erklärt
Sich aus den dort erstmals von der
Preußischen Armee eingesetzten 

Hinterladern die so ein schnelles 
Feuern und Nachladen aus der 
Deckung ermöglichten während die
Vorderlader stehend geladen wurden

So schossen die Preußen mit dem
Neuen Gewehr reihenweise die noch
Nachladend stehenden Österreicher
Ab was nicht zur Bedeutung passt 

Warum dieser zur Gelassenheit
Mahnende Spruch eher ein Witz
Als Kontrapunkt zum Geschehen 
Kulturhistorisch betrachtet war

Dazu kam dass Moltke in der Schlacht 
Bei Königgrätz die Eisenbahn zum
Transport der Truppen nutzte die so
Getrennt marschierten aber vereint

Schlugen und das schneller als die
Nicht darauf vorbereiten Österreicher
Die desaströs unterlagen ahnten was
Auch ihre Niederlage begründete 

Nach dieser Schlacht bei der auch
Bismarck und König Wilhelm I noch
Anwesend waren hätte Wien für die
Preußischen Truppen offengestanden

Darauf verzichtete der Stratege Otto
Bismarck aus politischen Gründen um
Verbündete später zu haben was die
Welt sonst historisch verändert hätte

Ob es den Gang des Österreichers
Aus Braunau nach Berlin vielleicht
Hätte verhindern können ist dabei
So müßig wie Ostpreußen heute

Die etymologischen Angaben über
Andere Lexika zu dem Thema sind
Meist eher ungenügend und sind 
Auf das Zündnadelgewehr beschränkt

Halte dies für kurzsichtig wie falsch
Aber die Nutzung durch den Hofrat 
Für der ursprünglich noch ironischen 
Bedeutung sehr nah kommend

Diese kleinen kulturhistorischen
Ausflüge zu denen Manns noch
Im Kaiserreich spielender Roman
Einlädt zeigen den Humor Manns

Der Hofrat wählt da es um seinen 
Patienten den jungen Leutnant
Joachim geht ein militärisches Bild
Was seltsam zur Situation passt

Dieser zeigt oberflächlich einen 
Etwas groben Chefarzt der die
Üblichen Sprüche loslässt welche 
Bei genauerem Blick Tiefe zeigen

An dieser Stelle und mit diesen
Gedanken die Lektüre unterbrochen
Insofern der Hofrat nun Hans 
Wieder in die Liegekur schickte 

Hoffnung für Joachim gibt es danach
Nicht aber eilen muss nichts denn 
Noch gingen alle Beteiligten aufrecht
Egal wie schnell wer nun schießt

Anspielungen auf die legendären
Siegreichen Schlachten Moltkes
Waren im Kaiserreich beliebt üblich
Bildung und Patriotismus zu zeigen

Kenne die üblichen Sprüche dazu
Von drei Seiten noch sowohl von
Preußen wie von Hanseaten wie
Aus der Familie des Feldmarschalls

So schaffen manchmal nur kleine
Kulturhistorische Anspielungen den
Blick für weitere Hintergründe noch
Tiefer zu öffnen als schnell lesbar

Auch die Beziehung der Preußen
Zu den Hanseaten und umgekehrt
Ist eine spannende Geschichte bei
Der meine Bremer Großmutter noch

Eine vielseitige Rolle spielt wie in
Hannover als Nachbarin noch von 
Hindenburgs 1911 im Kaiserreich
Geboren zur Hanseatin wurde 

Sie schaukelte als junges Mädchen
Die spätere Queen Elizabeth II die
Nachbarin ihrer Freunde war kegelte
Später gemeinsam mit Kira Preußen 

Doch wurde meine Omi anders als
Ihre Bremer Freundin Kira noch zur
Krönung von Elisabeth eingeladen
Das Haus Preußen war zu belastet

Dieser stand auf väterlicher Seite
Der 1904 geborene Großvater als
Preußischer Kadett noch gegenüber
Der mit Preußenkult groß wurde

So weckt eine kleine Anspielung
Des Hofrats ob hier oder an anderer
Stelle mir ein kleines Universum der
Deutschen Kulturgeschichte nebenbei

jens tuengerthal 26.11.25

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