Freitag, 28. November 2025

Lektürentagebuch 28.11.25

Lektürentagebuch 28.11.25

Egon Friedell berichtet in seiner
Kulturgeschichte der Neuzeit wie
Die Einrichtung der Post auch die
Entstehung der Zeitung brachte

Sie waren erst handschriftliche
Mitteilungen die hochgestellte 
Personen von Korrespondenten
Erhielten und als dann Gazetten

In den Handel brachten dabei wurden 
Erste gedruckte Zeitungen von den
Postmeistern verbreitet bei denen alle
Neuigkeiten stets zusammenliefen

Sie erschienen wöchentlich und 
Enthielten der Zensur wegen nur
Bloße Tatsachen ohne Kritik wie ein
Nachrichtenticker heute

Viel freier waren die Flugschriften
Die mit der Reformation aufkamen
Und heimlich verbreitet wurden so
Zu einer politischen Macht wurden 

Besonders holländische Pasquilanten
Also Verfasser von Schmähschriften
Waren bei europäischen Regierungen
Gefürchtet aufgrund freierer Presse

Das erste Wochenblatt erschien 1605
In Straßburg die erste Tageszeitung
Der Daily Courant erst hundert Jahre 
Später dann natürlich in London 

Von großer Bedeutung waren auch
Die wissenschaftlichen Zeitschriften
In Pariser das Journal de Savants in 
Londoner Philosophical transactions

Rom mit Giornale de Letterati und
Aus Leipzig Acta eruditorum die 1682
Für Verhandlungen unter Gelehrten
Gegründet worden war als Zeitung

Eine staunenswerte Entwicklung
Nahm das wissenschaftliche Leben
Von Pascal über Spinoza dessen 
Auch bibelkritische Forschung bei
Richard Simon eine Fortsetzung fand

Er blieb zwar in der Tradition aber
Zeigte dabei große Kühnheit in der 
Historischen Erklärung warum ihn 
Theologen beider Lager anfeindeten

Ebenso unabhängig und kritisch
Zeigte sich Mézeray in seiner großen
Histoire de France die nach Boileau
Das Wahre mit dem Schönen vereinte

Er hieß Francois Eudes fügte dazu
Das de Mézeray an um seine eher
Einfache Herkunft als Sohn eines
Chirurgen geschickt zu verdecken

Er studierte in Caen und in Paris
An der Sorbonne und verdiente
Seinen Unterhalt durch satirische
Schriften und als sonstiger Autor

Die Diplomatik also die Erforschung
Historischer Urkunden begründete
Jean Mabillon während Pierre Bayle
Das geistreichste Wörterbuch schrieb

Sein Dctionaire historique et critique
Gilt als so gelehrt wie scharfsinnig
Dabei zugleich auch noch amüsant
Nie war ein Wörterbuch geistreicher 

Alle Phänomene des Staats wie der
Kirche werden darin anatomiert wie
Bayle es laut Friedell nannte nach 
Der cartesianischen Methode auch

Auf diesem verwegenen Skeptiker
Meint Friedell geht die französische
Aufklärung zurück so versucht er noch 
Zum credo quia absurdum zu finden

Diese alte Weisheit besagt danach
Ich glaube weil es absurd ist was
Heißt alles übernatürliche sei für
Den Verstand ohnehin nicht fassbar

Zunächst deckt er alle Widersprüche
Zwischen Philosophie und Religion
Wie Vernunft und Offenbarung auf
Erklärt den Sündenfall als Paradox

Entweder sei der Mensch unfrei
Dann wäre sein Handeln keine Sünde 
Oder er ist frei dann wollte Gott diese
Was seiner Güte aber widerspräche

Hat er sie nicht gewollt bloß nicht
Verhindern können sei er auch nicht 
Allmächtig doch schließt er aus allen
Bedenken nicht die Nichtigkeit des

Glaubens sondern der Vernunft
Diese habe dich dem Glauben
Zu unterwerfen und kritiklos zu 
Glauben ihre Ohnmacht erkennen

So sei Bayle zwar Skeptiker aber
Nicht der Religion sondern allein
Der Philosophie brachte jedoch
Viele Argumente gegen den Glauben

Dies zwar in der erklärten Absicht 
So den blinden Glauben zu stützen 
Bewirkte jedoch logisch das Gegenteil
Was das 18. Jahrhundert dann vollzog 

Voltaire sagte sehr treffend zu Bayle
Es fände sich kein Angriff gegen das
Christentum in seinen Schriften aber
Keine die nicht Zweifel begründete 

So sei Bayle nicht ungläubig gewesen
Aber die Lektüre seiner Schriften 
Mache jeden Denkenden ungläubig 
Was ihn damit auch zum Großvater

Der seinen Gedanken dann in Freiheit
Zum Licht der Vernunft führenden
Aufklärung machte weil er wirklich
Konsequent kritisch erstmals dachte

Nicht ohne Grund heißt diese Epoche 
Im englischen und französischen auch
Zeitalter der Erleuchtung was mit dem
Kritischen Denken verbunden ist

Oder wie Kant es treffend formulierte 
Sapere aude habe Mut dich aus der
Unmündigkeit durch dann kritisches
Denken wirklich zu befreien

Daraus resultierte dann eine Moral
Wie eine Philosophie die das eigene
Gewissen als höchstem Maßstab der
Prüfung aller Kritik festschrieb

Ob danach noch etwas kam was 
Diese Aussage infrage stellen könnte
Wird bis heute mit meist schlechteren
Argumenten noch immer gestritten

Sicher nur dachte der Schwabe Hegel
In Berlin ihn nicht weiter sondern eher
Sein Schüler Max Stirner aber das 
War heute kein Thema bei Friedell

So wenig wie die Dialektik der 
Aufklärung die von Horkheimer und
Adorno nur ethischer Umkehrschluss 
War was nicht als Beleg je taugt

Mit weitem Blick über die geistigen
Gründe der Epoche und noch über
Diese hinaus beschreibt Friedell so
Der Rede werte Zusammenhänge

Das Denken in großen kulturellen
Zusammenhängen lässt so den
Europäischen Geist erfassen wie 
Seine Entwicklung verstehen

jens tuengerthal 28.11.25


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