Lektürentagebuch 20.11.25
Auf die Drohung mit analphabetischer
Dunkelheit die Settembrini aussprach
Reagiert Naphta in Fortsetzung des
Streitgesprächs im Zauberberg
Diese humanistischen Angst eines
Hanswurst von einem Literaten der
Meine ohne Lesen und Schreiben
Herrsche Dunkelheit teile er nicht
Naphta erinnert an den größten
Dichter des Mittelalters der auch
Analphabet war weil lesen unfein
War also Wolfram von Eschenbach
Ob da Walter von der Vogelweide
Nicht bedeutender war scheiden
Sich wohl die Geister auch einen
Geoffrey Chaucer gab es ja noch
Es sei das Merkmal der Vornehmen
Wie des einfachen Volkes gewesen
Nicht lesen zu können was doch nur
Knaben lernten die Geistliche wurden
Der Humanist könne sicher lesen aber
Sonst verstünde er die Welt gar nicht
Sei nur ein latinistischer Windbeutel
Der das Leben anderen überlasse
So habe er auch aus der Politik einen
Beutel voll Wind gemacht voller bloß
Rhetorik und Literatur was Parteien
Dann die Demokratie nennen würden
Allzu kühn nennt Settembrini dessen
Geschmack für inbrünstige Barbarei
Da ohne Liebe zur Literatur keine
Menschlichkeit mehr möglich sei
Vornehm sei einzig ein edler Luxus
Die generosità die der Form einen
Menschlichen vom Inhalt völlig
Unabhängigen Eigenwert gebe
Er verkenne völlig den notwendigen
Zusammenhang von Kunst der Rede
Die Humanisten aus der Antike erst
Bargen und damit die Kultur auch
Hans Castorp machte ob all dessen
Ein Gesicht voller Vorbehalt und
Widerspenstigkeit aber sagte nichts
Dachte nur menschlich sei die Mitte
Immer weiter schwingt sich darauf
Settembrini hinauf nennt Thor wie
Hermes Trismegistos als den schon
Ägyptischen Heiligen der Worte
Diesen wiederum nennt Naphta
Einen afrikanischen Affengott eher
Als Pavian mit einer Mondsichel auf
Dem Kopf sei er eher lächerlich
Ein Erzzauberer sei das der schon
Im kabbalistischen Mittelalter zum
Vater der hermetischen Alchemie
Geworden sei Hokuspokus also
Weiter preist Settembrini die Literatur
Als Mittel zur höchsten Veredelung
Der Menschheit als höchstes Ziel
Was wieder sehr freimaurerisch klingt
Da wird der Tempel der Humanität
Der aus den Menschen gebaut wird
Die an sich dafür arbeiten sichtbar
Das Herz freimauerischer Philosophie
Auch Hermes Trismegistos wird in
Hochgraden der Freimaurerei gern
Als einer ihrer Großen verehrt was
Der Spitze Naphtas Schärfe gibt
So steigern sich beide immer weiter
Naphta verteidigt das echte Leben
Gegen die bloße Rhetorik was ja
Populisten bis heute zu gerne tun
Naphta wirft Settembrini vor wer
Die Leidenschaft verdamme wolle
Das reine Nichts dessen Reinheit
Nur Leere sei als Nihilismus dann
Damit leugne er Gott das Absolute
Mit seinem Todespazifismus der sich
Dabei noch fromm dünke und so
Verkehrte Naphta den Lobgesang
Auf Literatur und Humanismus ins
Diabolische und stellte sich selbst
Als Bewahrer der Liebe dar was
Zeige wo Gott und wo der Teufel sei
So ging es noch weiter hin und her
Doch Hans hörte nicht mehr zu und
Dachte mehr an Joachims Fieber
Von dem dieser vorher sprach
Darauf brach er mitten in einer neuen
Replik auf um mit Joachim zurück
Zum Berghof zu gehen wo sie dann
Die Schwester verständigen wollten
So endet ein großartiger Streit der
Beiden konträren Geister im Nichts
Statt schon wie gedacht im Duell
Das sich noch etwas gedulden muss
jens tuengerthal 20.11.25
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