Lektürentagebuch 25.6.25
Mit Franz Hessels Romanfragment
Alter Mann im ersten Kapitel des
Ersten Teils begonnen indem wir
Den Alten der Herr Küster heißt
Kennenlernen den malenden früher
Bankdirektor und später Bankangestellten
Der gerade aus dem Kopf Birken malt
Obwohl seine Zeichnungen dort liegen
Da kommt seine Untermieterin der er
Die beiden vorderen Zimmer vermietete
Und meldet es gäbe Post für sie beide
Reicht diese noch hinter der Tür ihm
Auf seine Frage warum sie nicht herein
Komme meint Lilo sie sei noch nicht
Angezogen und tritt dann doch in ihrem
Buntseidenen Schlafrock ein und redet
Erzählt von ihrer Post aus Afrika die von
Dem jungen Farmer sei mit dem sie so
Gut wie verlobt schon sei der sie ganz
Unbedingt dort haben wollte was ja
Schon verlockend wäre dort könne sie
Immer retten und jagen aber es fiele
Ihr auch schwer sich von Berlin zu trennen
Auch wenn es hier gar nicht schön wäre
Dabei legt sie ihre Arme in seinen Schoß
Der viel lieber seinen Brief gelesen hätte
Auch wenn sie ihn fragte ob Frau Ella
Denn schon lange auf den Balearen wäre
So schwatzte Fräulein Lilo immer weiter
Doch er wollte die Wortbilder seiner Ella
Lieber alleine lesen und dann erlöste ihn
Das klingende Telefon zu dem sie lief
Lieber Passy schrieb sie was eine neue
Zärtliche Entstellung des Wortes Papa
Von seinem Enkel war an den er nun
Voller Freude beim Lesen dachte
Seine Tochter lud ihn ein er könne doch
Mit Kaspar die Schlafkammer teilen und
Es gäbe genug wunderbares Essen auch
Sei der Garten groß er müsse nur die
Herreise organisieren in zwei Wochen
Bekäme sie wieder etwas von ihrer Zeitung
Wollte er sofort kommen sollte Hilde die
Schwester in Berlin ihm etwas leihen
Sie erzählt von all den Schönheiten dort
In der Natur und die vielen Mädchen die
Sich bestimmt auf einen Kavalier noch
Von der alten Schule freuen würden
Schon seit über einem Jahrzehnt hatte er
Keine große Reise mehr gemacht nur die
Freunde im Umland mal besucht früher
War er mal nach Italien gereist lange her
Sich an Hilde zu wenden war ihm aber
Nicht recht die doch schon genug tat
Eine Pension in Straußberg wie ein
Pied-a-terre eine Absteige in Berlin betrieb
Da klopfte es wieder diesmal kam nicht
Lilo sondern Agnes der Lilo geöffnet hatte
Sie begrüßte ihn als Vater wenn sie allein
Waren wie jetzt und war ein besonderes
Kapitel in seinem Leben sonst nannte
Sie ihn Herrn Küster und brachte ihm
Blumen und Früchte zum malen wie
Zum essen und damit als Stilleben
Sie meint er könne doch bei diesem
Wetter raus zu ihnen ins Siedlungshaus
Ziehen da erzählt er ihr von der Einladung
Auf die Balearen zu seiner Lella
Er müsse nur noch das Reisegeld
Organisieren und nach Paris kommen
Von dort werde er weiter befördert
Sofort bietet sie ihm an etwas zu leihen
Sie lädt ihn gleich für den Nachmittag
Zu sich in den Garten ein doch er muss
Leider absagen weil er gerade versprochen
Hat die Tanzkinder seiner Freundin Sandra
Sich anzuschauen auf ihre Bemerkung
Er habe viele Freundinnen meint er seit
Dem Tod ihrer Mutter sei er sehr einsam
Was die Neugier des Lesers nun weckt
Zwischen würdigen dunklen Müttern
Sitzt er an der Atelierwand und schaut
Auf das halbe Dutzend tanzender Mädchen
In ihren zarten weißen Hemdröckchen
Sie türmen tanzend rosa Würfel was
Alles noch sehr wackelig aussieht
Dann kommen zwei verkleidet als
Zimmermänner in Tracht dazu
So wird der Turm vollendet
Die Kinder tanzen freudig um ihn
Herr Küster saß etwas beengt aber
Schaute mit glücklichen Augen zu
Der wilde Taumel wurde vom Gang
Der Melodie immer wieder aufgehalten
Geschicklichkeit wird wieder aufgelöst
Durch ein holdes Ungeschick der Kinder
Wenn Tanz geregelter Taumel wäre
Sind Kinder besonders glückliche Taumler
Sie haben noch nicht so viele schlechte
Erfahrungen gemacht und sind eifrig dabei
Diese acht bis zwölfjährigen erfüllten ihn
Mit Zärtlichkeit zu aller jungen Kreatur
Da trifft ihn Sandras Blick fast wie ein
Vorwurf und das kleinste Mädchen tanzt
Nun allein einen fröhlichen Landmann
Als die Kinder weg sind sitzt er noch
Alleine mit Sandra die ihm erzählt dass
Sie heute Abend im Stadthaus tanzt
Das wollte er gerne sehen und meinte
Sie müsse sich jetzt ausruhen aber sie
Hätte ihn gerne da behalten weil er das
Ausruhendste sei was er ungern hörte
Bei der Suche nach dem Stadthaus
In der langen Allee merkt er dass es
Seine Schule von vor 50 Jahren war
Das alte Gymnasium sah aus wie früher
Der Weg führte ihn in die alte Aula die
In ganz vielem an früher noch erinnerte
Sah die alten Kandelaber noch aus der
Gasglühlichtzeit heute mit Glühbirnen
Auch die alte Inschrift war da die er
Damals noch kaum verstanden hatte
Die Vorhänge erinnerten ihn dafür an
Die Theateraufführungen der Schüler
Bei der Eröffnungsrede ist ihm als
Würde er ein Jahrzehnt seines Lebens
Plötzlich wiedererleben dann freut er sich
An einem Jungmädchenhals vor ihm
Diese trug eine Koralkenkette wie sie
Auch zu seiner Jugend modern war
Dann erschien Sandra mit kurzen roten
Hosen und tanzte mit schönem Ernst
Sie kam danach im langen hellen
Kleid mit dem sie ausdrucksvoll tanzte
Was dem Publikum am besten gefiel
Das Küster etwas kunstgewerblich fand
Bis zur Pause musste noch ein Mann
Ertragen werden der eine Säge geigte
Was auch für die Zuhörer anstrengend war
In der Pause suchte er noch Erinnerungen
An die neun Jahre auf dem Gymnasium
Er merkte wie viel er vergessen hatte
Für junge sei Vergessen Leben während
Alte darin den Tod näher kommen fühlen
Im zweiten Teil tanzte Sandra prächtig
Gewandert einen Tango zu dem einige
Der älteren Damen geradezu lasziv mit
Den Köpfen nickten noch erregender
Wurde der Schauer der durch den Saal
Ging als sie dann einen Steppentanz
Stampfte dabei bekamen viele der
Mitglieder des Volksbildungsvereins
Schon dionysische Anwandlungen
Und Küster wurde ganz Gegenwart
Dachte an nichts als das feurige
Frauenkind dort oben das über den
Köpfen seiner Schulmeister tanzte
Hinter der Bühne fand er sie dann
Umgeben von jungen Freunden wie
Vereinsdamen und ging elegant ab
Im Gespräch erzählte er von seinem
Wiedersehen das er hier gefeiert hätte
Fand aber nicht viel Anklang und fühlte
Sich fremd unter den vielen jungen Leuten
Er wollte sich verabschieden aber sie
Nahm seinen Arm und führte ihn zur
Straßenbahnhaltestelle und er liebte
Sie mit Blicken von der Seite sehr
Hatte ihn sonst die Liebe häufig so
Jung gemacht wie die Gefährtin blieb
Er heute so alt wie er war was das
Kapitel voller Schönheit beendet
Werden wir zu alt für die Liebe allem
Reiz des Tanzes zum Trotz und was
Offenbart dies von uns beginnt damit
Der Tod schon oder war es diesmal
Nur die erschlagende Erinnerung
Der so ewig vergangenen Schulzeit
Ist ein alter Mann wer lieber geht
Um sich nicht so alt zu fühlen
Mit großem Feingefühl beginnt Hessel
Dieses erste Kapitel des Romans
Mit schon vielen weiblichen Begegnungen
Bei aller Schönheit blieb Überforderung
Vielleicht beginnt das Alter wenn es
Uns unsere Grenzen fühlen lässt
Wohin immer es uns noch zieht wird
Irgendwann spürbar was nicht mehr geht
Selbst an der Schwelle zum Alter mit
Nun mitte fünfzig sind diese Gedanken
Wie das sich lichtende Haar und Gebiss
Dem Flaneur vertraut und lässt lächeln
Manche wollen sich dann noch etwas
Beweisen andere loten diese Untiefen
Lieber geistig aus es bewusst zu erleben
Da bin ich doch lieber ein anderer
jens tuengerthal 26.6.25
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