Sonntag, 15. Juni 2025

Lektürentagebuch 15.6.25

Lektürentagebuch 15.6.25

Mit Franz Hessel als Flaneur im Berliner 
Zeitungsviertel das damals in der südlichen 
Friedrichstadt noch lag das auch noch
Von deren Palästen dominiert wurde 

Schneller als andere Könige seien die
Zeitungskönige zurückgekehrt die Mosse
Ullstein und Scherl hießen denn Springer
Gab es zu dieser Zeit noch nicht

Er kennt die Räumlichkeiten teilweise als 
Beiträger der Redaktionen doch gehören
Seine Themen zur unernsten Unterhaltung
Wie er diese dabei lange wartend erlebte

Erzählt vom Gespräch mit seinem
Buchhändler der auch nur ein Sortimenter
Sei und sich nach der Decke strecke aber
Gelegentlich nett mit ihm noch plaudere

Dies gibt Hessel Gelegenheit zu einem
Kleinen Exkurs über den doch eher
Stiefmütterlichen Berliner Buchhandel
Dem noch das Großstädtische fehle 

Erfährt von der Konkurrenz durch die
Warenhäuser und hört Begriffe wie
Ausgewähltes Sortiment das gegen
Den Ramsch noch bestehen müsse

Fast scheint es mir wenn ich nun an 
Die eigene Zeit im Buchhandel denke
Dass sich seit hundert Jahren dort
Wie an den Klagen wenig änderte

Heute heißt der Feind Amazon dem
Sich engagierte Beratung entschlossen
Wie hoffnungslos wehrlos entgegen
Stellt und doch noch überlebt

Erfahren neues über den kleinen Handel
Der Bücherwagen an denen sich alles trifft
So Bücher den Lesern auch real näher
Noch bringen kann als ein Schaufenster

Was sie nicht alles tun um Leser wie
Massen zum Kauf zu bringen der so
Wertvollen Bücher die heute dank der
Preisbindung konkurrenzlos sind

Nach diesem kurzen Plausch mit
Seinem Autor wendet sich der 
Buchhändler am Wagen wieder dem
Kollegen zu für die wichtigen Dinge

Hessel schildert mit viel Gefühl die
Besondere Situation die er nach einem
Guten Tag im Zeitungsviertel erlebt
In den dort Palästen der Gewaltigen


Weiter ging es überraschend sogar
Zum gleichen Thema bei Friedrich Luft
Der über die Berliner Luft schreibt und
Dazu fragt ob wir wirklich noch lesen 

Natürlich wäre die Zahl der Analphabeten 
So niedrig wie nie wären die Menschen
Viel besser gebildet als je doch wer liest
Noch und lässt sich auf Bücher ein

Denn wer liest noch wirklich und lebt
In Büchern in die Leser ganz versinken 
Wessen Denken prägt die Literatur 
Fragt der Autor sich und uns alle

Dazu erzählt er die kleine Anekdote
Von der privaten Leihbibliothek die
Bei ihm um die Ecke war und die er
Auf Zeitungssuche erst entdeckte

Sie trug sich nicht mehr weil doch 
Keiner mehr zum Vergnügen läse
Wie zur Unterhaltung da gäbe es
Zu große Konkurrenz doch heute

Kenne das auch von Geliebten
Wie anderen Exen die gelegentlich
Noch ein Buch Zuhause hatten aber
Selbst eher nur Zeitschriften lasen

Dies am liebsten online dann um
Sich schnell durchzuklicken und
Die eigenen Vorurteile zu bestätigen
Dafür haben alle ein Netflix Abo

Friedrich Luft erzählt noch von seinem
Ersten eigenen Leserabenteuer über
Das arme Waisenkind aus Soho das
Ihn über Wochen dabei fesseln konnte

Filme und Serien werden bloß konsumiert
Diejenigen lassen sich berieseln wie
Unterhalten ohne selbst zu denken
Halten das berieselte für durchdacht

Bücher fordern bei der Lektüre zum
Nachdenken und Mitdenken auf was
Die beste Art ist etwas von der Welt
Wie dem Geist in ihrer zu erfahren

Stattdessen fahren diese ständig
Unternehmungslustigen um die Welt
Meinen sie verstünden durch die
Bloße Anschauung je irgendetwas 

Kritisch fragt schon Luft in diesem
Kleinen Essay über das Lesen wer
In den Sechzigern wirklich noch las
Wie fern ist es heute den meisten

Diese unbelesenen sind dabei meist
Politische Besserwisser mit fester
Meinung und voller Überzeugung als
Literarische Anaphabeten real ahnungslos

Dabei hat das sich berieselnde Volk
Ohne eigenes kritisches Denken die 
Gleichen Stimmrechte wie gebildete
Leser was wir Gerechtigkeit nennen

Wem gegenüber das eigentlich dann
Gerecht war mögen dafür künftige 
Generationen entscheiden meide nun
Lieber alle Nichtleser relativ konsequent

Lasse es heute mal bei nur zwei
Geschichten aus den rund 100
Büchern die ich immer parallel lese
Weil es mir auf die Wirkung ankommt

Die Botschaft der Bücher und an Leser
Darf darum heute für sich stehen und
Kapitel zehn der Buddenbrooks wartet
Auch heute Nacht noch geduldig

jens tuengerthal 15.6.25

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