Donnerstag, 26. Juni 2025

Lektürentagebuch 26.6.25

Lektürentagebuch 26.6.25

Weiter ging es schon in der Nacht
Oder ehrlicher am frühen Morgen mit
Dem zweiten Kapitel von Franz Hessels 
Alter Mann über dem ich schnell einschlief 

Nicht weil es schlecht war sondern weil
Nach zwanzig Stunden auch bei bester
Lektüre die Erschöpfung einsetzt trotz
Der besten Literatur über Hofmusik

Die durfte er am Morgen nach dem
Besuch im Kulturhaus in seinem Hof
Durch die Fenster zu diesem hören 
So dass er Hildes Klopfen überhörte 

Sie wollte dass er für sie zwei Briefe
In Berlin aufgibt was wichtig hier wäre
Sobald sie ihm Bescheid sagte denn
Sie hätte etwas ganz wichtiges vor

Er sichert es ihr zu und nennt sich
Einen armen Bankrotteur der so
Dankbar ist wie seine Töchter für 
Ihn immer noch sorgen würden 

Fragt warum sie es gerade ihm in
Dieser wichtigen Angelegenheit vertraut
Worauf Hilde seine Ritterlichkeit lobte
Er meinte es bliebe ihm ja nichts sonst

Erstens seien doch die Zeiten der
Väterlichen Autorität endgültig vorbei
Dann im besonderen noch er als
Bankrotteur für den sie noch sorgten

Darauf meint Hilde es könne doch
Von einem über Sechzigjährigen nicht
Mehr verlangt werden heutzutage noch
Geld zu verdienen ob er denn zufällig

Mal wieder ein Bild verkauft hätte
Fragt die geschäftstüchtige Tochter 
Worauf er bejahend ihr sogleich 
Die Geschichte dazu erzählt

Er prahlte so mit seinem Verdienst
Von 30 Mark vor seiner Tochter
Was er vor dieser zu gerne tat aber
Nun nicht nach Reisegeld fragen wollte

Die eilige Hilde gab ihm dann zum
Abschied einen besonders zärtlichen
Kuss auf die Stirn wie er es empfand 
Was sie wohl für Geschäfte plante 

Überlegte der Vater dann für sich 
Wie sie erst einen reichen Weinhändler
Geheiratet hatte der viel älter war und
Dick noch dazu warum er früh starb

Danach kamen verschiedene Männer
Erst heiratete sie einen Kunsthistoriker 
Wie Kunsthändler noch dazu von dem
Sie aber für einen Musiker wegging

Der dunkle Musiker dessentwegen
Sie geschieden wurde war dann
Auch nicht der Mars den diese Venus
Wie Hessel es schreibt gesucht hat

So lebte sie in einem Allerlei aus eher
Bruchstückhaften Abenteuern in die sie
Sich infolge mit immer großem Ernst
Stürzte von denen er teils nur ahnte

Anfangs hatte er ihr Vorhaltungen noch
Gemacht wie Ratschläge gegeben
Aber sie wies ihn zurück und fragte
Warum sie ihre erste Ehe wollten 

Dann hört er wieder ein Lied und geht
Nachdem er die Briefe im Tisch verstaute
Ans Fenster und hört im Hof ein Paar 
Das Lied von der Arbeitslosigkeit singen

Diese Geschichte tauchte so wörtlich
Schon in zwei anderen Geschichten auf
Was zeigt auch ein Franz Hessel der
Lektor von Fischer kochte mit Wasser

Dieser Gesang bekommt viel mehr
Aufmerksamkeit als alle vorher wundert 
Sich Küster scheinbar ist es 1931 etwas
Das sie mit Stolz besingen können

Sie hätten noch in der Woche für
Das Wochende gearbeitet heute
Ist die Arbeit Ziel der Sehnsucht
Weil heute die Muße Not wurde 

Denkt über seinen Besitz nach
Jetzt wo er alles verlor öffnet die
Schublade seines Tisches sieht
Einige Erinnerungsstücke nur

Imponderabilien nennt er das
Wenige Hab und Gut war ihm blieb
Wertlos da unverkäuflich wohl mehr
Wunderbar für ihn als je schön

Was bleibt von uns und unserem Leben
Wie richten wir uns darin gut ein um
Das was noch bleibt halt zu ertragen
Sind die Fragen des Lebens am Ende


Wie Tony Buddenbrook im Sommer
Ihre feudalen Neigungen in der Villa
Der krögerschen Großeltern also von
Der mütterlichen Seite her auslebt

Wie sie Schokolade und Kuchen
Auch an Wochentagen genoss
Dem Personal gerne etwas befahl
Nicht aufräumen oder Staub wischen muss

Wie sie morgens auf Julchen Hagenström
Wartet deren Vater die konservativen
Familien mit seiner reichen Hochzeit
Damals etwas vor den Kopf stieß

Hinrich Hagenström war nicht sehr
Beliebt bei den einflussreichen Familien
Johann Buddenbrook nannte ihn einen
Ollen Stänker ein unangenehmer Mensch

Auf dem morgendlichen Gang zur
Schule gesellte sich manchmal noch
Hermann Hagenström dazu der große
Bruder von Julchen der stets als eine

Besondere Leckerei in seiner Brotdose 
Eine mit Zunge oder Pute belegte
Zitronensemmel mit Korinthen hatte 
Die Toni unbedingt probieren wollte

Eines Tages brachte er ihr eine mit
Forderte aber einen Kuss dafür
Den er sich mit Nötigung nahm
Wogegen Toni sich heftig wehrte

Leider kam dann noch Julchen
Hinter dem Baum hervor und
Zerkratzte Toni das Gesicht was
Nahezu die Freundschaft beendete

Doch auch Toni war durchaus zu
Streichen aufgelegt und so kam
Eines Tages die Direktion in das
Haus und beschwerte sich dort

Harmlose Kinderstreiche alles
Doch etwas niederträchtig wie
Quälend für manche Opfer denen 
Sie sich weit überlegen fühlte 


Nach der Geschichte von Naphta
Beginnt die Diskussion der Herren
Castorp Settembrini Naphta Ferge
Wehsal über die Grenzen des Sein

Das große Kolloquium zum Thema
Gesundheit und Krankheit nahm
Seinen Ausgang beim Bedauern
Das Hans Castorp im Zauberberg

Über den Tod von Karin Karstedt 
Mit den offenen Händen den er 
Leider verpasst hatte infolge der
Vor Ort üblichen Diskretion äußerte

Wie Settembrini noch über den
Liebessdienst seines Zöglings
Lästerte dessen Empfänger trotz
Teurer Blumen bald starben

Naphta daraufhin noch an die
Adeligen des Mittelalters berichtet
Die sich selbst mit Lepra noch
Infizierten das Leiden Christi zu fühlen

Daraus entwickelt sich ein neuer
Heftiger Diskurs zwischen den Herren
Wobei zwei besonders debattieren
Während sich der Rest nur beteiligt

Nach vorher Gedanken wie ähnlich
Der Ordensgeist doch dem militärischen
Wäre zu dem Joachim unlängst floh
Wie nun wohl auf die Fahne Schwur

Die Fahnenflucht aus dem Dienst
Am Körper im Sanatorium führt ihn
Zum Fahneneid nach seiner Berufung
Denkt der verbliebene Vetter 

jens tuengerthal 26.6.25

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