Dienstag, 17. Juni 2025

Lektürentagebuch 17.6.25

Lektürentagebuch 17.6.25

An einem traumhaft sommerlichen Tag
Mit der Pariser Romanze von Franz Hessel
Begonnen die wie Tagebuch Januar 1915
Als Brief an seinen Freund Claude beginnt

Erzählt wie er sich nach Paris träumt
An die dort geteilten Orte und wie anders
Ihm nun alles scheint in deutscher Uniform
Während er in die Schulhefte schreibt 

Noch weiß er nicht wie und wo den Freund
Diese Briefe je erreichen werden und doch 
Will er ihm schreiben wie es ihm ergeht
Lieber nur hörte er von ihm und wo er ist

Vermutet der Freund habe einen Posten
Beim Stadtkommandanten von Paris
Ob er wohl seine Wohnung übernahm 
Die erste richtige die er in Paris hatte

Erzählt von all seinen Wohnungen in Paris
Der ersten unter dem Dach die Stube im
Hotel auf dem Montmartre die er bis zum 
Sommer hatte als es aufs Land ging

Das dann saniert wurde als er wieder kam
Wie darauf der kleine Pavillon im Garten
Folgte der so beschaulich schön war mit
Den vielen kranken Frauen dort bis er 

Auch von dort aufgrund der nächsten
Baustelle im Hof fliehen musste und
Das Atelier weiter südlich bezog an 
Der Rue Vercingetorix wo er ihn 

Erstmals besuchte ob er sich daran
Wohl noch erinnerte und er jetzt seine
Erste Wohnung übernommen hätte 
Die er verlassen musste als der Krieg kam 

Wie sie noch gemeinsam bei dem kleinen
Schreiner hinter dem Invalidendom das 
Holz für sein Bett aussuchten und dort
In seiner Küche zusammen kochten

Erinnert sich an die Tage dort wie die
Nächte in den hell leuchtenden Cafés
Die sie so gemeinsam verbrachten
Bis sich alles mit dem Krieg änderte

Dessen Ausbruch hätte er zum Glück
Nicht in Paris erlebt sondern in Flandern 
Am Strand mit Büchern die nach Meersalz
Rochen und aus denen der Sand rieselte

Wie er dort Ruhe nach einem Erlebnis
In Paris suchte das ihn aufschreckte aus
Seiner bis dahin Versunkenheit ihn dazu
Verführte das Leben der Lebendigen für 

Einen Moment mitzuspielen und von dem
Er ihm nun erzählen wolle doch kaum
Hatte er seine Ruhe wiedergefunden
Kam das Unheil und er musste fort

Wie er auf den Kasernenhöfen sich
Erinnerte an das bessere Europa dass 
Sie bauen wollten um den Fehler der
Erben Karls des Großen gutzumachen

Was ist aus ihrer Welt geworden fragt
Hessel in der sie selige Toren waren
Wo sich alle Nationen von Montparnasse 
In der Closerie des Lilas versammelten

Erinnert sich an den gemeinsamen Freund
Eberhard dessen Todesnachricht ihn 
Gerade erreichte der in Flandern noch
Im Schützengraben wohl fiel

Ob sich seine Pariser Muse die soviel
Von seinem Chaos erdulden musste
Noch an ihn erinnern wird die doch 
Mit ihnen so weise über diese Liebe sprach

Wie er in Paris ankam und dort die
Lust am Beruf und der Arbeit verlernte
Einfach in den Tag hinein lebte was alles
Sie schon gemeinsam dabei erlebten

Mit schönen Farben der Erinnerung
Malt der Flaneur die Bilder der Stadt
Wie der gemeinsamen Erlebnisse
Macht diese als Literatur unsterblich

Nun habe die Weltgeschichte ihr
Gespräch unterbrochen und er müsse
Nun seinen Teil für ihn aufschreiben
Wie er gestern Stadturlaub hatte

Dort in Straßburg sich fremd fühlte
In der grauen Uniform dann beim
Betrachten des Portals nicht grüßte
Was der Leutnant sofort rügte

Wie er dennoch einen Reiseführer
Von Paris vom 1852 erstand und
Sich an den Bildern dort erfreute
Viele Erinnerungen wieder auftauchten 

Erzählt von diesem und jenem aber
Merkt wie er damit sich davor drückt
Von dem zu erzählen worum es ihm
Eigentlich ging nun geht es nach Osten

Unsicher ob er noch einen Frühling
Erlebt oder fällt er der so nutzlos ist
Ohne Amt oder Beruf stets geblieben
Nur seinen Gedanken so gerne folgt

Eindrucksvoll mischt Hessel in diesem
Ersten Kapitel seiner Pariser Romanze
Erinnerung und Bericht aus der grauen
Gegenwart des Krieges in seinem Brief

Welch geniale Romanidee ist es schon
Die Zerrissenheit der Welt zu zeigen aus
Der ein deutscher Soldat an seinen alten
Freund in Paris voller Liebe schreibt

An den Traum vom besseren Europa
In dem die Nationen aufgehoben sind
Wie es die EU heute faktisch schaffte
Erinnert während gerade Krieg ist

Wie absurd es ihm vorkommt wenn
Sich alte Freunde plötzlich als Feinde
Im Schützengraben gegenüberliegen
Wo der Gott des Mitleids verstarb

jens tuengerthal 17.6.25


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