Museumsreisebericht
Habe heute eine wunderbare Reise
Als Flaneur durch Berlin gemacht
Bin dabei 22 km gelaufen und habe
Drei Museen und neun Ausstellungen
Dabei besuchen dürfen aber liege nun
Leicht erschöpft wie erfüllt dankbar
Auf dem Diwan und lasse die vielen
Eindrücke in mir einen Ort finden
Museumsreisen sind meine liebsten
Reisen weil sie in Ruhe schenken
Was als Eindruck in dir bleibt so
Deine Phantasie beflügeln eine
Basis für neue Träume schenken
Aus denen dann Geschichten werden
Bin vom Helmholtzkiez aus
Losgelaufen gen Tiergarten
Über die Kastanienallee quer
Durch Mitte wie durch die früher
Königliche Mitte des Brandenburger Tor
Von dort durch den wunderbar grünen
Tiergarten zum Kulturforum dem
Heute ersten Ziel der Reise bei
Strahlender Sonne war es warm
Auf den ersten sieben Kilometern
Nach zu langer Pause wieder die
Alten Freunde in der Gemäldegalerie
Besucht die teilweise überraschend
An neuen Plätzen in alter Schönheit
Den Flaneur verzauberten und so
Ist der Besuch einer eigentlich gut
Bekannten Sammlung doch auch
Immer wieder überraschend schön
Von Cranachs Jungbrunnen wie
Dem an Phantasy erinnernden
Jüngsten Gericht über Dürer mit
Zahlreichen hochkarätigen Werken
Wie sein Umfeld wie alle Großen
Der deutschen Kunst vor 1800
Ging es in die europäische Kunst
Zwischendurch noch eine kleine
Feine Kabinettsausstellung über
Das Schaffen und Schuften der
Frauen unter dem Titel An die Arbeit
Mit Werken aus Europa bis
Zum 16. Jahrhundert dabei
In Stichen und Zeichnungen
Von großen alten Niederländern über
Feine Engländer und Franzosen
Spanier zu den Italienern ging es
Immer wieder beeindruckend ist
Was Berlin da alles zu bieten hat
Alle großen Namen finden sich
Rubens Rembrandt Vermeer Hals
Gainsborough Boucher Caneletto
Tizian wollte ich alle aufzählen würde
Diese Ode viel zu lang die mit
Botticelli ein erstes Ende fand
Dann ging es in den sonst leeren
Säuleninnenhof in dem gerade
Eine Ausstellung der Kunst aus
Odessa die des Krieges wegen
Ausgelagert werden musste unter
Dem Titel von Odesa nach Berlin
Malerei vom 16. bis 19. Jahrhundert
Von teils großer Schönheit zeigte
Wie ein Museum im Museum waren
Aus den Räumen der Gemäldegalerie
Ging es danach im Kulturforum noch
Eine Etage nach oben zu einer dort
Sonderausstellung des Kupferstichkabinett
Über den Blauen Reiter die viele
Wunderschöne Grafik dieser Gruppe
Die 1909 in München gegründet wurde
Mit dem Einzug von Franz Marc wie
August Macke 1914 endet zumal da auch
Kandinsky und andere Deutschland
Als feindliche Ausländer verlassen mussten
Von zarter eindrucksvoller Schönheit
Sind diese Werke die unter dem Titel
Kosmos Blauer Reiter von Kandinsky
Bist Campendonk wunderbare Werke
Der beteiligten Künstler zeigen wie
Zart sind Marcs Tierbilder wieder
Wie eindrucksvoll auch Mackes Grafik
Sogar liebevoll gemalte Korrespondenz
Dem staunenden Betrachter zeigte
Welch Wechsel von der alten Kunst
Zum Aufbruch in die Moderne der
In dieser Gruppe zu Beginn des
Vergangenen Jahrhunderts seinen
Anfang in München nahm weil sich
Viele der beteiligten Künstler nicht
In der Kunsthochschule wiederfanden
Auch diese Ausstellung ist allen
Berlinern und Besuchern zu empfehlen
Überlegte dann einen Moment ob ich
Direkt ins Kunstgewerbemuseum im
Gebäudekomplex des Kulturforums
Weitergehen sollte oder lieber noch
In die Neue Nationalgalerie nebenan
Was ich dann tat und wo mich gleich
Fünf Ausstellungen im Untergeschoss
Erwarteten beginnend mit der
Zerreißprobe die Kunst zwischen
Politik und Gesellschaft aus der
Sammlung des Hauses zwischen
1945 und 2000 präsentierte dabei
Auch die Kunst in beiden Teilen
Deutschlands spannend gegenüberstellte
Eine eindrucksvolle Sammlung der
Moderne die durch die Präsentation
Deutlich macht wie sehr die Kunst auch
Von ihrer Umgebung abhängt was
Ideologisch geprägt war und wie sich
Die Kunst davon wieder befreite
In dieser Ausstellung war noch eine
Kleine Kabinettsausstellung zu
Christoph Schlingensief die
Den Künstler unter dem Titel
Deutschlandsuche ‘99 vorstellte
Was ein eindrucksvolles auch hier
Multimediales Bild seines Schaffens gab
Auf den teils politischen Blick auf die
Kunst folgte nun Gerhard Richter mit
Seinen 100 Werken für Berlin die der
Stadt als Leihgabe überlassen wurden
Im Zentrum steht dabei sein Zyklus
Birkenau der sich mit dem Holocaust
In großformatigen Bildern auf
Grundlage von Fotografien aus dem
Konzentrationslager eindrucksvoll
Auseinandersetzt sowie einige seiner
Farblich sehr intensiven Bilder die
Einen Eindruck vom Werk dieses
Großen deutschen Künstler geben
Sie reicht von 1980 bis in die Gegenwart
Nach Gerhard Richter kam die
Wunderbare Ausstellung von
Yoko Ono die unter dem Titel
Dream together ihre eindrucksvolle
Kunst die zum nachdenken anregt
Wie das Publikum auch beteiligt
Werke die hier erstmals ihren
Breiten Schaffensbereich zeigen
Mit zu gestalten und zu erleben
Wie etwa das gegen den Krieg
Werk das an einer langen Tafel
An der Platz genommen werden kann
Auf sich gegenüber stehenden Stühlen
Vor denen jeweils Schachbretter mit
Nur weißen Figuren stehen was den
Beobachter im Spiel schnell den
Überblick verlieren lässt wer hier
Gegen wen noch spielt am Ende
Gewinnt und verliert immer weiß
Neben dem teils zerbrochenen
Wie zusammen gebundenen Porzellan
An einer Tafel war dies sicher das
Für mich eindrucksvollste Werk
Dieser großen Künstlerin die wir
Sonst als Witwe von John Lennon
Eher kannten die aber selbst auf
Ein beeindruckendes Schaffen blickt
Auch deren gemeinsames Projekt
Gegen den Krieg aus Berlin ist
In der feinen Ausstellung zu finden
Im Skulpturengarten schließlich der
Neuen Nationalgalerie waren die
Nebelskulpturen von Fujiko Nakaya
Zu sehen die den Bau von
Mies van der Rohe eindrucksvoll
Wie ephemer umspielen die ich aber
Von genug Kunst geschafft nur
Nebenbei eher wahrnahm
Zurück ging es wieder durch den
Tiergarten den zahlreiche Jogger
Wie Radler durchquerten was zu
Regem Verkehr auf allen Wegen
Führte ergänzt noch durch die
Auf den Wiesen picknickenden
Was ich einen Moment auf einer
Bank in Ruhe betrachtete um dann
Als wäre es nicht genug Kultur heute
Schon gewesen noch im Kulturkaufhaus
Dussmann kurz zu landen dass ich
Glaube erstmals ohne neues Buch
Wieder verließ die Kunst war
Noch zu lebendig wohl in mir
Und der gesuchte Band aus der
Anderen Bibliothek war nicht da
Unterbrochen von kleinen Trinkpausen
Ging es wieder die 7km auf den Berg
Wo ich nach 22 km endlich ankam
Beeindruckt was Berlin so alles
In Fußnähe erreichbar bietet
jens tuengerthal 14.5.25
Obwohl ich in der Nähe von Berlin wohne, komme ich nicht so oft dorthin, wie ich es gerne möchte. Deshalb habe ich den persönlichen und nachdenklichen „Museumsreisebericht“ mit großer Begeisterung gelesen – geschrieben mit einer deutlich spürbaren Sensibilität und Liebe zur Kunst.
AntwortenLöschenFür mich ist dieser Text nicht nur der Bericht einer Reise durch die Berliner Museen, sondern auch ein subtiler, lyrischer Essay über das Erleben von Kunst und die Durchquerung der Stadt als intellektuelle Pilgerreise. Der Autor, der Flaneur, beobachtet, nimmt aber auch Raum, Zeit und ästhetische Erfahrungen auf.
Es beschreibt die zurückgelegte Strecke – bis zu 22 km – vom täglichen Ausgangspunkt über bestimmte Museen bis zum anstrengenden, aber zufriedenstellenden Ende des Tages. Jede Ausstellung wird mit persönlichem Engagement und Kunstverständnis beschrieben – von den Meistern der Renaissance und des Barock über die Expressionisten bis hin zur zeitgenössischen Kunst.
Besonders bewegend sind die Fragmente zur Ausstellung Gerhard Richters, die sich auf den Holocaust beziehen, und die interaktive Installation Yoko Ono, bei dem Kunst zu einem Akt sozialer Reflexion und Teilnahme wird. In diesen Momenten offenbart der Text nicht nur die Leidenschaft des Autors, sondern auch ein tiefes inneres Bedürfnis nach Resonanz mit der Kunst.
Die poetische Form des Textes betont die Fließfähigkeit der Gedanken und Eindrücke – als würden wir den Autor selbst auf seinem Spaziergang durch Berlin begleiten. Dieser Stil erfordert jedoch vom Leser Konzentration und die Fähigkeit, sich an den Rhythmus der Sprache anzupassen.
Zusammenfassend ist das Gedicht ein schönes Zeugnis dafür, wie Kunst – wenn sie aufmerksam betrachtet wird – zum Ausdruck innerer, tiefer und faszinierender Erfahrungen werden kann, insbesondere für Museums- und Kunstliebhaber.
Der Flaneur – ein Ästhet und Denker – berichtet nicht nur von Ereignissen, sondern schafft daraus vor allem ein künstlerisches Bild voller Emotionen, Assoziationen und subtiler Beobachtungen.
Im Namen der Leser vielen Dank für eine schöne, poetische Reise.
Glückwunsch!