Mittwoch, 7. Mai 2025

Lektürentagebuch 7.5.25

Lektürentagebuch 7.5.25

Herrlich humorvoll schreibt der gute
Friedrich Luft in Über die Berliner Luft
Vom Druckfehlerteufel dieser großen
Qual und Peinlichkeit aller Autoren 

Sehr anschaulich und mit dazu schönen
Beispielen aus dem Nähkästchen des
Erfahrenen Journalisten erzählt Luft auch
Einfühlsam von den inneren Dramen

Fast umbringen will sich der Autor
Immer wieder gerne wenn er liest was
Aus seinen ach so guten Gedanken 
Blamables im Druck geworden ist

Unausweichlich jedoch scheint das
Schicksal schreibt Luft die Fehler
An blamabelsten Stellen auftauchen
Wie allen Sinn so entstellen lassen

Am Ende erinnerte er an den guten
Carl von Ossietzky den lange noch
Herausgeber der Weltbühne der den
Nazis leider auch zum Opfer fiel

Dieser hätte gesagt Druckfehler seien
Völlig egal die meisten bemerken sie nie 
Die sie bemerkten bräuchten keine
Korrektur noch etwas zu bemerken


Weiter gelesen im klugen wunderbaren
Nachwort von Auto halt! des Berliner
Exilrussischen Autors Alexander Kareno
Das den Autor kulturhistorisch betrachtet

Spannend auch der Kontakt zu dem
Später wesentlich bekannteren Nabokov
Der in Berlin eine russische Zeitung mit
Herausgab und einige Romane schrieb 

Welche Rolle spielte Berlin für die vielen
Russischen Exilanten die dort sogar mit
Über 320.000 Russen zahlreicher noch
Waren als die Viertelmillion Berliner zuvor

Was wurde aus den zahlreichen dort
Russischen Verlagen und wohin ging es
Prag und Paris war für viele attraktiv 
Wie nah waren sich die Gruppen

Wie nah ist der Ich-Erzähler in Karenos
Roman der Anderen Bibliothek dabei
Dem historischen Kareno was könnte
Wirklich authentisch erlebt sogar sein


Etwa zur gleichen Zeit erzählt uns
Ernst Troeltsch von der Fehlgeburt
Einer Republik im Spektator Berlin 
Am 6.4.1920 vom Klassenkampf

Wie schnell dieser Bürgerkrieg
Werden könnte und wer was
Während des Kapp Putsches als
Teil der Agitation auch vertrat 

Der mecklenburgische Baron der
Mit Reichswehr von seinem Gut 
Die Stadt erfolglos angriff wobei
Es schwere Schäden auch gab

Wie die Bürger den rechten Baron
Vertrieben die also gute Demokraten
Waren beim Adel als Bolschewisten
Systematisch verunglimpft wurden

Dagegen wurde das Militär egal ob
Demokratisch oder Monarchistisch
Als staatstragend gelobt während
Bürger als Bolschewisten galten

Sehr fein analysiert Troeltsch die
Zustände im Reich wie die daraus
Resultierend Gefahr dass doch der
Kapp Putsch vom Klassenkampf

Zum Bürgerkrieg übergeht durch
Großen Leichtsinn beider Seiten
Wenn der Adel alle Demokraten
Als Bolschewisten verunglimpft 

Spaltet dies wie die rote Ruhrarmee
Franzosen fördern dabei noch beide
Also Spartakisten und Adel um das
Verbliebene Reich zu zerreißen

Wie soll sich ein konservatives 
Bürgertum hier positionieren das
Weder zurück zum Adel mit Kapp 
Wie der Armee Herrschaft nie will

Wohin die Herrschaft Hindenburgs
Das Reich geführt hatte war ja vor
Der gefährlichen Revolution schon
Offensichtlich genug geworden 

Dass er Jahre später als Kompromiss
Noch vorgeschlagen wie gewählt wurde
Zeigt den Weg in den Untergang der
Hier noch jungen Weimarer Republik

Der Kapp Putsch scheiterte doch 
Wurden kaum Täter verurteilt auch
Fehlte mit der Reichswehr nun die
Gewalt das Recht durchzusetzen

Mit feinem Blick von innen analysiert
Troeltsch als konservativer Christ
Die Zustände der Republik und weist
Auf die Gefahr des Scheiterns hin

Wer weiß was nach 1933 geschah
Wie Hitler durch die konservative
Macht aus Rechswehr und Junker 
An die Macht erst kam sieht wie

Hellsichtig Troeltsch bereits schrieb
Welche Gefahr der Demokratie droht
Kann daraus für heute lernen um
Nicht Geschichte tödlich zu wiederholen


Weiter in Berlin nur im Jahre 1846
Geht es mit dem Berlin Buch von
Ernst Dronke diesem vielfältig so
Genialen Sittenbild aus Preußen

Auch dieser große Band aus der
Anderen Bibliothek gibt einen feinen
Blick auf das historische Berlin noch
Bevor es Reichshauptstadt wurde 

Berlin sei voll von Leuten welche
Nur vergnügungshalber hier lebten 
Sich jede Art von Genuss verschaffen
Sei ein Stapelplatz der Müßiggänger 

Dabei sei die Großstadt freier als
Die Provinz und mache es leichter
Sein Leben einfach zu verschwenden 
Wie das Vermögen zu verschleudern

Die Neulinge gingen zuerst auf
Wohnungssuche zwischen der eher
Vornehmen Friedrichstadt und dem
Einfacheren Medizinerviertel noch

Vom vermieten einzelner Stuben an
Gäste und Besucher lebten schon
Große Familie und zahlten so Miete
In Häusern um die Charité herum

Herrlich erzählt Dronke dabei wie
Junge attraktive Witwen sich gerne
Um junge Ärzte und ihr Vermögen
Von dem wenig bleibt bemühen

Ob aus Mitleid oder echter Liebe
Wird so mancher Student und auch
Besucher Opfer des Heeres der
Berliner Witwen als Vermieter

Fein ironisch beschreibt Dronke
Die gesellschaftlichen Zustände 
Wer sich wie warum um wen bemüht
Analysiert nüchtern die je Vorteile 

jens tuengerthal 7.5.25

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